Get your motor runnin‘
Head out on the highway
Looking for adventure
In whatever comes our way

Vorwort zum Road-Trip durch den Südwesten der USA:

Mein Dank geht an Claus, der uns eingeladen hat, von der Reise in den Südwesten der USA, 2022, zu berichten. Wir erzählen von unseren Erlebnissen und zeigen einige Bilder dazu. Die technischen Aspekte der Kameras lassen wir beiseite.

Road-Trip, Südwesten USA, Anreise
Irgendwo über Arizona, Leica Q

San Diego/ La Jolla sind wie immer unser Startpunkt für einen Road-Trip durch den Südwesten der USA. Das mag für einige komisch klingen, hat jedoch den Grund, dass so ein Besuch bei der Familie möglich ist.
Diesmal werden wir nur 10 Tage unterwegs sein können. Deshalb sind es nur 3 Stationen, an denen mehr als eine Übernachtung geplant ist.

Frankfurt Flughafen

Ein paar Tage vorher hatte uns die Lufthansa zuverlässig und planmäßig von Frankfurt über München und von dort per Direktflug mit einer A350-900 nach Charles-Lindbergh-Airfield gebracht. Die längere Strecke dauert ca. 11h. Die frühe Ankunftszeit am späten Nachmittag ist für uns ein Argument, diese Verbindung zu nutzen.

Wer San Diego zum ersten Mal besucht, sollte sich unbedingt auf die linke Seite ans Fenster setzen. Der Flughafen liegt mitten in der Stadt und im Endanflug fällt der Blick auf Coronado, die dazugehörige Brücke, Downtown und die North San Diego Bay.

Immigration und Mietauto Pickup sind schnell erledigt. Vom Terminal fährt ein Shuttle zum Rental Car Center. Von dort sind es knappe 15 min bis wir „daheim“ bei der Familie sind.

San Diego

In San Diego allein gibt es so viel zum Anschauen, dass es unmöglich ist, alles aufzuzählen. Da ist Downtown selbst, mit dem Gaslamp-Quarter, USS CV41 (Midway), Seaport Village, der Trocadero, Balboa Park, der Zoo, Old Town usw.

Seaport Village ist für uns ein Muss, gibt es doch dort einen kleinen Laden, der Woodstock Chimes verkauft. Daheim hängen mittlerweile fünf davon.

Anlässlich des neuen TopGun-Filmes besuchen wir die Bar, in der im ersten Teil, 1985, gedreht wurde und erwischen durch Zufall genau die Ecke in der Maverick gesessen hat.

Old Town

Am Sonntag geht es früh, vor dem Ansturm der Touristen, nach Old Town San Diego. Die ursprüngliche Location ist bedauerlicherweise vor vielen Jahren abgerissen worden. Die jetzige „Installation“ ist nur ein Schatten der alten, trotz allem dennoch sehenswert. Es gibt einige charmante Läden, mit Keramik, Vintage-Bekleidung und Schmuck, leider genauso China-Ramsch und jede Menge mexikanisches Essen.

La Jolla – Kanab

Road-Trip

Für den ersten Tag des Trips haben wir uns 525 mls vorgenommen. Den ursprünglichen Plan, Death Valley, haben wir gecancelt. Dort sind nach den Regenfällen der letzten Wochen (August 2022 und später im September) viele Straßen gesperrt. So wäre es ungewiss, da alle gewünschten Ziele zu erreichen.
Kanab in Utah wird die Alternative, die hingegen weiter entfernt ist.

Aufgrund des großen Weges starten wir schon um 06:00 Uhr und taten gut daran. Der Verkehr in der Rush-Hour auf I-15, I-215 entlang der Ballungsgebiete Temecula, Riverside und San Bernadino, ist enorm und die allgemeine Disziplin auf der Straße amerikanisch niedrig.

Nachmittags ist Kanab erreicht.

Kanab
Kanab

Unser heutiges Fotoziel sind die Coral Pink Sand Dunes ein kleines Stück nordwestlich vom Ort. Sonnenuntergang wird kurz nach 20:00 Uhr sein. Die Zufahrt führt über eine asphaltierte und schmale Straße. Den Warnschildern vor „Cattle“ sollte man reichlich Aufmerksamkeit schenken. Wahrhaftig stehen auf dem Rückweg Kühe auf der Fahrbahn.
Der Park selbst ist ein Utah State Park. Der „America The Beautiful“ Pass, für die Nationalparks, gilt hier leider nicht und $11 werden fällig.
Die Dünen haben die rötliche Farbe der Felsen. Der Sand ist aus dem roten Sandstein der Navajo-Schicht entstanden.
Da die Tageszeit weit fortgeschritten ist und die Temperatur recht hoch, verzichten wir auf das Erklettern der Dünen. Dirk nutzt die Gelegenheit, ein hochauflösendes Panorama zu erstellen.

Leider darf man in ausgewiesenen Zonen der Dünen dieselben mit Allrad-Fahrzeugen befahren. Das Geknatter der Motoren ist bis an den Rand zu hören.

Der Regen des Southwest American Monsoon der letzten Wochen hat mehr Niederschlag als normal gebracht. Das ist an den vielen Blumen und den grünen Büschen leicht erkennbar.

Eine halbe Stunde später sind wir todmüde im Hotel.

Kanab 2. Tag

Kanab ist meist der Ausgangspunkt für einen Besuch des Zion NP. Diese Woche endet indes mit dem Labour-Day-Weekend und somit ein No Go.

Stattdessen werden wir zum North Rim des Grand Canyon fahren.

Kanab – North Rim

Der Morgen ist frisch, den 1500m über NN geschuldet. Das Städtchen ist übersichtlich und liebenswert. Hier gibt es kleine Läden, Bars und Restaurants, einige Hotels und Tankstellen. Wir sind meistens Selbstversorger und empfehlen daher unbedingt einen Besuch bei Honey’s Marketplace. Da wir in Utah sind, muss man wissen, dass es dort kein Bier oder Ähnliches im Supermarkt gibt. Das erwirbt man in einer „Packing-Station“, Achtung: Öffnungszeiten, bringt es andernfalls klugerweise aus einem Nachbarstaat mit.

Fotoladen in Kanab

Auf zum North Rim, der 89A nach Süden folgend. 10 mls später erreicht die Straße die Grenze zu Arizona.
In Wellen folgt sie der grünen Prärie. Die vereinzelten Kühe auf den Weiden dürften in dieser Monsoon-Saison Fettlebe haben. Vor uns hebt sich das Kaibab-Plateau aus dem Dunst.

Am Le Fevre Overlook stoppen wir, um einen Blick zurück, auf die Vermillon Cliffs und die Berge des Grand-Staircase-Escalante zu werfen. Wir sind mittlerweile 500m höher und haben bis Jacob Lake weitere fast 500 Höhenmeter zu überwinden.
Dort zweigt die SR-67 nach Süden zum Grand Canyon ab. Achtung, hier ist meist von Ende November bis zum 15. Mai Wintersperre.

Das Asphaltband schlängelt sich nach oben, weiter aufs Kaibab-Plateau. Anfänglich ist die Vegetation von vorhergegangenen Waldbränden gezeichnet.
Näher zum Park lassen wir die Brandschäden hinter uns. Die Straße verläuft durch ein sanftes Tal, welches an beiden Seiten von immergrünen Nadelbäumen gesäumt wird. Die Fläche in der Mitte schimmert in einem zarten Lila. Dort blüht es, wie uns der Tankwart berichtet, bedingt durch fast 14 Tage Dauerregen. Claudia wird sie alle ablichten.

Der Parkeingang ist erreicht und wir erwerben den Pass für alle Nationalparks, „America the Beautiful“, Kostenpunkt $80. Dieser gilt ein Jahr für ein Fahrzeug, den Fahrer und 4 Begleiter. Der einzelne Zugang für einen Park kostet $35. Plant man, mehr als 2 Parks anzufahren, spart der Geld, zumal alle National Monuments davon ebenso abgedeckt werden. Wichtig ist, dass er auf der Rückseite unterschrieben wird. Darüber hinaus ist er auf eine weitere Person übertragbar, die ebenfalls unterschreiben muss.

Welche Punkte haben wir geplant?

Grand Canyon North Rim

  1. Bright Angel Point, mit der Grand Canyon Lodge.

Allein der Blick durch die Fenster der Lobby ist unvergleichlich.
In der Lodge kann man übernachten.
Das wäre eine Überlegung für einen weiteren Besuch. Der Grund ist ein Einfacher. Das Licht für herausragende Bilder ist am Tage nicht vorhanden. Die „Tagesrandzeiten“ eignen sich zweifellos besser. Eine Nächtigung hier würde die Anmarschzeit dramatisch verkürzen.

  1. Point Imperial, 8803 ft = 2683m üNN
    Das ist der höchste Punkt im Park. Dirk produziert eines seiner Panoramen.
  1. Cape Royal
    Hier reicht das „Nordufer“ am weitesten nach Süden. Auf der anderen Seite lässt sich vage der Desert View Tower erkennen. Dort waren wir vor genau 3 Jahren.

Wir sind auf 2500m über Meereshöhe und ein wenig kurzatmig. Trotz allem erreicht die Temperatur hier oben 26°C. So ist es kaum vorstellbar, dass unter Umständen in 6 Wochen der erste Schnee fallen könnte.

Müde und sonnengeröstet fahren wir die 80mls des Rückweges. Ein Stop am Jacob Lake lässt uns herausfinden, dass es hier außer der Tankstelle, der Lodge und eines überteuerten Ladens nichts gibt.
Unmittelbar vor Kanab, an der Grenze zu Utah, befindet sich der Border Liquor Store. Jetzt haben wir ein kaltes Six Pack Bier für den Abend in unserem angenehmen Zimmer.

Kanab – Bryce Canyon

Heute ist die zu fahrende Strecke zum Bryce Canyon kurz. In der Tat wären es auf dem schnellsten Weg nur 75 mls und das können wir so nicht lassen.
Auf Grund des Reiseblogs von safetravels.de wissen wir, dass es die Johnson Canyon Road gibt. Danke!

Kanab – Bryce Canyon

Wir verlassen Kanab auf der 89, Kurs Osten, Fahrtrichtung Page. Nach grob 9,5 mls gibt es einen Abzweig in Richtung Norden in den Johnson Canyon.

Anfangs ist der Canyon weit und dünn besiedelt. Wir sehen ein paar Viehfarmen und Anlagen zur Bewässerung von Futterpflanzen.
An einigen Stellen zeigen die Spuren von Schlamm und Geröll, dass die Unwetter der vergangenen Zeit die Zufahrt in den Canyon versperrt haben müssen.

An der Johnson Canyon Road

Der Canyon wird enger, die Farmen liegen hinter uns. „You are entering Grand Staircase Escalante National Monument“, lesen wir auf einem Schild.
Mittlerweile sind wir auf der ansteigenden Straße aus der rötlichen Sandsteinschicht in die gelblich-weiße gefahren. Wenn ich das korrekt zusammen bekomme, sehen wir, von unten nach oben, die Carmel Formation, Page Sandstone, Carmel Formation, Entrada Sandstone und evtl. Dakota Formation.

typische Felsen im Grand Staircase Escalante

Nach 18 mls endet der asphaltierte Teil. Rechts verläuft die Skutumpah Road, unbefestigt, auf der große Maschinen dabei sind, die Oberfläche wieder herzustellen, zu „graden“. Wir fahren links, genau genommen geradeaus, unbefestigt, auf die Glendale Bench Road, die uns nach Glendale führen soll. Dort treffen wir auf die 89.

Das Auto hat keine Probleme der „maintained dirt road“ zu folgen. Mit der Geschwindigkeit übertreiben wir es nicht. So bleibt die Chance, dem einen oder anderen spitzen Stein, sicher auszuweichen. Auf den gesamten 40 mls bis hierher ist uns genau 1 Auto begegnet. Mobilfunknetz gibt es nicht. Ein Panne, sei es nur ein Reifen, wäre höchst unangenehm.

Hinter Glendale geht es auf der 89 northbound. Das letzte Ende der 89 an dieser Stelle folgt dem Lauf des Sevier River und wirkt malerisch reizvoll. Bald erreichen wir die 12, einen „Scenic Byway“, „All American Road“. Hier biegen wir nach Osten ab. Mittlerweile befinden wir uns im „Dixie National Forest“.

Sofort hinter dem Abzweig liegt auf der rechten Seite die Bryce Canyon Trading Post. Sie wird von zwei älteren Herrschaften geführt, bietet „Coffee for free“ und ist definitiv einen Besuch wert. Claudia findet hier einen silbernen Türkisring, der von einer Zuni Künstlerin gefertigt wurde.

Dazu existiert eine, aus unserer Sicht, bemerkenswerte Geschichte. Ebendiese Zuni-Native American hat einen Prozess bis vor den Supreme Court der USA geführt, in dessen Ergebnis das Urteil verbot, in China nachgemachten Schmuck ihrer Muster in die USA einzuführen.

Die Straße steigt deutlich an und erreicht den Red Rock Canyon. Fotostop…
Im momentan ausgetrockneten Flussbett erkennt man die Spuren der Niederschläge.

Am Bryce Canyon Resort biegen wir in einem Kreisverkehr nach Süden auf die 63. Später, im Park, wird Dirk gefragt, was sich zu seinen vorherigen Besuchen verändert hat. Nun, die Hotel- und Ladenansammlung bekam auf der 63 eine Verkehrsampel.

Wir wohnen in der Bryce View Lodge. Die ist recht schlicht, aber in Ordnung.

Bryce Canyon

Nächster Stop, der Park. Der Sonnenuntergang ist 20:00 Uhr. Hier gilt die Mountain Time mit Daylight Saving. Arizona hat zwar gleichermaßen diese Zeit, aber ohne Daylight Saving, ist daher eine Stunde zurück, außer in der Navajo Nation, dessen ungeachtet nur mittwochs, wenn es regnet, ausgenommen man hat ein Einhorn dabei, oder so ähnlich…

Lustig war’s am Sunset Point. So viele Leute balgen sich um die Plätze ganz vorn. Egal, wir haben unsere schönen Bilder im Kasten, ähh, auf der Speicherkarte, inklusive der Bilder für ein Panorama.

In der Nacht, so gegen 22:00 Uhr fährt Dirk wieder in den Park, zum Sunset Point. Nein, er hat dort nichts vergessen. Sterne sollen es werden, mit der Nachführung.
Das funktioniert recht ordentlich, nur stellt sich später heraus, dass die einzelnen Bilder eine Menge Hotpixel haben. Benro-Polaris lässt es bisher nicht zu, dieses Problem bei Panoramen zu umgehen, schade. Und weil wir ca. 2500m üNN sind, braucht er für den Abendausflug lange Hosen, Pullover und Jacke.

Bryce Canyon, die 2.

Es ist 05:15 Uhr, der Wecker für den Fotografen. Liebevoll hat mir Claudia gestern Abend die Kaffeemaschine vorbereitet, schmecken tut das Zeug wie Entkalker.
05:30 Uhr ich sitze bei 50°F, 10°C im Auto. Glücklicherweise heizt es schnell.

Die nächtliche Einfahrt in den Park ist kein Problem. Eine der Schranken ist geöffnet. Ich finde sogar die richtige Ausfahrt zum Sunrise Point, nachdem meinereiner sich in der letzten Nacht beim Rausfahren vertan hatte und mit Fernlicht über den Campingplatz gefahren ist.

D850, 15mm, 25s, f/2.4, ISO 800

Der Bryce Canyon liegt auf ca. 37,5° N, Grünstadt auf 49,5° N, demzufolge 12° südlicher, oder, anders ausgedrückt, 720 nm. Man mag sich fragen, worauf ich jetzt hinaus will. Fotografiert man gern zu den Tagesrandzeiten, so hat man ein gewisses Zeitgefühl für die Dauer von blauer und goldener Stunde. Diese Zeiten sind hier näherungsweise halbiert.

Wie zum Sunset, so zum Sunrise, die Leute drängeln sich an den Aussichtspunkt. Oh, es sind sogar einige mit einer Kamera dabei, aber ein Mobiltelefon reicht ja. In der Tat versucht jemand, mir eine solche Diskussion aufzudrücken, obwohl er sieht, dass ich mit 2 Kameras hantiere. Unmittelbar einleuchtend, er hat recht.

Phänomenal zeigt sich darüber hinaus eine weitere Geschichte. Sobald die Sonne über den Bergrand geschaut hat, sind fast alle Leute verschwunden, als gäbe es ein 06:30 Uhr Freibier.
Jetzt, genau jetzt, zeigen sich im Amphitheater die besten Farbspiele. Ich kapiere es nicht.

Morgen werde ich zum Bryce Point fahren. Dort sind hoffentlich weniger Menschen.

07:30 bin ich zurück und wir schlendern ins Ebenezer’s für ein extraordinäres Continental Breakfast.
Der Schuppen ist abends eine Country-Kneipe, mit runden Tischen, rot-weiß karierten Wachstuchtischdecken und Beschallung von der Bühne, eine Dinnershow. Geil die Amis, die Besucher kommen in Bussen dorthin, quasi Stefan Mross und Helene Fischer im Fernsehgarten auf Englisch.

Es wird schnell wärmer, ab ins Auto und den Park abfahren.
In Wahrheit ist es heiß, 30°C. Wir haben beide Kopfschmerzen, höhenbedingt. Reichhaltig Wasser mitnehmen!
Die entstehenden Fotos sind, tageszeitbedingt, mehr von dokumentarischem Wert.

Deshalb fahren wir abends wieder zum Rim-Walk und genießen die imposanten Farben und Motive.

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker wieder um 05:15 Uhr. Es soll noch ein Sonnenaufgang werden. Diesmal wird es der Bryce Point sein. Am Hotel sind es nur 10°C. Ich bin warm angezogen. Wunderbarerweise zeigt das Thermometer am Ziel 20°C. Aus den Bergen weht ein lauer Wind. Darüber kann ich nicht indigniert sein.

Anfangs habe ich den Platz für mich allein. Dann erscheinen zwei Chinesen, die permanent laut reden und mit ihren Handy-Taschenlampen sinnlos in der Gegend rumfuchteln. Unzweifelhaft versauen sie mir eine Langzeitbelichtung.

Dieser Sonnenaufgang ist eindrucksvoller als der gestrige und wieder gelingen ordentliche Bilder, unter anderem auch dieses Panorama.

Der Plan sieht vor, nach Escalante und weiter zum Head of the Rocks Overlook zu fahren. Das hat sich unbedingt gelohnt. Die Aussicht auf die weißlich-gelben Felsen und die sich windende Straße ist inspirierend.

Panorama, Head of the Rocks Overlook

Bryce Canyon – Sedona

Bryce Canyon – Sedona

Kurz vor Sonnenaufgang, 07:00 Uhr, sind wir wach. Duschen Frühstücken, Auto packen, Good Bye Bryce Canyon und es geht los nach Sedona.
Obwohl wir gen Süden fahren, werden die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt.

Wir fahren bis Kanab die gleiche Strecke, über die die Hinfahrt ging. Die Johnson Canyon Road lassen wir aus.

Die 89A führt wieder hinauf auf das Kaibab-Plateau, vorbei an Jacob Lake. Die gelben Blumen an der Straße sind 4 Tage später in voller Blüte.

Danach verlässt die 89A das Kaibab-Plateau in Richtung der Vermillon Cliffs. Am Rand des Waldes ist ein Scenic Point mit einem grandiosen Blick auf die rote Felswand und das House Rock Valley. Schnell wird für ein Pano aufgebaut.

Vermilliion Cliffs

Weiter, der Rundung der Vermillon Cliffs folgend, fahren wir bis zum Marble Canyon. Hier ermöglichen die Navajo Bridges die Querung des Colorado River. Die Erste der beiden wurde 1929 eröffnet. Jeweils 250 kg Sprengstoff brachen die Nischen für die Ausgangspunkte der Stahlkonstruktion, weit über dem Fluss, aus den Felswänden. Heute dient die alte Brücke den Fußgängern. Die neuere, daneben, trägt den Fahrzeugverkehr.

Navajo Bridge über den Colorado River

Bevor wir uns das anschauen, entdeckt Claudia den Wegweiser zu Lee’s Ferry. Reifenquietsch und wir biegen links ab, runter zum Colorado.
Man muss sich das genüsslich auf der Zunge zergehen lassen, ja , deutsche Arroganz. Bis 1929 war die Fähre der einzige Übergang des Colorado River in der Gegend, viele Meilen flussauf- und abwärts.
Es sind 108°F, 42°C unten am Fluss. Die alten Gebäude sind erhalten. Von hier legen die Rafting Touren durch den Grand Canyon ab.

Next Stop: Cameron.
Die Trading Post war immer eine Pause wert. Wir wollen im Postamt unsere Postkarten loswerden. Das schließt am Samstag jedoch bereits 10:30 Uhr.

Jetzt unsere Gedanken zur Cameron Trading Post:
Die meisten Objekte, die mittlerweile feilgeboten werden, sind aus China. Nur wenige indianische Schmuckprodukte liegen in den Vitrinen. Wollen wir einen „echt China-Traumfänger“? Sicher nicht.
Was für eine bittere Enttäuschung. Das Hotel ist viermal so groß wie vor 3 Jahren. Alles steht voller Reisebusse. Entsetzt und traurig fahren wir weiter. Scheiß Kommerz

Wir sind weiter auf der 89A, Richtung Flagstaff. Die Straße ist so wellig, dass Prothesenträgern unbedingt extra leistungsfähige Haftcreme empfohlen werden muss. Für ein paar Meilen ist der I-40 auch die 89A, bevor er sie gen Oak Creek Canyon und Sedona wieder verlässt.

Labour Day Weekend, es dauert mehr als eine Stunde, bis wir die Baustelle am Eingang des Canyons passiert haben und am Hotel sind. Den Oak Creek an den Slick Rocks kann man nicht erkennen, so dicht lagern dort die Besucher. Da haben wir echt Mist gemacht und diesen Feiertag nicht beachtet.

Sedona, Villas at Poco, Blick von der Terasse auf Cathedral Rock

Das Hotelzimmer ist ein bisschen plüschig, aber groß. Die Dame an der Rezeption ist recht kurz angebunden. Wenigstens gibt es hier Gasgrills und somit für uns fette Steaks.

Sedona

04:00 Uhr wecken, weil ich auf den Doe Mountain fahren will. Am Himmel leuchten die Sterne, allen voran Orion über dem Cathedral-Rock. 2h vor Sonnenaufgang ist hier noch dunkle Nacht, so anders als daheim.

Sunrise from Doe Mountain

Am Trailhead, so heißt das hier, bin ich der Erste. Der Aufstieg wird als moderat beschrieben. Okay, ca. 150+ Höhenmeter mit einem 12kg Fotorucksack und 1,5 kg extra Tasche mit der M10 lassen mich oben klatschnass ankommen. Sägers Klassiker, einen unbekannten Weg im Dunkeln, steil, schmal, mit der Taschenlampe, ohne auf dem Plateau den Fotospot zu kennen, geile Vorbereitung.

Und so stolpere ich mit der Lampe auf der Suche nach der Abbruchkante über den Berg. Unzählige Trampelpfade führen in alle möglichen Richtungen. Mein Orientierungssinn hilft. Ich trage eine stichfeste Hose, um festzustellen, dass die Schuhe es von oben nicht sind. Schon mal Kaktusstacheln an der Oberseite in den Fuß gepikst? Ergo anhalten, Rucksack runter, Brille ab, weil kurzsichtig, Schuh aus, Stacheln entfernen, weitergehen. Moment, warum ist alles unscharf? Mist, Brille vergessen, hoffen, nicht draufgetreten zu sein. So doof war ich glücklicherweise nicht und finde meine Intelligenzprothese.

Der Himmel bekommt inzwischen seine orangene Färbung und ich treffe auf einen brauchbaren Fotospot am Felsrand.

Das nasse Shirt kommt auf einen Stein. Warm genug dazu ist es. Und ich fotografiere so, wie Poo-tin durch die Taiga reist, mit freiem Oberkörper, indes ohne Kreml-TV.

Im Tal werden die Heißluftballons vorbereitet und vor dem Sonnenaufgang fliegen einige los.

Bilder, Bilder, Bilder, bald ist es hell genug, das Stativ für ein Pano vorzubereiten. Die Sonne ist „über den Berg“, Benro arbeitet.

What a start into a new day.

Das T-Shirt ist trocken, Fotos fertig und ich mache mich an den Abstieg.
Unten ist selbiges wieder nass. Ein freundlicher Local fragt mich, ob ich auf Meeresniveau wohne, was ich bejahe. Offensichtlich muss ich echt scheiße ausgesehen haben.
Auf dem Rückweg zum Hotel, halb acht, sind die meisten Trailheads längst hoffnungslos zugeparkt.

Später beschließen wir, am Labour Day Sunday, zum Safeway zu fahren. Das wird der Brüller schlechthin. 5mls Wegstrecke durch die Stadt, Einkaufen und zurück dauern knapp 2 Stunden.
Damit fällt der Ausflug ins Zentrum weg und wir vergammeln den Rest des Tages im Hotel.

Sedona 2

Wecker: 04:45 Uhr
Sonnenaufgang an der Red Rock Canyon Road

Der erste angefahrene Spot ist ungeeignet. Exakt an dieser Stelle haben wir vor 3 Jahren mit unserem Mietauto heftig aufgesetzt. Diesmal passiert mir das nicht. Egal, hier habe ich keinen freien Überblick wegen der hohen Vegetation.
Deshalb fahre ich weiter zu Lover’s Knoll, genau, der Spot mit dem Baum für Hochzeitsbilder.

Lover’s Knoll

Hier ist es okay und ich zunächst allein. Vor Sonnenaufgang erscheint eine Dame mit Sitzmatte, die demselben entgegen meditiert.
Normalerweise bin ich nicht zimperlich, wenn es gilt einen Spot zu „verteidigen“. Hier habe ich das unangenehme Gefühl, sie zu stören. Spätestens als Benro-Polaris für das Panorama loslegt, plagt mich ein schlechtes Gewissen.

Der besagte Baum, Cathedral Rock im Hintergrund

Nach dem Frühstück ist Tlaquepaque angesagt. Weil inzwischen Montag ist, schaffen wir es ohne Stau dorthin und finden einen Parkplatz im Schatten.

Abends starten wir einen Versuch, Cathedral Rock aus dem Crescent Moon Picnic Park zu fotografieren. Ohne gründliche Recherche bleibt es bei einer lausigen Ausführung.

Route 66 und Las Vegas

Die letzte Station unseres Road-Trips wird Las Vegas.

Sedona – Las Vegas

Weil die Hinfahrt durch den Oak Creek Canyon wegen der Baustelle lange gedauert hat, beschließen wir, nach Süden zu fahren und von dort ein Stück I-17 gen Norden, bis wir die eigentliche Route I-40 erreicht haben (siehe Karte).

Bei Seligman biegen wir auf einen originalen Abschnitt der legendären Route 66. Unsere Empfehlung: Nicht unbedingt in Seligman anhalten. Hier ist alles auf Touri getrimmt. Die Besucher kommen vom Highway, stoppen kurz und fahren zurück auf den Interstate 40.

Die Route 66 verläuft hinter Seligman durch ein weites Tal, das mit gelben Blumen übersäht ist. Die Prärie ist grün. Am Straßenrand stehen die berühmten Burma Shaving Signs.

Nach Erklimmen einer Hügelkette wird es abwechslungsreicher. Die „Installationen“ in den kleinen Ansiedlungen sind nicht mehr so aufsehenerregend, aber authentischer.

Wir erreichen Kingman, eine schreckliche Ansammlung von Schrott, Müll und Häusern. Von dort fahren wir auf der 93 nach Norden über Hoover Dam bis Las Vegas.

Las Vegas

Claudia hat das Best Western Plus Casino Royal am Strip gebucht. Lt. Autothermometer haben wir 126°F. Das wären 52°C. Soo warm wird es nicht sein, nah dran sind wir dennoch.

Zum Einchecken schlängelt man sich durch ein Labyrinth von Spielautomaten, viel Spaß beim Finden der Rezeption.

Dann geht es auf den Las Vegas Boulevard, genannt „The Strip“.
Wir laufen von der Fashion Mall bis zum Hard Rock Cafe, sind gegen 22:00 Uhr wieder im Hotel und komplett Asche.

Venitian, Mirage, Ceasar’s Palace, Bellagio usw.

Auf dem Strip ist eine bunte Mischung von Menschen unterwegs, vom homeless Junkie, Wasserverkäufern (inkl. Bier), leichtbekleideten Damen, die gegen Geld für Fotos posieren, Touris aller Schattierungen und jedwedem möglichen anderen entfernt vorstellbarem.

Überall stinkt es nach Marihuana, das hier, so wie es aussieht, legal ist.

Wir sind einige Kilometer gelaufen und froh unsere Beine hochlegen zu können. Blöderweise hatten wir kein Wasser mitgenommen. Selbst im Dunkeln ist es unheimlich heiß.

Las Vegas,
eine Millionenstadt in der Wüste, Zocken und Shows. Das Wasser für all die Menschen kommt von egal wo. Myriaden von Klimaanlagen ermöglichen es überhaupt erst, es dort auszuhalten. Der Energieverbrauch muss gigantisch sein.
Und in Deutschland belehrt uns Kretschmann, sich mit dem Waschlappen zu waschen und zeigt per Reel, dass er eine Heizung ausschalten kann.
Fucking crazy world

San Diego

Zum Abschluss zeigen wir noch ein paar Bilder aus Coronado und den wunderbaren Blumen in unserem Garten.

Rückreise

Ein paar Worte zu den Bildern in diesem Beitrag:
Wir haben mit 3 Kameras fotografiert:
Leica Q (Typ116)
Leica M10 mit Summicron 35, 50, Summarit 75, Voigtländer 21 f/3.5, 15 f/4.5
Nikon D850, 15mm Irix, 50mm Sigma Art und 105mm Nikkor AF Micro
Die Panoramen entstehen mit der D850, 50 oder 105mm auf dem Benro-Polaris, nachts mit dem 15mm Irix und dem Astro-Kit zum Pano-Kopf.

Benro-Polaris auf dem Stativ

Zum Bild oben:
Benro-Polaris ist ein motorgetriebener Panorama-Kopf mit Astro-Nachführung. Gesteuert wird er über eine App auf einem Mobiltelefon oder Tablet. Hier zu sehen auf einer Nivellierkalotte für die exakte, horizontale Ausrichtung. Die Konstruktion oben, dient einmal der Ausrichtung der Kamera in Portrait-Orientierung sowie der Einstellung des Nodalpunktes. Das Kabel verbindet den Motorkopf mit der Kamera und steuert dies per App. Mehr dazu hier.

Herzlichen Glückwunsch an alle, die es bis zum Ende geschafft haben. Claus meint, dass seine Leser leidensfähig sind.
Wenn jemand an der Weinstraße verweilt, schulden wir ihm ein Viertel.

Claus haben wir angeboten, ihm eine Reise zu planen. Wir müssen nur wissen, wieviel Zeit er hat und was er sehen möchte.

5 Kommentare

  1. Hallo Claudia & Dirk!

    Vielen Dank für diesen tollen Reisebericht. Ihr habt die Zeit ja wirklich optimal genutzt und ein ganz schönes Programm hinter euch gebracht, die Wahl der Jahreszeit war auch ideal. Respekt auch an dieser Stelle Astro Equipment mitzuschleppen. Einen Tod muss man wohl sterben, die Ergebnisse sprechen ja für sich.

    Die Gegend war vor fast einen viertel Jahrhundert meine „Heimat“. Damals steckte die Digitalfotografie noch in den Kinderschuhen und die Gegend zwischen PHX und SAN wurde natürlich der Zeit entsprechend mit Film abgelichtet. Unvorstellbar damals, welche Möglichkeiten sich mittlerweile durch die Digitalfotografie ergeben haben. Die analogen Bilder aus dieser Zeit sind übrigens noch alle vorhanden, die ersten Digitalbilder der damaligen Zeit mittlerweile alle den Datentod gestorben.

    Grüße

    Andy

  2. Lieber Dirk

    Was für ein schöner Reisebericht, gefüllt mit wunderbaren Bildern. Kompliment an Claudia, die dich immer tatkräftig unterstützt und mit dir das Hobby der Fotografie teilt. Zum Glück habt ihr ein Tagebuch geführt, damit dieses hier so wiedergeben konntet. Nun weiss, ich wen ich fragen müsste, würde bei mir eine solche Reise bevorstehen. Aber lassen wir Mal Claus hier den Vortritt und bin gespannt was die Zeit bringen wird.

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Maurizio

    • Lieber Maurizio,
      Es war uns eine Freude, auch hier bei Claus etwas von unseren „Erlebnissen“ und Eindrücken mitzuteilen. Mittlerweile sind unsere Urlaube deutlich nach den Fotomotiven ausgerichtet. Selbst auf die Mondphasen in Bezug auf Astro-Bilder wird geachtet.
      Wir machen Euch selbstverständlich auch einen Plan, wenn Ihr solch eine Reise unternehmen möchtet.

      Viele Grüße in die Schweiz aus der herbstlichen Pfalz
      Claudia & Dirk

  3. Ich hab meiner Frau gerade gesagt, dass ich auf einen Viertel an der Weinstraße eingeladen ist. Sie solle doch bitte auch den Artikel lesen- dann halbiert sich schon mal die Investition im Verhältnis zum Glas:-)
    Sehr vielseitig und ganz ehrlich: in meinen Augen hervorragende Bilder. Sie zeigen das Leben auf der Route. Erzählen eine Geschichte. Auch die lebendigen Farben- das mag ich.
    Was die Ausrüstung betrifft, erinnert es mich an eine Russlandreise, auf der ich einen großen Fotorucksack für die Ausrüstung und einen Daypack für die üblichen Utensilien dabei hatte. Und als Kontrastprogramm kurz später einer Studentin für die Grönlandtour meine Minilux mit 40mm lieh (ihre einzige Kamera).
    Und dann ist man noch hin und her gerissen, in welchem Kontext man bestimmte Bilder zeigen soll. Las Vegas ist ja sowas wie eine gruselige Faszination. Und es zeigt, dass uns das ICH näher ist als das WIR. Danke da auch für die durchaus ausgelegten Kaktusstachel:-)
    Nun aber gute Erholung von Eurem Kurztripp.

    • Danke für den Kommentar und die Geschichte. Die lebendigen Farben sind dem „Alles ist Bunt“ geschuldet. Sobald die Sonne scheint, sieht es einfach so aus.
      Leider muß man für die hochauflösenden Panoramen schwere Ausrüstung mitnehmen. Somit ist ein Tod zu sterben, Panos oder leicht. Ich habe einen Teil der Panoramen zu den hochauflösenden auf der Gigapixel Homepage verlinkt. Dort kann man vollständig „reinzoomen“.

      Viele Grüße
      Claudia & Dirk

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