Ein Tag, bevor es in Urlaub gehen sollte (wo wir dann auf Korsika landeten), bekam ich eine Mail von Detlef Stier. Das ist der Betreiber eines kleinen Onlinehandels mit Fotozubehör, vor allem Filter (aber auch Hadley Kamerataschen und anderes). Ich bin da schon zig-Jahre Kunde und habe immer die gute persönliche Beratung zu schätzen gewusst, neben der Tatsache, dass auch seine Webseite fotologisch.com nicht nur dem Verkauf dient, sondern auch voll mit nützlichen Informationen ist. Das klingt wie der Werbeblock, aber es gibt (wie jeder weiss) auf dieser Webseite keine bezahlte Werbung.
Ich zitiere mal (mit seiner Erlaubnis) einen Teil der Mail:
Bei mir haben Schwarzweißfilter seit Jahren einen fast konstant hohen Stückanteil von gut 30% – damit sind sie meine bestverkauften Filtertypen. Da können selbst UV- und Käsemann-Polfilter nicht mithalten. Ich führte das auf das ständig steigende Interesse an der Schwarzweißfotografie (hier v.a. in der Analog-Version) zurück.
Vor wenigen Tagen mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß sich meine eigene Statistik in punkto Mengenabsatz von B+W Schwarzweißfiltern nicht mit der Statistik des Herstellers deckt. Laut Schneider Kreuznach gibt es immer weniger Nachfrage. Zitat aus einer Antwort des Herstellers: „Das ist tatsächlich der Tatsache geschuldet, dass wir so gut wie keine Nachfrage mehr haben. Einzig die Leica Monochrom User fragen hierzu zaghaft an.“
Schneider Kreuznach wird also die Produktion von Schwarzweißfiltern einstellen. Verkauft wird, solange der Vorrat reicht.
Warum der geringe Absatz (im Fall von Schneider Kreuznach: weltweit)? Sind so viele Filter im Umlauf und werden die immer weitergegeben? Kaum wahrscheinlich. Sind die Filter von B+W nicht konkurrenzfähig? Auch nicht, in der Qualität kriegt man kaum etwas günstigeres. Z.B. liegen die Filter von Heliopan (auch hochwertig) in derselben Preisklasse und die gleichwertigen Leica-Filter sind (surprise!) doppelt so teuer.
Oder ist da vielmehr so eine Art „brain-drain“ am Werk? Geht das Wissen um die Bedeutung solcher Filter verloren? Kommt das bei vielen, die S/W Analog oder mit Leica-Monochrom (jetzt auch die Pentax K3 III Monochrome nicht zu vergessen!) benutzen, einfach gar nicht mehr an? Ist Detlef Stiers Klientel eine Selektion von „Hütern des Wissens alter Schule?“ Er kann es selbst auch nicht schlüssig beantworten.
Update von Herrn Stier, 27.10.23: Die Firma Heliopan als mögliche Ausweichadresse für den Bezug von Filtern könnte auch bald Geschichte sein, da sie sich „in Liquidation“ befindet, siehe Impressum der Firmenseite.
Die meisten Leser dieser Webseite schätze ich übrigens auch so ein, dass ihnen die Funktion von Farbfiltern in der S/W-Fotografie bekannt ist. Doch selbst für die, die ausschliesslich digital fotografieren, ist das nicht unbedingt redundantes Wissen. Darum füge ich ein „Repetitorium“ zur Auffrischung an.
Die Basics
Das menschliche Auge sieht Farben in einem Spektrum von 380nm bis 780nm, wobei Filme oder auch Sensoren durchaus auch unterhalb (Ultraviolett) und oberhalb (Infrarot) dieser Begrenzung empfindlich sein können. Das ist bei der herkömmlichen Fotografie eher störend, darum UV- und IR-Filter. Ein Schwarzweißfilm oder ein monochromer Sensor „übersetzt“ die sichtbaren Farben in Grautöne, dabei sollte idealerweise jede Farbe eine andere Schattierung haben (Tonwertrichtigkeit). Diese „panchromatische“ Eigenschaft haben heute alle Filme und Sensoren, wenn nicht extra auf etwas anderes verwiesen wird. Ausnahmen sind z.B. der Ilford Ortho Plus, ein orthochromatischen Film, der hauptsächlich im Bereich grün und blau empfindlich ist. Rot wird fast schwarz wiedergegeben. Leicht abgeschwächt gibt es das auch beim Fuji Neopan Acros II.
Ein Bild, das die farbige Realität in Graustufen übersetzt, kann sehr „flau“ wirken, weil die Grautöne ganz unterschiedlicher Farben sehr ähnlich sein können. Dazu kommen große Differenzen bei den Helligkeitswerten (z.B. der Himmel über einem Wald), die die korrekte Belichtung erschweren.
Schwarzweißfilter lassen Licht in der Filterfarbe (und der „Nachbarschaft“) durch und hemmen die Komplementärfarbe. Dem Konzept der Komplementärfarben liegt der Farbkreis nach Helmholtz zugrunde (man folge dem vorigen Link). Man macht sich diesen Effekt zunutze, um Grautöne gewisser Farben (je nach Filterfarbe) deutlicher abzugrenzen, Helligkeitswerte anzupassen und den Kontrast zu steigern. Das ist ein wichtiges Stilmittel, auf das man nicht verzichten sollte!
Bei der S/W-Konversion digitaler Farbdateien kann man die RGB-Kanäle im Postprocessing selektiv einstellen, um dasselbe zu erreichen. Dabei sollte man sich allerdings dezent zurückhalten und nicht zu sehr an den Slidern ziehen, sonst wirkt das Endergebnis eher surreal und ausserdem fängt man sich unerwünschte Artefakte ein. Den Luxus von Farbkanälen hat weder der S/W-Analog-Fotograf noch der mit dem monochromen Sensor. Um Grauwerte zu beeinflussen, müssen vor das Objektiv physische Farbfilter, die man je nach Bedarf in Farbe und Stärke vor der Aufnahme wählt. Was die Filter machen, kann man im Postprocessing kaum nachholen!
oben: Steilküste bei Bonifacio
Lichtschwächung durch Schwarzweißfilter
Die Filter sind unterschiedlich stark. Sie schwächen das einfallende Licht, darum muss die Belichtung entsprechend angepasst werden. Der Hersteller gibt für jeden Filter Transmissionskurven heraus, an denen man ablesen kann, bei welcher Wellenlänge Licht blockiert oder durchgelassen wird. Wichtig ist aber nur, sich den jeweiligen Filterfaktor zu merken. Er gibt an, um das „Wievielfache“ sich die Lichtmenge verringert. Filterfaktor 2 heisst also Verringerung um eine Blendenstufe, 4 heisst (2×2) zwei Blenden und 8 (2x2x2) erzeugt drei Blenden weniger Licht. Bei externer Belichtungsmessung extrem wichtig zu beachten, aber selbst bei TTL-Messung (wo man annehmen könnte, dass sich das schon selbst regelt) gibt es Verlängerungsfaktoren. So gibt z.B. Leica in der Bedienungsanleitung der Klassik-M6 an, dass man bei Orange- oder Rotfiltern die Filmempfindlichkeit für den Belichtungsmesser halbiert. Also bei einem 400ASA-Film die Wählscheibe auf 200ASA stellt, solange das Filter davor ist. Bei meiner M10-M mache ich beim Rotfilter eine Belichtungskorrektur von 1-2 EV (je nach Motiv) nach oben, bei Gelb und Orange ist das nicht nötig.
Der Leuchtturm bei Pertusatu
Die Filterfarben
…gebe ich hier in der Reihenfolge wieder, wie sie auch im Farbspektrum auftreten. Jede Filterfarbe hat ihre eigene Transmissionskurve, die aussagt, ab wieviel nm Wellenlänge die Filterfarbe durchlässig wird. Bei gelb, orange, rot ist das ganz einfach: Die Transmissionskurve steigt etwas vor der Wellenlänge der Farbe steil an und bleibt für alles darüber durchlässig. Zum Beispiel: Gelb (mittel) z.B. steigt ab 450nm steil an, aber so wird blaugrün zwar geschwächt, aber nicht komplett geblockt, wie alles unterhalb von 450nm. Orange, dann Hell- und Dunkelrot steigen entsprechend später im Spektrum an und hemmen mehr unterhalb des Wellenlängebereichs, in dem der Durchlass beginnt. Was sofort erklärt, warum dann die Filterfaktoren steigen: Weniger sichtbares Licht wird durchgelassen.
Die Transmissionskurven von Blau- und Grünfilter sind weniger langweilig. Die Durchlässigkeit ist beim jeweiligen Farbton am höchsten (klar!), fällt dann aber oberhalb im Bereich Orange, Rot wieder deutlich ab. Muss ja, sonst kommen wir mit dem Denkmodell der Hemmung der Komplementärfarbe in den Clinch.
Blau: Hemmt gelb, orange und rote Töne. Der Himmel wird weiß, Dunst eher verstärkt, weil er im Gegensatz zu allen anderen Filtern keine UV-Strahlung schluckt (Hinweis von Stefano: Bei Nebel, wenn man den Effekt verstärken will). Eignet sich eher für Aufnahmen bei (gelblichem) Kunstlicht, verbessert dann den Kontrast. Bei Porträts Vorsicht, für sehr Hellhäutige ok, aber alle Arten von Hautunreinheiten werden verstärkt abgesetzt. Ganz andere Anwendung: Orange-Maske beim abfotografieren von Farbnegativen kompensieren.
Grün: Verbessert die Tonwerttrennung bei allen Grüntönen, daher für Aufnahmen mit großen Anteilen an Blattgrün geeignet. Hemmt orange und rote Töne. Für Porträts noch gruseliger als Blaufilter. Eher was für Dermatologen.
Gelb: Dunkelt blauen Himmel etwas ab, steigert leicht den Wolkenkontrast und mindert atmosphärischen Dunst, differenziert Pflanzengrün, hellt Hauttöne auf, schwächt Unreinheiten der Haut.
Orange: Hat alle Eigenschaften von Gelb, nur stärker. Himmel dunkler, Wolkenkontrast deutlicher, Hauttöne glatter und heller.
Rot (hell oder dunkel): Die Merkmale von Orange werden nochmal getoppt. Der Himmel (mit Wolken) wird „dramatisch“ (so der allgemeine Sprachgebrauch) das himmelsblau sehr dunkel, starke Tonwerttrennung mit „grafischer“ Wirkung. Hauttöne werden wächsern, Lippen weiss.
Infrarot: Auch wenn ich der erste bin, der die Reihe nach oben erweitert, ist das eine logische Konsequenz. Denn schaut man sich die Transmissionskurven eines IR-Durchlassfilters an, ist das nichts anderes als die Fortführung der Farbfilter im Bereich des nicht sichtbaren Lichts. Die Kurve ist zu Gelb/Orange/Rot kongruent, nur im Spektrum deutlich weiter nach oben verschoben. Die Wirkung des Filters ist wie „Rot auf Steroiden“, das Besondere ist allerdings die Wiedergabe von Blattgrün: Chlorophyll emittiert viel IR, also wird alles Pflanzengrün sehr hell („Wood-Effekt“). Wer das ganze analog nutzen will, muss allerdings auch einen in dem Bereich empfindlichen Film einlegen, z.B. den Ilford SFX. Es gibt „milde“ IR-Durchlassfilter, die noch einen Teil sichtbaren Lichts passieren lassen, trotzdem kommt man natürlich zu heftigen Filterfaktoren. Den RG715, den ich meist benutze, würde ich mit 32 bis 64 angeben, also 5 bis 6 Blenden je nach Sonneneinstrahlung.
Es gibt von allen Schwarzweißfiltern noch Abstufungen, z.B. habe ich noch einen „Hellgelb“ und einen „Rotorange“ von Zeiss. Von B+W gibt es Hell- und Dunkelrot, Heliopan (leider möglicherweise auch bald nicht mehr verfügbar, s. Update im Ersten Absatz) hat auch diverse Zwischentöne. Ebenso gibt es ja auch unterschiedlich starke IR-Durchlassfilter.
In der Galerie obere Reihe von links nach rechts: Ohne Filter, Grün-Filter, Blau-Filter (alle drei wenig relevant für diese Szene), untere Reihe: Gelb-, Orange-, Rot-Filter (dunkel). Da sollte man je nach Geschmack eine Auswahl treffen. Alle Bilder haben die identischen Tonwerteinstellungen (in LR), der einzige Unterschied ist der Filter vor dem Objektiv! Man beachte die zunehmende Vignettierung bei Orange und Rot. Unten noch eine Reihe: „Ohne“, Gelb-, Orange-, Rot-Filter. Ebenfalls gleiche Tonwerteinstellungen bei allen vier Aufnahmen.
Lichtbrechung!
Licht wird von optischen Gläsern je nach Lichtfarbe unterschiedlich stark gebrochen. Im Spektrum des sichtbaren Lichts sind die Unterschiede gering, aber je weiter man zu Rot oder gar Infrarot vordringt, muss man das beachten. Denn damit verschiebt sich der Fokuspunkt des Objektivs, und ein Messsucher (der auf das sichtbare Spektrum justiert ist) stimmt nicht mehr! Für Infrarot-Licht gibt es bei einigen Vintage-Objektiven extra „Infrarot-Markierungen“ am Distanzring. Bei einer digitalen Monochrom fokussiert man darum nur mit dem Visoflex (mit Blick durchs Objektiv) korrekt. Und Achtung! Schon bei Rotfiltern kann dieser Effekt der Lichtbrechung so deutlich sein, dass man sich vorher bei dem jeweiligen Filter vergewissern sollte, inwieweit der Messsucher damit noch stimmt. In welchem Ausmass sich das darstellt, hängt aber stark vom verwendeten Objektiv ab. Echt Apochromatische Objektive haben das Problem gar nicht, denn die Definition von apochromatisch ist, dass alle Lichtfarben gleichartig gebrochen werden (und darum erzielen diese Optiken eine besonders hohe Auflösung). Bei meinem 35er Apo-Summicron kann ich auch durch das Rotfilter „dunkel“ von B+W mit Messsucher fokussieren, während das bei „herkömmlichen“ Objektiven mit unscharfen Bildern enden würde.
Im Gebrauch
Selbst, wenn man sich mit dem Wechseln von Filtern nicht belasten will, würde ich eigentlich sagen, dass vor jedes Objektiv eines S/W-Fotografen wenigstens ein Gelbfilter gehört. Ich habe ja bereits mehrfach die Theaterstücke der „Canaillen-Bagage“ fotografiert und dabei kamen die immer zum Einsatz.
Mein „Filter to go“ ist das Orange-Filter. Ich finde seine Steigerung von Kontrasten bei der Landschaftsfotografie gerade richtig und auch in Städten ist er nicht Fehl am Platz. Als Detlef Stier sich einen Tag vor dem Urlaub meldete und ich beschloss, vielleicht Beispielbilder mit Filter zu machen (wo immer wir auch landen würden), griff ich wie selbstverständlich das Orange-Filter. Ursprünglich hatte ich überhaupt nicht vor, eine andere Kamera als die Q3 mitzunehmen, aber dann war die M10-M doch dabei. Ich nahm sie allerdings nur ein einziges Mal mit auf Wanderung, nämlich an der Steilküste von Bonifacio. Ein Infrarot-Durchlassfilter kam auch noch mit.
Rotfilter brauche ich eher selten, mag aber eigentlich die Kontrastreichen Bilder damit. Vermutlich würde ich dieses Filter häufiger einsetzen, wenn ich nicht auf den Trichter mit Infrarot gekommen wäre. Extreme Kontraste und „dramatischer Himmel“ bei Landschaftsaufnahmen sind da fast noch gesteigert. Rotfilter eignen sich auch gut für Architektur-Aufnahmen und das gleiche gilt für Infrarot.
Grün- oder Blaufilter haben für meine Bedürfnisse keine praktische Bedeutung. Ich habe allerdings noch eine ganz andere Verwendung für das Blaufilter entdeckt: Beim abfotografieren von Farbfilm-Negativen neutralisiere ich damit die Orange-Maske zum größten Teil.
Fazit
Beim Verzicht auf Schwarzweißfilter verschenkt man eine Menge Potential und eine Möglichkeit der Bildgestaltung, die sich im „Postprocessing“ durch nichts ersetzen lässt. Die Filterfarben, die man auf dem Schirm haben muss, sind auf jeden Fall Gelb, Orange und Rot. Früher hat man noch sehr stark mit Zwischentönen (hell-, mittel-, dunkelgelb etc.) gespielt und wer sich für seine „Fine-Art“-Fotografie dazu berufen fühlt, möge das auch heute noch tun. Aber früher war auch mehr Lametta.
Dieser Artikel ist in englischer Sprache auf Macfilos erschienen
Hallo Claus,
Irgendwie komme ich immer wieder zu diesem Beitrag. Ich habe in der letzten Zeit mit den Rotfilter (hell) oft experimentiert. Auf einer Stadtreise in Gent (kleiner Geheimtipp übrigens) habe ich neulich sogar die Monochrom als einzige digitale Kamera genommen und mit den damit aufgenommenen Bildern bin ich sehr zufrieden (die Farbbilder habe ich analog gemacht und daher noch nicht gesehen). Insbesondere das Super-Elmar 21 liefert zuverlässig eindrucksvolle Bilder damit. Ein Wanderurlaub in den Dolomiten steht bevor und wenn das Wetter mitmacht (der Rotfilter wirkt am besten, wenn die Sonne knallt), will ich sehen, wie er sich mit Landschaftsbildern schlägt.
Der Grund des Kommentars ist die Frage mit welchem Rotfilter die Beispielbilder gemacht wurden? Hell oder Dunkel? Außerdem: wie groß ist der Unterschied zwischen den beiden?
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Stefano
PS: Ich kann bestätigen, dass der Fokus mit Rotfilter (hell) nicht richtig sitz, wenn mit dem Messsucher fokussiert wird. Ich habe das Problem ohne den mir zu teueren Aufstecksucher gelöst. Man muss erstmal mit dem Messsucher fokussieren und dann minimal zurückdrehen. Das erste Mal habe ich ein paar Tests gemacht und schnell gelernt um wiel ich den Fokusring zurückdrehen muss.
Hallo Stefano,
wenn die Sonne richtig knallt, kommt ein Rotfilter gerade recht! Die Beispielbilder sind mit dunklem Rotfilter entstanden. Da ich keinen „hellen“ Rotfilter besitze, kann ich zu dem Unterschied nicht viel sagen, aber ich vermute, dass die Abstufung von Orange (den ich gern benutze) zu „Rot hell“ nicht sehr groß ist, darum nehme ich dann lieber gleich Rot dunkel.
Das mit dem zurückdrehen des Distanzrings ist clever. Wie im Beitrag erwähnt, die Abweichung hängt vom Objektiv ab und bei echt apochromatischen Linsen sollte das gar nicht passieren.
Viele Grüße und ebenfalls schönen Sonntag,
Claus
Besten Dank für die Antwort. Der „Sprung“ vom Orangefilter zum hellroten ist viel stärker als vom Gelb zu Orange oder von keinem Filter zu Gelb. Da ich mit dem hellroten die Erfahrung gemacht habe, dass er gerne über das Ziel hinausschießt, zögere ich mit dem Dunkelroten, weil es dann wenige Einsatzzwecke hätte.
Insbesondere in der Architektur mit der Sonne im Rücken und ein helles Gebäude, wird das Gebäude mit dem hellen Rotfilter strahlend weiß und der Himmel so gut wie schwarz. Schon der helle Filter ist mir dann zu heftig. Der dunkle wäre dann wahrscheinlich unbrauchbar.
Weiß jemand, ob sich bei Heliopan was geändert hat? Wenn ich den Link zum Impressum in diesem Artikel anklicke, öffnet sich die Webseite, wo ich keinen Hinweis auf eine Liquidation finden kann. Es sieht alles ganz normal aus.
Viele Grüße
Stefano
Moin!
Vielen Dank für diesen Artikel mit vielen Fotos, die gut die unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Filter zeigen.
Ich verwende bei s/w Filmen auch gerne einen Orange-Filter, gerade wenn mehr oder weniger bewölkter Himmel auf dem Foto landet. Für mich funktioniert es auch gut -entgegen der Empfehlung im Leica M6 Handbuch-, die Belichtungsmuessung bei einem Orange-Filter oder Gelb-Filter nicht anzupassen. Wenn man den üblichen Regeln folgt (auf Schatten und eher etwas großzügig belichten) sind die Negative ausreichend gut belichtet.
Zu den IR-Filtern möchte ich ergänzen, dass mit einem 645nm IR-Filter und einem Ilford SFX Film durchaus im Sommer bequem aus der Hand fotografiert werden kann. Lediglich den Fokuspunkt muss man entsprechend korrigieren. Leider hat Leica hier keine Markierung auf den Objektiven, aber mit Nikon Objektiven funktioniert das Ganze sehr gut.
Viele Grüße
Sven
Hallo Sven,
da hast du Recht. Ich glaube, dieser Hinweis in der alten Bedienungsanleitung stammt noch aus einer Zeit, da viele S/W Filme unter Umständen im Rot-Bereich unempfindlicher waren. Ich würde heute auch bei Gelb und Orange bei der Nenn-ISO bleiben, bei Rot aber etwas „drauflegen“.
Ich habe auch für die analoge IR Kleinbild-Fotografie eine Nikon F3 genommen, weil die Objektive entsprechend markiert sind. Bei Plaubel Makina und Hasselblad ebenfalls. Interessanterweise gibt es auf manchen Schraubleica-Objektiven die Markierung für IR (bei meinem Summicron und dem Summitar ist das so).
Viele Grüße,
Claus
Moin Claus,
auch wenn ich keinen Rotfilter habe, würde ich da tendenziell die Belichtung korrigieren und wohl so 1 Blende mehr belichten.
Tatsächlich hat mich dein Bericht zur Infratot-Fotografie mit der F3 motiviert, dass mit meiner FM2N zu probieren und es hat auf anhieb gut geklappt. Und auch wenn mit 645nm der Wood-Effekt nicht sonderlich ausgeprägt ist, sorgt das doch für schöne Kontraste, insbesondere bei einem blauen Himmel mit Wolken.
Interessant, dass es auch von Leica entsprechend für die IR-Fotografie markierte Objektive gab. Aber ich denke, ich bleibe bei der Nikon und such nicht nach entsprechenden Leica Objektiven.
Viele Grüße
Sven
Lieber Claus, eine wirklich „comprehensive“ Zusammenfassung, dafür ein herzliches Dankeschön, manchmal ist es ja wirklich nicht einfach, den erforderlichen Filter für die gewünschte Wirkung zu wählen (mal von gelb/orange/rot abgesehen). Ich hatte ja hier schon mal an anderer Stelle darauf hingewiesen, das IR-Filter-Aufnahmen mit der Q2M nicht funktionieren. Da ist wohl der Sensor der M10M die bessere Wahl, bin mal gespannt, was dazu zur M11M zu hören sein wird.
Lieber Claus,
langsam wird es unheimlich, genau dazu wollte ich auch mal was schreiben. Du hast es besser hinbekommen als es mir möglich gewesen wäre, weil Du erstens ganz klasse Bildbeispiele hast und zweitens das Thema sogar noch locker rüberzubringen vermagst. Das ist hier ein echtes Kunststück!
Ansonsten ist es echt bitter, dass nun zwei Quellen auf einmal versiegen. Von Heliopan habe ich vor gar nicht so langer Zeit noch wahrhaft exotische Filtergrößen bekommen für die Rollei 35 oder die Leica CL (Serie 5,5). Jetzt bin ich eingedeckt und denke, die Filter kann ich vererben. Vielleicht ist tatsächlich der Markt gesättigt. Alles, die noch was brauchen, kann ich Detlef Stier und seinen ebenso ungewöhnlichen wie zuverlässigen Onlineshop fotologisch.com nur empfehlen!
Danke, Claus, nochmals. Dieser Artikel hat Referenzcharakter.
Jörg-Peter
Hallo Claus,
danke, dass Du so ein klassisches Thema wieder „beleuchtet“ hast. Klar in den 60er Jahren habe ich auch häufig bei schwarz-weiss mit Gelbfilter gearbeitet. Dann kamen die Wolken erst richtig raus. Dein Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht.
Beim Schwarz-Weiss-Film brauchte man ja die Filter weil der Film blau zu hell wiedergab. Der Gelbfilter machte die Gegenfarbe also Blau dunkler. Wie ist das bei einer M Monochrom? Hat die auch dieses Problem? ich hätte erwartet dass man den Sensor so abstimmt, dass er die Farben gleich hell wiedergibt. MIr fehlt die Erfahrung, da ich keine M Monochrom habe.
Viele Grüße
Holger Bohnensack
Hallo Holger,
die Sensoren der unterschiedlichen Monochrom Generationen sind alle „panchromatisch“. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Sensoren in der Darstellung der Grautöne, aber die sind sehr subtil. Z.B. hat Sean Reid in einem Artikel vom Juli dieses Jahres Die M10-M mit der M11-M bei Verwendung von Gelb-,Orange-,Rot-Filtern verglichen. Der Artikel war allerdings nicht geeignet, jemandem verständlich zu machen, warum man überhaupt Filter benutzen sollte, da er nur sein übliches Gemüse-Arrangement fotografiert hat.
Der größte Nutzen der Filter ist heute eher die Verbesserung des Kontrastes über das ganze Bild (die Details sind ja im Text erschöpfend besprochen). Und der blaue Himmel ist auch für die Monochrom nicht wegen der Farbe hell, sondern einfach weil das halt viel Licht ist. Ein Orange-Filter hält da einiges von ab, was die Belichtung erleichtert und im Prinzip weniger Belichtungskorrektur erfordert (weil die Monochromen ja in Bezug auf die Highlights sehr zickig sind). Unterm Strich bleibt es immer eine geschmackliche Sache, aber ich ziehe bei den Vergleichs-Beispielen im Artikel in jedem Fall die Bilder mit Filter vor.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Herr Sassenberg, danke für den tollen Artikel über die Filter. Ich benutze oft das Orange-Filter in Verbindung mit dem Zirkular-Polfilter, vor allem für Landschaften und beim S/W-Diafilm. Das Rotfilter ist mir zu „heftig“, und die Resultate haben mich nicht zufrieden gestellt. Mit dem Zirkular-Polfilter kann ich den Grad der Verdunklung des blauen Himmels hinter den weißen Wolken nach meinem Geschmack steuern. Schade dass Heliopan in Liquidation ist, sehr gute Filter, auch in außergewöhnlichen Durchmessern erhältlich.
Mit freundlichen Grüßen, JCHardt
Hallo
danke für den (endlich 🙂 ) erwarteten Bericht. Ich bin ja ja eh längst überzeugt (worden) durch deinen Kollegen und natürlich durch deine Berichte – vor allem der einzig englische dazu.
Ich habe mich gegen die Leica Filter entschieden, aber nur aus preislicher Sicht. Alle drei konnte
Ich habe für mein 2/45 Contax in 46mm einen preiswerten gelb/grün Filter und einen IR 720 gekauft. Für die Rolleiflex T2 ist immer der gelbe drauf, auch bei einen Urlaubsfarbfilm….
Den blauen habe ich nur in M39. Ich habe da einen älteren Fotofreund der diesen sehr gerne benutzt.
Das es fast keine (preiswerten) Farbfilter mehr gibt, habe ich ebenfalls schon festgestellt. Nur die besagten Heliopan vom Versender in Berlin sind kein Problem.
Mit der M246 und den IR 720 habe ich schon geübt, aber den Fehler mit zu kleiner Blende=hohe ISO = Banding als Ergebnis.
Den Gelb/Grün Filter von Hoja verwende ich meistens.
Zur Zeit ist aber meine „neue“ M6 0,85 no TTL) die Nummer 1
Danke Thomas
Hallo Thomas,
gern geschehen (was den Bericht betrifft)! Stimmt, die Leica Filter sind hoffnungslos überteuert. Leider habe ich eben erfahren, dass Firma Heliopan sich in Liquidation befindet. Es wird dann etwas eng mit der Auswahl…
Viele Grüße, Claus
Hallo Claus,
bei einem älteren Betrag in diesem Forum hatte ich auf ein zusätzliches Einsatzgebiet für Blaufilter empfohlen: bei starken Nebel. Der Nebel wird verstärkt und manchmal entsteht eine ruhige (fast mystische) Stimmung.
Ich habe mir erlaubt, Deinen eigenen Blogbeitrag zu verlinken, der u.a. den Link zu einigen Beispielbildern von mir enthält, damit der Effekt leichter nachvollzogen werden kann:
https://www.messsucherwelt.com/infrared-photography-with-the-m10-monochrom/
Es funktioniert nur bei wirklich starkem Nebel. Also, so gut wie nie. Wenn es aber passt, mag ich das Ergebnis.
Viele Grüße
Stefano
Hallo Stefano,
ich habe deinen Hinweis zum Blaufilter an der entsprechenden Stelle eingefügt 🙂
Liebe Grüße, Claus
Ja, schade, dass es heute nur noch Großserien braucht. Und schade, dass viele glauben, alle Effekte digital nachmachen zu können. Sie wissen nicht um das beste Bild im Auslöser.
Der Orange- und Rotfilter hat übrigens eine Kontrastminderung bei einem speziellem Film: Das betrifft den Ilford Pan 50- ein genialer Film, wenn es u.a. um Kontrast und Auflösung geht. z.B. Rote Holzhütte vor blauem Himmel- die Details werde einzig mit dem Orange- und Rotfilter sichtbar.
Auf jeden Fall sollte man sich die Filter au Vorrat in die Schublade legen. Und die Hersteller täten gut daran, endlich mal für ihre Nischenprodukte ordentliches Marketing zu betreiben. Die graben sich selbst das Wasser ab. Der Fokus liegt immer wieder zu sehr auf Masse.
Lieber Gruß
Kai
Sehr geehrter Herr Dr. Sassenberg. Toller Artikel über die Filter für die Schwarz-Weiß Fotografie. Nach meiner 50-jährigen Erfahrung mit der Fotografie mit S/W-Filmen und M-Leicas bringen die meisten Filter keinen Vorteil. Bei der klassischen S/W-Fotografie mit Film kann man beim Abzüge erstellen über die Gradationssteuerung des Leica Vergrössererer V35 den Kontrast hervorragend steuern und das ohne Qualitätsverlust. Der Rotfilter beispielsweise kostet viel Licht. Bei der Monochrom sieht das natürlich ganz anders aus. Infrarot kann hier aus der Hand geschossen werden, während eine Film-M sicherlich eine Sekunde Belichtungszeit benötigen würde.
Lieber Herr Werner,
dass ein alter Hase wie sie natürlich seine Kniffe und Tricks beim „klassischen Verfahren“ hat, ist sonnenklar. Auf diese Weise konnten Sie sicher einiges „herausholen“ und verspürten keinen Bedarf für anderes. Aber Sie können daraus nicht folgern, dass Filter für alle anderen auch „ohne Vorteil“ sind, denn selbst zu analoger Zeit hat nicht jeder selbst am Vergrößerer gestanden.
Mir jedenfalls sind die Filter sehr wichtig, denn (leider) ist die Laborarbeit nicht mehr der Normalfall. Da ist es mir schon lieber, wenn bereits das Negativ die richtigen Tonwerte aufweist, da es in der Regel gescannt wird. Insofern stört mich das bisschen Licht, das die Filter (meist ist es eh gelb und orange) schlucken, selbst bei einem 400ASA-Film gar nicht (und ist bei der Monochrom ja nicht mal beim IR-Filter ein Faktor). Im Gegenteil, bei Sonnenschein kann man wenigstens mal die Blende aufmachen.
Trotzdem verstehe ich natürlich Ihren Standpunkt sehr gut, vielen Dank für den Beitrag,
Claus Sassenberg