Schon letztes Jahr hat Silbersalz35 mit einem neuen, selbst entwickelten Scanner auf Basis eines 150MP PhaseOne-Sensors aufgerüstet, den sie „Apollon“ nennen. Das Konzept hinter Silbersalz-Scans ist nicht unbedingt etwas für eher konservative Analog-Fotografen, es erfordert nämlich ein gewisses Maß an Postprocessing. Zwar kann man auch die Scans „fertig“ mit der „Color-Science“ von Silbersalz ordern, aber das wiederum finde ich zu limitierend. Wenn schon, dann mit allen Optionen. Das bedeutet, dass ich „Flat Scans“ bestelle. Die kommen im JPEG 2000 (.jp2) Dateiformat, in 14K (ca.128MP) und 16 Bit Farbtiefe RGB. Ist das überkandidelt? Ich gebe zu, als ich die MP-Zahl realisierte, dachte ich erst, das wäre ein Scherz. Overkill für Kleinbildfilm. Aber… man kann wirklich damit arbeiten. Und wie das aussieht, zeige ich in diesem Beitrag (unten).
M6-Fieber
Ich ergatterte im Jahr 2018 eine Originalverpackte M6 TTL, sie ist bereits meine zweite M6. Die erste, eine M6 „Klassik“ leistete mir treue Dienste (z.B. in Schottland), aber dann gab ich sie an einen dankbaren Nachbesitzer weiter. Die Preise für diese Kameras gingen kurz darauf durch die Decke.
Mit dem Ergebnis, dass Leica die M6 Klassik neu auflegte, aber mit edleren Teilen, als das Original jemals hatte. Jono hat darüber berichtet. Meine M6 TTL hat eine Suchervergrößerung von 0,85, das ist optimal für 35mm. Die „logische“ Drehrichtung des großen Zeitenrades und die mittenbetonte Belichtungsmessung ermöglichen hohe Flexibilität bei möglicherweise rapidem Wechsel der Lichtbedingungen (z.B. hier, beim Theater). Das heisst nicht, dass die neue M6 dafür nicht genauso geeignet wäre. Die Bedienung des Zeitenrades ist bloß Gewohnheitssache. Das ist eine Kamera, die ihren Wert und ihre Funktionalität über viele Jahre behalten wird und ich würde nicht sagen, dass ich nicht doch noch schwach werde (wie man hier sieht). Das Bekenntnis von Leica zur Filmfotografie ist schon in sich eine schöne Sache, aber möglicherweise triggert das sogar noch andere Filmkameras. Ricoh scheint die Herstellung einer analogen Pentax zu prüfen.
Ein paar Tage, nachdem Leica im letzten Oktober die neue M6 vorgestellt hatte, brachen wir in den Herbsturlaub ins Tannheimertal auf. Einem posthypnotischen Befehl folgend, befand sich meine M6 TTL im Reisegepäck nebst ein paar Rollen Kodak Portra 400.
Der Herbsturlaub war kurz, weil das die Gelegenheit war, wo wir uns im Hotel von der Frau am Nebentisch (O-Ton: „Das ist nur eine ganz normale Erkältung“) Corona abholten. Ironie des Schicksals, nach fast zwei Jahren Pandemie in der Praxis, wo gar nichts passiert ist, auch nicht bei den Mitarbeiterinnen. Eigentlich wollte ich im Oktober schon über die neuen Silbersalz Apollon Scans berichten, kam aber nicht dazu. Der Winter begann und andere Themen ergaben sich, bis ich zum Skiurlaub wild entschlossen wieder die M6 TTL einpackte inklusive Silbersalz 250D Film und einer halbvollen Rolle Portra (mit Herbstaufnahmen), die seit November in der TTL schlummerte. Das Beitragsbild (ganz oben) ist z.B. mit dem Contax G45 weit offen und Kodak Portra 400 gemacht.
Mit M6 TTL auf der Piste
Trotz des Titels des letzten Blogs über den Einsatz von Leica-M Kameras beim Skilaufen ist es wohl doch nicht „gaga“, so ein Teil zu benutzen (danke, Jörg-Peter, für den Hinweis!). Jedenfalls bin ich gerade Q-less und es wäre der Gipfel der Dekadenz, nur wegen einer Woche eine kleine (aber hochwertige, sonst käme es nicht für mich in Frage) Kamera zu kaufen. Die M6 TTL war an zwei Tagen mein Begleiter.
Erst hatte ich noch einen halben Portra 400 zu füllen, aber dann kam ein Silbersalz 250D zum Einsatz. Hätte ich geahnt, wie sonnig es wird, wäre es ein 50D gewesen, aber der war nicht mit.
Also, eine Sache ist glasklar: Bei den Bedingungen war der Belichtungsmesser, ein sonst segensreiches Instrument (auf das die Leica-Community sehr lang gewartet hat!), absolut überflüssig! Eine M2 oder M4 hätten’s auch getan. Schnee und heller Sonnenschein. Ich ignorierte den rechten Dioden-Pfeil im Sucher, der permanent wütend leuchtete. Seine Message war ebenso auf falschen Fakten basierend wie die Moderation bei Fox-News, mit dem Unterschied, dass der Belichtungsmesser selber glaubte, was er von sich gab.
Sicher, ich hätte immer ein, zwei Blenden draufrechnen können, aber wozu sich vorzeitig die Synapsen strapazieren? Viel einfacher war’s, gleich „Sunny Sixteen“ anzuwenden und fertig.
Beim Silbersalz 250D war die einmalige Kalkulation ganz easy, nämlich von 1/125 bei Blende f/16 zurück landet man exakt bei 1/1000s, f/5.6 und bingo! Das war die Einstellung „to go“. Beim Portra machte ich es der Einfachheit halber genauso, getreu dem Motto bei Farbnegativ-Film: Wenn im Zweifel, belichte länger! Ach, und die Zeiten bei f/16 kommen natürlich daher, dass man die Filme schon mal von vornherein eine Blende überbelichtet. Aus dem 250D werden somit 125ASA. Das beim 400er Portra eigentlich bei f/5.6 1/1600s fällig ist, juckte mich nicht, aber manchmal nahm ich f/6.3. Ich hätte ja gern mal die Blende weiter geöffnet, aber auch die ND-Filter lagen zuhause.
Nachdem Zeit und Blende klar waren, blieb mir nur noch das Fokussieren. Somit hatte ich auch mit der analogen Kamera nicht mehr Arbeit als bei der M11 inklusive Zeitautomatik. Über unterschiedliche Methoden vor allem bei bewegten Motiven habe ich mich im vorigen Beitrag ausgelassen. Wie man sieht, braucht man dafür keine digitale Kamera.
Beim betrachten der Scans fiel mir bei manchen ein dunkler Streifen am linken Rand auf (sieh z.B. linkes Bild in der Galerie oben). Das kam mir bekannt vor, dabei handelt es sich nämlich um einen ungleich ablaufenden 1. und 2. Verschlussvorhang. Hatte ich mal bei der M4, zufälligerweise auch im Skiurlaub. Das Phänomen war nur bei einigen Bildern, obwohl ich fast immer 1/1000s gewählt hatte. Einerseits ist das wohl ein Zeichen, die M6 TTL doch mal zum CLA zu schicken, denn sie lag schliesslich fast 20 Jahre im Karton, bevor ich sie so unsanft aus dem Dornröschenschlaf riss. Andererseits hatte sie bislang perfekt funktioniert. Ich vermute, die Bilder mit dem „lahmen“ Verschlussvorhang sind welche, die ich schoss, wenn ich die Kamera länger offen getragen hatte und der Windchill sie ordentlich einfror. Da werden Schmiermittel schon mal träge. Bei Zeiten länger als 1/1000s spielte das offenbar keine Rolle.
Silbersalz Apollon Scans
Ich schickte neben dem Silbersalz 250D auch die Kodak Portra Filme ein, denn seit letztem Jahr werden auch einige Kodak- und Fujifilm-Produkte unterstützt, für die offenbar der ECN-2 Entwicklungsprozess von Cinefilm auch angepasst werden kann. Des weiteren muss man nicht mehr mit dem Filmkauf die Entwicklung dazu buchen (totes Kapital im Eisfach), sondern schickt einfach ein und zahlt dann (wie bei jedem anderen Foto-Service auch).
Wenn die Scans fertig sind, bekommt man standardmässig die 4K-Version im JPEG-Format. Ich wollte aber Flatscan-Raws im JPEG-2000 Format, 16Bit RGB. Dass die jetzt 14K haben, ist tatsächlich nicht von Schaden. Aber mein Verhältnis zu hohen Auflösungen hat sich ja in den letzten Jahren gewandelt. Man kann praktischerweise nachträglich bestimmen, ob man das Geld dafür investiert, je nachdem, wie die „Kontaktabzüge“ aussehen.
Die Raws mit der Dateiendung .jp2 können von Photoshop direkt gelesen werden, aber (seltsamerweise) nicht von Lightroom. Sie müssen erst in Tiffs konvertiert werden. Bisher war dafür das Programm „XnConvert“ absolut ok. jetzt gibt es für Mac-User eine einfachere Option: Ein „Apollon2Lighroom Converter“ kann direkt ins Kontext-Menü unter „Schnellaktionen“ implementiert werden. Einfach die .jp2-Dateien anklicken, Schnellaktion wählen und das Bild wird kopiert und in ein Tiff-Format gebracht. Wer Speicher-Ökonomie wahren will, kann sich den Schritt sparen und gleich in Photoshop bearbeiten, denn die Tiffs sind deutlich größer als die JPEG 2000-Dateien. Ein Beispiel, 14K JPEG 2000: 74,4MB, umgewandelt in Tiff: 383,2MB.
Über die Bearbeitung der Flatscans habe ich schon mehrfach berichtet (z.B. hier) und da hat sich grundsätzlich nichts daran geändert. Das ist genau der Punkt, wo sich die Geschmäcker trennen: So mancher Analog-Fetischist hat gar keine Lust, sich damit überhaupt abzugeben, sondern erwartet brauchbare Scans direkt vom Labor. Das Konzept von Silbersalz ist jetzt nicht plötzlich der heilige Gral der Film-Fotografie.
Aber mir persönlich liegt’s. Mir macht es nichts aus, selbst das beste aus den Scans herauszuholen und am liebsten tue ich das in Lightroom. Das gesagt, habe ich schon häufig JPEG 2000-Bilder direkt in Photoshop bearbeitet. Die Ergebnisse sind von denen aus Lightroom nicht zu unterscheiden.
Wenn man die Flatscans sieht, kann man kaum glauben, wie wenig nötig ist, sie in brillante Bilder zu verwandeln. Ein Screenshot aus Lightroom in der „Vorher/Nachher-Ansicht“ zeigt rechts im Bild, wie wenig bei den Tonwerten angepasst werden musste. Dazu ist nachschärfen fast überflüssig, eine ganz niedrige Einstellung reicht. Sonst ist nichts an den übrigen Einstellmöglichkeiten verändert!
Fazit
Ich bin ein großer Fan von Kodak Portra 400 und 800, aber ich habe den Eindruck, dass Silbersalz-Filme denen mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind. Die Aufnahmen mit dem 50D, die ich aus Südfrankreich mitgebracht hatte, waren von der Qualität „mindblowing“, obwohl die noch mit dem „alten“ Scanner digitalisiert wurden.
Die eineinhalb Filme, die ich an den zwei „analogen“ Tagen verschossen habe, reichten im Grunde völlig aus, die Essenz unseres Urlaubs zu dokumentieren. Im Gegensatz zur digitalen Bilderflut! Obwohl ich selbst da eine gewisse Zurückhaltung pflege, um mich nicht mit Datenmüll zu überlasten. Davon abgesehen fasziniert mich immer der Charakter von Film. Manchmal frag ich mich wirklich, warum ich nicht einfach dabei bleibe. Aber digital erweitert den Kanon der Möglichkeiten doch enorm und ist in vielen Fällen natürlich wesentlich praktischer. Dazu kann ich nicht sagen, dass mir der Output meiner digitalen M’s nicht bis heute auch gefallen hat. Aber Film hat eben das gewisse Etwas.
Update 07.02.2024
Habe heute von Silbersalz eine Rückmeldung erhalten.
Die Filme werden in Berlin im Labor entwickelt und auch dort gescannt.
In Stuttgart gibt es nichts mehr. Läuft also über das Labor in Berlin.
Danke für die Recherche! Gut zu wissen. Auf der Silbersalz35-Homepage ist das neue Berliner Labor als Adresse für die Entwicklung inzwischen angegeben.
Hallo Herr Dr. Sassenberg.
Da mich Ihre Seite hier so begeistert hat wollte ich nun auch gleich für meine M6 und R8 Silbersalz-Filme ordern.
Bestellen mit Scans kann man ja über den Silbersalz-Shop. Leider finde ich Silbersalz in Stuttgart gar nicht. Wohne 30 km von Stuttgart entfernt. Im Internet liest man über Silbersalz zwar gutes über die Filme, aber anscheinend werden die gar nicht mehr in Stuttgart entwickelt sondern nach Großbritannien geschickt. Da kam es anscheinend schon öfters vor dass Filme verloren gegangen sind.
Eigentlich schade, wenn es für Analog Spitzenfilmmaterial mit High-End-Scans gibt, dies aber an der Weiterverarbeitung scheitert.
Wunderschöner bebilderter Bericht. Hat richtig Laune gemacht. Habe selber eine M6 aus 1996, die tadellos funktioniert. Wo kann man denn in Stuttgart die Silbersalz-Filme erwerben und entwickeln und scannen lassen? Unter der Telefonnummer von Silbersalz erreicht man niemanden.
Vielen Dank! Ich glaube, man bestellt die Filme am besten online (hier die Webseite) und sendet sie dann zum entwickeln und scannen ein.
Ich habe mittlerweile rund 24 Filme von Silbersalz belichtet und bin besonders von der aktuellen Combo aus Apollon-Scans und den Filmen begeistert.
Wenn alles gut geht, kann man mit diesem Setup Bilder generieren, die extrem hochwertig sind. Ich sehe tatsächlich auch in der hohen Scanauflösung einen Sinn. Cremige Scans, bei denen das feine Filmkorn eines 50er Films komplett im Scan dargestellt wird, ohne durch Artefakte zerstört zu werden, sind wirklich eine Wucht. Die Bildwirkung unterscheidet sich nach meiner Erfahrung signifikant von digitalen Bildern. Das muss man vielleicht sehen, um es zu verstehen. (Ich kann gerne mal ein Bild, das ich gut finde, in der kompletten Auflösung zeigen.)
Ich habe früher meine Brötchen mit Reportage und Sportfotografie verdient und hatte viel Umgang mit den damaligen Trommelscans. Diese Scans waren Welten von diesen Resultaten entfernt.
Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten und den sehe ich – für mich – bei Silbersalz im Kundendienst und der technischen Dienstleistung. Sprich: Bei mir gab es Filme, die Flecken mit partieller Entwicklung zeigten. Wären die Bilder eine professionelle Arbeit für Kunden gewesen, hätte ich ein echtes Problem gehabt. Ich hätte das Shooting wiederholen müssen.
Ich war eher erstaunt als verärgert, weil ich so etwas in den letzten 35 Jahren bei professionellen Produkten (Film + Entwicklung) nicht gesehen hatte und habe Silbersalz gebeten sich die Sache anzusehen. Die Suche nach dem Fehler verlief im Sand, als erste Antwort kam, man wisse nicht woran es läge und würde sich wieder melden.
Das geschah nicht, auch nach einer vorsichtigen Erinnerung an das Thema, bleibt Silbersalz stumm. Ich bekomme keine Antwort. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, nichts. Das finde ich besonders bitter, weil ich das Produkt eigentlich sehr mag und auch finde, das Silbersalz sehr wichtig für den Analogmarkt ist.
Hallo Christian,
Nachdem ich auch etwa diese Anzahl Silbersalz-Filme belichtet habe und mittlerweile (seit dem Bericht über die Apollon-Scans) weitere sechs 250D, die hochauflösend gescannt wurden, kann ich deinem Urteil voll und ganz zustimmen: Es ist keine Gigantomanie, auch das Filmkorn mit aufzulösen und die Charakteristik und Dynamik der Filme (auch z.B. von Kodak Portra) wird gut (und besser als je zuvor!) in das digitale Format übertragen. Ich bin schwer begeistert von den neuen Möglichkeiten im analogen Bereich.
Bisher hatte ich selbst keine Qualitäts-Probleme mit der Entwicklung, aber es scheint mir nach deinen Erlebnissen, dass die Firma an ihrem Beschwerde-Management arbeiten sollte.
Konträr dazu: Vor ein paar Tagen gab es Verwirrung mit ein paar Filmen, deren Entwicklung und Scan ich mit einem (Geschenk-)Gutschein bezahlt hatte. Das System erkannte das nicht und ich bekam die erneute Aufforderung, die Zahlung zu tätigen. Meine Mail dazu wurde innerhalb weniger Stunden sehr freundlich beantwortet und man bat um Entschuldigung wegen des „Bugs“. Die Kommunikation lief sehr gut.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Claus,
danke übrigens für diese Seite, die ich sehr gerne lese!
Viele Grüße
Christian
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Rötter,
Ich habe Ihren Kommentar gelesen und finde ihn sehr interessant.
Ich gehe auf die 60 zu und habe zeitlebens nur analog fotografiert, ich hatte ja keine andere Wahl, bis digital kam, und davon bin ich immer noch nicht überzeugt.
Ich möchte nur eine kleine Anmerkung zu Ihrem letzten Satz machen.Mir geht es auch so dass ich auf die entwickelten Bilder warte, aber das ist für mich gerade das Spannende: wenn die Fotos aus der Entwicklung zurückkommen, kann man die schönen Momente, die man fotografiert hat, noch einmal erleben, und fühlt sich an den Ort und die Zeit zurückversetzt wo und wann die Fotos gemacht wurden…
Mit freundlichsten Grüssen und allzeit Gut Licht,
Jean-Claude Hardt.
Danke für den schönen Artikel, der gerade zur rechten Zeit kommt, da ich mich wieder der Fotografie auf Film widmen möchte.
Was ich mich frage: wie sehr spielen angesichts von digitaler Nachbearbeitung und „Color Science“ noch die unterschiedlichen Farbinterpretationen der Filme eine Rolle? Beim Dia gibt es ja mit dem Positiv die „wahre“ Farbcharakteristik, aber könnte man einen Silbersalzfilmscan dank Photoshop nicht recht einfach wie einen KodakGoldscan aussehen lassen und umgekehrt? Sind die Unterschiede dann nur noch Empfindlichkeit, Schäfe und Körnung?
Keinen Sorge, die Silbersalz-Filme haben eine eigene (und sehr schöne) Farbcharakteristik. Sie ist bei den Tageslichtfilmen Kodak-Portra ähnlich, aber etwas wärmer.
Im Prinzip sieht man die Farben ja bei meinen Fotos (von den Rohscans nur die Tonwerte angepasst, sonst unverändert), da ist nämlich nichts darüber gelegt.
Lieber Herr Dr. Sassenberg,
danke! Gleich das allererste Foto ist ein kleines Meisterwerk. Und wenn Sie sich fragen, ob man nicht einfach bei analog bleibt, kann ich das gut verstehen. Diese Silbersalz-Gründer haben die analoge Welt noch einmal viel verführerischer gemacht. Ich finde es ist eine kleine Revolution. Grundsätzlich glaube ich es ist egal welchen Leica Body man nimmt, es wird immer schön, denn zu einem großen Teil geht es um die Objektive, die sind das wichtigste. Und durch ihren notwendigen Wechsel entsteht immer wieder eine neue Leica-Kamera die sich jedes Mal anders anfühlt. Nur eine Sache nervt mich beim analogen Fotografieren extrem: Ich habe fokussiert, ich habe die richtige Belichtung sicherheitshalber mit einem Messgerät gewählt und den Ausschnitt bestimmt. Dann kommt dieses wunderbare Auslösergeräusch und dann passiert nichts mehr. Wochenlang passiert nichts mehr und ich habe längst vergessen was ich eigentlich fotografiert habe. Das stört mich sehr. Das nennt man wohl Luxusproblem…
Herzl. Grüße
Günther Rötter
Interessanter Beitrag. Was die Auflösung angeht, sind die Bilder fast auf digitalem Niveau (zumindest in der Darstellung auf dem Bildschirm).
Darf ich auch einen kleinen „Nutzerwunsch“ äußern? Wenn ich die Bilder vergrößern möchte, um sie besser zu beurteilen, muss ich sie einzeln anklicken. Wäre es technisch möglich, dass man durchblättern kann?
Hallo Stefano,
die Scans sind digitalen Bildern auch für Prints absolut ebenbürtig. Mit dem kleinen Vorteil, dass die Eigenschaften des Films und der Charakter/Farben mitkommen.
Wegen der Bilder: Beim älteren WP-Theme ser Seite ging das mit dem „durchklicken“. Ich habe schon länger versucht, das wieder zu implementieren, aber noch keine Lösung gefunden, sorry.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Claus,
Falls es interessiert, habe ich digital wirkende Bilder (in Bezug auf die Auflösung) auch mit dem Adox Scala 50 erreicht. Zugegeben, als SW Diafilm ein absoluter Exote und der extrem hohe Kontrast ist sicherlich nicht für jeden. Dennoch, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Bilder analog entstanden sind (ich habe sie ja belichtet), hätte ich sie für eine SW-Umwandlung einer digitalen Datei verwechselt.
Bei Interesse teile ich gerne ein paar Beispielbilder.
Viele Grüße
Stefano
Hallo Stefano,
Das mit dem Adox glaube ich sofort. Ein gut gescannter, feinkörniger Film lässt sich nicht mit einem Blick von einem digitalen Bild unterscheiden, außer dass man vielleicht bei genauerem hinsehen Dinge bemerkt, die ein Sensor so nicht rendern würde.
Zum Beispiel Highlights. In dem Beitrag sind Bilder, die direkt in die Sonne fotografiert sind. Es gibt nirgendwo einen „Abriss“, wo schlicht die Pixel ausgebrannt sind, sondern es geht sanft aber stetig in den überbelichteten Bereich.
Es ist keineswegs das Ziel oder überhaupt erstrebenswert, „digital“ nachzuahmen. Ich finde es eher faszinierend, dass Kleinbildfilm das Level von High-End Sensoren erreichen kann, dabei aber die – meiner Meinung nach – überlegenen Eigenschaften von Film noch dazu liefert.
Es ist nicht mal die extreme Auflösung, die das erzeugt. Die Silbersalz Scans waren auch vorher schon sehr gut, ich erinnere noch mal an die Bilder aus dem Beitrag „Der Atem von Olivenbäumen“ oder „Mit der M2 auf dem Marché“. Auch die Bilder aus dem extrem feinkörnigen Silbersalz 50D können sich mit M10 oder M11 Bildern mehr als messen. Und nochmal: Da ist zusätzlich das „gewisse Etwas“ von Film. Und das ist eigentlich für mich das Wichtige, nicht dass sie digital quasi imitieren.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Claus!
Vollkommen richtig: Film hat das gewisse Etwas. Ich sehe Film auch nicht als Konkurrenz zu Digital, eher als Ergänzung.
Silbersalz war so freundlich meine letzten Filme ohne Aufpreis mit dem Apollon Scan zu versehen. Die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend. Ja, es ist schon ein gewisser „Overkill“ für Film, aber haben ist ja besser als brauchen.
Hätte ich den vollen Preis zahlen müssen, wäre ich bei knapp unter 70 Cent pro Bild gelandet, was im Rahmen der Qualität der Leistung und im Vergleich anderer Labore, was für Entwicklung und Filmscan fällig geworden wäre, vollkommen in Ordnung geht. Möchte garnicht den Preis/Leistungs Vergleich zu den Instax Filmen ziehen, die meine Tochter reihenweise verschießt…
Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, können jetzt auch manche Kodak Filme bei Silbersalz entwickelt werden. Sind dann die Scans dann auch in 14k und 16bit? Frage mich gerade, ob es da von der Qualität nochmals eine sinnvolle Steigerung zwischen 4k und 14k gibt oder ob sich nur die Silbersalz Filme für die 14k Scans eignen?
Grüße
Andy
Hallo Andy,
die Kodak Portra Filme (und sicher auch Fujifilm u.a., es gibt eine Liste unterstützter Filmsorten) eignen sich für Apollon 14K und sind in 16Bit, in meinem Artikel sind ja einige Bilder auch vom Portra 400 bei Silbersalz entwickelt und mit Apollon gescannt.
Viele Grüße,
Claus
… sehr guter Bericht, den ich in allen Punkten unterschreiben kann. Nachdem ich die verschiedenen Filme von Silbersalz ausprobiert habe, fotografiere ich ebenfalls mit dem 250D.
Danke für die gut gemachte Seite, auf die ich sporadisch immer mal wieder lande.
Viele Grüße
Wolfgang
Hallo Claus,
ich bin ebenfalls ein Fan der Silbersalz35-Filme. Zu schade, dass es diese nicht im Mittelformat gibt. Lediglich die Konvertierung in tiff finde ich etwas mühsam. Mein 3 Jahre alter Rechner ächzt schon gewaltig und manchmal passiert dann auch nach längerer Wartezeit gar nichts. Dennoch – von den Farben her liebe ich die Filme!
Vielleicht sollte ich mal die Bearbeitung direkt in Photoshop versuchen? Allerdings bin ich da blutiger Anfänger und eigentlich vom Lightroom-Bedienkonzept sehr angetan.
Hallo Tom,
Das mit Photoshop kann man sich ganz einfach machen. Jp2-Datei aufrufen und erst mal den schwarzen Rand wegschneiden. Dann in „Filter“ für Smartfilter konvertieren. Danach (weiterhin unter Filter) „Camera RAW Filter“ wählen. Und dann macht sich eine Oberfläche auf, die genau wie in LR aussieht. Der Rest ist wie gewohnt.
Es gibt auch die Option mit Ebenenmasken, aber dies wird dir vertrauter erscheinen.
Viele Grüße, Claus
Hallo Claus,
Danke für den Tip, ich habe das so mal probiert (Camera Raw) – einigermaßen mit Erfolg, aber SEHR langsam. Um natürlich auch die üblichen Dunkelkammerprozesse zu nutzen (Abwedeln/Nachbelichten usw), muss ich dann aber doch nochmals tiefer in den Photoshop eintauchen.
Viele Grüße,
Tom
Hallo Tom,
langsam… kann ich nicht selbst sagen, aber mit dem neuesten M Prozessor und 64GB Arbeitsspeicher fehlt mir da wohl der Maßstab. Ansonsten wirst du dir bestimmt schnell (wenn du dich dazu entschließt) einen Workflow in PS zusammenstellen. Ist keine Raketenwissenschaft. Ich habe da meinen Weg gefunden (bei gleichartigen Bildern kannst du sogar eine automatisierte Standard-Bearbeitungsabfolge speichern, dann genügt ein Klick), allerdings bevorzuge ich trotzdem LR wegen der Archivierungs-Funktion, Vergabe von Stichwörtern etc.
Viele Grüße,
Claus