Starry starry night, flaming flowers that brightly blaze
Swirling clouds in violet haze reflect in Vincent’s eyes of china blue
Colors changing hue, morning fields of amber grain
Weathered faces lined in pain are soothed beneath the artist’s loving hand
aus „Vincent“ von Don McLean
Am Morgen des Freitags vor der Himmelfahrtswoche fand ich mich in den Strassen Avignons wieder, die M10 um den Hals. Wie war es zu dieser plötzlichen Transposition gekommen? Und warum war ich nicht mit der Kanu-AG an den Ufern der Ardèche, wie es sich normalerweise zu dieser Jahreszeit gehörte?
Wir können kurz konstatieren, dass es deutlich besser ist, plötzlich in Avignon zu sein, statt wie der Mann bei Kafka als Käfer aufzuwachen. Am Abend zuvor hatte ich noch brav die Probe der Kantorei besucht (wir studieren gerade die Bach-Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ ein, das Ding ist nicht ohne), dann war ich in meinen Bulli gestiegen und nach Süden gerauscht.
Die Fahrt der Kanu-AG war vor einiger Zeit verlegt worden, aber zu spät, um das noch an die Praxis-Terminplanung anzupassen. Nun waren die Tage der Himmelfahrtswoche frei, doch der eigentliche Grund dafür war futsch. Fest entschlossen, nicht auf meine jährliche Mindestdosis Südfrankreich zu verzichten, war ich dann eben allein (denn keiner der Familie hatte irgendwie frei) in die Provence gefahren.
„Keep it simple“
…ist das Motto auf der Startseite meines Blogs. Ich hatte also die M10 in Avignon dabei, die M4 griffbereit in der Hadley-Digital-Tasche (warum bloss der blöde Name „Digital“, sie nimmt auch klaglos analoge Kameras, ohne zu explodieren). Die M10 ist wieder die einzige digitale Leica, die ich besitze. War mir der Prophet Oskar Barnack im Traum erschienen und hatte mich mit donnernder Stimme (und unter Androhung ewiger Verdammnis in der Sony-Hölle) auf den rechten Weg zurückgewiesen? Oder hatte Isolessa Summilux, die gute Fee der Fotografen (ich glaube, eine Kusine der Zahnfee), mir die Leviten gelesen? Über die Thematik könnte ich jetzt bunt herumfantasieren, die Wahrheit ist etwas prosaischer.
Ich war zusehends genervt von „der Qual der Wahl“. Kurz nach dem letzten Blog-Beitrag war ich zu einer Konfirmation in einer sehr gut befreundeten Familie eingeladen und gebeten worden, die üblichen Bilder zu machen. Da war es schon wieder, das Dilemma! M10, Q2 oder D-Lux7 mitnehmen? Jede der Kameras hätte den Job gut gemacht. Nach nur kurzem Zögern griff ich die M10, als einzige Linse das 50mm Summilux. Was soll ich sagen? Die Familie war mit den Fotos bestens zufrieden.
In den Tagen danach grübelte ich, weshalb meine Wahl so ausgefallen war. Da war nämlich wesentlich mehr Unterbewusstes im Spiel, als ich mir zunächst eingestehen wollte. Zum einen: Ich sehnte mich in die Zeit wie vor 10 Jahren zurück, als ich „nur“ die M9 besass und damit offensichtlich alles abdecken konnte, was mir fotografisch wichtig war. Zum anderen: Die D-Lux hatte ich als kleine, kompakte Alternative „für die Tasche“ angeschafft, aber wirklich gebraucht hatte ich sie in dieser Eigenschaft in den letzten Monaten nie. Ich gestand mir ein, dass der Kauf dieser Kamera eigentlich nur mit „GAS“ zu erklären war (das ist ein Virus wie Herpes, der wohl immer in einem schlummert).
Schwerer begründbar ist sicher, warum ich die M10 der Q2 vorzog. Da wären eine Menge Leute eher umgekehrter Meinung (und Argumente gibt’s auch da genug, vor allem, wo DxO gerade den Sensor mit exzellenten Werten getestet hat). Ultimativ lag es bei mir daran, dass ich mit dem Sensor in bestimmten Punkten unzufrieden bin. Im Vergleich zur M10 schneidet er (in der Realität! nicht bei Dxo!) bei Low-Light schlechter ab und ist ausserdem idiotisch hoch aufgelöst, die Mega-DNG’s davon kleistern einem die Festplatte zu. Der Sensor der M10 ist annähernd Isolos (daher viel „Spielraum“ in den DNG’s), die Auflösung ist wirklich der „Sweet Spot“ im Gleichgewicht zwischen hoher Bildqualität und vernünftiger Dateigrösse. Der (oder ein ähnlicher) hätte in die Q2 gehört! Mit der klassischen Q zusammen hatte ich die letzten drei Jahre nie solche Zweifel gehabt oder wäre auf den Gedanken gekommen, mich ganz davon zu trennen.
Es dauerte keine drei Tage, da hatten die D-Lux7 und die Q2 neue Besitzer gefunden, und es ist ganz klar, dass sie denen gute Dienste leisten werden, denn all dieses Gemaule ist das bekannte „Jammern auf höchstem Niveau“. Speziell die Q2 ist meiner Meinung nach immer noch die weltbeste Kompakt-Kamera mit Autofokus, die Benutzeroberfläche ein Lehrstück an Design. Selbst DPreview mit ihren seltsamen Bewertungskriterien haben der Kamera den „Gold Award“ verliehen, den sonst Sony fest gebucht hat. Obwohl… Bewertungskriterien dort: JPG’s haben eine „flat color“(??) …man kauft sich eine 5000-Euro-Kamera und macht dann JPG’s? Oder „ISO-50-Einstellung scheint Highlight-Data zu verlieren“. Schon mal was von Pull-Werten gehört? Und so weiter… seltsam.
Das alles gesagt, fühle ich mich jetzt mit der M10 allein in gewisser Weise „befreit“. Mit den analogen Modellen zusammen ist das alles, was ich brauche. (Disclaimer: Das heisst jetzt nicht, dass ich nie wieder eine andere digitale Leica anschaffe. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich daran, weiser zu werden“, um Adenauer zu zitieren)
In Avignon
Den California hatte ich auf einem Campingplatz der Île de la Barthelasse (um die sich die Rhone teilt) abgestellt. Für Städte habe ich immer mein total robustes Trekking-Rad von Cannondale dabei, inzwischen in die Jahre gekommen und etwas abgestossen wirkend (umso geringer die Chance, dass es geklaut wird), aber vollkommen funktionstüchtig. Kopenhagen, München oder Paris, mit einem Rad in der Stadt latscht man sich nicht die Hacken krumm.
Von der Insel über die Brücke Éduard Daladier (mit breitem Radweg) ist es kein Kilometer bis zur Stadtmauer, dann noch um drei Ecken und man steht auf dem Platz vor dem Palais du Papes, zugegebenermassen die Hauptattraktion der Stadt. Die meisten Touristen kommen nicht über den Bereich hinaus, der an der einen Seite vom Place de l’Horloge, auf der anderen Seite vom Rocher des Doms und unten von der Pont d’Avignon begrenzt wird. Damit will ich nicht sagen, dass das für einen Tagestourist durchaus genug sein kann, aber ich hatte ja genug Zeit, die Strassen und Plätze der Stadt kreuz und quer zu erkunden (und den Papstpalast sah ich mir auch zum x-ten Mal von innen an). Avignons Altstadt ist von einer vollständig erhaltenen Mauer umschlossen, die (mit Fahrrad) schnell umrundet ist. Dabei wirft man auf der anderen Seite einen Blick auf das „moderne“ Avignon, z.B. den neuen Bahnhof an der superschnellen TGV-Strecke nach Paris.
Innerhalb der Stadtmauer normalisiert sich das Strassenbild, je weiter man sich vom touristischen Zentrum entfernt. Das historische Avignon wird bewohnt, benutzt, ist nicht geleckt, eher abgenutzt, manchmal vielleicht sogar etwas schmuddelig, aber authentisch. Keine dieser Städte, wo das Mittelalter poliert und idealisiert dargestellt wird, als sei die ganze Stadt ein Diorama. Das „echte“ Mittelalter war im wesentlichen sowieso Dreck, Armut und Krankheit, Pestilenz, Pusteln, Zahnlosigkeit, hohe Kindersterblichkeit und sonstiges Elend. Wer das gern verklären möchte, bitteschön. Die Geschichtsschreibung berichtet uns eh nur von den 1% Privilegierten von Adel und Kirche, die 99% der Restbevölkerung in Dummheit und Aberglauben hielt und für sich arbeiten oder auch verrecken liess.
Zu den Abendstunden am Freitag und Samstag ist viel Leben in den Gassen fern vom Place de l’Horloges. Vor den unzähligen kleinen Theatern versammeln sich Menschentrauben, die auf die Vorstellung warten, die Cafés und Restaurants füllen sich, auf Plätzen gibt es Lifemusik, zu der getanzt wird. Viele junge Leute, denn Avignon ist auch Universitätsstadt, der Campus noch innerhalb der Stadtmauern. Das Ambiente in der Rue des Teinturiers fand ich bemerkenswert. Diese alte Färbergasse hat auf der einen Seite einen kanalisierten Bachlauf, in dem in regelmässigen Abständen uralte Wasserräder reichen, die ehemals die Motorkraft für die zahlreichen Färbereien lieferten, die daran entlang arbeiteten. Heute sind die Räder zerbröselt, aber am Wasserlauf entlang stehen die Tische und Stühle der Cafés, aus den geöffneten Flügeltüren dringt Lifemusik. Das heisst nicht, dass sich dahin nicht auch Touristen verirren (ich war ja auch da), aber die fallen nicht mehr so auf.
Zum Beispiel traf ich dort am nächsten Nachmittag einen „Kollegen“, der auch eine Leica um hatte. Mein „Bonjour, Copain!“ versetzte ihn zunächst in Verwirrung, bis er die M4 sah, die ich hochhielt. Dann checkte er es, und wir begannen die typische Konversation, wenn sich zwei Leica-Leute begegnen. Auf englisch. Er hatte übrigens eine M6, mit Kodak Portra geladen. Nach kurzer Zeit kam uns beiden unser Akzent komisch vor und wir wechselten kichernd in die Muttersprache, er kam nämlich aus Freiburg.
Villeneuve-lès-Avignon
…liegt auf der anderen Seite der Rhone. Zur Zeit der Gegenpäpste liess Philipp der Schöne die Festung St. André errichten, um ein wachsames Auge auf die Brüder zu haben. Desgleichen befindet sich am Rhoneufer der „Tour Philippe le Bel“, der einst den Brückenkopf der Pont d’Avignon bildete. Ich machte die Runde durch das Städtchen, um die Mittagszeit war es da naturgemäss sehr ruhig, einzig auf dem Marktplatz waren die Cafés locker gefüllt. Ich hatte keine Lust, die Festung oder das Kloster in der Stadt zu besichtigen, aber den Turm vom schönen Philipp sah ich mir an. Auf halber Höhe im Turm ist eine Ausstellung zu dessen Geschichte inklusive einer computeranimierten 3D-Rekonstruktion der Pont d’Avignon im 14. Jahrhundert. Die Aussicht ist nett, aber fotografisch gesehen eher unspektakulär. Die Skyline von Avignon ist ziemlich weit weg (vom Ufer der Insel Barthelasse ist der Blick weit besser), und die Festung St. André lässt sich am besten vom Park „La Colline des Morgues“ (ein morbider Name: „Der Hügel der Leichenhäuser“) fotografieren.
Die Alpilles
Nachdem ich Avignon 2 Tage lang von morgens bis abends durchforstet hatte, reichte mir das. Natürlich kann man da viel länger zubringen, aber ich wollte aufs Land, mein Rennrad bewegen. Am Sonntagmorgen brachte mich eine knappe Stunde Fahrt nach Maussane-les-Alpilles, nur 4km südlich von Les Baux. Ein beschaulicher kleiner Ort mit einem sehr schönen Campingplatz direkt am Rand. Das heisst, man musste von da nur ein paar hundert Meter radeln und war direkt im Zentrum. Ich holte jeden Morgen frisches (noch warmes) Baguette, Croissant und dergleichen mehr aus der Boulangerie an der Hauptstrasse. Die Bäckersfrau strahlte mich jeden Tag an, nachdem ich ihr gleich am zweiten Tag ein Kompliment zu den Pain aux Raisins gemacht hatte.
Ab und zu wurde mir schon erzählt „wir würden ja auch gern nach Frankreich fahren, aber die Franzosen sind ja so stur“, und dazu kann ich nur sagen: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Davon abgesehen, dass es überall Stinkstiefel gibt oder manche in touristisch völlig überlaufenen Gebieten abgestumpft sein mögen, ist meine persönliche Wahrnehmung, dass die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit sind. Es ist natürlich schön, wenn man ein paar Brocken französisch beherrscht, aber nicht essentiell. Es kostet auch wenig Überwindung, mal ein Lob auszusprechen. Es geht gar nicht darum, sich „einzuschleimen“, sondern nicht alles wie selbstverständlich hinzunehmen. Ich komme mir gerade vor, als schriebe ich den Knigge. Musste das wirklich erwähnt werden? Ist das nicht sowieso klar? Ich lass den Absatz trotzdem mal stehen.
Die Alpilles (die „kleinen“ Alpen) sind ein Gebirgszug vorwiegend aus Kalkstein südlich von Avignon, der sich nach Westen bis Cavaillon erstreckt. Die Höhe liegt zwischen 300m und 500m, das ist eigentlich nicht mehr als unser heimisches Wesergebirge, in dem ich ständig herumradele. „Gefühlt“ sehen die Alpilles viel höher aus, als sie sind, weil die karstigen, Macchie-bedeckten Bergspitzen schroff aufragen. Auf der Südseite der Alpilles liegt in der Gegend um Maussane herum eines der Hauptanbaugebiete für Oliven.
Die Olivenbäume bestimmen also das Landschaftsbild, vermitteln allerdings nicht das Gefühl von „Abbauflächen“, sondern verwandeln die Gegend in einen riesigen, mehr oder weniger kultivierten Garten.
Les Baux-de-Provence
Dieses Dorf liegt am Südhang der Alpilles auf einem etwa 200m hohen Plateau und weist eine der größten Burgruinen Frankreichs auf. Seinen Titel als „eines der schönsten Dörfer Frankreichs“ würde ich in „eines der am besten kommerzialisierten Dörfer“ abändern. Als ich am Sonntag in Maussane ankam, kurbelte ich gleich mal mit dem Rennrad vorbei an Les Baux auf den Pass. Am Ort war parktechnisch die Hölle los, und nachdem ich mich dadurch geschlängelt hatte, kam ein paar hundert Meter weiter das gleiche nochmal wegen „Carrières de Lumières“ („Steinbruch der Lichter“). In einem stillgelegten, großenteils unterirdischen Kalksandsteinbruch werden „multimedial“ großflächig Bilder projiziert. Riesenspektakel für reizüberflutete Bildungsferne. Wem der 50-Zoll Bildschirm Zuhause nicht ausreicht, kann da mal hin.
Hat man diese Brennpunkte hinter sich gelassen, wird es gleich bedeutend ruhiger. Von der D27 aus gibt es an mehreren Stellen schöne Ausblicke auf Les Baux, denn malerisch gelegen ist der Ort allemal. An einem der nächsten Tage sass ich auf einem solchen Felsen und liess die Aussicht auf mich wirken. Ein paar Meter entfernt erklärte eine deutsche Reiseleiterin einer kleinen Gruppe von Senioren, dies sei also Les Baux und einer der am meisten besuchten Orte Frankreichs neben Mont St. Michel und dem Eiffelturm, folglich könne man sich das besser ersparen (??). Da war ich ganz anderer Meinung, zuckte aber mit keiner Wimper, weil ich im Mamil-Outfit (Mamil = Middle Aged Men in Lycra) getarnt nicht zwangsläufig als Deutscher zu erkennen war. Der Ort, vor allem die Burg, sind sehenswert und geschichtlich sehr interessant. Ich war schon mehrmals dort, zuletzt 2012. Dieses Mal war ich gleich am Montagmorgen so gegen 10.00 Uhr da, ich war ungefähr der Einzige. Ich kletterte ausgiebig auf der Burgruine herum, besuchte alles in aller Ruhe, machte fast menschenleere Fotos (das ist eigentlich blöd) und erst am Mittag, als ich genug gesehen hatte, wurde es wieder voller.
Abenteuerlich war übrigens beim Besteigen der Türme der Burg der Mistral. Er hatte sich schon in den Tagen zuvor „zart“ angedeutet, aber am Montag und den drei darauffolgenden Tagen blies er mit voller Power von Nordwesten durchs Rhonetal und über die Gipfel der Alpilles. Dabei reden wir von Windgeschwindigkeiten um die 50 bis 60 km/h, das entspricht (für Segler) immerhin 5-7 Bft (Windstärke), und zwar dauerhaft! In Böen erreicht er locker Sturmstärke.
Der Wind hatte zur Folge, dass die Temperaturen tagsüber bei angenehmen 22-26° Grad blieben, ausserdem wurde der Himmel kornblumenblau freigepustet, wenn Wolken auftraten, dann sehr kontrastreich und in „Lentikularisform“. Super-Fotowetter, glasklar, kein Dunst.
Weniger schön war es, dagegen mit dem Rad anzustrampeln. Ich erinnere mich an einen Streckenabschnitt von Arles nach Tarascon direkt gegen den Mistral das ungeschützte Rhonetal hinauf. Gefühlt war das wie die Überquerung eines Alpenpasses. Dabei war es völlig flach. Ich musste an meine Nichte Bente denken, ihres Zeichens Triathletin, die bei Gegenwind im Wettkampf erst richtig aufblüht, während das die Gegner demoralisiert. Aber wenn man auf Sylt groß geworden ist und die Strecke Hörnum-List beim typischen Nordwest verinnerlicht hat, wundert einen das nicht weiter.
Jedenfalls war der Mistral auf den Türmen der Burg so mächtig, dass da selbst die M10 um den Hals ins flattern kam. Man hätte statt Drachen auch Backsteine steigen lassen können. Die Fahne mit dem Stern von Bethlehem (das Wappen der Herren von Les Baux, die sich von keinem geringeren als dem „Heiligen-drei-König“ Balthasar herleiteten) knatterte im Wind und drohte jeden Moment in Fetzen zu fliegen. Standsicherer Ort und immer eine Hand an der Brüstung war sehr empfehlenswert. Ich machte mir ernsthaft Sorgen um ein paar kleine Kinder, die von ihrem Vater die windumtoste Treppe zum Söller hinaufbefördert wurden.
Im Slider: Ein paar Bilder der Fotoausstellung, und wie sie in der Umgebung wirken
Für noch etwas hatte sich der Besuch gelohnt: Im Park der Burg verteilt war eine Fotoausstellung mit grossen Schwarzweissbildern, die offensichtlich analog waren. Sie gefielen mir sofort sehr gut und wirkten in der Sonne im Kontrast zum blauen Himmel und dem Grün wie ein Fenster in eine andere Welt. Erst hielt ich sie für historisch, dann erkannte ich Van Gogh auf den Fotos (von dem noch mehr die Rede sein wird). Da mir klar war, dass den niemand so zu Lebzeiten fotografiert hatte, brachte mich kurzes googeln auf dem Smartphone zu der Erkenntnis, dass es sich um Fotos vom Set des Filmes „Dans les pas de Van Gogh“ von der Fotografin Lily Gavin handelte, in der Tat auf Silberhalogenid. Van Gogh wird von dem Schauspieler Willem Dafoe dargestellt, und der passt wirklich verblüffend gut. Davon abgesehen, dass ich Dafoe sowieso für exzellent halte. Ein guter Teil des Films wurde direkt in der Gegend gedreht, klar, schliesslich hat Van Gogh hier grosse Werke erschaffen (z.B. La nuit étoilée).
Glanum
Ich war mit dem Trekking-Bike nach Les Baux gefahren, nachdem ich nun dort fertig war, kletterte ich auf den Pass. Da geht von der D27 eine kleine Strasse rechts ab, die noch höher führt und schliesslich zur Schotterstrecke (für Autos gesperrt) wird. Quasi als Kammweg geht es einige Kilometer nach Westen bis zur D5 (wenn man nicht vorher einer der zahllosen Abzweigungen folgt). Ein gutes Mountainbikerevier. Ich traf nur wenige Wanderer auf der Strecke. Typisches Verhältnis zu Tausenden von „Konsum-Touristen“ bei Les Baux. Hauptsache, man kann irgendwo mit dem Auto hinfahren, bloss nichts potentiell Anstrengendes.
Ausblicke vom Kammweg zwischen der D27 und der D5
Von dem Kammweg aus hatte man mal den Blick nach Norden, mal nach Süden. Die Vegetation gibt den Bergen einen einzigartigen Charakter, vor allem die Zypressen. An der D5 angekommen liess ich mich entspannt bis an den Ortsrand von St. Remy herunterrollen. Dort befindet sich die alte Stadt Glanum, zu Van Goghs Zeiten war davon nichts zu sehen, ausser „Les Antiques“, dem alten Stadttor und einem Mausoleum. Gleich neben Glanum findet sich auch „St. Paul de Mausole“, jene Nervenheilanstalt, in der Van Gogh eine Zeit zugebracht hat, nachdem ihn die Bourgeoisie Arles rausgeekelt hatte. Davon später.
Bilder aus Glanum mit Leica M10 mit 35mm Summilux
Glanum ist eine römische Stadt, die aus einer frühen gallischen Siedlung hervorging. Es ist eine Menge gut erhalten, und falls die Vorstellungskraft nicht ausreicht, gibt es ein kleines Museum im Eingangsbereich mit Modellen der Stadt in unterschiedlichen Zeitaltern und auch 3D-Rekonstruktionen im Computer. Beim wandeln durch die Überreste drängt sich unwillkürlich Hochachtung vor der städtebaulichen Kunst der Römer aus. Ein pfiffig konstruiertes Frisch- und Abwassersystem zum Beispiel, während man danach knapp 2000 Jahre lang im Dreck lebte.
Bilder aus Glanum mit Leica M4 und 35mm Summicron Kodak TMax400, Orange-Filter
Neben der kulturgeschichtlichen Bedeutung sind die Ruinen auch noch sehr fotogen, so im Sonnenschein, vor dem blauen Himmel und den Alpilles als Kulisse. Ich finde Glanum eigentlich sehenswerter als z.B. die Ausgrabungsstätte in Vaison la Romain, obwohl ich es dort insgesamt so schön finde, dass ich da auf jeden Fall auch mal wieder hin will.
St. Paul de Mausole
Wer sich mit dem Leben von Vincent van Gogh auskennt (oder auch nicht), sollte das alte Kloster St. Paul besuchen, das im 19. Jahrhundert zu einer Nervenheilanstalt umfunktioniert wurde. Van Gogh siedelte nach der unglücklichen Zeit in Arles und dem Streit mit Gauguin hierher über. Es war ihm erlaubt zu malen, aber er durfte die Anstalt nur in Begleitung verlassen. Von den anderen „Irren“ hielt er sich fern. Wie ich das sehe, wurden die wie Tiere gehalten. Die Psychiatrie im 19. Jahrhundert war eine üble Mischung aus Quacksalberei und Vorurteilen. Seine Krankheit wurde als „Epilepsie“ diagnostiziert, aber das liegt wohl weit neben der Wirklichkeit. Am ehesten handelte es sich um eine Form der Depression. Er malte unter anderem seine berühmte „Sternennacht“. Das Lied von Don McLean (Vincent), das ich eingangs zitiere, habe ich selbst zum ersten Mal im Zeltlager an der Ardèche von meinem Freund gehört, dem Liedermacher Bulli Grundmann. Seither assoziiere ich zwei Dinge mit dem Song: Das Leben Van Goghs und die Sommernächte in der Provence mit allen Sinnen: Das Funkeln der Sterne, der Gesang der Zikaden, die milde Luft under Geruch der Akazien, über das alles legen sich die Gitarrenakkorde und die Melodie des Liedes.
Im Slider: St. Paul de Mausole
St. Remy selbst ist ein netter Ort mit gut restauriertem Stadtkern. Ich bin dieses mal immer nur mit Rennrad durchgekachelt, als ich 2012 in der Gegend war, hatte ich es mir genauer angesehen. Vor allem an Markttagen hat es seinen Reiz.
Arles
Von Maussane bis Arles sind es nur 18km, ich machte mich gleich morgens mit dem Trekking-Bike auf den Weg. Den Ort Fontvieille mit seinen Windmühlen ignorierte ich (auf dem Hinweg), ich fuhr in Paradou auf die kleine D78E. Plötzlich war ein Aquaedukt ausgeschildert. Das hier eines war, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Offenbar ist man in dieser Gegend derartig an römische Brocken gewöhnt, dass man um ein Aquaedukt mehr oder weniger kein Aufhebens macht. Ich kam also mit dem Fahrrad vorbei und war platt, was da mal so unbeachtet in der Landschaft herumstand (Aqueduc Romain de Barbegal).
Ich hatte das Teil komplett für mich, bei bestem Licht kletterte ich über die Steine und suchte mir passende Bildkompositionen. Vor der M10 hatte ich das 28mm Elmarit, das klein und leicht ist, aber sich dessen ungeachtet durch eine unglaubliche Schärfe, Klarheit der Farbwiedergabe und Mikrokontrast auszeichnet. Wenn es nicht explizit auf Lichtstärke ankommt, ziehe ich es für Städte und Landschaft dem 35er Summilux vor. Bevor die Leica Q kam, war es eines meiner am häufigsten genutzten Objektive. Ausserdem hatte ich auch die M4 mit 35er Summicron und Orangefilter dabei. Solche architektonischen Motive eignen sich immer auch für monochrom gut (deshalb habe ich in Städten auch meist eine analoge Leica dabei).
Käme es nur darauf an, jeden Tag wenigstens eine brauchbare Aufnahme im Kasten zu haben, hätte ich da schon auf der Stelle umkehren können. Aber Arles wollte ich mir nicht entgehen lassen, ich war nämlich noch nie da gewesen. Auch da waren römische Relikte angesagt. Mit dem Fahrrad war ich sofort im historischen Stadtzentrum (ich empfinde das nichtvorhandene Parkplatzproblem als extrem entspannend). Die Arena ist nicht zu übersehen. Im Mittelalter war das Arles, die Stadt war hineingebaut, die Aussenmauern um Wehrtürme erweitert, die man auch nach der „Freilegung“ im 19. Jahrhundert stehen gelassen hat. Schon ein interessantes Ding, natürlich dem von Nimes sehr ähnlich. Leider wird es für Stierkämpfe benutzt, und das ist ein Anachronismus, um es milde auszudrücken.
Schwarzweiss in Arles, Leica M4 mit 35mm Summicron, Kodak TMax400, Orange-Filter
Das Theater ist da moralisch schon weniger belastet, es liegt direkt neben der Arena. Natürlich besichtigt man das auch. Nach wie vor liegt für mich in den Theatercharts das in Orange einsam an der Spitze. Es kommt aber natürlich auch auf die Atmosphäre an. Ich erinnere mich an einen stimmungsvollen Abend im Theater von Vaison la Romaine (hier nachzulesen, Beitrag ganz nach unten scrollen). Es ist eben noch einmal etwas anderes, wenn wirklich etwas an einem solchen Ort stattfindet, dem Zweck entsprechend, wofür es gebaut wurde.
Arena und Theather mit Leica M10 und 28mm Elmarit
Auf dem Place de la Republique setzte ich mich in den Schatten des Obelisken und machte Pause. An der Kirche St. Trophime sass ein Strassenmusiker und füllte den Platz mit wirklich schönen Klängen. Das war sowohl eine Spende wie auch ein Foto wert. Am Platz ist das Hôtel de Ville, von dem aus man die „Kryptoportiques“, Gänge unter dem ehemaligen römischern Forum, besichtigen kann. Ich ersparte mir das und warf stattdessen einen Blick auf die Venus (die recht unbeachtet im Treppenhaus steht), die im 17. Jahrhundert auf dem Gelände des Theaters gefunden worden war. Allerdings ist es nur eine Kopie, die Echte haben sich natürlich die Geier vom Louvre eingeheimst.
Ich radelte kreuz und quer, stiess auch Gelegentlich auf weitere Spuren Van Goghs, z.B. das Café Van Gogh (am Place du Forum), das er als „Café la Nuit“ verewigt hat. Ist allerdings erst in den 90er Jahren, wieder so hergestellt worden, wie er es gemalt hat, vorher war da gar nichts. Dann gibt es noch „L’espace van Gogh“, ein Innenhof, den er mal auf Leinwand gebracht hat.
Einmal überquerte ich die Rhone, um das Stadtbild vom anderen Ufer aus zu sehen, aber anders als in Avignon ist das wenig spektakulär und zu weit weg. Das überqueren der Rhone war gruselig, weil der Radweg im Inneren der Brücke verläuft und der erhebliche Verkehr über einen hinweg rauscht.
Für den Tag hatte ich genug von Arles gesehen, ich fuhr über die D17 zurück (ich war anders gekommen) und machte noch an der Abbaye de Montmajour Halt. Dieser imposante Bau liegt auf einem Hügel, der Blick vom Turm umfasst entsprechend Arles, die Alpilles und die sumpfige Ebene. Vom Turm mal abgesehen ist auch die übrige Architektur einen Besuch wert, vor allem der schöne Kreuzgang.
Im Slider Bilder der Abbaye de Montmajour
Durch Fontvieille kam ich auch noch, und da machte ich noch einen kurzen Abstecher zu „Daudets Windmühle“. Wenig spektakulär, vor allem im Vergleich zu den anderen Highlights des Tages. Diese einfache Windmühle am Ortsrand findet nur deswegen Erwähnung, weil Daudet sich eine Ähnliche mal angesehen und für seine Geschichten verwendet hat. In Wirklichkeit hat er nie in darin gewohnt, lediglich in seiner dichterischen Fantasie.
Abends auf dem Campingplatz schickte ich meiner Frau das Bild vom Café van Gogh. „Von der falschen Seite“, kommentierte sie. Am nächsten Tag fuhr ich, davon angefressen, mit dem Rennrad nach Arles und machte das Foto von der perspektivisch richtigen Seite (dem Gemälde entsprechend). Am Abend schickte ich ihr das Bild. „Jetzt noch Nachts“, schrieb sie zurück und da gab ich es auf.
Tarascon
Aber allein deswegen war ich nicht noch mal dorthin gefahren, ich wollte mir noch „Les Alyscamps“ ansehen, die Nekropole. Auch nicht wirklich spektakulär, wenn schon elysische Felder, dann lieber die Champs Élysées. Ich machte an dem Tag eine grössere Runde um und über die Alpilles, zunächst kämpfte ich mich gegen den Mistral die Rhone herauf nach Tarascon. Da, muss ich leider sagen, ist der Hund verfroren. Dicke Burg an der Rhone, aber was Burgen anging, hatte ich schon eine Überdosis. Innenstadt völlig leer (vielleicht wäre eine Städtepartnerschaft mit Vlotho gut, da ist es auch so einsam in der Fussgängerzone).
Aber ich hatte eine Begegnung, und die war nett: Als ich mich an den Strassenrand vor mein Rad kniete und die Topographische Karte (die besten sind immer die 1:25 000 von IGN) studierte, wie ich aus dem Kaff am besten verschwinde, zischte hinter mir ein anderer Rennradfahrer her, stiess eine französische Interjektion aus (sowas wie „Ha!“), machte einen scharfen Bogen und blieb mit quietschenden Bremsen neben mir stehen. Dazu muss gesagt werden, Rennradfahrer sind eine internationale Brüderschaft, grüßen sich stets und helfen sich bei Bedarf. Ebenso jetzt. „Wie er mir helfen könne?“, fragte er und beugte sich über die Karte. „Eine ruhige Strasse Richtung St. Remy, nicht die Hauptstrasse“, erwiderte ich und er nickte verständnisvoll. „Klar, nicht die D99, die fahren da wie die Idioten, viel zu eng an dir vorbei“, er blies die Backen auf und wiegte den Kopf in echt französischer Mimik. „Hier, du fährst bis St. Etienne des Grés, gleich nach der Mairie rechts und Voila! Immer geradeaus! Kleine Strasse bis St. Remy!“ Wir unterhielten uns noch über den starken Wind (das war für uns durchaus von Interesse), wobei er sagte „Pfff, macht mir nichts aus, bin ich gewohnt“, und mir mit einem Grinsen vor die Brust klopfte, „du bist ja auch schmal gebaut, sollte dir auch egal sein.“ Überflüssig zu sagen, dass wir im besten Einvernehmen voneinander schieden.
Ich fuhr auf der beschriebenen Route über St. Remy bis nach Orgon am westlichen Rand der Alpilles. Mein Ziel war der Aussichtspunkt „St. Marie de Belvedere“ oberhalb des Ortes, von wo aus man einen herrlichen Ausblick über Cavaillon und das Luberon hat. Auf der anderen Seite liegt unten „La Vallée Hereuse“ (Das „glückliche Tal“), der Campingplatz, auf dem ich 2012 mit Familie war. Damals hatte es einen Waldbrand am oberen Rand des Tals gegeben. An den ehemals betroffenen Stellen waren zwar weniger Bäume, aber man sah kaum noch etwas von dem Schaden.
Mittelformat
Ich hatte die Hasselblad 501c und ein paar 120er Rollenfilme dabei, aber die Kamera kam viel weniger zum Einsatz, als ich gedacht hätte. Sie ist einfach zu unhandlich, zu schwer, zu sperrig, als dass ich Lust hätte, mit dem Teil im Rucksack und womöglich noch einem Reisestativ dabei längere Strecken zu Fuss oder mit dem Rad zurückzulegen. Dabei ist das Gewicht und das Ausmass des Lowepro Slingshot 102 AW Fotorucksacks (ein Relikt aus Zeiten der Canon 5D), in den die Hasselblad samt Zubehör sehr gut passt, immer noch deutlich geringer als die Brocken, die so manch ein DSLR-Schütze mit sich herumträgt. Da sieht man mal, wie verpimpelt ich bin, seit ich vor 10 Jahren zur Leica M9 gewechselt bin.
Ich machte ein paar Langzeitbelichtungen in Avignon, in Maussane rang ich mich an einem Abend durch, noch mit dem Trekkingrad die D27 hochzufahren, an einen Punkt oberhalb von Les Baux, das ich dann in der Abendsonne fotografierte (siehe weiter oben). Einige restlicher Bilder machte ich noch in und um Maussane, nur ein paar hundert Meter vom Campingplatz entfernt. Vielleicht sollte ich lieber mal die Fuji GW 690 (die „Texas Leica“) mitnehmen, die ist bei weitem nicht so unhandlich. Sieht nur lustig aus, wie eine Leica M6 aus Brobdingnac, dem Land der Riesen.
Abschied von den Alpilles
Am allerletzten Abend klemmte ich ordentliches Licht ans Rennrad und fuhr bei Sonnenuntergang noch mal auf den Pass oberhalb von Les Baux. Ich setzte mich auf einen warmen Felsen, der löffelförmig ausgehölt über das Val d’Enfer ragt und beobachtete das schwindende Licht. Über der Bergkette der Alpilles im Westen leuchtete kräftiges Abendrot, während in Les Baux die Lichter angingen.
Von unten schallte leise Live-Musik herauf, im „Carrières de Lumières“ spielte eine Band, die sich entweder für die „Gypsy Kings“ hielt oder es war. Ich reflektierte die Tage in den Alpilles, und wie gut es mir hier gefallen hatte. Das Licht ist einzigartig, sogar der Geruch, den die hunderttausenden von Olivenbäumen ausströmen (schwach, angenehm, man nimmt ihn bewusst gar nicht wahr), ist etwas ganz spezielles.
Dieser Reisebericht ist ziemlich episch geworden und ich gratuliere jedem, der hier unten angekommen ist. Aber „Blog“ hat ja was mit Tagebuch zu tun, auch für meine eigenen Zwecke ist es praktisch, alles aufzuschreiben, solange die Erinnerung noch frisch ist. Manch einem mag es durchaus genügen, die Bilder anzusehen, das ist völlig o.k. Das sind ja auch reichlich, aber ich schwöre, längst nicht alle! Ich habe ganz viele Fotos unterschlagen, digital wie analog, u.a. einen kompletten Film aus der Leica IIIf, die auch mit war, und ein paar Mittelformat-Landschaftsbilder. Aber man braucht ja auch mal was für’s Archiv.
Und ich stellte fest, dass ich mit der M10 (und ihrem analogen Pendant M4) allein sehr gut ausgekommen war. Sicher kann es sein, dass ich die „klassische“ Q mal vermisse, z.B. bei einem Event, oder wenn Bildstabilisierung praktisch ist. Aber im Augenblick bin ich so zufrieden, wie es ist.
Sehr geehrter Herr Sassenberg,
wir hattten heuer auch wieder Frankreich als Ziel Sommerurlaub. Wir waren auch im gleichen Gebiet unterwegs, haben aber noch die Camargue dazu genommen. Ich habe „nur“ eine M240 und gebrauchte Gläser von 35/50/90mm und ein altes CZJ 20mm. Es hat trotzdem Spass damit gemacht. Ich überlege mir aber doch eine gebrauchte CL dazu oder irgendwann mal als Ersatz für die M jetzt zu kaufen. Was meinen Sie? Es ist dann nur noch APS -C halt.
Diesmal gefallen mir Ihre Bilder wieder sehr gut. Meine habe ich auf Flickr:
https://www.flickr.com/gp/thomasmika/W2860s
MfG Thomas Mika Wien
Guten Morgen Herr Mika,
also „nur“ APS-C ist doch heute kein Thema mehr, der Hype um’s sogenannte Vollformat wird eher übertrieben. Letztendlich kommt es doch mehr auf die Qualität des Sensors an, auf ein vernünftiges Verhältnis zwischen Auflösung und Full-Well-Kapazität der Pixel. Freilich gelten etwas andere Regeln, die gewohnten Vollformat-Linsen haben plötzlich um ein Drittel mehr Brennweite und mehr Tiefenschärfe, was nichts schlechtes sein muss.
Die CL ist eine wertige Kamera, aber ich würde dafür niemals eine M (welche auch immer) verkaufen, als „Ergänzung“ ist das was anderes. Übrigens wird die M240 noch lange eine exzellente Plattform für Ihre Objektive bleiben, schliesslich ist selbst die M9 immer noch up to date. Und wenn ich mir Ihre Bilder so anschaue, wissen Sie sehr gut mit Ihrer M240 umzugehen 🙂
Mir fehlt bei der CL immer die intuitive Bedienung, wie ich sie von den Messsuchern kenne. Das ist schon ein anderes Arbeiten. Über die Bildqualität gibt’s nichts zu meckern.
Viele Grüße nach Wien,
Claus
Hallo Claus
Es gibt Dinge im Leben die man erst vermisst, wenn man sie nicht mehr hat und Fehlkäufe, wenn man dem so sagen darf, gehören einfach zum Leben dazu. Ich habe schon in vielen Deinen Kommentaren geschrieben, dass man diesem Pixelwahn nicht zu viel Beachtung schenken darf und ich deshalb mit meiner Kombi M10 und Q immer noch super zufrieden bin, nach dem Motto „Don’t stop a running System“. Ein so gut abgestimmtes Paar wie die obige Kombi wird noch mehrere Jahre den Besitzern viel Freude bereiten. Sicher muss sich Leica auf dem Markt mit neueren Sensoren behaupten und den Wünschen der Konsumenten Rechnung tragen, aber die meisten von uns sind Hobbyfotografe und müssen nicht von der Fotografie leben. Dir wünsche ich einen schönen Sommer und freue mich auf deinen nächsten Blogeintrag.
Hallo Maurizio,
wahre Worte. Und darum habe ich mir auch wieder die „alte“ Q gekauft. Mit der M10 zusammen ein unschlagbares Team. Da muss man nichts dran ändern!
Liebe Grüße,
Claus
Moin Claus.
Fast beneide ich Dich um die blaue Stunde. So etwas ist uns drei Monate vergönnt. Keinen Sonnenuntergang, keinen Sternhimmel, das Leben ist hart. 77 Tage müssen hier die Menschen ohne auskommen. Aber an den beiden Polen soll es die blaue Stunde nur an einem Tag. Ist wohl der Grund, dass niemand dort wohnt:-)
Immer wieder schön, Deine Artikel.
Lieber Gruß
Kai
Lieber Claus,
danke für die schöne Lektüre, die ich mir in meiner Mittagspause gegönnt habe. Die Beschreibungen von überfüllten Parkplätzen und zur Tageszeit unerträglichen „Attraktionen“ sind wunderbar. Glücklicherweise wurden aber die goldene und die blaue Stunde erfunden.
Ich wünsche Dir einen fotografisch schönen Sommer.
Viele Grüße, Dirk
Lieber Dirk,
zu dumm, dass die goldene + blaue Stunde immer kürzer werden, je weiter man nach Süden vordringt. Ich plädiere dafür, die Erdachse aus fototechnischen Gründen noch ein paar Grad zu neigen, was meinst du?
Dir auch einen schönen Sommer (und gutes Licht), liebe Grüße,
Claus
Lieber Claus,
das war auch ein Grund, im Juni eine Woche nach Dänemark zu fahren. Da ist die Achse zwar auch gleich geneigt, aber zu diesen Stunden muß man bei gutem Licht weniger hektisch agieren. Das paßt uns immer besser in den Kram.
Grundsätzlich ist deine Idee aber zu begrüßen.
LG Dirk
Lieber Claus
Ein klasse Blogeintrag den ich mit Genuss gelesen habe sowie schöne Fotos dazu. Ich musste ein wenig schmunzeln betreffend dem Verkauf deiner kurz erworbenen Q2 und D-Lux 7, aber kann dich sehr gut verstehen. Der Spruch von Dir aus einer Deinem Blog Kommentare vom 01.03.19 mit war, “ Dass die wahre Befreiung in der Limitation liegt, ist eine Grundwahrheit, auf die viele erst nach einem langen Reifungsprozess kommen”.Manchmal ist das Reduzieren auf weniger ganz klar befreiender. Ich habe seit der Anschaffung der M10 die Q viel weniger im Einsatz. Klar, manchmal fehlt mir natürlich das 28mm was ich als Brennweite lieben gelernt habe und der Bildstabilisator, aber im Moment habe ich das Gefühl, mich mit der M10 und dem Summilux 50mm f1.4 und Elmarit 21mm f2.8 für die Bereiche (Streetphotography, Architektur u. Landschaften) zurechtkommen. Die M6 sowie die Yashica FX-D Quarz meines verstorbenen Vaters ergänzen die obige Ausrüstung und machen auch immer viel Spass. Mein Selbstversuch dieses Jahr im Tessin die M10 und die Q mitgenommen zu haben, weil ich mich nicht entscheiden konnte, artete eher in Stress und unentspannter Hektik aus. Vom höheren Gewicht mal abgesehen. Es wird vielleicht Momente geben, wo ich wieder zur Q greifen werde, vorallem bei weiten Reisen mit der Familie und wenn ich mal schnell den AF oder die 28mm Brennweite brauche. Ich denke bei mir ist es im Moment gerade die Herausforderung mal nur mit einem Summilux 50mm alles fotografieren zu müssen und halt die richtige Bildgestaltung zu suchen. Die Fotografie ist einfach ein konstanter Prozess der Veränderung wie in unserem Leben und manchmal muss man einfach den Mut haben seinen eigenen Weg zu gehen. Wir haben das Glück nicht von der Fotografie leben zu müssen und können einfach unserem Hobby und der Leidenschaft nachgehen. Deshalb ein grosses Lob von meiner Seite für deinen Mut, auf dein Bauchgefühl gehört zu haben.
Lieben Gruss und schönes Wochenende.
Maurizio
Lieber Maurizio,
das ist eben das Gute, dass wir keinen, ich nenne es mal „Equipment-Zwängen“ unterliegen, sondern als Nicht-Profis die Ausrüstung wählen können, mit der uns das Fotografieren am meisten Spass macht. Und wenn mal wirklich die Linse (oder Kamera), die wir brauchen, nicht dabei ist, mit dem Finger schnipsen können und sagen: „Na und?“
Liebe Grüße, auch schönes Wochenende,
Claus
Hallo Claus,
seit nunmehr 2 Jahren lese ich Dein Blog und staune über die Bilder, Dein Objektivfuhrpark und Deine Ausrüstung. Ich kann es manchmal garnicht abwarten bis wieder ein Bericht erscheint. Anhand der Fotos verstehe ich immer mehr, wieso Du Dich für die Objektive entschieden hast, die Du gekauft hast. Sie waren vor 2 Jahren ein guter Ratgeber bei dem Einstieg in die Welt des Messsuchers.
Ich plane ebenfalls den Einstieg in die Mittelformat Welt. Hattest Du Deine Hassi schon mal beim CLA und hast eine Adresse? Viele Grüße vom
Henning
Hallo Henning,
ich komme auf jeden Fall mit viel weniger Objektiven aus, als ich besitze. Aber für spezielle Zielsetzungen ist es natürlich schön, die Auswahl zu haben.
Leider kann ich dir in Bezug auf CLA für Hasselblad keinen heissen Tipp geben, weil meine (samt Distagon- u. Planar-Objektiv) tadellos funktioniert. Sollte sich aber bei Bedarf finden lassen.
Viele Grüße, schönes Wochenende,
Claus