…ein Messsucher ist keine Hexerei

Die Leica M11-P stand im letzten Jahr oft im Schatten der Leica Q3 (und jetzt, seit Erscheinen der Q3 43 erst recht). Darum wird es höchste Zeit, mal auf das (oft unterschätzte) Spektrum der Möglichkeiten einer Messsucherkamera hinzuweisen. Das ist nämlich weit größer, als die meisten annehmen, die eine M noch nie benutzt haben. Im Vergleich zu anderen Kameras muss man mehr dafür tun. Das wiederum erweckt bei Aussenstehenden den Eindruck, als wären wir Messsucher-Enthusiasten die Amish People der Foto-Community.

Leica M11-P
Springturnier. Technik: Vorfokussieren, mitziehen und rechtzeitig auslösen, kein Autofokus nötig. Leica M11-P mit 75mm Apo-Summicron bei f/4. 1/2000s ISO 64

Q vs M, oder Q+M?

Kaum ein Vergleich ist so beliebt wie der von Äpfeln mit Birnen. Sieht man jetzt auch beim aktuellen „Renner der Saison“ der Leica Q3 43. Häufig wird argumentiert, dass diese Kamera eine M (welche auch immer) mit einem 50er Apo-Summicron ersetzt, vom Preis-Leistungs-Verhältnis ganz abgesehen. Aber was heisst „ersetzen“? Sicher, die „Schnittmenge“ der Einsatzmöglichkeiten beider Kameras (und das schliesst die normale Q3 mit ein) ist sehr groß. Das heisst, ich kann eine Vielzahl von Aufnahmesituationen mit beiden Kameras (M oder Q) gleich gut bewältigen. Darüber hinaus glänzen die Q’s mit (relativ) schnellem Autofokus, Bildstabilisierung, Blitzsynchronisierung bis 1/2000s, Klappdisplay, kein Sensor-Staubproblem etc.

Im Slider Leica M11-P + 35er Apo-Summicron Bilder einer morgendlichen Radtour im Sommer in chronologischer Reihenfolge. Mit der Q3 hätte man das alles ebenso machen können, aber es gibt eben auch Situationen, bei denen man mit nur einer weiten Brennweite nicht klar kommt.

Leica M10-M
Leica M10-M mit Contax G45 bei f/2. Das wäre auch der Bildwinkel für die Leica Q3 43

Die Kombination beider Q3-Modelle kann theoretisch alles abdecken, was ein Normalsterblicher für Reise-, Reportage- oder Event-Fotografie braucht. Beide Brennweiten erfassen den Bereich zwischen 28 und (sagen wir moderat) 100mm, da die Sensor-Auflösung hergibt „to crop the crap out of the images“, wie High Brownstone sagt. Aber, „let’s face it“: Das volle Freistellungspotential bei Offenblende gibt es nur bei den nominellen Brennweiten, der Effekt von „echten“ lichtstarken 50, 75, oder 90er-Objektiven kann nicht erreicht werden. Und routinemässig zwei Kameras während einer Reise (oder Reportage) herumschleppen statt einem Body mit zwei Objektiven (was sicher weniger mühsam ist)? Da würde ich bei einer Reise entweder trotzdem wie bisher bei Q3 mit 28mm Summilux bleiben (one Camera!) oder gleich die Leica M11-P mit zwei oder gar drei Objektiven nehmen . Die Q3 43mm als „Solo-Kamera“ wäre mir in den meisten Fällen für den Zweck zu „eng“. Ich weiss aber, dass viele die 43er Brennweite sehr attraktiv finden bzw. das jetzt sogar der Dealbreaker pro Q3 ist, weil denen die 28mm vorher viel zu weit waren. De gustibus…

Aber könnte man z.B. eine Hochzeit mit der Q3-Kombi abdecken und exzellenten Output produzieren? Ganz bestimmt. Aber noch besser ist die Kombination Q3 (28mm) mit der Leica M11-P plus 50mm Summilux. So habe ich diesen Sommer die Hochzeit einer guten Freundin fotografiert: Die Q3 für mehr „Kontext“ oder wenn’s ganz schnell gehen muss, die Leica M11-P mit Summilux weit offen für die „Momente“. Ich wechselte auch mal zum 35er Apo-Summicron, aber eigentlich reichten 28 + 50mm für den Zweck aus, da ich mit den Beinen zoomte. Die DNG’s (in Adobe Standard) aus der M11-P sind in LR tendenziell zu „kalt“ (speziell, wenn’s eigentlich sonnig ist) und neigen nach Cyan, während die Q3-DNG’s (Adobe Standard v.2, auch zu kalt) nach grün tendieren. Gleicht man das auf einen gesunden Mittelwert aus, passen die Fotos aus den beiden Kameras im Farbeindruck wunderbar zueinander. Von diesem privaten Event möchte ich keine Bilder zeigen, aber es gibt einen Beitrag über eine Hochzeit fotografiert mit Leica M10 und „Klassik“ Q und der Output ist gleichartig.

Leica M11-P
Freilichttheater: Die Canaillen-Bagage mit „Leviathan“ auf der Burg Vlotho. Die Leica M11-P mit 50er Summilux weit offen. Das kann keine Q.

Wo eine M mehr kann

Leica M11-P
Die Stunde der langen Brennweiten… Windsurf World-Cup auf Sylt. Leica M11-P mit 50mm Summicron

Aber normalerweise würde ich keine zwei Kameras mitschleppen, wo ich mich schon schwer tue, mal ein zweites Objektiv einzupacken. Und: So gut die Q3 auch für Reportage, Reise oder im familiären Umfeld geeignet ist, manchmal bevorzuge ich einfach die Haptik eines Messsuchers, trotz identischer Einsatzzwecke. Darüber hinaus gibt es dann die Gelegenheiten, wo ich vorher weiss, dass die Q3 dafür bestenfalls so suboptimal geeignet ist wie ein schwindsüchtiger Asthmatiker für die Rolle des Heldentenors bei einer Wagner-Oper. An das Bildergebnis einer M10-M mit 50er Summilux bei dem Stück der Canaillen-Bagage im Juni kommt eine Q3 nicht annähernd. In Frühjahr waren es die Nachtansichten in Bielefeld, in den Alpilles und im Sommer in Italien war die M11-P immer mit dabei, weil ich keine Lust hatte, ausschliesslich die Q3 zu benutzen. Beim spätsommerlichen Vereinsturnier (Springen) war die M11-P und M10-M gefragt, challenge accepted. Eine Woche Sylt Ende September kulminierte in einem stürmischen Ende der Woche und dem Beginn des Windsurf-World-Cup. Die Q3 hatte ich komplett zuhause gelassen und mit dem fotografieren der Windsurfer vor dem Hauptstrand von Westerland war ich schon fast ausserhalb der normalen Messsucher-Möglichkeiten unterwegs. Da schlug naturgemäss die Stunde der langen Brennweiten, und mit meinen 90mm zwischen den 600er-Boliden kam ich mir vor wie bei dem Sesamstrassen-Spiel „Eins von den Dingen ist wieder einmal falsch hier“. Ich bereute, nicht doch mal ein 135er angeschafft zu haben, trotzdem kam was dabei heraus. Um noch mal das Kinderprogramm (die Maus) zu zitieren: „Klingt komisch, is‘ aber so…“

Leica M11-P
Training am Tag vor dem World-Cup auf Sylt. Leica M11-P mit 90mm Macro-Elmar

Ein Jahr Leica M11-P

Leica M11-P
Unterhalb von Les Baux. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

Eine Leica M11-P gegen eine „normale“ M11 zu tauschen, wie ich es vor einem Jahr tat, ist rational gesehen Blödsinn. Begründungen sind daher jenseits der Großhirnrinde zu suchen. Die „P“-Modelle sind einfach Design-Klassiker, selbst nach 5 Jahren M10 war ich noch bei einer M10-P gelandet. Die Leica M11-P hat als Hardware-Upgrade den größeren internen Speicher (256GB statt 64 GB bei der M11), Saphirglas über dem Display und war die erste Kamera mit der Möglichkeit, Bilder mit „Content Credentials“ zu erstellen. Da ich kein Fotojournalist bin, ist letzteres weniger wichtig, aber mit dem Upgrade bei dem internen Speicherplatz habe ich aufgehört, überhaupt eine SD-Karte in die Kamera einzulegen. Bei RAW-Dateigrößen von durchschnittlich 55-75 MB (bei voller Auflösung) passen da deutlich über 4000 Bilder hinein, für mich mehr als genug für jedes Event und jeden Urlaub.

Leica M11-P
In Maussane Les Alpilles: Das schwarze Schaf (Suchbild). Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

Auch für die Leica M10-Monochrom gab es im letzten Jahr wieder mehrere Einsatzmöglichkeiten. Der Charakter der S/W DNG’s ist so nah an analogem Silberhalogenid-Film (wenn man in LR nicht zu „Slider-Happy“ wird), dass meine Motivation, mal wieder einen TMax oder ähnliches einzulegen, arg gedämpft ist. Aber sollte es mich packen… das Eisfach ist gut gefüllt.

Leica M10-M
Zwischen den Spring-Prüfungen. Leica M10-M mit 90mm Macro-Elmar

Ist ein Messsucher „zeitgemäß“?

Leica M11-P
Weserhochwasser im Januar. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron bei f/4 16s ISO 200

Immer wieder die Gretchenfrage. Anlass ist: In einem Kommentar zu einem der letzten Reiseberichte stellte ein Leser fest, dass alle Bilder von vorne bis hinten scharf seien (was ihm missfiel, aber auch nicht zutraf), ausserdem sei das erste vollkommen unscharf. Woraus er schloss, dass all das an der „nicht mehr zeitgemäßen“ Scharfeinstelleinrichtung liege. Davon abgesehen, dass der Vorwurf unscharfer Fotos für jeden Fotografen ein Grund ist, ein Treffen bei Morgengrauen in den Weserwiesen mit Sekundanten zu organisieren, war das vermeintlich „unscharfe“ Foto zudem aus der Q3 (vermutlich bei der geringen Web-Auflösung zu stark aufgebläht). Also, natürlich kann man den Sinn manuellen fokussierens kontrovers sehen, aber speziell ein Messsucher hat Vorteile, die gegenüber den technisch bedingten Grenzen dieses Mechanismus (für mich) deutlich überwiegen. Und im übrigen gibt es eine große Zahl von Menschen, die sich an nicht mehr zeitgemäßen Dingen ergötzen. Sie legen Schallplatten auf, fahren „Classic Cars“, fotografieren analog, haben ein Wählscheiben-Telefon oder Röhren-Radios… im schlimmsten Fall sogar Kuckucksuhren.

Leica M11-P
Rock in der Nicolaikirche. In diesem Fall auch mal ohne Klappdisplay über die Köpfe hinweg fotografiert.Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron.
Leica M11-P
Kein statisches Motiv, und doch geht es mit Messsucher… Leica M11-P mit 75mm Apo-Summicron bei f/4 1/2000s ISO 64

Fotografen, die noch nie mit Messsucher gearbeitet haben, neigen oft dazu anzunehmen, dass damit nur ziemlich statische Motive aufgenommen werden können und das ist ein verbreitetes Vorurteil. Wie ich schon mehrfach schrieb: Viele können sich auch nicht vorstellen, wie man eine Bach-Sonate auf einer Querflöte spielt, und trotzdem geht es… Die „Skills“ des Nutzers eines Messsuchers sind gefragt. Mit etwas Übung und geeigneten Methoden kann ziemlich viel „Action“ eingefangen werden. Vielleicht braucht ein M-Shooter ja auch diese „Challenge“. Es ist sicher ein Teil der Anziehungskraft, dass die Kamera nicht für einen denkt. Mal von Funktionen wie z.B. „helle Bereiche betont“ abgesehen, aber das ist noch harmlos im Gegensatz zu Geräten, die zunehmend KI-belastet sind.  Die Arbeitsweise mit einer digitalen M hat noch rudimentär analogen Charakter. Für Handy-Fotografie gehen die Hersteller offenbar davon aus, dass der der Nutzer zur Bedienung lediglich den IQ eines Toasters aufweisen muss. Mir liegt so an, dass z.B. bei irgendwelchen Smartphones die Porträtfunktion in der automatischen Bearbeitung so „over the Top“ war, dass die Porträtierten sich kaum noch von einer Anime-Figur unterschieden.

Leica M11-P
Nur statische Motive… und die Welt ist übrigens eine Scheibe. Leica M11-P mit 90mm Macro-Elmar bei f/4 1/500s ISO 64

EVF mit Autofokus vs Messsucher

Leica M11-P
Die Fans. Leica M11-P mit 75mm Apo-Summicron bei f/5.6 1/2000s ISO 64

Ich würde schätzen, dass in mehr als 90% der Fälle  die meisten eine Q wie eine „Point and Shoot“ benutzen (mich eingeschlossen, wenn ich auch die Blende immer vorwähle). Das ist durchaus ein Reiz der Kamera, man muss sich nur noch mit der Bildkomposition beschäftigen. Vielleicht wird statt durch den Sucher sogar auf das Display geschaut. Die Arbeitsweise mit einem Messsucher unterscheidet sich davon fundamental, was Sean Reid immer „seeing the subject“ nennt. Der Bildeindruck vom Motiv ist direkter, aber ich habe keine Vorschau der zu erwartenden Tiefenschärfe und keine Informationen, ob das Motiv dynamisch fordernd ist. Wegen Blende und ggf. Belichtungskorrektur muss man sich deswegen schon vorher Gedanken machen. Die Rahmenlinien des jeweiligen Objektivs sind unbedingt zu beachten, ausserhalb kommt (anders als bei der Q, falls man Rahmenlinien gewählt hat) nichts auf dem Sensor an. Ferner muss man sich natürlich mit dem Messfeld des E-Messers beschäftigen, Hand-Eye Koordination zum erfolgreichen fokussieren muss geübt sein. Wenigstens ein funktionierendes Auge muss man haben, sonst kann man Messsucherfotografie leider vergessen. Die Q’s haben einen Dioptrienausgleich am Sucher,  traurig genug, dass der bei den M-Kameras fehlt, stattdessen müssen teure Vorsatzlinsen angeschafft werden.

9 Fotos von demselben Ritt in rascher Abfolge fokussiert. Leica M10-M mit 90mm Macro-Elmar bei f/4, Orange-Filter

Leica M11-P
Siegerehrung. Die beinah „surreale“ Wirkung des 50mm Summilux bei Offenblende. Leica M11-P mit 50mm Summilux f/1.4   1/12.000s   ISO 64

Dafür hat man bei jeder Brennweite volle Auflösung (also mit Crop-Möglichkeiten über das Potential jeder Q3 hinaus), das uneingeschränkte Freistellungsvermögen bei den lichtstarken Objektiven und überhaupt eine riesige Auswahl in der Hinsicht. Leica gewinnt jeden Wettbewerb um Rückwärts-Kompatibilität „Hands down“. Manuelles Fokussieren schliesst fehlerhaften Autofokus aus, die notwendigen „skills“ vorausgesetzt und dass der E-Messer richtig justiert ist. Stichwort Justage: Bei den vielen M-Kameras (digital und analog) die ich schon hatte oder noch besitze, ist mir noch nie untergekommen, dass der Messsucher sich (selbst bei „heavy duty“-Gebrauch der Kamera) verstellt hätte. Denn die Behauptung habe ich schon mehrfach (im Netz) gesehen: Der Messsucher sei ein superempfindliches Instrument und müsse ungefähr jedes Jahr im Werk eingestellt werden. Das der sich verstellt, mag zwar vorkommen, aber ist in dem Ausmaß totaler Quatsch. Was im Lauf der Jahre bei mir in der Hinsicht war, kann ich schnell aufzählen: Einmal passte das (im Jahr 2011) neu erworbene 75er Apo-Summicron nicht zum Messsucher der M9, aber das lag am Objektiv. Wurde damals (noch in Solms) neu eingestellt, jetzt seit 13 Jahren auf jeder M ok. Dann hatte ich mal einen „Höhenfehler“ bei der M6 TTL. Nervig, aber im Notfall kann man noch fokussieren. Und dann pikanterweise… als ich die Leica M11-P vor einem Jahr bekam, stellte ich sofort fest, dass die einen „Backfokus“ hatte. Irgendwas war bei der Endkontrolle gräßlich schief gelaufen… Der Leica Store meine Vertrauens tauschte die Kamera subito gegen meine jetzige M11-P, end of story.

Leica M11-P
Auf dem Hindenburg-Damm. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

Ein analoges Interface

Leica M11-P
Buhne. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron bei f/2 1/2000s ISO 64

Die digitalen M-Kameras sind mit Elektronik vollgestopfte Computer. Freilich, bei der M9 hatte man das Gefühl, das noch die eine oder andere Kathodenröhre verbaut war (und doch war diese Kamera ein sprichwörtlicher Meilenstein). Bis zur Apple-kompatiblen Leica M11-P war es ein weiter Weg. Auch die M’s sind mit immer komplexerer Elektronik und Software versehen worden, was zuletzt zu Problemen mit „Freezes“ bei der M11-Familie führte, die bei einzelnen Geräten derart apokalyptische Ausmaße annahm, dass deren Besitzer Leica die Freundschaft kündigten. Zwischenzeitlich vermutete ich, dass die Firmware evtl. von Käpt’n Iglu entwickelt wurde, aber  „Einfrieren“ durchzieht eigentlich die Geschichte aller digitalen M’s. Natürlich ärgerlich, aber es genügte immer, einmal die Kamera stromlos zu machen (den Akku zu entnehmen), und alles war normal. Bei meiner M11 und M11-P kam das in der Form vor (mit der relativ simplen beschriebenen Lösung) und zwar recht sporadisch. Vermutlich (und weil ich das halt kannte) habe ich mich kaum darüber echauffiert. Noch im letzten Juni im Urlaub habe ich einzelne Freezes erlebt, seither gab es mindestens zwei FW-Updates, und das Problem scheint behoben. Ich habe jedenfalls seither einige Hundert Fotos gemacht ohne irgendeinen Zwischenfall in der Hinsicht.

Leica M11-P
Applaus für die Organistin nach dem Mittwochskonzert in der Kaitumer Kirche. Leica M11-P mit 35mm Summicron f/2.8 1/125s ISO 25.000

Zu all der Elektronik und dem bildgebenden Sensor ist der Messsucher die Schnittstelle, um die Optik mit dem Rest der Kamera auf sinnvolle Weise zu verbinden. Selbst bei der neuesten digitalen Leica M11-P ist der E-Messer ein rein optisch-mechanisches Instrument, physisch mit der Schnecke des Objektivs gekoppelt. Da pfuscht keine Elektronik rein und darum können uralte Vintage Objektive (selbst von Schraub-Leicas) damit fokussiert werden. Ebenso wie die alten Schätzchen haben auch die neuesten Optiken für Leica M die Chance, noch in vielen Jahren auf einer geeigneten Plattform ihre optische Exzellenz zu beweisen. Weil sie manuell abgeblendet und fokussiert werden, gibt es keine Stellmotoren dafür, die „digital rot“ unterliegen und zudem vor allem lichtstarke Objektive ordentlich aufblähen. Der Größenunterschied zwischen 35er Apo-Summicron SL-System im Vergleich zum entsprechendem M-Objektiv sagt schon alles. Tut mir leid, wenn ich jemandem zu nahe trete, aber das SL-System war mir schon immer zu klotzig, optische Exzellenz hin und her.

Leica M11-P
Doublette. Leica M11-P mit 90mm Macro-Elmar.

Fokussieren manueller Objektive: Messsucher vs EVF

Leica M11-P
Das Sieger-Interview. Leica M11-P mit 50mm Summicron f/2 1/2000s ISO 64

Es gab ja schon Gerüchte, dass eine fiktive M12 in zwei Versionen kommen könnte: Mit traditionellem Messsucher oder mit EVF an dessen Stelle. Die Nachfrage für eine EVF-Kamera scheint da zu sein, weil es Enthusiasten gibt, die eine M-Kamera bevorzugen, aber aus bestimmten Gründen (z.B. Augenprobleme) den optischen Messsucher nicht bedienen können. Jetzt gibt es zwar den Visoflex, aber der macht die Kamera natürlich deutlich sperriger.

Ich würde nicht zu denen gehören, die entrüstet aufschreien, wenn ein solches Modell auf den Markt kommt. Der Vorteil eines EVF ist sicher die genaue Darstellung dessen, was je nach Brennweite auf dem Sensor landet, vor allem bei den Superweiten oder im Gegenteil den sehr langen Brennweiten über 135mm. Manche hoffen, eine solche Kamera könnte günstiger sein, aber machen wir uns nichts vor: Wenn das neue Modell an die 10.000 Euro kostet, spielen ein paar hundert Euro Ersparnis kaum eine Rolle. Sollte es aber in der Kamera kein anderes Fokussiersystem geben als jetzt beim Visoflex, sprich Fokuspeaking, dann wäre dies Gerät wirklich verkrüppelt und die Kritiker hätten recht, dass man damit nur statische Szenen aufnehmen kann

Leica M11-P
Am roten Kliff. Da kam das 21mm Super-Elmar gerade recht.

Ich rekapituliere den korrekten Ablauf beim fokussieren mit EVF: Blende öffnen für minimale Tiefenschärfe, Motiv ggf. mit Fokuspeaking erfassen, oft pendelt man den schärfsten Punkt mit dem Distanzring durch mehrmaliges hin- und herdrehen ein. Vor allem bei kritischem Fokus zoomt man nochmal ins Bild. Dann auf Arbeitsblende abblenden, die gewünschte Bildkomposition wählen und auslösen. Das alles dauert, Fokuspeaking kann bei kontrastarmen Motiven schwer zu erkennen sein und niemand kann mir erzählen, dass man damit reproduzierbar bewegte Motive scharf erfassen kann. Eher zufällig. Oder es sich nicht schneller bewegt als eine Wanderdüne. Das ablichten der Grabsteine auf dem städtischen Friedhof wäre ungefähr das Ausmass der „Action“, die man damit erfolgreich einfangen kann. Vorausgesetzt, es gibt kein Erdbeben.

Im Slider noch einige Eindrücke vom Windsurf World-Cup auf Sylt.

Der optische Messsucher ist schon mal komplett unabhängig von der eingestellten Blende, das spielt also keine Rolle. Ich blicke aufs Messfeld, ein Dreh am Distanzring (die Richtung „weiter“ oder „näher“ ist muscle-memory) und das Motiv ist fokussiert, auslösen in Sekundenbruchteilen. Nicht zu schnell bewegte Motive kann man tatsächlich zuverlässig nachverfolgen oder auch in den Fokus „hineinlaufen“ lassen und rechtzeitig auslösen. In der Zeit für ein einziges Bild mittels EVF und Fokuspeaking sind mit Messsucher schon ein Dutzend im Kasten.

Leica M11-P
Am Morsum Kliff. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

Ein fiktiver EVF

Wenn Leica wirklich eine M mit EVF bringen will, sollte sie eine Fokussier-Methode haben, die schnell ist. Warum nicht eine Phasen-Detektion, bei der im Sucher immer dort ein grünes Kreuz oder ähnliches aufleuchtet, wo das Bild scharf ist? Das Kreuz sollte an einer festen Stelle im Sucher sein, die man frei wählen kann (ich würde es vermutlich standardmässig wie das Messfeld in die Mitte setzen). Man zielt auf die gewünschte schärfste Stelle, statt eines Stellmotors dreht man halt manuell am Distanzring, bis das Kreuz aufleuchtet. Alternativ könnte es eine Einstellung geben, bei der das Kreuz (ohne fixiert zu sein) immer an der Stelle aufleuchtet, die gerade im Fokus ist.

Das wäre schon ein Fortschritt, aber trotzdem würde ich persönlich vermutlich beim optischen Sucher bleiben. Wenn schon Elektronik, dann hätte ich nichts dagegen, wenn man z.B. noch ein Histogramm einspiegeln könnte. Das wäre hilfreich. Für die weiten oder langen Brennweiten würde ich weiterhin lieber auf einen Visoflex zurückgreifen.

Leica M11-P
Beim roten Kliff. Leica M11-P mit 35mm Apo- Summicron

Zum Schluss hat noch KI das Wort

In einer sachlichen Diskussion zum Artikel einer Fotozeitschrift über eine Leica-Kamera kam wieder mal die Frage auf, warum diese Marke eigentlich so polarisiert. Einer der Teilnehmer hatte aus Jux ChatGPT gefragt und was dabei herauskam, fand ich so gut auf den Punkt gebracht, dass ich das hier wiedergeben möchte:

Auf dem Deich bei List. Nicht zur Nachahmung zu empfehlen, aber auch mit einer M kann man während der Fahrt fotografieren, wenn man vorfokussiert und dann auf die richtige Entfernung heranfährt. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

1. Leica steht oft für eine Art von Luxus und Exklusivität. Für manche Menschen ist das positiv, aber es gibt auch viele, die diese Exklusivität als überheblich empfinden. Das Gefühl, dass Leica eine Marke für “reiche Hobbyisten” ist, führt oft zu Ablehnung.

2. Leica-Kameras haben spezifische technische Eigenheiten, die nicht jedem gefallen. Manche Fotografen, die modernere Kameras gewohnt sind, verstehen nicht, warum man sich für eine Leica entscheidet, die vielleicht auf bestimmte moderne Features wie Autofokus oder Bildstabilisierung verzichtet.

3. Viele Leica-Besitzer schätzen die Tradition, das Handwerk und das klassische Design. Diese Art der Fotografie wird von manchen als romantisch verklärt angesehen, während andere sie als unnötig kompliziert oder veraltet wahrnehmen. Das führt oft zu Missverständnissen zwischen den Anhängern traditioneller und moderner Fototechnik.

4. In der Fotografie gibt es starke Loyalität zu bestimmten Marken. Leica-Anhänger sind oft sehr stolz auf ihre Kameras und teilen ihre Begeisterung, was manchmal als arrogant wahrgenommen wird. Diese Rivalität zwischen den “Lagern” führt zu Spannungen.

Am Strandübergang an der Nordseeklinik. Leica M11-P mit 35mm Apo-Summicron

Bitte hier unterschreiben…

Eigentlich sollte der Beitrag „Messsucher-Momente“ heissen, aber als der in Arbeit war, kam mir Leica-Marketing zuvor und klaute mir diese Alliteration für den letzten Newsletter (what’s your M Moment?“). Die Alternativen wie „M-Meditation, M-Medley, M-Multiverse, M-Möglichkeiten, M-Motivation“ waren mir nicht eingängig genug. Whatever.

Jedenfalls, um mit einem Messsucher klar zu kommen, muss man keinen Pakt mit dem Teufel schliessen. Ich habe das zwar getan, aber den höllische Unterhändler (er hiess „Messphisto“) dabei über den Tisch gezogen. Er kommt an meine Seele gar nicht ran, denn die müssen wir Zahnärzte bei der KZV hinterlegen, und die rücken die niemals heraus.

23 Kommentare

  1. Uwe Hofacker

    Hallo Herr Sassenberg! Ich habe ihren Beitrag mit großer Freude gelesen. Ihr Schreibstil liegt mir sehr. Und man kann klar erkennen, dass sie die Dinge mit einem Augenzwinkern, Humor und einer ordentlichen Portion Selbstironie betrachten. Was mich überrascht hat ist die Tatsache, wie viele Menschen sich über einen Beitrag, der in einem Blog der sehr deutlich den Namen „MESSSUCHERWELT“ trägt, darüber aufregen, das sie begeistert von Messsucherkameras berichten. Was soll das? Mich ärgert das, weil der Arbeit die Sie und ihre Mitautoren in dieses Projekt stecken nicht der verdiente Respekt entgegengebracht wird. Die M ist soviel mehr. Speziell? Ganz sicher. Nicht für alles und jeden? Ganz sicher. Am meisten liebe ich den klaren Blick durchs Glas. Und mit genügend Übung ist man wirklich schnell mit dem Scharfstellen.

  2. Olaf Reichardt

    Herr Dr Sassenberg, zur Klarstellung: Ich unterstelle Ihnen überhaupt nichts, ich habe aufgrund meiner Wahrnehmung einfach nur kommentiert.
    Mein Beitrag beginnt positiv, bleibt sachlich und endet mit einem Plädoyer. Kritik kann ich im Ansatz erkennen, dass ich Vergleiche der Leica Systeme für nicht sinnvoll erachte (der inhaltliche Vergleich kommt ja von Ihnen und wird durch die Überschrift noch unterstrichen), aber diese Kritik ist ganz bestimmt nicht persönlich, eher ein inhaltlicher Diskurs unter engagierten Fotografen.
    Sollten meine Worte Sie angegriffen haben, tut es mir leid.
    Machen Sie gerne weiter mit Ihrem Blog, Reibung erzeugt Wärme und dies ist auch gut so.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Reichardt,

      „no hard feelings“! Ich hatte einfach nicht die Intention zu implizieren, die Leica Q sei irgendwie insuffizient. Kam vermutlich falsch ‚rüber.

      Viele Grüße,

      Claus Sassenberg

  3. Olaf Reichardt

    Sehr geehrter Herr Dr. Sassenberg,
    gleich vorweg…die Lektüre Ihres Beitrags hat mir große Freude bereitet, ich wünschte mir, dass einschlägige Fotomagazine Inhalte auf diesem rhetorischen Niveau hervorbringen würden, Respekt und Kompliment.
    Allerdings frage ich mich, warum Sie ein solches Plädoyer für den Messsucher im Vergleich zur Q-Serie halten.
    „Die Leica M11-P stand im letzten Jahr oft im Schatten der Leica Q3 (und jetzt, seit Erscheinen der Q3 43 erst recht). Darum wird es höchste Zeit, mal auf das (oft unterschätzte) Spektrum der Möglichkeiten einer Messsucherkamera hinzuweisen.“ – Man könnte hier den Eindruck haben, dass es Sie stört, dass die Q-Serie so populär ist. Hier muss ich Herrn Spiegi zustimmen, entscheidend ist die Botschaft zwischen den Zeilen, und ich nehme Ihre Worte so wahr, dass Sie mit der Produkteinführung der Leica Q3 43 noch einmal auf die Vorzüge des Messuchersystems hinweisen müssen.
    Warum eigentlich ? Leica bietet Ihnen aktuell 4 (digitale) Modelle zur Auswahl, was für ein Nischensystem geradezu „üppig“ ist und ich habe auch nicht den Eindruck, dass Leica diese Kameraserie einstellen möchte. Und beide Serien haben außer der Form und dem Hersteller wenig bis gar keine Gemeinsamkeiten.
    Wenn schon ein Vergleich, dann doch nur bei den nüchternen Fakten: Sie sprechen in Ihrem Beitrag von der Wahl zwischen zwei (Q3-) Kameras und einer M-11 mit zwei bis drei Objektiven. Die beiden Q3’s bringen zusammen 1.515 g Gewicht und haben Abmessungen von 130×80,3×97,6 bzw. 130×80,3×92,6 in Ihrer Fototasche. Eine M-11 P wiegt 542g und hat eine Abmessung von 139×38,5×80. Dazu kämen ein SUMMILUX-M 1:1,4 28 ASPH und ein APO-SUMMICRON-M 1:2 50 ASPH mit zusammen 740g. Der Vergleich mit zwei Objektiven geht also an die M-11, zumal man der Fairness halber auch die Anzahl der Akku’s mit berücksichtigen muss, da die Q3’s einen höheren Energieverbrauch haben. Nehmen Sie aber ein drittes Objektiv mit, dann wären Sie schon gleichauf.
    Seit 10 Tagen habe ich eine Q3 43 und habe beide Kameras (mit Handgriff, -Schlaufe und Daumenablage) in einer Tasche (Oberwerth M-Bag) ohne das Empfinden einer „schweren Ausrüstung“. (Mit der neuen Erfahrung einer Q3 mit einer zweiten Brennweite, hoffe ich nun auf eine Q3 70 oder Q3 90 und würde mir dann sogar noch eine dritte dieser wunderbaren Kameras in eine Tasche stecken… )
    Auf einen technischen Vergleich verzichte ich, da (siehe oben) ich diese Kameras als unterschiedliche, unabhängige Systeme ansehe.
    Ich bin erst seit etwas über zwei Jahren im „Leica Kosmos“ angekommen und gehöre zu den „digitalen Autofokus Kunden“. Nicht weil ich die M-Serie ablehne, sondern weil Q und SL für meine Fotografie die besseren Werkzeuge sind und ich etablierte, technische Standards meiner vorherigen Systeme (Canon, Fuji) nicht mehr missen möchte. (Bei allem Respekt vor Ihren Bildern der Surfer vor Sylt und des handwerklichen Geschicks diese mit einem Messucher scharf einzufangen, aber so eine fotografische Aufgabe geht mit einem Tele (-Zoom) und einem Autofokus einfacher, besser und mit weniger Ausschuss.) Was ich aber in Foren und in persönlichen Gesprächen bemerke, ist, dass „M-Fotografen“ (ohne Not) die Notwendigkeit sehen, „ihr System“ zu rechtfertigen oder zu erklären. Einige, wenige „M-Hardcore Fotografen“ haben sogar eine gewisse Abneigung gegenüber den Q- und SL-Serien.
    Mich erinnert dies ein wenig an die Firma Porsche, deren meistverkauftes Modell mittlerweile der SUV Cayenne ist, aber die „911er Fahrer“ halten sich für die wahren Porschefahrer. Ich habe keine Informationen darüber, ob Leica mehr Q3/SL- oder M-Kameras verkauft, aber die Unternehmensgeschichte zeigt, dass ohne diese „neuen Serien“ das Unternehmen kurz vor der Insolvenz stand.
    Ich plädiere für mehr Gelassenheit und weniger Dogmatismus, die neue Leica M-11 D kann ohne die Steuerung mit einer App auf dem I-Phone gar nicht konfiguriert werden, obwohl sie kameratechnisch auf dem Niveau eines Nokia Telefons ist, welches Sie vermutlich auch nicht mehr benutzen und mit dem auch die Anbindung an die Kamera nicht mehr funktioniert). Das Schöne an der Firma Leica ist doch, dass Sie handwerklich hochwertige Werkzeuge für ganz unterschiedliche Präferenzen anbietet. Und dies auch noch bei einem im Verhältnis geringen Wertverlust. Aber Systemvergleiche innerhalb der Leica Serien halte ich für sinnfrei.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Reichardt,

      ich war mir nicht bewusst, dass ich mit meinem Bekenntnis zum M-System so vielen Leuten auf den Schlips trete, und fühle mich, wie ich schon Herrn Spiegi schrieb, total missverstanden und „überinterpretiert“. Tatsache ist doch, dass ich ein überzeugter Leica Q-Nutzer seit der ersten Stunde dieser Kamera bin. Ich hatte im letzten Jahr so viel Gewicht auf die Vorzüge der Q gelegt, dass ich es an der Zeit fand, mal wieder etwas über Messsucher zu schreiben (wie heisst noch mal die Webseite?). Es war einfach mal wieder dran. Und das hat nichts mit der Q3 43 zu tun. Ich habe unglaublich viel positives über die Q geschrieben, und jetzt unterstellen Sie mir das Gegenteil?

      Sie möchten die technischen Möglichkeiten einer modernen Kamera nicht missen und das ist doch voll ok! Aber warum stört es Sie, wenn ich mich dazu bekenne, auch mal gern mit antiquierter Technik zu fotografieren? Sogar analog? Davon abgesehen, dass das Konzept der Leica M11-D für mich überhaupt nicht in Frage kommt. „No go“. Aber wer’s mag? Kann mir doch egal sein.

      Ich betreibe diese Webseite mit viel Herzblut (ohne Werbung oder finanzielle Vorteile, im Gegenteil) wie auch die anderen Gast-Autoren. Es werden Themen behandelt, die für manche interessant sind und für andere nicht. Es gibt auch keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit.

      Aber manchmal frage ich mich, warum ich mir das antue.

      • Jürgen A. Hansen

        Lieber Dr. Sassenberg,
        Bitte tuen Sie sich das – ich meine diese Website – auch weiterhin an! Seit einigen Jahren lese ich Ihren Blog und freue mich jedesmal über die fundierten Beiträge, die mit großem Sachverstand, gescheiter Wortwahl, spassigen Wortkreationen und ganz viel Herzblut geschrieben sind.
        Lassen Sie sich bitte nicht beirren: Jedes der verschiedenen Fotosysteme hat seine Berechtigung, sonst würde es diese ja doch gar nicht geben. Ist die Diskussionen über Messsucher versus anderer Systeme nicht schon fast legendäre Fotogeschichte. … und welches System erlaubt es selbst 90 Jahre alte Objektive (mittels 1mm dünnem M-Adapter) auch heute noch uneingeschränkt nutzen zu können?
        Mit besten Grüßen aus dem hohen Norden

      • Claus Sassenberg

        Vielen Dank für die aufmunternden Worte!

        Viele Grüße,

        Claus

  4. Lieber Herr Sassenberg,
    es ist gut, daß Sie solche Artikel schreiben, weil es mittlerweile so wenige Menschen gibt, die sich überhaupt noch mit diesen Fragen auseinandersetzen. Machen Sie bitte weiter so. Heute kann man fotografieren wie man will, auch mit oder ohne Messsucher. Und das ist doch sehr schön. Sie stehen für die Leicawelt mit ihrem Blog und sind dafür in der kleinen Gemeinde der fotoaffinen Webnutzer auch bekannt. Ich habe zwar mein M Erlebnis schon lange gegen die Fuji X100/XPro eingetauscht aber lese trotzdem gerne bei Ihnen, weil mir das alle nicht fremd ist. Und gerade spiele ich mit einer Nikon Z5, die mir ausserordentlich gut gefällt obwohl sie nichts davon hat. Was will ich damit sagen? Es gibt eine Freiheit, sich mit Fotografie und Fotoapparaten zu beschäftigen, die viel Spaß macht und den Homo Ludens in uns aktiviert, wenn man nicht von der Fotografie leben muß. Und diese Freiheit ist wunderbar und ihr Blog ermöglicht diesen Genuss beim Lesen und/oder beim Praktizieren. In diesem Sinne

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Mahlke,

      vielen Dank für das „Thumbs up“, ich sehe das genau so. Wir sind keine Profis und jeder kann sich die Mittel zum Zweck aussuchen, die ihm Spass machen. Und sei es Daguerreotypie.
      Viele Freude weiterhin mit ihren Fujis (die ich ebenfalls in früheren Versionen besass und für exzelente Kameras halte),
      viele Grüße,

      Claus Sassenberg

  5. Volker Brockmann

    Der Messsucher polarisiert. Das ist nichts Neues und auch nicht schlimm. Ich verstehe den Blogbeitrag von Claus so, dass auch die Grenzen des Machbaren aufgezeigt werden sollten. Jeder kann für sich entscheiden, wie weit er gehen will. Es kann reizvoll sein, mit einer in einem bestimmten Fall unterlegenen Ausrüstung hochwertige Bilder zu erzeugen. Das sagt dann auch etwas über die Fähigkeiten des Fotografierenden aus. Beim Einsatz von Objektiven ohne AF an Systemkameras lässt
    sich das Fokussieren etwas beschleunigen, wenn man mit der gewünschten Blende fokussiert und die Intensität des Peakings auf niedrig einstellt. Für mich funktioniert das gut, wenn ich genau hinsehe. Ich bin mit einem gutem Messucher sicherlich nicht der Schnellste, aber mit Fokuspeaking definitiv langsamer. Nikon bot bei seinen besseren SLR mit Autofokus eine Fokussierhilfe an, die das Messfeld auch bei manueller Fokussierung nutzte. Meiner Erfahrung nach funktioniert die Scharfstellung dann schneller als mit Mattscheibe, Mikroprismen und Schnittbildindikator. Mit Blick auf die M6 und ihre ebenfalls analogen Vorgänger kann der Messsucher auf andere Weise vorteilhaft sein. Der fehlende Spiegelschlag erlaubt längere Verschlusszeiten bei schlechten Lichtverhältnissen, was beim Fotografieren auf Film stets willkommen ist. Letztlich hat jeder und jede ihre Vorlieben und das ist entscheidend. Mir geht es z. B. so, dass ich bei einer M11-D mit einem Preis von 9.350 € für das nackte Gehäuse nur den Kopf schütteln kann. Das liegt aber nicht am Messsucher.

    Gruß
    Volker

    • Claus Sassenberg

      Hallo Volker,

      Danke für deine realistische Einschätzung der Sachlage. Übrigens: Das Konzept der M11-D hinterlässt bei mir auch nur Fragezeichen und der Preis ist jenseits von gut und böse.

      Viele Grüße,

      Claus

  6. Christian Hertneck

    Hallo Herr Sassenberg,

    seit einigen Jahren Q- und M-affin nutze ich die Kameras wahlweise: Für schnelles und unkompliziertes Fotografieren eher die Q2, wenn es etwas anspruchsvoller wird, dann lieber meine (neue) M11-P. Und so sehr ich manchmal den Autofokus für schnelle Motivwahl ohne viel Nachdenken schätze, so sehr möchte ich hier – wie Sie – eine Lanze für den Messsucher brechen: Der Messsucher ist einfach handwerklicher, erfordert mehr Entscheidung, mehr Übung, mehr Fähigkeiten, mehr Hingabe ans Sujet. Und u.a. das ist es, was mich an der Fotografie interessiert. Jede mit der M gelungene Aufnahme freut mich irgendwie einen Tick mehr als das perfekte Autofokus-File aus der Q.
    Vor vielen Jahren hatte ich komplett aufgehört zu fotografieren, weil mich die ‚Bevormundung‘ der hochgerüsteten Kameras anfing zu langweilen. Jede/r konnte ein technisch gutes Foto machen, ohne eigentlich verstanden zu haben, was da vor und hinrer der Linse so passiert. Zwei Jahrzehnte später habe ich dann Leica für mich entdeckt und wieder angefangen mit der Fotografie – mit Messsucher. Und da bin ich bis heute gerne geblieben. Macht einfach Freude.

    Grüße aus München

    Christian Hertneck

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Hertneck,

      ihre Geschichte ist genau wie meine (als ich vor Jahren die M9 „entdeckte“) und die vieler anderer. Man freut sich wieder über gewisse „handwerkliche“ Aspekte und hat mehr Spass am Fotografieren. Ob das praktisch ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
      Weiterhin viel Freude mit der M11-P,

      Claus Sassenberg

  7. Stefano Strampelli

    Hallo Claus,

    ich fand es interessant, dass Du keine SD-Karte mehr verwendest. Mir ist es zu nervig. Zum einen dauert es spürbar länger als mit dem Slot für die SD-Karte in meinem Rechner. Zum anderen gibt es auch das Problem, dass der Rechner (ein Mac) die Kamera nicht selten gar nicht erkennt. Da hilft es nur „Kabel rausziehen und wieder einstecken“ oder, in den schlimmsten Fällen „Rechner neu starten“. Wenn ich den internen Speicher verwende (weil ich z.B. die Karte vergessen habe), habe ich die Erfahrung gemacht, dass es schneller ist, die Bilder auf eine SD-Karte zu kopieren und dann die SD-Karte in den Rechner einzustecken.

    Viele Grüße
    Stefano

    PS: entweder mache ich was falsch oder ich habe mehr Pech als Du. Ich bin seit sechs Jahren Leica M-Fotograf und es kam viel öfter vor, als es mir Recht wäre, dass ich entweder den Messucher oder ein Objektiv justieren lassen musste. Bestimmt 7-8-mal.
    PS II: Mit der M11-M hatte ich das gleiche Problem wie Du mit der M11-P. Die neue Kamera hatte einen Frontfokus. Beim Leica-Store wurde sie aber am nächsten Arbeitstag problemlos ausgetauscht.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Stefano,

      stimmt, wie gesagt, die Übertragung dauert länger und du hast recht: Wenn man erst auf eine SD-Karte lädt, kommt man schneller zum Ziel. Aber Zeit ist gar kein Faktor dabei. Die nehme ich mir 🙂

      Der Mac hatte nie ein Problem, meine Kamera zu erkennen (??). Ich verbinde die Kamera, schalte sie an und gehe in LR auf Importieren. Dann ist sie da, anklicken und die Vorschaubilder laden. Aussuchen, welche man will und importieren. Ja, ja, nicht besonders schnell, aber der Vorgang an sich funktioniert (bei mir) tadellos.

      Zum P.S.: Du machst mit Sicherheit nichts falsch. Aber vielleicht hatte ich einfach immer Glück mit sowas. Nicht nur mit verstelltem Messsucher, einfach überhaupt mit Defekten, wie sie zuhauf von anderen Besitzern einer M beklagt werden. Da gibt’s ja haarsträubende Berichte.

      Also wirklich, wie das mit dem falsch eingestellten Fokus durch die Endkontrolle geht (wenn das öfter vorkommt), ist mir ein Rätsel.

      Viele Grüße,

      Claus

  8. Micha Spiegi

    Hallo Herr Dr. Sassenberg,
    ich denke, mit diesem Beitrag leisten Sie dem Meßsucher keinen guten Dienst. Sie polarisieren ohne Not.
    Bezüglich pro und contra Meßsucher wurden weltweit in den letzten Jahrzehnten kilometerweite Schneisen in Wälder geschrieben. Dieser Drops ist gelutscht.
    Nicht ohne Grund fristet der Meßsucher ein Schattendasein in der Nische.
    Der Markt hat sich gegen den optischen Meßsucher entschieden. Die Gründe dafür kann man für falsch halten, aber Fakt ist nunmal dass die Industrie keine Meßsucherkameras im großen Maßstab herstellen möchte und die Kunden sie nicht kaufen wollen.

    Zum Artikel:
    Wenn ich heute die Wahl zwischen einer Q und einer M11 mit einem Normalobjektiv hätte, dann wäre die M11 klarer zweiter Sieger. Mein Interesse an der Fotografie sind gute Bilder. Mit der Q ist die Wahrscheinlichkeit dafür eindeutig höher.

    Sportfotos (Reitsport und Sylt):
    Irgendwie geht mir «Ewiggestriger» durch den Kopf. Natürlich kann man mit der M Sportfotos aufnehmen. Ihre Bilder sind der Beweis.
    Die genannten Sechshunderter haben aber einen Grund. Warum schleppt jemand diese sperrigen, teuren und schweren Dinger mit wenn es auch mit der federleichten M geht ? Wissen all die Leute nicht wie man es macht? Warum hängen an den Rohren neuerdings meist moderne Systemkameras von Sony, Nikon oder Canon? Kameras mit Autofokus. Nix handgekurbelter Meßsucher.

    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte Ihnen nicht die Freude am Meßsucher nehmen, aber ein wenig mehr Nüchternheit ist in meinen Augen der bessere Weg. Wenn Ihnen die Fotografie nach dem deutschen Beamtenmotto « warum einfach, wenn es auch umständlich geht » gefällt, dann gönne ich sie Ihnen aus vollem Herzen. Aber bei mir kommt der Beitrag eher wie ein Missionierungsversuch an.

    Viele Grüße

    M. Spiegi

    • Claus Sassenberg

      Lieber Herr Spiegi,

      da fühle ich mich doch ziemlich missverstanden. Der Artikel dreht sich lediglich darum, die Möglichkeiten der Messsucherfotografie aufzuzeigen, ohne irgendeine Wertung, ob das gut oder schlecht (oder umständlich) ist. Schliesslich ist das reine Geschmacksache.
      Und das mit den 600ern habe ich ja gerade in dem Artikel gesagt: Natürlich waren die da besser aufgestellt!
      Das Sie das Wort „Ewiggestriger“ in den Raum stellen, trifft mich doch sehr. Diese Webseite beschäftigt sich nun mal mit traditionellen Techniken (und analoger Fotografie). Da geht es nicht um professionelle Belange.
      Ich hatte einfach nach viel Augenmerk auf der Q3 mal wieder das Bedürfnis, etwas über die M’s zu schreiben. Entschuldigen Sie, wenn das falsch herüberkam.

      Viele Grüße,

      Claus Sassenberg

      • Hallo Herr Dr. Sassenberg,

        für mich steckt die Wertung zwischen den Zeilen. Ich glaube Ihnen gerne dass Sie das nicht beabsichtigten. Bei mir kam er aber so an; leider.

        Übrigens: ich bin ja selbst gelegentlich so ein „Ewiggestriger“. Mit Vorliebe schreibe ich mit einem Füllfederhalter oder fotografiere hin und wieder sogar auf Film (mit einer Leica). Auf meinem Schreibtisch liegt passend zum Füller ein Filofax (kann nicht abstürzen und funktioniert bei leerem Akku). Auch fahre ich ein Auto ohne jedwede elektronische Überwachung oder eingebautes GPS. Ganz schlimm wird es wenn es um Literatur geht. Ich liebe Bücher welche man ins Regal stellen, reinschreiben und zur Not sogar umknicken kann. Nix E-book. Im Job lade ich – wenn möglich – Gesprächspartner persönlich ein anstatt via teams o.ä. zu konferieren.

        Ich möchte niemandem die Freude an einer M bzw. deren Meßsucher madig machen. Aber weniger erscheint mir auch auf einer Seite über Meßsucherfotografie mehr. Wie sagt der Volksmund: reden ist Silber – schweigen ist Gold.

        Ach ja, auch als Amateur (i.S. von Liebhaber) darf und kann man m.E. die Prioritäten anders gewichten. Für mich zählt das Ergebnis, nicht der Weg zum Bild. Deshalb breche ich weder eine Lanze für die M noch den Stab über dem Meßsucher. Wem es gefällt mit „antiquierter“ Technik zu fotografieren sei es gegönnt. Hauptsache die Bilder sind gut.

        Viele Grüße

        M. Spiegi

  9. Sehr geehrter Herr Dr. Sassenberg, herzlichen Dank für den Beitrag. Im April habe ich Q 2 und Leica M 10-Monochrom gegen die M 11-P getauscht, weil ich nur noch mit einer Kamera unterwegs sein wollte. Das habe ich nicht bereut. Allerdings nutze ich immer noch eine SD-Karte. Ich Speicher zunächst alle DNG auf der Festplatte, bevor ich sie dann in Lightroom importiere. Wenn ich richtig informiert bin, würde das mit dem internen Speicher nicht funktionieren. Wie machen Sie es?
    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Moros

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Moros,

      die Info ist nicht korrekt. Ich importiere direkt von der Kamera (via USB-C-Kabel) in LR (Klassik). Man muss in der M11-P im Menü „Kamera Einstellungen“ auf PTP-Modus stellen (nicht Apple MFi). Kamera anstöpseln und einschalten. In LR auf „importieren gehen. Ich habe das Gefühl, dass der Import von der Speicherkarte etwas flotter ist, aber das ist mir ziemlich egal.

      Viele Grüße,

      Claus

  10. Da ich noch nie messsucherich unterwegs war, muss ich Ihren von großem Sachverstand geprägten Artikel noch einmal lesen, um alles genau zu verstehen!
    Aber jetzt schon bin ich von den tollen Fotos begeistert. Besonders gefallen haben mir die Pferdebilder!
    Liebe Grüße Volker Krause
    ach ja, „Messphisto“ genial!

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Krause,

      Danke für die Blumen! Weiterhin viel Freude mit der neuen Kamera,

      viele Grüße,

      Claus Sassenberg

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