Erst vor kurzer Zeit kam das Ergebnis des DxOMark Sensor-Ranking für die Leica Q2 heraus. Halleluja! Eine Leica stößt in die ersten 10 Ränge vor, dem Olymp der digitalen Voll- und Mittelformat-Kameras. Sony hat Halbmast geflaggt, in Wetzlar knallen die Sektkorken, in der Entwicklungsabteilung versteht man sein eigenes Wort nicht mehr, weil „Freude, schöner Götterfunken“ den ganzen Tag „full blast“ läuft.
Aber warum eigentlich? Was sagen blanke Sensor-Messdaten über den praktischen Wert einer Kamera aus? Und ist die absolute Bildqualität das wichtigste Kriterium für Inhalt und Aussage eines Fotos?
Wohl kaum. Wenn man „Alle meine Entchen“ auf einem High-End-Soundsystem abspielt, werden daraus nicht die Brandenburgischen Konzerte von Bach. Die behalten ihren Wert nämlich auch, wenn sie von einem Grammophon kommen. Man kann mit dem tollsten Sensor absolut beschissene Fotos machen. Freilich von hoher Bildqualität.
Andererseits ist es natürlich schön, Bach mit gutem Klang zu hören, und einem guten Foto schadet ein hohes technisches Niveau auch nicht.
Schein und Sein
Was meinen natürlichen Widerspruch reizt, ist der Hype, der um die ach so tollen DxO-Ergebnisse gemacht wird. Reviewer sind ausser sich vor Freude: „Endlich mal ’ne Leica mit ’nem Sensor, der sich sehen lassen kann.“
Ich füge hinzu: Auf dem Papier.
Bevor mir jetzt alle böse sind, die eine Q2 besitzen: Ich hatte die Q2 eine ganze Weile. Ich habe sie wirklich in den unterschiedlichsten Verhältnissen auf Herz und Nieren getestet, die Ergebnisse sind auf Augenhöhe mit jeder High-End-Kamera auf dem Markt. Und ich denke, dafür gibt es genug Beispielbilder in den die Q2 betreffenden Beiträgen. Die Verbesserungen der Hardware und die Verfeinerung der Benutzeroberfläche sind deutliche Pluspunkte gegenüber der klassischen Q. Aber was die Kamera wirklich zu einer der besten Kompaktkameras überhaupt macht, sind die von der Q1 geerbten Gene, die Benutzeroberfläche in Kombination mit einem guten Sensor und einer Klasse-Optik. Für mich ist die klassische Q eine Design-Ikone, an die die Q2 anknüpft.
In diesem Artikel geht es mir nur um die Verhältnismässigkeit. Und wie sich Leute immer noch von Laborwerten blenden lassen. Ich würde es als „des Kaisers neue Kleider – Effekt“ bezeichnen. Es geht nicht darum, zu zeigen, dass die Q2 schlechter ist als DxO es darstellt (oder überhaupt „schlecht“, ganz im Gegenteil), sondern wie sich der vermeintliche Abstand im Sensor-Ranking zur klassischen Q oder zur Leica M10 plötzlich verkleinert, wenn man sich die Messergebnisse nicht von DxOMark „vorkauen“ lässt.
Sensor-Ranking von DxOMark
Mir kommen im Zusammenhang mit dem DxO-Mark Sensor-Ranking immer zwei Dinge in den Sinn:
- Erstens der selige Marcel Reichmann (der viele Jahre Luminous Landscape geführt hat). Er sagte schon vor Jahren, er traue lieber seinen eigenen Augen, was die reale Performance einer Kamera betrifft, als DxO-Messwerten.
- Zweitens die Sache mit dem Sensor der M9. Als der vor einigen Jahren von DxO getestet wurde, schnitt der „unterirdisch“ ab. Viel Häme von den Leica-Kritikern, die wussten ja schon immer, dass das Ding nur überteuerter Elektroschrott ist. In der Realität lieferte die Kamera mir Bilddateien, die alles in den Schatten stellten, was mir meine Vollformat DSLR bis dahin geboten hatte. Noch heute wird die M9 wegen des besonderen „Charakters“ dieses CCD-Sensors gesucht. Die Wahrheit ist eben, dass die blossen Sensorwerte Schall und Rauch sind, solange man nicht Kamera als ganzes sieht. Und auch, was sich sonst noch vor dem Sensor befindet oder nicht (z.B. ein AA-Filter) und vor allem die verwendete Optik berücksichtigt. Leica-Objektive sind nun mal „optisch erste Sahne“. Trotzdem: Auch das tollste Objektiv kann einen miesen Sensor nicht retten. So schlecht kann der aus der M9 also nicht sein. Was ist da schiefgelaufen?
DxO-Mark erhebt durchaus nicht den Anspruch, mit dem Ranking über den wahren Gebrauchswert einer Kamera zu urteilen, allerdings kommt das nicht immer klar herüber. Es sind reine Sensor-Messdaten (bei Systemkameras ohne Objektiv). Die Informationen dazu muss man ganz stark filtern. Bei der Q2 zum Beispiel wird im Begleittext (gleich im zweiten Absatz) erwähnt, dass Leica die Optik der Q2 für die hohe Auflösung optimiert habe – eine falsche Behauptung. Wir wissen, dass das Summilux Objektiv der klassischen Q 1:1 übernommen wurde.
Weil sich bei der Q2 das Objektiv bekanntermassen nicht abnehmen lässt (ausser mit einer Flex), gibt DxO an, dass „Assumptions“ (Annahmen) gemacht werden mussten, um die Sensordaten zu messen. Aber was haben sie angenommen? Jeder, der mal wissenschaftlich gearbeitet hat weiss, wie stark solche Postulate Einfluss nehmen können. Ebenfalls steht die Vermutung im Raum (siehe DxO Text), dass der Sensor der Q2 und der der neuen Panasonic Lumix DC-S1R entweder identisch oder sehr ähnlich sind. Auch deswegen kann schon die (unbewusste) Erwartungshaltung der Tester das Endergebnis beeinflussen. Ich gebe zu, dass das eine Unterstellung ist. aber solche Dinge sind eine der typischen (menschlichen) Fehlerquellen bei angeblich „objektiven“ Analysen.
Aber meine Bedenken richten sich nicht in erster Linie gegen die Messmethoden von DxOMark, sondern eher gegen die Bewertungskriterien für die Ergebnisse. Die Reihenfolge im Ranking ist ein logarithmischer Wert, der auf der Zusammenfassung der Messdaten beruht. Deren Interpretation bietet, vorsichtig ausgedrückt, „Spielraum“.
Manipulative Interpretation der Ergebnisse.
Fakt ist, dass bestimmte Messwerte schon dadurch beeinflusst werden, welche Messbedingungen man schafft und welche „Annahmen“ man sonst noch voraussetzt. Aber wenn man dann Messwerte hat, ist die nächste bewusste (oder unbewusste) Manipulation möglich, wenn man die Interpretation gleich mitliefert, wie es DxOMark macht.
Ich war verblüfft, als die Leica Q2 so viel besser abschnitt als die Q1 oder die M10. Zwei Kameras, die ich seit Jahren kenne und ausserdem weiß, was ich unter schwierigen Bedingungen (Low-Light, Gegenlicht etc.) von den DNG’s erwarten kann. Schon am ersten Tag mit der Q2 machte ich einen einfachen Vergleichstest mit der Q1 zum Rauschverhalten bei steigender ISO und stellte fest, dass die Q2 (wenig überraschend bei den Mini-Pixeln) mehr rauscht als die Q1. In den folgenden Wochen hatte ich die Q2 bei den unterschiedlichsten Bedingungen im Einsatz und eines zieht sich wie ein roter Faden dadurch: Bei steigender ISO fällt die DNG-Qualität der Q2 stärker ab als die der Q1, die M10 hat die Nase absolut vorn. Messinstrument: Meine eigenen Augen.
„Wer spinnt hier eigentlich?“, fragte ich mich hinsichtlich des Sensor-Ranking von DxO. Wie kann es sein, dass Kameras, die für mich im „wirklichen Leben“ so gute Qualität abliefern, im Ranking so weit hinter der Q2 landen?
Bei der Antwort spielen zwei Dinge eine Rolle:
- Es werden hauptsächlich die Werte bei niedriger ISO für das Ranking gewichtet (das betrifft Dynamic Range, Color Sensitivity und Tonal Range). Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass bei „Sports“ die Low-Light Kapazität eine Rolle spielt.
- Es wird eine „Print“-Version der DNG’s angenommen, die alle Kamera-DNG’s unabhängig von der eigentlichen Auflösung auf 8 Megapixel herunter rechnet. Siehe Sensor Testing Protocol von DxOMark.
Schon Sean Reid (siehe seinen Q2-Review) stellte fest, dass das Rauschen der Q2-DNG’s quasi „verschluckt“ wird, wenn man die Auflösung verkleinert. Passt man die Dateien an die 24MP der Q1 an, zieht die Q2 sozusagen gleich. Aber was bringt dieser statistische Kunstgriff, wenn man die volle Auflösung nutzen will? Der hochgelobte Vorteil des Croppens bis auf einen 75mm-Bildausschnitt ist dahin.
Selbstverständlich liefert DxOMark eine Begründung im „Sensor Testing Protocol„: Eine Standardisierung („Normalization“) der unterschiedlichen Auflösungen, um die Kameras vergleichbar zu machen. Es wird korrekt hinzugefügt, dass auch eine andere „standardisierte“ Auflösung (12 oder 24 MP) zu dem gleichen Ranking-Ergebnis führen würde. Natürlich dient das dem Zweck, eine statistische Vergleichbarkeit herzustellen. Aber wenn nicht die nativen Auflösungen der Sensoren bewertet werden, bewegt man sich zumindest ein Stück weit von der Realität weg (zumindest wenn wir annehmen, dass der Fotograf die volle Auflösung seiner Kamera nutzen will).
Die oberen Ränge des Sensor-Ranking sind mit dem Zieleinlauf eines Marathons vergleichbar, bei dem die Läufer in einem Abstand von hundertstel Sekunden eintreffen. Und DxoMark hält die Stoppuhr, auf der die Zeit nach ihren speziellen Bedingungen abläuft. Und das ist nicht die Zeit des übrigen Universums.
Messergebnisse
Betrachten wir einmal als Beispiel ein „Key-Feature“ für das Ranking, nämlich Dynamic Range. Man kann im Vergleichstool für Kameras bis zu drei Kameras wählen, ich nahm die Q2, die Q und die M10. Klickt man das an und wählt unter dem Reiter „Measurements“/ Dynamic Range, wird man automatisch auf die Graphik geführt, die die „Print“-Version-Ergebnisse (also die auf 8 MP verkleinerten DNG’s) zeigt:
Was gar nicht sofort ins Auge fällt, wenn man diese Graphik präsentiert bekommt, ist der kleine Button „Screen“ oben links. Dann zeigt sich nämlich das Verhältnis der Kameras bei voller Auflösung:
Uups! Komisch, auf einmal fällt die Q2 zurück! Würde man dieses Ergebnis annehmen, stünden alle drei Kameras im Ranking woanders.
Ganz analoges Verhalten zwischen „Print“- und „Screen“-Version der Graphiken zeigt sich bei „Tonal Range“ und „Color Sensitivity“. Bei voller Auflösung fällt die Q2 jedesmal zurück. Zugegeben, ich prangere an, dass man bei DxOMark versucht, eine mathematisch/statistische Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichsten Kameras herzustellen, um eine Art „Gerechtigkeit“ im Ranking zu erzielen. Doch indem sie das tun, rücken sie ein Stück von der fotografischen Wirklichkeit ab. Man kann jetzt argumentieren, dass die Kamera-Sensoren im Großen und Ganzen vermutlich in sehr ähnlicher Reihenfolge landen würden, aber irgendwie wird die Realität „gebeugt“.
Neben dieser Print/Screen-Problematik muss ich einfach hinterfragen, wie realistisch der starke Einfluss der Werte für Dynamic Range, Tonal Range und Color Sensitivity nur bei niedriger ISO für das Ranking ist. Im Testprotokoll wird das damit begründet, dass Profis bei Porträt, Landschaft etc. immer versuchen werden, die niedrigste ISO zu verwenden, das Verhalten der Kameras bei höheren ISO-Werten für den Profi uninteressant ist. Lediglich bei „Sports“ wird das bewertet, hat aber nur einen kleinen Teil an der Gesamtwertung.
Und hier entsteht meiner Meinung nach ein Hauptteil der Schieflage. Die allermeisten, die sich bei DxO Information suchen, sind keine Profis. Sie benutzen die Kameras ganz anders. In der „normalen“ Alltagsfotografie sind die Lichtbedingungen häufig nicht ideal. Ebenso wird ein Hochzeits- oder Event-Fotograf Wert auf eine gute Performance bei höheren ISO Werten legen. Das fällt alles in die „Sports“-Sektion, die zu wenig Einfluss im Ranking hat. DxOMark täte gut daran, die Logik ihrer Bewertungskriterien zu überdenken.
Die hier betrachteten drei Kameras habe ich nur ausgewählt, weil ich deren Verhalten in der Praxis gut beurteilen kann. Aber wenn sich schon da so große Interpretations-Spielräume zeigen, was sagt das dann über all die anderen Kameras aus, die sich bei DxO-Mark um die Q2 tummeln?
Und das Rauschen?
Um sich die realen Verhältnisse klar zu machen, kann man sich des „Image Comparison Tools“ von Dpreview bedienen. Hier zunächst der Screenshot vom Vergleich der Q2 und Q1 bei voller Auflösung:
Und jetzt der Vergleich bei angepasster Auflösung:
Man erkennt, wie die Q2 bei Reduzierung der Auflösung mit der Q1 so ziemlich gleichzieht. Alternativ kann man auch bei Dpreview im Leica Q2-Review die Seite „Image Quality“ aufrufen und dort den Rauschlevel bei unterschiedlichen ISO-Werten mit anderen Kameras vergleichen. Mit demselben Ergebnis.
Die Graphik zum Signal/Rauschen-Verhältnis („SNR 18%“) bei DxO ist dagegen wenig aussagekräftig, vor allem, wenn man die wahren Verhältnisse (z.B. durch das oben zitierte Image Comparison Tool von Dpreview) vor Augen führt:
Aber was passiert bei voller Auflösung?
Überraschung? Eher nicht. Die hohe Auflösung bricht der Q2 in Signal/Rauschen-Verhältnis das Genick. (Anmerkung: Je tiefer die „Kurve“ liegt, desto ungünstiger. Deshalb ist auch am rechten Rand des Diagramms die Farbkala von unten Rot über Orange/Gelb nach oben Grün. Bei der Sony A7S zum Beispiel liegt die Kurve ganz weit oben, die Riesenpixel dieser Kamera ergeben ein extrem gutes Verhältnis)
Aber da es nicht nur DxO-Mark für solche Messungen gibt, hier einmal eine Graphik von Bill Klaff’s Seite „Photons to Photos„:
Bei „alternativer“ Interpretation der Sensor-Daten ergibt sich also ein anderes Bild. Die M10, aber auch die Q1 verbessern sich, während die Q2 Boden verliert, vor allem bei steigenden ISO-Werten. Und ist das bei nüchterner Betrachtung ein Wunder? Noch sind die Gesetze der Physik nicht durchbrochen, die bestimmen, dass größere Pixelorte (Pixel-Wells) den kleineren überlegen sind. Dabei spielt die Sensorgröße gar keine Rolle, völlig schnurz ob Vollformat, APS-C oder MFT, es geht nur darum, wie viele Pixel sich darauf drängeln. Natürlich ist es eine technische Hochleistung, dass im Fall der Q2 der Sensor trotz dieser Mini-Pixel so exzellent ist. Denn Kurven hin oder her, die Werte sind trotzdem sehr gut.
Wäre es nicht für die meisten Benutzer der getesteten Kameras praxisnäher, Messwerte bei voller Größe der DNG’s (oder Raw’s) zu betrachten? Es finden sich vielleicht andere Möglichkeiten der statistischen „Normalization“. Welcher Q2-Nutzer verkleinert denn seine hochauflösenden Bilder routinemässig auf 8 Megapixel? Sicher, wenn man nur für Instagram oder Facebook produziert, spielt das keine Rolle. Aber braucht man dafür so eine Kamera?
Aber nochmals: Das Ziel dieser Abhandlung ist nicht, die Leica Q2 zu „dissen“, sondern zu zeigen, wie man durch ungefiltertes „Schlucken“ von vorinterpretierten Messergebnissen manipuliert wird. Für mich persönlich zeigt sich durch dieses „Hinterfragen“, dass ich doch nicht so blind bin, wie ich dachte.
Schlusswort: Warum ich nicht ohne Q auskomme
Na, dass hab‘ ich ja super durchgehalten… einen ganzen Monat ohne Leica Q! Bin stolz auf mich… so konsequent!
Das ist natürlich purer (Selbst-) Zynismus. Die Wahrheit ist, dass ich zwar mit der M10 alleine gut auskomme, aber die ganze Zeit an mir genagt hat, wie gut die Leica Q als „Ergänzung“ war. Einerseits bei Konzerten und Events als Zweitkamera mit „weiter“ Sicht in Kombination mit der M10 (oder M), andererseits als bequeme Knipse bei familiären Ereignissen oder einfach als (vergleichsweise) leichte „immer-dabei“-Kamera bei Wanderungen oder Radtouren.
Dann gibt es noch die Alleinstellungsmerkmale gegenüber der M10: Die Bildstabilisierung, der megaschnelle Autofokus, sofort verfügbare Macro-Funktion, das extrem leise Verschlussgeräusch, um nur einige zu nennen. Ich weiss jetzt schon, dass es Anlässe gibt, wo mir das fehlen wird.
Ich machte den Fehler, meinen eigenen Artikel „Leica Q: Das dritte Jahr“ anzusehen und fasste mich an den Kopf. Die Aussicht, längere Zeit ohne die Q auszukommen, erschien mir total unrealistisch. Sie hat mich über drei Jahre begleitet und eine Unmenge „Keeper“ geliefert (ohne die M10 zu ersetzen, die hat ihre eigenen Einsatzmöglichkeiten, die für die Q nicht erreichbar sind).
Ich hätte diesen Absatz auch „hinterher ist man immer schlauer“ betiteln können. Dass ich von den Riesen-DNG’s der Q2 derart genervt sein würde, war das letzte, womit ich gerechnet hätte, als ich meine „alte“ Q leichtsinnig vertickte.
Ehre sei der Q2, sie ist eine sehr gute Kamera! Aber ich fiel aus der Zielgruppe dafür heraus, als Leica beschloss, sie mit dem hochaufgelösten Sensor zu versehen. Meine Zweifel in der Hinsicht habe ich schon im ersten Artikel über die Q2 angemeldet (siehe letzter Absatz) und ultimativ hat dass meinen Entschluss bewirkt, mich von ihr zu trennen.
Jetzt werden sicher einige sagen: Was stellt der sich so an? Nur wegen der Auflösung? Wer sich so eine Kamera leisten kann, wird den Speicherplatz wohl auch noch erübrigen können. Aber das ist nicht mein eigentliches Problem damit.
Leica hat den neuen Sensor für die Q2 genommen, um eine Käuferschicht zu gewinnen, die mit der 28mm-Brennweite nichts anfangen können. Nun kann man denen sagen, dass sie mit 50- oder 75er Bildrahmen bei akzeptabler Auflösung digital zoomen können. Vollkommen korrekt nur… ich brauche diese Option überhaupt nicht. Ich komponiere in der Regel mit der Q entsprechend ihrer 28mm-Brennweite, damit sind 24 MP mehr als genug. Selbst wenn ich mal auf 35- oder (manchmal bei Porträts) auf 50mm croppe, ist genug übrig. Die 47,3 MP der Q2 sind für mich persönlich Overkill.
Nach reiflicher Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass mir die Ausgewogenheit der DNG’s der klassischen Q wichtiger ist als alle Verbesserungen der Hardware, die die Q2 bietet. Ursprünglich war ja auch ein Grund für das Abstossen der Q2 und der D-Lux7, dass ich mir die ständige „Qual der Wahl“ zwischen den Kameras ersparen wollte und das stimmt auch. Aber zurückblickend kann ich sagen, dass das nie ein Problem war, als ich „nur“ die Q1 und die M10 (oder die M240) hatte. Beide Kameras haben ihre klaren Einsatzgebiete (natürlich gibt es Überschneidungen).
Der langen Rede kurzer Sinn. Bei einem Fotohändler in der Nähe wurde eine Leica Q-P zu einem recht guten Preis angeboten, da schlug ich zu. Jetzt ist wieder alles beim Alten.
Hallo zusammen,
ich habe mit Genus den Artikel gelesen und kann durchaus viele der Argumente von Claus und weiteren Kommentaren nachvollziehen. Aber dennoch sind das wieder einzelne Meinungen mit den jeweiligen Erfahrungen. Ich möchte noch eins vorausschicken mit dem Satz „für jeden Einsatzzweck gibt es ein spezielles Werkzeug“ (mit der Bohrmaschine Nägel versenken macht ja auch keiner) und dies hat nichts mit MP oder DxO-Mark zu tun für viele, obwohl sich bestimmt viele davon beeinflussen lassen. Angefangen habe ich mit Minolta dann Nikon (auch mal Sony A7rII) und ich benutze Leica Objektive und Adapter seit vielen Jahren. Aber immer nur dann wenn ich Objekte fotografiere die sich nicht schnell bewegen, ansonsten Nikon mit AF.
Mein Use-Case:
– Langsam = manuell (hier war/ist mir die Kamera und MP egal)
– Schnell = AF (hier ist mir Kamera und MP egal, der AF muss sitzen) Jedes unscharfe Bild wegen schlechten AF ist eine situation die ich nicht eingefangen habe und selten bis nie wieder wiederholt werden kann. Wie und wo bin ich heute gelandet?
– Leica M11
– Leica M11M
– Nikon Z8
Warum M11, ganz einfach, mit der kann ich ein Summilux bei 1.4 in die Sonne ohne ND Filter verwenden, ist mit keiner kleineren M ohne ND-Filter machbar. Warum Z8, der AF und das es keine Sucher-Schwarzzeit mehr gibt und von 100 Action-Bildern sind 99 scharf getroffen, warum nicht die Z9 weil die mir zu gross ist. Das hat keine andere Nikon Kamera bisher geschafft. Daher sind alle vorigen Modelle auf E-Bay gelandet. Warum erst jetzt eine M? Weil ich viel geld für M-Objektive ausgeben habe und ich bis anhin einen Adapter zw. Nikon und M verwende. Da ist aber noch was, ein weiterer Use-case, den ich auch erst lernen musste. Dieser ist erst in den letzten Jahren entstanden, egal wo ich fotografiere und meine Nikon ausgepackt habe wurde mir entweder das fotografieren verboten oder ich wurde schräg angeschaut. Mein letztes Erlebnis in Dubai war dann ausschlaggebend, ich mit Z7 und Summilux drauf, mein Kollegen mit Z7 und 24-70 AF drauf. Mein Kollege wurde sofort das fotografieren polizeilich verboten und ich stand direkt daneben und durfte weiter knipsen! Seit ich meine erste M11 habe, habe ich diesbezüglich nur positive Erfahrungen gemacht, die Leute lächeln sogar direkt in die Kamera wenn ich sie ablichte. Mein Fazit, alle Kameras aus der Neuzeit machen eigentlich sehr gute Bilder der Rest ist Geschmacksache. Auch unscharfe Bilder oder mit Rauschen haben es in die Weltpresse auf Hochglanzmagazine geschafft. Das wichtigste ist der eigene Use-Case und was einem sonst noch wichtig ist, und das muss jeder für sich selbst herausfinden. Das nutzt die Industrie aus und wir kaufen viel Equipment. Ich muss sagen mit meinem jetzigen Equipment bin ich seit langem voll zufrieden da alle meine Use-Cases abgedeckt sind. Das ich dadurch einen Sensor mit 60MP habe ist mir eigentlich egal, die Bilder und Qualität finde ich von der M11 und der Z8 fantastisch.
LBG.
Laurenc
Vielleicht mal ein (teilweise) neuer Blick auf die Fans von technischen Daten. Ich komme aus dem Marketing, und da sind „Daten“ extrem wichtig. Aber von vorne.
Der Fetisch — Eine Kamera mit 42 Megapixeln ist besser als eine Kamera mit 24 Megapixeln? Ganz sicher nicht. Von den vielen Dutzend Qualitäts-Merkmalen einer Kamera ist die Anzahl der Pixel wenig relevant. Und zu der geringen Relevanz gehört ganz sicher nicht das „mehr ist besser“-Argument. Tatsächlich sollte es heißen, eine Kamera mit 42 Megapixeln bietet zusätzliche Möglichkeiten (z. B. Cropping) als eine Kamera mit 24 Megapixeln. Diese Möglichkeit wird mit kleineren Pixeln erkauft, was wiederum Auswirkungen auf die Gesamtperformance der Kamera hat.
Der Hersteller weiß das, der Profi weiß das, der interessierte Laie weiß das manchmal auch. Die Masse weiß das nicht. Woher auch? Also muss sich die Masse der potentiellen Käufer an die Zahlen halten. Und da gilt: mehr ist mehr. (Randbemerkung: Prospekte von Consumer-Kameras sind wahre Schlachten an Features, deren Wert für alle Beteiligten unerheblich sind. Sie müssen sich einfach nur von der Konkurrenz abheben.) Dieses Thema lässt sich auf beliebige andere Parameter ausweiten, von der Anzahl der AF-Punkte bis zur Menge der installierten Film-Simulationen (früher bekannt als Kreativ-Programme). Masse ist ein Fetisch.
Die Praxis — Wie DxOMark zu seinen Werten kommt kann man auf deren Website lesen. Ich unterstelle denen zu allererst mal Objektivität. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, DxO sammelt Werte und keine Qualitätsmerkmale. Obwohl es eine große Schnittmenge zwischen beiden gibt sind sie nicht identisch. Ihren Versuch die gesammelten Werte zu einer Einschätzung zu bündeln um daraus ein Ranking der getesteten Objekte zu schaffen ist gleichzeitig so ehrenvoll wie aussichtslos.
Zwischen Screen und Print zu unterscheiden ist in meinen Augen richtig. Mit 24 Megapixeln für Screen zu fotografieren ist eine unfassbare Verschwendung von Ressourcen. Das aktuelle Titelbild auf Spiegel Online hat 948 × 533 Pixel (0,5 Megapixel). Das Titelbild auf der Print-Ausgabe hat 24x19cm bei vermutlichen 180dpi, macht 1.700×1.346 Pixel (2,3 Megapixel). Man muss nicht auf die riesigen Werke eines Thomas Ruff oder Andreas Gursky verweisen, um zu verstehen das im Printbereich mehr und bessere Pixel gebraucht werden als in Screen-Darstellungen.
DxOMark liefert Daten und fertige Texte an Medienunternehmen. Damit verdienen sie ihr Geld. Die Artikel der DxOMark-Autoren sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an die Zielgruppe der Medien ihrer Kunden angepasst. Ein Text für WIRED wird sicherlich andere Schwerpunkte habe als einer für Die Zeit.
Die Ergebnisse auf der Firmen-Website offen zu legen ist ein kluger Schachzug. Die aus den Daten gewonnenen Einschätzungen sind naturgemäß subjektiv. Wenn DxOMark bei ihren Einschätzungen auf ihrer kostenlosen Website den Print als Maß der Dinge einstuft, dann hat das wohl eindeutig was mit der Zielgruppe ihrer Recherchen zu tun: Die Presse. Diesen Qualitäts-Maßstab für das Ranking zu verwenden illustriert die Reputation des Unternehmens
Und jetzt? — Was ich an meiner Q und der A7R3 habe weiß ich. An welcher Stelle im Ranking die Beiden bei DxOMark stehen ist allenfalls am Rande interessant. Das die A7R4 hinter (!) der A7R3 steht irritiert mich etwas, hat aber wahrscheinlich mit den Fetischisten zu tun die sich gerne mal bei den Profis orientieren. Ich kann DxOMark als Quelle für Messwerte verwenden, und wenn Messwerte mein Entscheidungskriterium sind kann ich dort mit die objektivsten finden die es gibt. Alles andere wäre unternehmerische Selbstmord.
Ob die Q besser als die A7R3 ist hat bei mir nichts mit Zahlen zu tun. Viel wichtiger sind hier die Packmaße, die Handhabung, die zu lösende Aufgabe. Und alles das ändert sich permanent. DxOMark kann da allenfalls Hinweise geben, aber keine Urteile.
Was bleibt übrig? — Ganz klar die Frage, warum will ich eine, in meinen und vielen anderen Augen, hervorragende Kamera bei DxOMark auf den vorderen Rängen sehen? Warum denke ich, das sie in die vorderen Ränge gehört? Was gibt mir das? Ändert das etwas an der Performance oder dem Wesen einer Kamera?
Schlußbemerkung — Meine A7R3 ist ein Featuremonster das mich oft überfordert. Mark Gahler hat mir mit seinen kostenlosen eBooks gezeigt wie die Kamera leichter zu beherrschen ist. Ich habe eine gute Auswahl toller Objektive und kann mit der A7R3 alles machen was ich will.
Die Q ist für mich das Leica-Wunder schlechthin. Das Objektiv ist für mich eine Offenbarung. Die Tiefenstaffelung, die wahrgenommene Schärfe, die Farben und so weiter feiere ich mit jedem Klick auf den Auslöser. Eine Q mit Wechselobjektiven wäre für mich als 50mm-Fetischist der Foto-Himmel.
Weder die Q (auch nicht mit 50mm-Objektiv) noch die A7R3 sind perfekt. Für mich ergänzen sie sich auf eine Weise die ich mir kaum schöner vorstellen kann. DxOMark hat mir geholfen die notwendigen Daten zu finden um mich zu entscheiden. Mehr nicht.
Das „Wesen“ beider Kameras ist in den Messdaten aber nicht zu finden. Wozu also die Aufregung?
Hallo Claus,
ich bleibe mal bei der persönlichen Anrede, da wir uns ja vor einiger Zeit in einem anderen Beitrag darauf „geeinigt“ hatten 🙂
Zuerst aber ein großes Lob und Anerkennung zu diesem Artikel, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Aber insbesondere Dein letzter Satz hat mich dazu bewogen, hierauf zu reagieren, weil ich quasi ein ähnliches Erlebnis hatte.
Kurz zusammengefasst, auch ich habe mich im letzten Jahr von meiner Leica Q getrennt. Eine weitere Trennung traf dann auch noch meine geliebte Nikon D810, weil ich zukünftig nur noch mit einer Kamera arbeiten wollte, und daher stand der Erwerb einer Nikon Z7 mit zwei Z-Objektiven an. Das war im Dezember 2019, also vor etwa einem halben Jahr. Allerdings stellte ich dann fest, auch wenn ich seit über 20 Jahren Nikon Fotograf bin, dass mir die Leichtigkeit, man könnte auch fast sagen, die Unbeschwertheit der Leica Q fehlte.
Und nun stand die Q2 im Raum… und da blieb sie dann auch!
Lange überlegte ich, ob die Q2 meine neue Leica werden sollte oder ich bei der Nikon Z bleibe, die ja nun auch erst neu angeschafft war und die beide ja vergleichbare MP haben.
Tja, was soll ich sagen, es wurde wieder eine Leica Q1. Ich will nicht sagen, dass mich Dein Artikel dazu bewogen hat, aber er hat mich zumindest in meiner Entscheidung, die bereits vorher fest stand, bekräftigt!
Schön war, dass ich eine bei einem Händler ergattern konnte, die kaum mehr gekostet als ich für meine UR-Leica Q bekommen habe und nicht mal 500 Auslösungen hat. Das passt also perfekt.
Die Nikon Z ist verkauft, finanziert locker die gebrauchte „neue“ Q1 und ich freue mich auf viele weitere gemeinsame Stunden mit ihr 🙂
Es bleibt nun abzuwarten was die Zukunft bringt, aber zur Not greife ich eben auf einen bestehenden älteren Nikon-Park (z.B. D2Xs) zurück, der seit langem im Schrank vor sich hin vegetiert. Aber wenn ich ehrlich bin, und meine Lightroom-Auswertungen belegen das deutlich, fast 50% meiner aktuelleren Bilder habe ich dann doch tatsächlich mit der Lica Q gemacht. Ich vermute, daran wird sich dann auch zukünftig nicht viel ändern…
Viele Grüße,
Hans-Jürgen
P.S. meinen „Leidensweg“ habe ich auch hier festgehalten https://www.das-hamburg-foto.de/leica-q/
Hallo Hans-Jürgen,
ich habe deine „Leidensgeschichte“ gelesen und kann deine Entscheidung naturgemäss sehr gut nachvollziehen. Übrigens bestätigt mich das wieder in meiner Überzeugung (siehe auch die letzten beiden Blog-Beiträge vom 24. und 27. Juli), dass aller „Fortschritt“ der digitalen Fotografie in Wirklichkeit marginal ist und wir von der Industrie (und allen damit verbundenen Medien!) laufend „gehirngewaschen“ werden, um den wegbrechenden Umsatz aufrechtzuerhalten. Was ich speziell vom Pixelwahn halte, habe ich oft genug dargelegt, aber auch die astronomischen ISO-Zahlen (die oft nur durch rechnerische oder Software-Tricks erreicht werden), sind blödsinnig und gehen auch an der fotografischen Realität vorbei.
Dabei gestehe ich zu, dass ich die D800 Serie als Spitze der Evolution der DSLR’s betrachte, fantastische Kameras. Ich war selbst oft in Versuchung. Leider sind es Riesenklopper, und ich bin so ein Kompaktheits-Fanatiker. Der technische Fortschritt, im spiegellosen Bereich etwas noch besseres zu machen, ist gar nicht da! Es wird nur so getan.
Es ist ja schön, sich mal was Neues zu gönnen (wir pflegen alle unser GAS), aber vom fotografischen (und rationalen) Standpunkt aus ist es Schwachsinn. Ich behaupte, dass deine D2X immer noch qualitativ hochwertige Aufnahmen liefert, die jedem Vergleich standhalten. Neulich war eine Schülerin mit Foto-Ambitionen und begrenztem Budget bei mir und suchte meinen Rat wegen einer Kamera. Ich empfahl ihr eine Nikon der 3000er Reihe, deren Bodys heutzutage für um die 100 Euro verschleudert werden! Wir haben was in der „Bucht“ gefunden. Jetzt schwebt sie im siebten Nikon-Himmel! 10 MP, die wirklich was taugen!
Im letzten Blog-Artikel verglich ich alte M9-Fotos mit denen aus der M10. Da gibt es keinen Unterschied (Natürlich hat sich das Handling der Kamera verbessert, ich würde die M10 nur ungern gegen die M9 zurück tauschen).
Die Q2 hart wirklich ein paar sinnvolle Verbesserungen der Hardware, aber vom Standpunkt der Bildqualität ist sie für mich ein Rückschritt. So enge Pixel fordern nun mal ihren Preis. Die Gesetze der Physik werden für die Kameraindustrie nicht ausser Kraft gesetzt.
Die Klassik-Q wird noch viele Jahre qualitativ hochwertige Bilder erzeugen, die sich mit denen der neuesten Modelle messen können.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Claus,
vielen Dank für diesen Artikel. Da steckt doch eine Menge Arbeit in diesem Bericht. Ich habe ihn erst jetzt gelesen, weil ich schon länger nicht mehr auf deinen Seiten war.
Als Besitzer einer Q und einer M9 hast du mir doch wichtige Hintergrundinformationen geliefert, um von der Q nicht auf die Q2 umzusteigen, dafür danke ich dir .
Viele Grüße
Werner aus Jever
Hallo Werner,
schön, wenn noch ein paar Leute merken, wie sie von der Kameraindustrie verar… ähm – an der Nase herum geführt werden. Dann hat sich die Arbeit mit dem Artikel gelohnt. Weiterhin viel Freude mit der Q und der M9 (die bei mir immer noch hohes Ansehen genießt).
Viele Grüße,
Claus
Lieber Claus,
ein mir aus der Seele gesprochener Artikel zu der Sensor-Bewertung von DXOMark. Ich verlasse mich auf meine Praxis. Würde mich mal interessieren was der verstorbene A. Borell gesagt hätte. Selbst fotografiere ich in SW mit der M8, Farbe mit der M9 und bin hochzufrieden. Diese Bodys entsprechen noch dem Leica-Feeling der früheren Zeit. Der CCD-Sensor hat eine größere Pixelgröße (6,8 micron) als der von Sony, Nikon und Canon was der Bildqualität in Verbindung mit den Leica-Objektiven zugute kommt. Auflösung 900 lp/ih was 50 lp/mm bei 50% Kontrast, wenn das nicht reicht bis DIN A3. Nyquist-Faktor des Sensor M8 liegt bei 73,5lp/mm. Kleinere Pixelgrößen in Sensoren brauchen Objektive die hoch korrigiert sein müssen. Eine M11 mit 47MP brauche ich nicht, wenn ich im Herbst zwei Wochen zum Schafsabtrieb in Georgien bin. Testberichte lese ich auch nicht mehr mit 71 Jahren.
LG Ingo
Lieber Ingo,
danke für die Unterstützung! Man weiß wirklich nicht, wo dieser Pixelwahnsinn hinführen soll, auch konnte mir noch keiner schlüssig erklären, wofür diese irrsinnig hohen Auflösungen (für den größten Teil der Benutzer) eigentlich gut sein sollen.
Der neueste „Exzess“ ist jetzt die Sony A7 rIV mit 61 MP. Die Heinis auf DPreview haben Sabber am Kinn und ich frage mich: Wie bekloppt kann man sein?
Liebe Grüße,
Claus
Lieber Claus,
was für eine Arbeit.
Und ja, mancher Fortschritt ist ein Schritt fort und manch vermeintlicher Rückschritt eher wieder ein Hinschritt. Wie für Dich bei der Q. Ich meine, sogar damals geschrieben zu haben, dass Dir die Q genügen würde.
Insgesamt frage ich mich schon, ob es so viel Theorie auch zu analogen Zeiten auf den Markt geworfen wurde wie heute. Wie Du wohltuend betonst, zählt allein die Praxis. Bei Sony vermute ich, dass nicht all zu viel deren Klientel in der Praxis zuhause ist, denn in der Praxis finde ich deren Sensor ziemlich langweilig. Und kenne auch den ein oder anderen, der deswegen schnell wieder weg von Sony ist, in einem Fall eben hin zu Leica.
Ein anderes Thema, was man auch in der Kameraentwicklung ernst nehmen sollte, ist Nachhaltigkeit. Wir verbrauchen immer mehr seltene Erden, die unter gruseligen Bedingungen gewonnen werden. Warum müssen wir also mechanische Konzepte wie. z.B. optischen Sucher oder mechanischen Verschluss fast zwanghaft durch Elektronik ersetzen und den Markt zudem mit ständigen Neuentwicklungen fluten. Hier könnte Leica viel Potential ausschöpfen.
Ich habe gerade Nickel gesehen. Es gibt kaum noch Bäume dort, wer nicht muss, fischt dort nicht im Fluss und das Durchschnittsalter der Menschen liegt bei 48 Jahren. Es dürfte ein Beispiel sein.
Übrigens überlege ich ernsthaft, mir eine M9 zuzulegen. Zum einen weiß ich, dass auch Du ihr nachtrauerst, zum anderen gibt es viele, die unabhängig von theoretischen Tests praxisbegeistert von deren Sensor sind. Und nachdem die aktuelle Tour etwa 1300 EUR für alles rund um Film kosten wird, könnte ich mir vorstellen, mit ihr zu ergänzen.
Liebe Grüße
Kai
Lieber Kai,
„Nachhaltigkeit“ ist wohl das, was auch in der Kameraindustrie am meisten mit Füssen getreten wird. Da geht es nur ums Geschäft und darum, das nächste „aufgeblähte“ Teil herauszubringen, um eine technik-affine Käuferschicht Glauben zu machen, das bräuchte man jetzt unbedingt für gute Fotos.
Ich käme mit der Q allein sicher aus, aber vor die Wahl gestellt, würde ich wahrscheinlich eher die M10 behalten. Am besten ist aber, beide in Kombination zu haben, das hat sich für mich schliesslich seit fast vier Jahren bewährt.
Eine M9 ist nach wie vor eine gute Wahl (siehe auch meine Sonderseite über die M9). Wenn du dich in der Hinsicht umsiehst, brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu sagen, dass du darauf achten musst, dass der Sensor wegen der Korrosions-Problematik geprüft sein sollte oder schon ausgetauscht wurde.
Ich hatte „zwischendurch“ 2017 auch mal wieder eine schöne M9-P, die ich zum Sensor-Austauschprogramm sandte, das in der Zeit gerade lief. Sie war dann wieder wie neu, aber ultimativ war mir klar, dass ich sie nie so nutzen würde, weil ich hauptsächlich die M10 (und eben die Q) in Gebrauch hatte. Also entschloss ich mich, sie wieder zu verkaufen. Sie ging dann sogar nach Südkorea.
Viele Grüße, weiterhin gute Reise,
Claus
Lieber Claus,
ich meinte auch die Q und die M10, ich meinte das damals zum Tausch zur Q2:-)
Habe auf der Tour übrigens einen ehemaligen Manager von Ilford getroffen, der ist auf Fahrradtour ebenso ganz im Norden. War ganz spannend in einer Ecke, wo am Tag max 20 Autos auf der Hauptstraße unterwegs sind, inkl. der Grenzwacht.
Ja ich kann mich gut an Deinen Artikel zur M9 erinnern, bin ja ein aufmerksamer Leser:-)
Liebe Grüße mittlerweile aus Dalarna von einem christlich geführten kleinen Campingplatz mit viel viel Seele.
Kai
Pingback:Leica M und Leica Q – Leica heute | dokumentarfotografie von mahlke - street62
Hallo Claus,
danke für den Bericht. Über die Dateigröße bin ich auch nicht begeistert und die Q2 hat mich jetzt nicht so geflasht wie die Q1. Die Auswahl der Auflösung ist doch nur bei JPG relevant oder? Weil DNG wird doch (denke ich) immer in voller Auflösung gemacht, oder?
Aber ich denke dass Leica den Weg mit diesem Sensor weitergehen wird, d.h. der wird dann sicherlich in SL2 und M11 verbaut werden, oder?
Grüße
Sebastian
Hallo Sebastian,
richtig, die DNG’s sind immer groß, da nützt es nichts, an den JPG’s zu drehen. Ich bin mir nicht sicher, ob man mit einem Firmware-Update die DNG-Größe verändern kann. Bei CCD-Sensoren kennt man „Pixel-Binning„, man fasst mehrere Pixel zusammen. Das verbessert das Signal/Rauschen-Verhältnis, aber verkleinert natürlich die Auflösung. Andererseits wäre das für viele (wie mich) sogar erwünscht.
Aber ich weiss nicht, ob das bei CMOS-Sensoren oder überhaupt bei der Q2 möglich wäre.
Deine Einschätzung, dass Leica weiterhin Sensoren dieses Typs verwenden wird, ist wahrscheinlich korrekt. Wie du dir denken kannst, bin ich persönlich von dieser Wahl nicht begeistert. Für die M11 wünschte ich einen Sensor mit höchstens 36MP, am liebsten sollte er so invariant (Iso-los) wie der jetzige sein.
Schönen Abend,
Claus
Ich erwarte auch, dass die Leica M11 mehr Auflösung haben wird als die M10. Für eine gute Idee halte ich es aber nicht. Zum einem sind für mich 47 Megapixel ohne Stabilisator sinnlos und ich bin mir nicht sicher, dass Leica der M11 einen Stabilisator geben wird. Zum anderen sind 47 Megapixel viel anfälliger für Fehlfokussierung. Leicht fehlfokussierte Aufnahmen kann man mit der M10 leicht retten, indem man ein wenig nachschärft. Mit 47 Megapixeln geht es aber nicht.
Sehe ich genauso. Am liebsten wäre mir, wenn sie bei 24MP bleiben (oder weniger!!), aber das ist wohl mehr als unwahrscheinlich. Wenn sie schon in Pixelwahn verfallen, sollen sie gefälligst eine Bildstabilisierung in die Kamera einbauen. Wie sie das realisieren, ohne dass die Kamera wieder größer wird, weiss ich nicht. Sie sollen sich halt anstrengen, wenn sie einem unbedingt die schwachsinnig hohen Auflösungen aufzwingen wollen.
Lieber Claus,
warum sitze ich hier mit einem breiten Grinsen im Gesicht? Ich zitiere ein „leicht“ verändert Loriot: “ Ein Leben ohne Q ist möglich, aber sinnlos.“
Und auch hier zeigt sich mal wieder, daß mehr nicht unbedingt besser ist. Meinen Glückwunsch zum „Reerwerb“ der Q.
Liebe Grüße,
Dirk
Lieber Dirk,
das Zitat hätte an den Anfang des Textes gehört! 😉
Liebe Grüße,
Claus
Lieber Claus,
dass ist aber ein lange Erklärung für den Neuerwerb der Q-P …
So wünsche ich Dir viel (Dir bekannte) Freude mit ihr!
Ich sehe es ähnlich und verlasse mich auf meine Aufnahmen. Testberichte lese ich schon seit langem nicht mehr. Fotozeitschriften haben seit meinem Erwerb der Leica M-P bei mir ausgedient.
Das Ergebnis zählt und die Auswahlkriterien sind die des Ergebnisse und des Einsatzzweckes einer Kamera wie auch das anvisierte Druckformat.
Und jetzt sehe ich Dich glatt vom Stuhl fallen: So überlege ich mir gar als Zweitkamera eine Sony RX 100 VI oder HX 99 anzuschaffen, welche mir für eine vorgesehene Einsatzart vollkommen ausreichen würden. Die Smartphone-Kamera reicht leider dafür nicht ganz.
LG,
Martin
Lieber Martin,
das mit der „langen Erklärung“ stimmt irgendwo. Am Ende, erst nachdem ich die Q2 verkauft hatte, merkte ich, was ich an der Q1 hatte.
Allerdings hatte ich die Q2 schon verkauft, bevor der DxO-Report herauskam, es war tatsächlich mehr eine Sache des Gefühls als der Rationalität. Und als dann die Sensor-Daten bekannt wurden, fragte ich mich, warum die so wenig meine Wahrnehmung widerspiegeln. Deshalb der gründliche Blick in die Testkriterien.
Es ist nicht so, dass ich die Q2 verkauft habe, weil mir der Sensor insuffizient erschien. Ich könnte ja einfach alle Dateien auf 24MP verkleinern. Aber ich würde immer auf den riesigen Originaldateien hängen, die ich nicht brauche.
Wegen deiner evtl. Zweitkamera bin ich gar nicht überrascht: Bei Kameras in der Größe sind die Sonys unbedingt ins Auge zu fassen.
LG,
Claus
Die Fähigkeiten für den Einsatzbereich des point-and-shoot scheinen die Sony Kameras gut geeignet zu sein.
Bei mir hat es sich entwickelt, dass ich zu bestimmten Themenbereichen fotografie. Z. B. Komplementärfarben, bestimmte Kontraste oder Formen oder alles, was mit Wasser zusammenhängt. Hier ist bei mir eine regelrechte Sammelleidenschaft entstanden. Die Aufnahmen werden i. d. R. in 18×10 gedruckt und/oder in Tableaus montiert. Oft stehe ich mit meiner M-P und den zwei Objektiven vor dem Problem entsprechend benötigter Brennweitenauswahl. Insbesondere dann, wenn das Foto fertig im vorgegebenen Format komponiert wird. Da ist es dann recht schön, einfach solche eine Kamera aus der Hosentasche ziehen zu können. Die Leica D-Lux 7sagt mir hierfür einfach nicht zu.
LG,
Martin