Geschichte

Es gibt Orte, die sind mit Erinnerungen überfrachtet. Für mich ist das die Ardèche. Vor gut vierzig Jahren war ich das erste mal dort, mit der Kanu-AG meines Gymnasiums. Wir wohnten auf einem abgelegenen Campingplatz jwd („janz weit draußen“) am Rand der Schlucht, stiegen täglich zum Wildwasser fahren hinab zum Fluss und starrten Nachts vom einsamen Aussichtspunkt über der Schlucht in den Sternenhimmel. Lagerromantik pur, inklusive der Gitarre am Lagerfeuer (sorry wegen der Überdosis Kitsch).

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Burg Salavas im Abendlicht, sie liegt gleich neben dem Campingplatz. Wenn ich aus dem Bulli steige, habe ich diese Aussicht. Leica M11 mit 50mm Summicron bei f/4.0 1/320s. ISO 64

Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre ging es auf dem Fluss noch ziemlich wild (vom Wasser abgesehen) und ungeordnet zu und wir erlebten verrückte Sachen ob der blauäugigkeit der Touristen, die sich Boote mieteten, ohne eine Vorstellung zu haben was es bedeuten kann, knapp vierzig Kilometer durch eine Schlucht zu fahren ohne eine (ihnen bekannte) Option, diese vorher zu verlassen. Heute haben die Bootsvermieter Auflagen, Sicherheitsausrüstung bereit zu stellen und eine Einweisung zum Boot fahren zu geben, das gab es damals alles nicht. Entsprechend viele Leute zogen wir entkräftet und unterkühlt aus dem Wasser. Manche waren so bedient, dass sie mit aus der Schlucht stiegen und einige von uns deren Boote weiterfuhren, damit die Vermieter die nicht vermissten. Das kam oft vor und hatte den Charme, dass die „Geretteten“ sich immer dankbar zeigten und kistenweise Wein oder ähnliche „Goodies“ anschleppten.

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Der einsame Weg in die Schlucht zu „unserem Hausschwall“, schon ziemlich unten. Weiter oben ist er, was man in den Alpen als „Steig“ bezeichnen würde. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/2 1/200s ISO 64

Ganz früher war die Fahrt an die Ardèche eine rein private Initiative eines Lehrerehepaars (den Gründern der AG). In den Sommerferien sammelten sie eine Gruppe von vielleicht fünfzehn Jugendlichen (Mädchen und Jungs) und los ging’s mit Bullis und Bootsanhänger. Anfang der 90er Jahre wurde das ganze zu einer offiziellen Schulveranstaltung, meist in der Himmelfahrtswoche. Heute wird die Kanu-AG von einem guten Freund geleitet, der mit mir in den 80ern dabei war. Als das „Gründer-Ehepaar“ kurz nach der Jahrtausendwende in Ruhestand ging, hat er sich extra an die Schule versetzen lassen, um die AG zu übernehmen (obwohl seine Fächer eigentlich Mathe und Physik sind).

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Das sieht nach rollen aus… kein Problem für ihn. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/4 1/2500s ISO 64

Diese Fahrt hat Generationen von Schülern geprägt und es ist zur Tradition geworden, dass jeder, der mal in der Kanu-AG war, in der Himmelfahrtswoche zur Ardèche kommen kann. Dieses Jahr waren es 35 Schüler und 20 Ehemalige (aus allen Altersstufen). Die Ehemaligen beteiligen sich an der Organisation des Lagerlebens (z.B. Einkauf, Kochen, bei Kenterungen „retten“ auf dem Fluss, alternative Wanderungen durchführen etc.) und eine ist als offizielle Aufsichtsperson für die Schülerinnen eingesetzt, da das natürlich kein Mann machen kann.

Seit „Beginn der Aufzeichnungen“ habe ich eigentlich jedes Jahr die Fahrt mitgemacht. Als ich aber diesen Beitrag vorbereitete, stellte ich mit Schrecken fest, dass fünf Jahre vergangen waren, seit ich das letzte Mal mit war.  Erst wegen meiner Krankengeschichte, dann wegen Corona. Auf der „alten Webseite“ (bis 2015), die ich aus technischen Gründen abschalten musste, gab es jedes Jahr einen Bericht darüber. Der entsprechende Blog-Eintrag von 2018 beschäftigt sich stark mit der Leica IIIf, die ich da mit hatte. Gut, dass ich da mal reingelesen habe, ich hätte fast denselben „metaphysischen“ Einstieg gewählt. Sogar das vorangestellte Heraklit-Zitat wollte ich verwenden, so funktioniert das Unterbewusstsein, die Assoziationen sind oft eingeprägt.

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„Der Schwall“: Ziemlich auf halber Strecke in der Schlucht gelegen, ist das immer das Ziel am ersten Tag. Leica M11 mit 28mm Summicron bei f/5.6 1/640s ISO 64

Ein Naturschauspiel

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Keine Gorillas im Nebel… die wilden Ziegen sind morgens oft auf der Straße. Von den Ziegen abgesehen verschwand der Rest der Landschaft im Dunst. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron f/2 1/750s ISO 64

Ich fuhr mit einem Freund zusammen „über nacht“ dorthin, so waren wir (wie auch andere) einen Tag vor dem Bus mit der Hauptgruppe da. In der folgenden Nacht goß es in Strömen (was eigentlich gut für die Gegend war, denn der Klimawandel zeigte sich akut am niedrigen Wasserstand des Flusses) und morgens hingen dichte Nebelschwaden über dem Tal. Dennoch fuhr ich mit dem Fahrrad auf die Corniche (die „Aussichts-Straße“ oberhalb der Schlucht), aber ausser ein paar wilden Ziegen sah ich buchstäblich nichts, ich befand mich dort nämlich in den tiefhängenden Wolken. Resigniert machte ich mich an die Abfahrt ins Tal, doch auf halber Strecke blickte ich nach oben und sah ein blaues Loch. Kurzentschlossen kehrte ich um, zurück an die beliebte Aussichtsstelle „Tourre de Serre“. Wieder dicker Nebel. Aus der Boulangerie im Ort hatte ich (die hat um halb sieben schon offen) Croissants mitgebracht, davon mümmelte ich jetzt eins und wartete. Und wartete. Irgendwann mussten diese blöden Wolken sich doch heben.

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Nix Photoshop, mein Schatten im kreisförmigen Regenbogen, einer sogenannten „Glorie“, in die Schlucht projiziert. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Leica M11 mit 28mm Summicron bei f/4 1/500s ISO 64, Pano aus 4 Aufnahmen
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Die Naturerscheinung „näher dran“: Leica M11 mit 50mm Summicron bei f/4 1/1000s ISO 64

In meinem Rücken hinter den Felsen ging die Sonne auf und knallte auf die Wolken. Langsam tat sich was. Und dann, als ich am Geländer des Aussichtspunktes in die Schlucht starrte, erschien mir ein Geist, umgeben von einer Corona. Er bewegte sich im Lichthof, projiziert auf den Grund der Schlucht. Ich checkte endlich, dass es mein eigener Schatten inmitten eines kreisförmigen Regenbogens war, was ich dort erblickte (also kein „Halo“, das ist was anderes, dies nennt sich eine „Glorie“). Mein Freund (mit dem ich die Hinfahrt gemacht hatte) ist Segelflieger und er bestätigte mir, dass man solche Regenbogen-Kreise (also „Glorien“) sonst von Flugzeugen aus sieht. Ich hatte so etwas noch nie gesehen und war fasziniert. Mein Schatten darin nennt sich „Brockengespenst„.

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Ein paar Minuten später: Die Wolken lösten sich im Sonnenlicht auf. Leica M11 mit 28mm Summicron. Pano aus 4 DNG’s

Dieses Jahr an der Ardèche

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Der Einfall der Heuschrecken: Der Bus kommt an und das Equipment wird ausgeladen. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f2.8 1/500s ISO 64

Mittags traf der Bus ein. Der hintere Teil des Campingplatzes wird immer für uns reserviert und das Lager nach einem bewährten Schema beinah „drillmäßig“ flott aufgebaut. Ich war für’s Kochzelt zuständig, dessen Gestänge ein bisschen „tricky“ zusammenzusetzen ist. Ein klappbare Coleman-Küche wird darin aufgestellt, Kühlboxen, Kaffeemaschinen, diverse Gasbrenner und alle Kochutensilien und Werkzeuge sind darin. Ein Vorratszelt mit Kühlschrank steht nahebei. Zwei große Gruppenzelte für schlechtes Wetter und ein Materialzelt für die Bootssachen sind immer im gleichen Layout installiert. Nicht zu vergessen die „lange Tafel“, eine große Zahl zusammen gestellter Campingtische, an denen bei gutem Wetter die Mahlzeiten eingenommen werden. Wenn das alles steht, darf sich jeder für sein „Privatzelt“ einen Platz suchen. Das Lager stand in Rekordzeit, mit einer kleinen Verzögerung, weil vier Schülerinnen woanders einquartiert werden mussten. Sie hatten für ihr Zelt das falsche Gestänge eingepackt. Zum Glück sind die früher üblichen „Dackelgaragen“ längst out, mittlerweile geht der Trend zu Zelten in Stehhöhe mit aufblasbaren Stützen und mehreren Schlafkabinen. Bald gibt’s die wahrscheinlich zweistöckig.

Galerie: Das Zeltlager entsteht, alles mit Leica M11 und 35mm Apo-Summicron

 

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Erster Abend nach dem Aufbauen: Die mitgebrachten Würstchen kommen auf den Grill. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/2

Die Schüler/innen kommen aus allen Jahrgängen (von der siebten Stufe an) und das ist auch ein plus für die Gruppendynamik, man lernt Leute ausserhalb seines gewohnten Dunstkreises kennen. Das schließt auch die Ehemaligen mit ein, von denen nicht alle so alte Knochen wie ich sind. Einige sind noch unter dreißig und kaum von den Teenies zu unterscheiden (wenn man sie nicht kennt). Die, die noch nie mit waren, werden von den „Erfahrenen“ angeleitet. Das betrifft nicht nur den Aufbau, sondern alle Abläufe. Einkauf- , Küchen- und Spüldienste sind eingeteilt und auch auf dem Fluß wird eine Reihenfolge bestimmt, in der gefahren wird, damit immer gute Kanufahrer bei den Neulingen sind.

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Abends auf dem Sportplatz: Während die meisten gerade Fussball spielen, haben sie ihre Handys abgegeben. Diese werden gerade von einer Jury auf Hülle und Hintergrundbild bewertet. Zweifel an der Unvoreingenommenheit kamen auf, als eine das Handy ihrer Schwester mit 13 von 10 möglichen Punkten bewertete, weil sie die Hülle selbst ausgesucht hatte… Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/2.8 1/50s ISO 12 500

Nach dem Aufbau sind alle hungrig und am ersten Abend werden immer von zuhause mitgebrachte Würstchen gegrillt, für die Vegetarier natürlich eine entsprechende Variante. An allen anderen Tagen wird gekocht. Es erfordert eine gewisse Erfahrung, für eine so große Gruppe was schmackhaftes auf den Tisch zu bringen (und das nötige Equipment zu haben, aber das ist über die Jahre gewachsen). Diese Jahr hatten wir sogar einen gelernten Koch dabei, aber er musste nur delegieren. Die Schüler/innen waren hochmotiviert, die Mahlzeiten selbst vor- und zuzubereiten. Das ist immer ein „social event“, man schart sich um’s Kochzelt.

Der normale „Kanu-Tag“ beginnt für den Spüldienst um kurz nach sechs. Der Frühstücks-Tisch wird abgewischt und gedeckt, ein Müsli- und Obst-Buffett aufgestellt, viel Kakao und ein wenig Kaffee und Tee gekocht. Um spätestens Sieben wird der Rest geweckt und frisches Baguette für alle von der kleinen Campingplatz-Epicerie geholt. Jeder macht sich für den Tag ein Lunchpaket, egal ob er paddeln geht oder nicht. Um halb Zehn werden die Boote fertig gemacht und zum Wasser getragen, um spätestens innerhalb der nächsten Stunde zu starten.

Galerie: Alle Fotos mit M11 und 35mm Apo-Summicron

Das Ziel ist bei normalem Wasserstand ein Schwall ungefähr auf der Hälfte der Schlucht. Die Boote bleiben dort über nacht im Gebüsch liegen und die Kanuten steigen über einen Wanderweg zum Plateau auf, wo sie der Bus abholt. Das ist übrigens auch was Besonderes: Seit dreissig Jahren fährt der gleiche Busfahrer, der mittlerweile jeden Weg und Steg in der Gegend kennt und im Lager wohnt, also mit zeltet. Sowas muss man erst mal finden.

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Ankunft am Tagesziel im Topoduo. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/4 1/1600s ISO 64

Im großen Busanhänger ist Raum für viele Boote, aber so viele Bootsplätze wie Teilnehmer gibt es schon lange nicht mehr. Die anderen unternehmen alternative Wanderungen oder besuchen lokale Sehenswürdigkeiten wie die (nachgebaute, das Original wird streng bewacht) unglaublich interessante Grotte Chauvet mit 36000 Jahre alten Höhlenmalereien oder eine der zahlreichen Tropfsteinhöhlen in der Gegend. Ich selbst hatte natürlich auch mein Rennrad mit. Es gibt schöne Strecken durch die Berge und vor allem die „Runde um die Schlucht“ mit vielen Ausblicken.

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An einer einsamen Aussichtsstelle (die Corniche verläuft gegenüber). Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/4.8 1/500s. ISO 64
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Beim Kochen: Wie soll’s nun laufen? M11 mit 50mm Summicron bei f/4 1/1500s ISO 64

Wer nachmittags zuerst zurück auf dem Campingplatz ist, beginnt mit der Vorbereitung der Abendmahlzeit. Wie gesagt, das ist ein Gruppen-Event und sehr populär. Wenn die Massen abgefüttert sind und alles aufgeräumt und gespült ist, gehen manche auf den Sportplatz, andere setzen sich an den Fluß oder machen Spaziergänge zur nahegelegen Burg und die eine oder andere Gitarre wird auch gezückt. Um Zehn ist dann Bettruhe und das funktioniert zur immerwährenden Verblüffung der anderen Campinggäste, die die Ankunft der Gruppe wie einen Einfall von Heuschrecken mit scheelem Auge betrachtet hatten. Aus zwei Gründen: Der erste, offensichtliche, ist natürlich, dass man einen langen, anstrengenden Tag hinter sich hat und der zweite: Kanusport ist potentiell anstrengend, nass, gelegentlich kalt und generell nicht immer bequem. Das zieht nur bestimmte Leute an, die anscheinend ein gewisses Maß an Vernunft mitbringen, zumal unser Kleinstadt-Gymnasium nicht gerade in einem sozialen Brennpunkt gelegen ist.

Fotografisches Equipment

Ich hatte drei Kameras dabei. Die Kamera „to go“ war die M11. Ein paarmal nahm ich die M10-Monochrom und machte Infrarot-Bilder, ausserdem kam sie exklusiv auf dem Wochenmarkt von Vallon zum Einsatz, mit dem 50mm Summicron und Orange-Filter davor.

Galerie: Infrarot Bilder, Leica 10-M mit 35mm Ultron und Infrarot Durchlass-Filter

Selbstverständlich hatte ich auch eine analoge Kamera dabei. Nicht ständig, denn das herumschleppen von zwei Kameras nervt mich (mich nervt ja schon, mehr als zwei Objektive mitzunehmen), aber ich nehme es auf mich, wenn es ein „Projekt“ erfordert. Langfristig möchte ich noch eine Art „Review“ zur neuen Leica M6 machen, und dafür sammle ich noch Bilder unter allen möglichen fotografischen Bedingungen, sowohl das Licht als auch die Location betreffend. Kommt vielleicht in der zweiten Jahreshälfte.

Galerie: Wochenmarkt in Vallon, Leica M10-M mit 50mm Summicron und Orange-Filter

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Ankunft an der Pausenstelle. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/2 1/2000s ISO 64

Da die fotografische Aufgabenstellung an der Ardèche sehr unterschiedlich sein kann, hatte ich Objektive betreffend eine größere Auswahl als sonst bei Reisen dabei. Hauptsächlich verwendet habe ich das 35mm Apo-Summicron und das immer noch extrem gute 50mm Summicron (meine Ausführung von 1986 Leitz Canada). Obwohl ich das 50er Summilux auch liebe, nehme ich gern das Summicron wegen seiner Kompaktheit auf Reisen mit. Für die Weite (in Höhlen oder bei Landschaftsaufnahmen) war das 28mm Summicron Asph. und das 21mm Color-Skopar dabei. Letzteres mal wieder wegen seiner geringen Baugröße, denn das 21er Super-Elmar ist bei mir nicht in Ungnade gefallen. Ich brauchte auch was für den Tele-Bereich und die Erfahrung der letzten Jahre zeigte, dass sich für die Sport-Aufnahmen am Schwall das 75er Apo-Summicron besonders eignet, und wenn das nicht reicht, auch das 90er Macro-Elmar verfügbar sein sollte.

Galerie: Der Morgen mit der Milchkrise. Trotz korrekter Einkaufsliste war die Milch vergessen worden (der Schuldige wurde an den Camping-Pranger gestellt). Wir kratzten alle privaten Bestände zusammen und kamen dann so gerade zurecht (die Supermärkte hatten noch lange nicht auf).

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Frisches Baguette! Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron

Die Objektive hatte ich niemals alle dabei! Ich stellte mir eine passende Auswahl je nach Vorhaben zusammen. In der Hadley Digital-Tasche, die ich dann am liebsten nehme, ist reichlich Platz für eine Kamera und drei Objektive oder für zwei Kameras, gepolstert übereinander (mit z.B. 50er und 35er Objektiv davor) und einem Objektiv seitlich, je nach Erfordernis weite oder lange Brennweite. Wenn man das Macro-Elmar ohne Sonnenblende nimmt, kann man es sogar auch noch mit dem Color-Skopar stapeln. Selbstverständlich ebenfalls mit Polster dazwischen. Passt alles in die kleine Tasche. Aber da muss ich schon extrem unsicher sein, was mir begegnet, normalerweise ist mir so ein Über-Angebot zuwider.

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Der Morgen, an dem es Rührei gab… Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/2 1/100s ISO 64

Wenn die Kamera im Boot mitgenommen wird, kommt sie (und vielleicht ein zweites Objektiv) gut gepolstert in eine Wasserdichte Box und ist zudem im Bootsrucksack. So kann sie sicher transportiert werden.

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In der Höhle von Orgnac. Leica M11 mit 21mm Color-Skopar bei f/3.5 1/125s ISO 6400. An dieser Stelle, da mal eine relativ hohe ISO auftritt (und da kommt noch mehr und höhere Werte) sei auf die neue KI-gestützte Entrauschung in Lightroom hingewiesen, die verblüffend glatte und trotzdem detailreiche Ergebnisse erzeugt.

Von Wanderungen, Schwällen und Höhlen

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Am Eingang der Orgnac-Höhle: Ein großer Schutthaufen unter dem natürlich Zugang, einem Loch im Boden, durch das im Lauf der Jahrtausende einiges gefallen ist. M11 mit 35mm Apo-Summicron f/4 1/80s ISO 10 000

Ausser Boot fahren kann man in der Gegend einiges andere unternehmen. Ein Muss ist sicher die Besichtigung des Nachbaus der „Grotte Chauvet“ nahe Vallon Pont d’Arc, die 36000 Jahre alten Höhlenmalereien sind beeindruckend, eine dazugehörige Ausstellung gibt Einblicke in das Leben damals. Ich wäre auch dieses Jahr dorthin gegangen, aber es waren nicht genug Plätze online zu buchen und da ich schon zweimal drin war, verzichtete ich zugunsten der „Neuen“. Drinnen ist fotografieren leider nicht erlaubt, aber irgendwie fand ich mal recht gute Aufnahmen auf der Speicherkarte meiner Leica Q, seltsam…

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Die Öffnung. Leica M11 mit 21mm Color-Skopar bei f/3.5 1/125s ISO 6400

Bilder-Galerie mit Leica M11 und 35mm Apo-Summicron:

Da wir von Höhlen sprechen: Tropfsteinhöhlen häufen sich in der Gegend geradezu inflationär. Wenn man noch nie da war, ist die Höhle von Orgnac erste Wahl. Auch da war ich schon mehrmals drin und bisher war für mich immer ganz klar die Leica Q (Klassik oder auch Q“) die „Höhlenkamera“ der Wahl. Diesmal hatte ich Lust, es mit der Leica M11 zu probieren und das sind in den Jahren (für mich) die qualitativ besten Aufnahmen unter den widrigen Bedingungen geworden, sogar ohne Bildstabilisierung aus der Hand.  Die Höhle deshalb, weil draußen der Mistral mit Sturmböen über die Berge fegte und ich mir nach ca. 30km auf dem Rennrad eingestehen musste, dass das Fahren bei dem Wind absolut keinen Spass machte und ausserdem gefährlich war.

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Wanderung das Rieussec-Tal hinauf. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f/4 1/250s ISO 64
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Vorbereitung zum Einstieg in die Unterwelt. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f2.4 1/80s ISO 100

Wanderungen diverser Art bieten sich an. Man kann statt mit Boot z.B. auch zu Fuß die Schlucht erwandern, muss sich aber darauf einstellen, gelegentlich den Fluss zu überqueren. Das kann je nach Wasserstand recht nass sein. Momentan ist das kein Problem (leider). Mit einer anderen „Ehemaligen“ zusammen bin ich mit einer Schülergruppe ein Seitental der Ardèche hochgewandert, den „Rieussec“, ein trockenes Flussbett, dass sich nur bei Starkregen mal füllt. Der Einstieg ist nahe des Campingplatzes und wir marschierten wie ein Platoon durch den Dschungel dorthin. Vorher machten wir noch einen Abstecher in eine der frei zugänglichen Höhlen, die auf der Wanderkarte eingezeichnet ist. Man kann etwa 200m tief hinein gehen, dann ist die tiefste Stelle „abgesoffen“. Seitengänge verzweigen sich tiefer, aber da muss man kriechen… das haben wir unterlassen. Trotzdem fanden die Schüler die Höhle sehr spannend.

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Tiefste Stelle. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron bei f2.4 1/60s ISO 10 000.  KI-gestützte Entrauschung

Galerie: Höhlenforschung, alles mit M11 und 35mm Apo-Summicron, meist bei ISO 12 500

Die darauffolgende Kletterei das Rieussec-Tal hoch war keine leichte Kost, denn da ging es teilweise extrem „in den Berg“ (s. oben). Schwindelfreiheit zwingend erforderlich! Ich hatte die Wanderung das letzte Mal vor 7 Jahren gemacht und diesen Schwierigkeitsgrad nicht mehr auf dem Schirm. Aber das Tal ist schon sehr interessant und die Felsformationen und Gesteinsfärbungen in dem Flussbett sehenswert. Mit einigen Pausen wurde das Ganze nicht zu anstrengend und am Nachmittag waren wir wieder am Zeltplatz.

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Ein Lächeln für den Fotografen. Diese Lehramts-Studentin verblüffte schon vor Jahren als Siebtklässlerin das „Establishment“ mit ihrem extremen Gefühl für das Boot. Hier surft sie locker in der Welle. Leica M11 mit 75mm Apo-Summicron bei f/5.6 1/2000s ISO 125

Galerie: Ein paar „Schwall-Bilder“

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Kochen, diesmal im Gruppenzelt. Der Mistral pustet sonst die Gasflamme aus, da bliebe die Küche kalt. Leica M11 mit 35mm Apo-Summicron

Der Wasserstand war dieses Jahr nicht so prickelnd (zu niedrig) und das ist für die geübten Kanuten immer ein wenig schade, die sich auf das Spielen in den Wellen freuen. Trotzdem gab es am „Hausschwall“ ein bisschen Gelegenheit, sich auszutoben. Ich bin dann nach Möglichkeit mit dem aktuellen M-Modell zur Stelle. Über die Jahre gab’s da einige Keeper, und für die Kanuten sind das natürlich Schaustücke für die Zuhause. Als Objektiv ist da das 75er Apo-Summicron besonders hervorzuheben: Es hat die nötige Reichweite und lässt sich reproduzierbar sicher mit Messfeld manuell fokussieren, denn das kann im Schwall auch für den Fotografen sportlich sein. Über die optische Exzellenz dieses Glases braucht wohl kaum etwas gesagt werden. Das 50er Summicron kam in der Hinsicht auch zum Einsatz, weil ich (bedingt durch den niedrigen Wasserstand) viel näher an den Ort des Geschehens kam als sonst.

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In Concert, mit Lagerhund. Ein Wunder, dass der noch Fell hatte am Ende der Woche. Leica M10-M mit 35mm Apo-Summicron bei f/2 1/125s ISO 2000

Ein typischer Zwischenfall passierte an „Susannes Gedächtnisfelsen“ (wir haben für die meisten Stellen im Fluß eigene Namen), so benannt nach einer Freundin (und späteren Ehefrau) eines Kanuten, die darunter bei viel höherem Wasserstand vor über dreissig Jahren mal länger ohne Luft fest hing und seit diesem Trauma nie wieder ein Boot bestieg. Als ihr Sohn selbst Kanute wurde, benannte irgendein Witzbold später diesen Felsen in „Niklas seine Mutter ihr Gedächtnisfelsen“ um (in Anlehnung an den alten Schalke-Witz, als der Vorstand sich auf die Gleichberechtigung besinnt und das neue Stadion nach einer Spielerfrau benennen will. Es soll dann „Ernst Kuzorra seine Alte ihr Stadion“ heißen). Der Genitiv wird übrigens gelegentlich auch im Vlothoer Sprachgebrauch mit diesem Workaround vermieden.

Jedenfalls steht dieser Fels mitten im Fluss und die Strömung teilt sich davor. Irgendwie war mal wieder ein Leihboot mit einem Vater und zwei kleinen Kindern quer davor getrieben und vom Wasserdruck umgeschlagen, just als unsere Truppe da war. Sie zogen die kleinen Kinder auf ihre Boote, sicherten das Leihboot und den Vater und brachten alle wieder auf den Weg. Die Kinder waren klein (jedenfalls unter Sechs, denn man konnte sie am Kragen der Schwimmweste einfach aus dem Wasser ziehen) und nur eines hatte einen Helm auf, der andere (Helm) trieb mit dem Boot von dannen. Ich weiss nicht, wie das sonst ausgegangen wäre, aber ich würde sagen, der Vater hatte die Gefahr (und sein Können) auch bei dem Wasserstand unterschätzt.

Abschied

…fällt immer schwer. Auch dieses Jahr. Ich habe mir vorgenommen, die nächsten Jahre wieder regelmäßig dabei zu sein, solange ich fit genug bin. Durch alle Jahrgänge hindurch ist der Zusammenhalt in der Kanu AG geblieben. Und wie auch Eingangs gesagt: So viele schöne Erinnerungen an das ganze drumherum (um’s Paddeln) und die Gegend selbst.

 

 

4 Kommentare

  1. Uwe Hofacker

    Ein sehr unterhaltsamer Bericht. Und dazu noch hervorragend fotografiert. Auch der „Autorfokus“ hat ja wohl immer gesessen. Man sieht. Die M kann auch Sport.
    Vielen Dank für das Teilen.

  2. Joerg-Peter Rau

    Lieber Claus,
    ein wunderbarer, anrührender Bericht mit ganz tollen Fotos. Ich freue mich sehr, dass Du eine so denkwürdige Woche hattest. Am Ende sind es diese Erlebnisse und Momente, die es ausmachen (und nicht die Kameras, mit denen wir sie gerne und leidenschaftlich dokumentieren) – und die uns niemand mehr nehmen kann. Umso wertvoller, dass Ihr immer auch den ganz Jungen den Zugang zu solchen Momenten ermöglicht. Damit gebt Ihr Ihnen (und Euch selbst) etwas fürs Leben mit.
    Grüße, Jörg-Peter
    PS: Der Heiligenschein ist das Dankeschön dafür, dass Ihr es so lange mit mir im Konstanzer Münster ausgehalten habt. Der Weihrauch…

  3. Lieber Claus,
    wow, was für ein toller Bericht. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Und unter die Heiligen bist du mittlerweile auch gegangen, was das Foto mit dem Regenbogen beweist. Das gleiche Phänomen hatte ich am Luitpoldturm in der Pfalz mal erlebt.
    Es ist großartig, wenn eine so engagierte Truppe Jahr um Jahr die Mühe auf sich nimmt, mit Jugendlichen etwas Besonderes zu erleben. Diese werden das nie vergessen. Ihr seid das Beispiel dafür.
    Die verwendeten Kameras und Objektive spielen bei solch einem Erlebnis ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

  4. Ich werde ganz wehmütig an unsere Schülerfreizeiten im hohen Norden. Schon länger her, dass ich mit war. Aber hoffentlich sind die Kinder bald soweit, dass wir zusammen dabei sein können. Eine Freude für alle Beteiligten in der doch ach so digitalen Welt. Fühlen bleibt analog.Nachhaltig und unvergesslich.
    Auf dass Du noch oft dabei sein kannst.

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