Normalerweise flachen zweite Teile ja schnell ab. Was jedoch diese Neuauflage des Teamworks Leica M/Leica Q betrifft, hat sich die Kombination in ihrer Effizienz für gedankenschnelles Arbeiten mit verschiedenen Brennweiten ohne die Notwendigkeit von Objektivwechsel erneut bewiesen. Wer jetzt einwendet, das könne man mit einem guten Zoom-Objektiv noch viel bequemer erreichen, ohne gleich zwei Kameras herumzuschwenken, dem sei gesagt, dass ich kein Zoom-Objektiv kenne, das den „Look“ einer Leica Summilux-Festbrennweite, sei es 50er oder 28er, reproduzieren kann, geschweige denn so lichtstark ist.

Dreamteam

Frisch dem Grab entstiegen

Scary Leica Q bei f/1.7 1/125s ISO 10 000

Scary – Leica Q bei f/1.7  1/125sec    Dieses Bild ist mit 10 000 ISO gemacht. Minimale Rauschunterdrückung (Luminanzrauschen in LR, Wert: 21)

Seit einigen Jahren nun begleite ich die Jahreskonzerte der Musikschule Porta, jedesmal ein Highlight. Aber diesmal: Kaum noch zu toppen! Unter der Gesamtleitung von Christiane Pesendorfer wurden Teile des Musicals „Tanz der Vampire“ gebracht, die das Publikum förmlich aufsaugte (man beachte das raffinierte Wortspiel). Eine unglaubliche Menge von anderen Menschen, vom Ensemble mal ganz abgesehen, war an der Realisierung dieses Projektes beteiligt, aber ich überlasse es der Internet-Seite der Musikschule Porta, die „Credentials“ zu geben. Das Musical war nur ein Teil des Jahreskonzerts, es gab noch einige andere Beiträge, aber ich beschränke mich hier, sonst sprengt das den Rahmen.

50er Summilux: Chiaroscuro

Akteure lauschen der Regie: Das 50er Summilux erschafft ein gemäldeartiges Bild im Chiaroscuro-Stil

Für mich hiess es diesmal: Bühnenfotografie! Ich liebe dieses Genre! Wenn ich in ein Theater gehe, schaue ich mir neidvoll die Programmhefte an und seufze im Stillen, das es mir doch auch einmal vergönnt sein möge, ganz nah man Geschehen die Emotionen einzufangen.

Eine gute Fee besuchte mich schon irgendwann im Herbst letzten Jahres. Sie liess Glitzer aus ihrem Zauberstab über mich regnen und verkündete: „Mein Name ist Isolessa Summilux, ich bin die gute Fee der Fotografen. Freue dich, dein sehnlichster Wunsch wird in Erfüllung gehen!“

Ich freute mich, aber zermarterte mir das Hirn. Was war das noch gleich? Aussehen wie George Clooney? Dann fiel’s mir ein: „Cool! Das Date mit Jennifer Lawrence, wann…?“

„Mumpitz“, sagte die Fee leicht angesäuert. „Bühnenfotografie!“ Da hatte ich’s. Ich freute mich noch mal, die Zeit verging, und gestern war’s soweit: Die Show fand vor ausverkauftem Haus statt! Ich war vorbereitet.

Das Ensemble, ein Haufen Blutsauger

Das Ensemble. Hinter der Bühne musste ich immer aufpassen, nicht plötzlich ein paar Liter Blut zu verlieren.

Eigentlich fotografiert man bei den Proben, nicht bei der Aufführung selbst. Und auch in diesem Fall war es ein Segen, dass es eine Generalprobe mit Kostümen gab, denn da kann der Fotograf sich nach Herzenslust auf der Bühne bewegen. So war das die Gelegenheit für einige „Close-ups“.

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Ausserdem konnte ich mich mit den Gegebenheiten vor und hinter der Bühne vertraut machen, auch von wo welche Akteure auftauchen und wie sie sich dann auf der Bühne bewegen, um immer einen günstigen Aufnahmewinkel zu haben. Bildkomposition in dem Zusammenhang ist kein Zufall, sondern Ergebnis vorausschauender Planung. Zur rechten Zeit am rechten Ort und so weiter, bla, bla.

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Ich wuselte also sowohl bei der Probe als auch bei der Aufführung an strategisch günstige Positionen. Dabei spritze ich immer wieder „Backstage“, weil sich in der „Maske“ auch Interessante Sachen abspielten. Ich wünschte, ich hätte einen „Zeitumkehrer“ wie Hermione in H.P., oder meine eingebildeten multiplen Persönlichkeiten wären real vorhanden, dann könnte ich überall gleichzeitig sein. No such luck.

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Spieglein, Spieglein… immer was los in der Maske

Meine „Arbeitspferde“ waren also die M240 mit dem 50er Summilux (den Blendenring bei f/1.4 festgeschweisst) und die Q, die ich auch meist weit offen gebrauchte, aber gelegentlich abblendetete, um die Tiefe der Bühne zu erreichen. Mit den beiden Kameras (und den beiden Brennweiten) konnte ich eigentlich  alle „kompositorischen“ Bedürfnisse stillen. Aber von Ehrgeiz zerfressen, hatte ich noch zwei weitere Kameras dabei: Meine M3, geladen mit Kodak Tri-X und die Fuji X70.

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Porträt mit 50er Summilux weit offen

Vor die M3 kam mein 35er Summilux, weil ich mit dem 400 ASA-Film Lichtstärke brauchte. Etwas unpraktisch wegen des Suchers, der nicht den ganzen Bildwinkel des 35ers zeigt, aber das 50er Summilux wollte ich vor der M haben und mein 50er Summicron ist zwar ein Klasse-Objektiv, aber mir fehlt dann eine ganze Blendendstufe und das macht sich in dem Bereich schnell bemerkbar. Ich hatte mich ziemlich spontan entschieden, die M3 mitzunehmen, so hatte ich zuhause nur den Tri-X, nichts Empfindlicheres.  Man kann natürlich den Film auf 800 ASA „pushen“, aber ich wollte nicht zu grobes Korn, ausserdem kam ich bei der dort vorherrschenden Beleuchtung meist mit 1/30 oder 1/50s aus, das reichte mir. Auf das Ergebnis der zwei Rollen Film, die ich belichtete, muss natürlich noch etwas gewartet werden. Ich weiss noch nicht, wann ich die Zeit für die Entwicklung finde.

Nur ein kleiner Biss!

Herbert findet Alfred zum anbeissen

Wenn ich zwischen den drei Sucherkameras „switchte“, war das ein sehr unterschiedliches Erlebnis. Die Q gewährt einen ziemlich „elektronischen“ Blick, aber selbst bei der Beleuchtung, mal schummrig, mal blendend helle Scheinwerfer, immer problemlos. Der Blick durch den Sucher der M240 ist für mich so normal wie der aus meinem Wohnzimmerfenster. Aber jedes Mal, wenn ich die M3 ans Auge hob, grenzte das an Reizüberflutung: Diese Helligkeit, diese… Größe! Man taumelt fast einen Schritt zurück, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Der beste Sucher, der je in eine Kamera gebaut wurde. Sie ist jetzt 60 Jahre alt.

Die X70 fristete ein Schattendasein. Für solche Gelegenheiten hatte ich sie auch nicht für mich gedacht, aber ich machte ein paar Fotos zwischendurch, um sie mal bei diesen Lichtbedingungen zu testen. Ausserdem erwies sich das schwenkbare Display wieder als vorteilhaft, weil ich mich mit Kamera auf Hüfthöhe unbemerkt an meine Beute schleichen konnte.

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Ich wechselte also Kameras wie ein Zirkusjongleur. Aber nach Sichtung aller Bilder muss ich feststellen: Am häufigsten benutzte ich die Q, weit öfter als die M240, die mir zwar einige schöne Shots mit schöner Isolierung des Objekts brachte, aber für den Gesamteindruck war mehr die Q verantwortlich.

Die Gräber öffnen sich

Die Gräber öffnen sich

Der heilige Barnack steh mir bei, wenn das, was ich gleich zu Papier, äh, auf den Bildschirm bringe, möglicherweise den Tatbestand der Häresie erfüllt aber… die Q allein hätte den Job auch geschafft! Da, jetzt ist es raus…möglicherweise holen mich bald die Schergen aus Wetzlar, um mich dem Großinquisitor Dr. Kaufmann vorzuführen, aber ich stehe zu meiner… abartigen Lehre.

Nichts zum Kuscheln!

Die sind nicht zum Kuscheln! Der weite Bildwinkel der Q ist der bizarren Szenerie angemessen

Wenn es nicht ausdrücklich um Isolation des Motivs ging, war der Weinwinkelblick der Q sogar besser geeignet, die bizarre Szenerie darzustellen, als der relativ „langweilige“ Bildwinkel des 50ers auf der M. Aber natürlich gilt: Sonst habe ich, statt mit Kameras, mit Objektiven jongliert. In den Vorjahren hatte ich aus eben diesen Gründen alles von 21 bis 200mm vor der M und das ging hervorragend. Meine provokative These ist, dass man mit einer guten Kamera mit Festbrennweite bewaffnet alles abdecken kann, vorausgesetzt, man darf nah genug heran. Das haben auch schon genügend Leute mit der Fuji X100 bewiesen.

Gruselige Braut

Gruselbraut

Bühnenfotografie ist eigentlich eine Schwarz-Weisse Domäne. Aber dies ist eine Ausnahme, und wer die Bilder anschaut, versteht hoffentlich, warum. Mit Beleuchtung, Masken und den Kostümen fand ein Farbenrausch statt, der zum Gesamteindruck unbedingt dazugehört (dennoch bin ich auf die Tri-X Bilder gespannt). Übrigens, Farben: Man merkt die unterschiedliche Gewichtung im Weissabgleich zwischen Q und M. Die Q ist deutlich kühler (und ich muss sagen, realistischer) als die M, ebenso sind die Hauttöne der Q angenehmer. Bei der M muss man immer ein bisschen tricksen, bis es passt.

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Ich denke, man kriegt so langsam einen Eindruck, was da los war. Das Schwierigste war, hinterher überhaupt Bilder auszusortieren, denn ich habe nicht die Entschuldigung, dass viele einfach nichts geworden sind. Kaum unscharfe oder verwackelte Fotos. Wenn, dann wegen meiner Unzulänglichkeit, das Summilux zu fokussieren. Die Q hatte ich im Single-Modus, der Autofokus nagelte alles auf den Punkt fest, die Bildstabilisierung tat ihr übriges.

Steife Glieder

Wenn ich die Bilder ansehe, die hier gezeigt werden, habe ich immer den Eindruck, es fehlt noch was. Davon abgesehen, dass ich den ganzen ersten Teil des Konzertes verschweige, aber wer sich mehr Bilder ansehen will, für den werde ich die entsprechende Seite der Musikschule verlinken, wenn sie online ist.

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Porträts habe ich ohne Ende gemacht. Mein gewohnter Ansatz ist, dafür wenigstens 50er, 75 oder 90er Brennweite zu nehmen, aber die 28mm der Q sind kein Problem, wenn man nicht zu nah herangeht.

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Die Porträts der Ahnen

Mein Fazit? Gebt mir eine Q, lasst mich nah genug heran, und ich mache damit alles, ohne dass ihr etwas vermisst. Gebt mir eine M mit 50er Summilux dazu, und ich zeige euch, was ihr vergessen habt, zu vermissen!

Smile!

50er Summilux: Perfekte Isolation

Alle Bilder sind als DNG’s in Lightroom entwickelt, nur die Tonwerte angepasst, bei den Fotos der M240 manchmal die Farbtemperatur etwas kühler eingestellt. Entweder gar keine oder minimale Rauschunterdrückung (zwischen 160 und 10 000 ISO kam alles vor), dann als JPG’s exportiert.

Nebenbei: Für die Fortsetzung von „Falsches Spiel in Camera City“ brauche ich noch etwas… aber sie kommt.

 

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