Und wieder ein neuer Co-Autor! Mein Freund Jürgen ist erfahrener Benutzer einer Fuji X-E2. Da lag es nahe, ihn um einen Erfahrungsbericht zu bitten. Jürgen ist übrigens der, mit dem ich jedes Jahr meine Mountainbike-Tour mache (einmal sogar nach Kopenhagen…). Wie ich legt er Wert auf hohe Leistung in kleinem Packmass, und da kommt die X-E2 gerade recht. Und noch etwas… nicht jeder, der sich mit der Technik einer Kamera gut auskennt, ist auch in der Lage, damit tolle Bilder zu machen. Hut ab vor Jürgens „fotografischem Auge“! Allein die Bilder sprechen für sich. Aber ich überlasse ihm jetzt das Wort:

Über ein Jahr mit der eierlegenden Wollmilchsau – Fuji X-E2

Temperatursturz am Wochenende. Da ich keine Briefmarkensammlung habe und ungern tropfende Wasserhähne repariere, nehme ich mein letztes Fotobuch in die Hand: Osterferien in Portugal. Erinnerungen an eine frühsommerliche Zeit im Süden vertreiben die Gedanken an den drohenden Graupelschauer draußen.Fujifilm X-E2 Die Fotos stammen alle aus der Fuji X-E2, die ich seit einem guten Jahr nutze. Eine Zeitspanne, die es verlangt, mal zurück zu schauen. LIghtroom zeigt mir insgesamt knapp 5000 Bilder, die ich als gut gelungen und des Sammelns wert erachtet habe. Das sind ca. 15 Bilder pro Tag. War ich da in meiner Bewertung zu großzügig? Die Fuji X-E2 war vom Start weg keine große Unbekannte. Seit einem Jahr im Handel löste sie bei mir einen X-E1 Body ab, den ich in der Familie weiterreichen durfte. So konnte ich sie gleich für Familienfeiern, Portraits, Ausflüge, Urlaube, lokale Events und berufliche Anlässe einsetzen. Und auch wenn Fuji wegen mangelndem Kaufanreiz dieses sicher nur ungern hören möchte: Ich bin immer noch glücklich damit.

Eine große Kleine

Die X-E2 ist hervorragend „mittelmäßig“. Groß genug, um gut in der Hand zu liegen, gute Haptik und klein genug, um sie (fast) immer dabei zu haben. Zusammen mit dem 35mm/1.4 Objektiv wiegt sie 570g. Nehme ich mein Lieblingsweitwinkel 18mm/F2 auf Wander- oder Fahrradtouren mit, so habe ich insgesamt 725g im Rucksack. Das trage ich gern. Auf unserer Portugal-Tour war das besonders wichtig, da wir nur als Backpacker mit zusätzlichem Tagesrucksack unterwegs waren und unsere gesamte Urlaubsausstattung damit auf dem Rücken trugen. Als beim Einpacken noch genügend Platz war,  habe ich das 14mm und das 23mm ohne grosses Nachdenken schnell mit verstaut. Muss ja nicht alles in den Tagesrucksack, dachte ich.

Jahr mit der Fuji X-E2

Manchmal hätte ich gern auf Reisen eine Kamera im Hosentaschenformat und schau da auf die X70, die mir immer wieder begeistert gezeigt wird. Allerdings merke ich, dass diese als alleinige Kamera ohne Wechseloptik für meine Fotos insgesamt nicht ausreichen würde. Gerade Lissabon ist entweder unheimlich breit im Panorama (14mm) oder die Motive in gewissem Abstand, der nicht zu verringern ist (35mm).

Und manchmal hätte ich gern eines dieser riesigen Plastikmonster, um mich hinter ihnen verstecken zu können oder eine Spur von Unsicherheit durch imposante Größe zu kompensieren. Das schafft sie einfach nicht! Ist dagegen viel zu niedlich. Habe nach mancher Fotoserie bei Portraits oder Feiern überraschte Gesichter gesehen, sobald sie die Qualität der fertigen Bilder sahen.

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Bildqualität

Bei Landschafts- oder Architekturfotos lege ich großen Wert auf eine detailreiche Schärfe. Da macht es mir bei Fuji immer wieder Spaß, bis auf Pixelebene in die Fotos hinein zu zoomen und bei feinsten Linien zu schauen, ob diese nun 2 oder 3 Pixel breit abgebildet wurden. So scharf ist die Kombination des Sensors mit den guten Prime-Objektiven – und das bis in die Randbereiche! Besonders grandios zu sehen beim Elevador de Santa Justa – ein Relikt aus der Zeit um den Baumeister Eiffel. Normalerweise wirkt heutzutage eine 16MP-Auflösung auf dem Papier eher gering, doch in meinen Augen kommt es darauf an, wie genau jedes einzelne Pixel belichtet wurde. Und ehrlich gesagt: bei Portraits sind doch schon 16MP mehr als wir alle sehen wollen.

Elevador de Santa Justa

In der Nachbearbeitung

Viele schwärmen von den fertigen Jpgs, die die Kamera bereitstellt, doch für mich ist eine Kombination aus RAWs und kurzer Nachbearbeitung in Lightroom und ggf. Silver Efex wichtig. Die Dynamik des Sensors lässt hier großen Spielraum zur Kompensation dunkler Bildteile. Bei manchen Szenen mit großem Helligkeitsunterschied können wir in der realen Situation mit dem Auge in die verschiedenen Bereiche schauen und passen unser Auge entsprechend an. Das fertige Bild der Kamera liefert aber nur eine einzige Helligkeitsebene. Ein Anheben der Tiefen in LR ohne Erzeugen eines HDR-Images kompensiert da gern etwas. Deshalb freue ich mich über die dynamischen RAWs der Fuji. Gerade bei Aufnahmen mit Gesichtern verdunkeln sich im Sonnenlicht die Konturen und verringern die dargestellten Emotionen. Und noch kurz zum Stichwort HDR: Noch mehr Dynamik wäre manchmal toll, doch ich mag den oft zu kitschigen Look der extrem hochgezogenen Bilder nicht so sehr. Da kann man lieber etwas Bildinfo weglassen.

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Low light

Die ganze Geschichte der Sensorentwicklung der letzten 20 Jahre kann man auch gern auf das LowLight-Verhalten reduzieren. Wie dunkel kann es sein, um bei annehmbarem Rauschverhalten ein brauchbares Bild von bewegten Szenen zu erzielen. Dieser Wettbewerb der Hersteller wird immer weiter gehen. Die Fuji X-E2 hat da inzwischen einen guten Stand erreicht. Ich kann das daran messen, wie gut sie bei abendlichen Feiern in Räumen mit dem vorhandenen Licht auskommt. Das hat im letzten Jahr hervorragend funktioniert und ich konnte jede Aufnahme auch machen, die mir in den Sinn kam. Sie ist kein bloß-eine-Kerze-im-Raum-Wunder, doch ich bin beim Blick auf die Ergebnisse immer wieder angenehm überrascht.

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Update

Eigentlich spreche ich von meiner Erfahrung mit ZWEI und nicht einer Kamera. Seit dem 4.0-Update halten alle XE-2-Nutzer ein völlig neues Produkt in der Hand, dass der aktuellen XE-2s ähnelt. Vom Bildschirm bis zu den vielen neuen Features wurde fast alles auf einen neuen Stand gebracht. Silent Shutter und Eye-Detection finde ich dabei besonders praktisch. Und die vielen neuen Statuseinblendungen am Bildschirmrand brauchen zwar viel Eingewöhnung, doch wenn man sich mal richtig damit befasst hat, geniesst man diese neue Übersichtlichkeit.

Keine point-and-shoot-Kamera

Einfach anstellen und auslösen. Tolle Idee. Bei manchen Voreinstellungen kann das funktionieren. Die X-E2 kann sowohl die Belichtung automatisch finden als auch Gesichter zur passenden Fokussierung analysieren. Und bei Landschaftsbildern wird der Fokuspunkt auch – wen wundert es – immer passend gesetzt. Aber bitte nicht zufällig auf eine der vielen Tasten kommen oder etwas verstellen…XE2_002_exp

Der eigentliche Spaß beginnt bei der X-E2 aber abseits dieser Variante. Dazu kann man im Vergleich zu vielen anderen Kameras, die äußerlich einen eher übersichtlichen Eindruck machen, durch die vielen individuell belegbaren Knöpfe und Schalter vieles sofort einstellen. 3 Sekunden für den passenden Tastendruck statt 3 Minuten Suche im Menü. Focus, Blende, Zeit, Kompensation, Shutter, ISO etc.. Schnell auslösen, bevor das Motiv von der Linse verschwindet.

Die aktive Bestimmung der Blende mit irrem Freistellungspotiential ist klasse. Bei Portraits muss ich immer wieder über die Regel schmunzeln, dass man zur Fokussierung das dem Betrachter zugewandte Auge auswählen sollte. Bei dem 56mm/f1.2-Objektiv muss man das bei Offenblende immer berücksichtigen! In der Tiefe werden bei Kopfaufnahmen nämlich nur knapp 1-2 cm scharf. Klasse Look!XE2_007_exp

Die spontane Belichtungskorrektur durch ein einfaches Rädchendrehen erspart bei Fotos mit extremen Highlights ein Ausbrennen von Strukturen. Im Vergleich zur analogen Fotografie, bei denen die Chemie die dunklen Bildteile vernachlässigte, ist ja auf den Chips bei den Lichtern das Detailende schneller erreicht. Im Zweifelsfall einfach runter mit der Belichtung und dann bei Bedarf in Lightroom wieder hoch holen. Da geht so einiges. (Anmerkung des Edit.: Vertiefung dieser Materie im Tutorial „Invarianz“ möglich)

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Die Auto-ISO-Funktion lässt bei der Wahlkombination Zeit/Blende viel Spielraum. Wenn ich fotografiere, entscheide ich im Regelfall nur noch zwischen ISO 200 (Basis) und Auto-ISO, dann wahlweise bis 3200 oder sogar 6400. Tagsüber ist das ja fast egal, aber wenn es dunkel wird… dann kann ich Lowlight-Bildzerstörer wie das Rauschen (bei Nachtaufnahmen auf Stativ bitte immer mit ISO 200) oder Verwackeln durch zu geringen Verschlusszeit (dann bitte immer Mindestverschlusszeit bis ISO 6400) vermeiden. Das hört sich im ersten Augenblick kompliziert an, ist aber in der Praxis einfach.

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Und wie geht es weiter?

Entweder investiert man in einen neuen Body, in neue Objektive oder besser noch in Reiseziele. Mit dem X-E2-Body bin ich besonders nach dem Firmware-Upgrade noch sehr zufrieden. Obwohl ich mich viel mit der Kamera beschäftige, sehe ich immer noch viel Potential, das ich noch nicht ausgeschöpft habe. Und bei den Objektiven habe ich inzwischen meine Wunschkombi zusammen und geniesse deren Bildqualität.

Hafen Konstanz am MORGEN

Als kleine Tipp für Fuji-Neueinsteiger: die Preisdifferenz zwischen neuen 24MP-Bodies (aktuell die X Pro-2) und den „alten“ Sensoren ist ziemlich groß. Vielleicht sollte man erwägen, lieber eine X-E2, XT-1 oder X-E2s zu kaufen und sich dann ein zusätzliches Objektiv zu gönnen. Die wahren Fuji-Schätze sind die Festbrennweiten-Objektive!

Zum Abschluss noch ein paar Fotos aus Lissabon. Immer eine Reise wert!

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5 Comments

  1. Pius Huszar

    Danke für den guten Beitrag und den Bildern! Grüße Pius

  2. Georg B.

    Den Aussagen zur Fuji E2 kann ich mich nur anschließen. Obwohl es meine Zweitkamera für diese ‚immer dabei‘ Situationen ist, hat das System, egal ob mit Fuji- oder Zeiss Optiken eine sehr hohe Qualität und ich fürchte das ganze Potential der Kamera nutze ich auch noch nicht aus.
    Ihre Einschätzung des Sensors im Vergleich zum neuen 24-MP Sensor teile ich: Jeder muss für sich selber die Frage beantworten, ob der teure Sensor wirklich Vorteile bringt oder nur teurer ist.

    Nicht zuletzt: Ihre Fotoreihe beeindruckt mich.

  3. Vielen Dank – ein sehr schöner, unprätentiöser Bericht mit lehrreichem und wesentlichem Inhalt.

  4. Danke für den Beitrag, sehr schöne Bilder. Hab die Fuji X100T und hab viel Freude damit.

  5. Klaus R.

    Sehr schöne Bilder, danke fürs Zeigen. Das macht Lust auf Lissabon.

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