…inklusive Bericht über die Ferienmusikwerkstatt, deren Abschlusstag auch das krönende Ende meiner Ferien darstellte. Das Beitragsfoto ist eine Szene aus der Barockoper, die immer am Abend des letzten Tages stattfindet.

Das ist nun zwei Wochen her, tatsächlich ist dieser Beitrag mehr ein „Befreiungsschlag“, denn ich habe viel „blogwürdiges“ Material, aber einfach keine Zeit, es in vernünftige Form zu bringen. In den letzten Jahren habe ich meist sehr ausführlich von den Reisen berichtet, dieses Jahr schränke ich das etwas ein.

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Der Main bei Eschendorf, Foto mit der Leica Q bei einer frühmorgentlichen Radtour entstanden.

Etappe: Würzburg/Mainschleife

Wir haben gute Freunde in Würzburg, die wir auf dem Weg nach Süden meist besuchen. Wir blieben zwei Tage. Am Abend unserer Ankunft nahmen uns unsere Freunde zu einem Weinfest in Rottendorf mit (wo sie wohnen), wir verbrachten eine schönen Abend in tollem Ambiente am Wasserschloss. Das war auch nötig, um unsere Unterbringung irgendwie zu verdrängen: Aus praktischen Gründen hatten wir auf dem Campingplatz in Estenfeld eingecheckt. Man kann sagen, dort wird Geschichte gelebt. Nämlich die aus den 50er Jahren, und zwar unverfälscht. Die Sanitäranlagen mit den Spülkästen an der Decke lassen einem das Herz aufgehen für die vergangene Zeit, vor allem wenn man beim ziehen der Kette gleichzeitig geduscht wird. Beim Anblick des Spielplatzes war ich dankbar, dass unsere jüngere Tochter, die mit war, schon 16 Jahre alt ist. Denn der war eindeutig angelegt, um den Begriff der Darwin’schen „Selektion“ neu zu definieren. Kurz gesagt, wer den überlebt, ist würdig, im Genpool zu sein – survival of the fittest und so weiter. Die vielen herausstehenden Eisenteile und Bolzen der antiken Spielgeräte würden jeden TÜV-Prüfingenieur ins frühe Grab befördern.

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Abends auf dem Weg von Sommerach nach Schwarzach, Leica Q

Ich steigere mich vielleicht etwas hinein. Jedenfalls verbrachten wir die zweite Nacht an einem wunderbaren Stellplatz direkt am Main bei Schwarzach. Bei dem erstklassigen Sommerwetter (muss ich das extra erwähnen dieses Jahr?) machte ich meine übliche Radtour vor dem Frühstück an der Mainschleife entlang. Der Tag verging schnell, wir besuchten mit unseren Freunden die Troja-Austellung (und das unvermeidliche Weinfest) in Iphofen und genossen den Abend in Sommerach. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Süden.

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Morgens am Main, direkt an unserem Stellplatz, Leica Q (um die Zeit starte ich mit dem Rennrad)

Salzburg

Am Schloss Mirabell. Leica Q

Hinein ins Getümmel. Wir kannten Salzburg nicht, unsere jüngere Tochter, die Mozart-Fan ist, brachte uns auf den Gedanken. Die gleiche Idee hatten gefühlt eine Million Asiaten, die tatsächlich ganz klar das Strassenbild dort bestimmen. Und das meine ich nicht abfällig, das sind angenehme Menschen. Es zeigt aber auch, wie Europa und seine Bildungsziele in Übersee definiert werden.

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Salzburg in der Abendsonne, Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/5.6  1/125s  ISO 200
Jazz vor dem Mozart-Denkmal, M10 mit 35mm Summilux bei f/1.4  1/750s  ISO 200

Wir machten brav Sightseeing, besuchten die Mozart-Häuser, die Festung, und alles, was so da war. Der Campingplatz in Aigen war schön gelegen, die Stadt für uns von dort stressfrei mit dem Fahrrad (schöner Weg an der Salzach entlang) zu erreichen. Ich machte meine morgentliche Rennrad-Tour nun schon durch die Berge, wenn man sich auch die ersten Kilometer erst aus dem Stadtverkehr „befreien“ musste. Ich war immer noch dabei, „runterzukommen“, die Wochen vor dem Urlaub in der Praxis waren sehr stressig gewesen. Irgendwann auf der Terrasse vom Stieglkeller (schöner Blick über die Stadt), bei einem „Hellen“, ging’s dann.

Blick vom Söller der Festung, M10 mit 35mm Summilux

Das Highlight am letzten Abend war eine „Jedermann“-Aufführung im Hof der Festung. Durchaus ein besonderes Erlebnis, das Stück in kleinem Rahmen (die „große“ Aufführung fand unten im Rahmen der Festspiele statt) zu erleben. Die schauspielerische Leistung einiger Darsteller war zwar etwas mager (relativ monoton deklamiert, man konnte jeden Absatz im Text vor Augen sehen), aber trotzdem hat es wegen der Stimmung gut gefallen.

Abendrot an der Salzach, M10 mit 35mm Summilux

Vom städtischen Umfeld hatte wir nun genug. Wir wollten in die Berge.

Am Schliersee

Vor Sonnenaufgang am See. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/3.4 1/60s ISO 2000

Man kann wirklich sagen, wir hatten Schwein. Nämlich nah am See einen schönen Stellplatz zu bekommen. Der Campingplatz ist zu Ferienzeiten immer ausgebucht, täglich mussten dutzende Wohnmobile unverrichteter Dinge umkehren. Der Platz ist gut verwaltet, eine kleine Gastwirtschaft gibt es auch, alles schön. Etwas gewöhnungsbedürftig nur die nahegelegene Bahnstrecke. Der Zugverkehr an sich ist gar nicht laut, aber weil es mehrere unbeschrankte Bahnübergänge gibt, muss der Zugführer immer einen ohrenbetäubenden Signalton bei Annäherung abgeben. Das heisst, nicht der Zugführer selbst, er hat eine Pfeife dafür, die er betätigt. Aber morgens um 6 Uhr ist das schon markerschütternd. Allerdings: Ehrlich kein Grund, diesen landschaftlich schön gelegenen und gut geführten Platz nicht zu empfehlen.

Bulliromantik am Schliersee. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/2.0 1/750s ISO 100

Wir entspannten uns jedenfalls, jeder auf seine Art. Meine Frau schwamm ausgiebig im See oder machte Standup-Paddling, die Tochter las ganz viel und ich machte Radtouren.  Aber wir fuhren auch gemeinsam Rad, machten Wanderungen oder besuchten den kleinen Ort. Irgendwie hatten wir in letzter Zeit immer ein Talent, auf Volksfeste zu stossen. Dagegen ist nichts einzuwenden, vor allem, weil ich ein Fan von bayerischem Bier bin. Das heisst, mit dem Stiegl in Salzburg konnte ich auch sehr gut leben. Bevor man einen falschen Eindruck bekommt: Alles wohldosiert genossen.

Die Josefstaler Wasserfälle. Leica M10 mit 21mm Super Elmar bei f/11 0,7s ISO 100

Es ist definitiv schön am Schliersee. Schade, dass die Städte selbst (also Schliersee, oder auch die Orte um den Tegernsee) tagsüber immer völlig vom Verkehr verstopft sind, als sei es das höchste Glück, Autokorso um die Seen zu fahren. Mit dem Rennrad kam ich auf dem Radweg schneller voran. Aber o.k., wenn man sich in die Berge begibt, ist sofort Ruhe. Nachdem wir also diese bayerische Umgebung in vollen Zügen genossen hatten, zog es uns weiter. An einen unserer Lieblingsorte.

Das Tannheimer Tal

Die meisten werden mir zustimmen, dass es auch schön ist, einen Urlaubsort zu besuchen, den man gut kennt. Man ist sofort „angekommen“, besucht die Plätze, die einem lieb sind, macht vertraute Wanderungen und wundert sich, dass es trotzdem immer was Neues zu entdecken gibt. Wir waren auf einem Campingplatz bei Zöblen, und das war der ruhigste, den wir bisher hatten. Nicht, dass an den anderen was auszusetzen gewesen wäre.

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Der Vilsalpsee. Leica Q bei f/4.0 1/1250s ISO 100

Das Tannheimertal selbst hat wenig Gefälle, jeder (auch ohne E-Bike!) kann dort gut radeln. Der erste Ort, den wir am Ankunftstag besuchten, war der Vilsalpsee, den man nun wieder umrunden kann, nachdem ein gewaltiger Felssturz das ein paar Jahre lang verhindert hatte. Aufgrund der vielen Sonnenstunden war der See so warm wie noch nie und an der Seespitze nach Tannheim hin war der Badestrand gut frequentiert.

Wir wanderten auf den Gipfel der grossen Schlicke und besuchten die Otto-Mayr-Hütte, wo es das beste Essen gibt, dass man weit und breit auf den Bergen bekommen kann. Tatsache. Die Wanderung ist anstrengend, es geht ganz schön auf und ab. Dafür machten wir am nächsten Tag die Wanderung vom Neunerköpfle über die Landsberger Hütte zum Vilsalpsee. Die ist zwar auch nicht gerade kurz, hat aber deutlich weniger Höhenmeter. Mit meiner Frau machte ich mit dem Rad die Runde über Pfronten: Engetalstrasse herunter, um dann an der Vils wieder langsam zum Tannheimer Tal zurückzukehren. Der letzte Teil der Strecke steigt noch mal ordentlich an, aber nach wie vor weigert sich meine Frau heldenhaft, ein E-Bike zu besteigen. Nichts gegen E-Bikes, aber ich muss leider konstatieren, dass die häufig von ziemlich inkompetenten Fahrern gelenkt werden.

Ich machte meine Lieblings-Rennrad-Tour dort: Engetalstrasse nach Pfronten (Tour de France-mässige, rasante Abfahrt!), dann um das Bergmassiv herum über Vils, Musau, Reutte und Weissenbach den Gaichtpass wieder hoch ins Tannheimer Tal. Knapp 60 Kilometer. Gerade richtig, um mit ordentlich Appetit zum Frühstück auf dem Campingplatz zurück zu sein. Mit dem Mountainbike fuhr ich über den Alpenrosensteig zur Nesselwängler Edenalpe. Ich mag die Strecke, weil man von dem Single-Trail einen schönen Ausblicke über Nesselwängle, den Haldensee und das Rote Flüh hat.

Haller und der Haldensee. Leica Q bei f/5.6 1/800s ISO 100

Am Freitagnachmittag der zweiten Ferienwoche waren wir wieder Zuhause. Meine Familie hatte die nächste Woche hier voll zu tun (unter anderem wegen der Ferienmusikwerkstatt), aber ich hatte vor gut einem Jahr in der Praxis drei Wochen Urlaub eingetragen. Die letzte Woche hier verbringen kam gar nicht in Frage, dann hätte ich auch in die Praxis gehen können. Ich hatte vor den Ferien den Fehler gemacht, in einige Tour de France-Etappen hineinzuschauen. Just als die Tour bei Mende war. Ein posthypnotischer Befehl sagte in meinem Unterstübchen dauernd: „Cevennen, Cevennen, Cevennen“. Trotz der 1300 Kilometer machte ich mich noch am selben Abend auf den Weg.

In den Cevennen: Am Tarn

St. Chely du Tarn. Leica M10 mit 21mm Super-Elmar bei f/3.4 1/750s ISO 200

Am nächsten Morgen kam ich in Ispagnac am Tarn an. Ich hatte eine kurze Schlafpause eingelegt, und das brachte mich über die Nacht. Bei Tageslicht war die Müdigkeit weg. Den Campingplatz (Municipal) kannte ich von vor zwei Jahren. Er hat große und schattige Stellplätze und liegt direkt am kleinen Ort Ispagnac. Von dort aus plante ich mehrere Radtouren am Tarn entlang mit Abstechern über das Hochplateau. Ich hatte Mountainbike und Rennrad mit, aber benutzte fast nur letzteres. Normalerweise hatte ich die Leica Q dabei, in einer kleinen Tasche auf dem Rücken merkt man sie gar nicht. Einmal fuhr ich die gesamte Schlucht hinunter bis zum Pas de Souci (wo gewaltige Felsbrocken den Tarn einfach „verschlucken“). Weil ich dort das letzte mal vor vierzig Jahren war und nicht genau wusste, wie die Verhältnisse dort einzuschätzen waren, nahm ich im Rucksack die M10, die M6 und mehrere Objektive mit (was ich sonst nie tue!) und bereute es. Der Rucksack ist nicht unbequem, aber der Ballast war unnötig. Selbst mit den beiden Kameras hätte ein 21er oder 35er Objektiv gereicht.

Am Pas de Souci. Leica M10 mit 21mm Super-Elmar bei f/3.4 1/1000s ISO 200
Pas de Souci

 

Es war am Tarn logischerweise wieder deutlich wärmer als zuletzt in den Alpen und ich musste bei den langen Touren (meist zwischen 70 und 100km) meinen Wasservorrat immer mal auffüllen. Einmal hatte ich mich verschätzt und wäre deswegen fast verreckt. Bei La Malène geht eine Serpentinenstrasse nach Süden auf die Hochebene, die manchen Alpenpass verblassen lässt. 6km lang eine Steigung zwischen 8 und 12%. Auf halber Strecke hoch begann ich zu kochen, buchstäblich. Das Wasser hätte ich in La Malène auffüllen müssen, das wurde mir nun schmerzlich bewusst. Es war alle, ein Blick auf den Radcomputer zeigte 37° Celsius und meine Herzfrequenz war zu hoch, selbst für die Steigung. Mit der Ultegra-Kassette, die ich fahre, ist alles über 8% sowieso nur mit viel Kraft zu bewältigen, die ist mehr für Geschwindigkeit ausgelegt. Mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich zugebe, dass ich erst mal abstieg und schob, bis meine Werte wieder im normalen Bereich waren. Warum sollte ich mich hier mit Dehydration, Hitzschlag oder Embolie auf einem Gedenkstein verewigen lassen wie einst Tom Simpson am Mont Ventoux?

Blick zurück nach La Malène. Die Passstrasse hat’s in sich. Das ist erst so halbe Höhe. M10 mit 21mm Super-Elmar

Ich kam durstig, aber heil oben an. Ein paar Kilometer weiter ist der Aussichtspunkt „Panorama St. Chely du Tarn“ und dort gibt es einen Kiosk. Ich kippte mir 1,5 Liter Evian die Kehle runter und füllte meine Flaschen auf. Danach war ich wie neugeboren, zumal ich eine lange (rasante) und angenehm kühle Abfahrt nach St. Enimie hatte.

In der Nacht war ein leichtes Gewitter, am nächsten Morgen machte ich mich früh auf den Weg zu einem Aussichtspunkt, den man von der Schlucht aus nicht so einfach erreicht. Der „Point Sublime“ liegt hoch über dem Fluss, direkt von unten herauf gibt es keine Strasse, man muss immer erst mächtig herumkurven, bis man da ist. Aber diesmal hatte ich den Bulli genommen, schon deshalb, meinen Beinen nach über zwei Wochen täglicher Radtour mal Ruhe zu gönnen. Der Vorteil war, dass ich dann mal die Hasselblad einsetzen konnte. Denn diese mitsamt Stativ auf einem Fahrrad (selbst mit dem Mountainbike) mitzunehmen, fiele mir im Traum nicht ein.

Am Point Sublime. M10 mit 35mm Summilux bei f/4.0 1/750s ISO 200. Das hätte ich auch gern auf Kodak Portra gehabt. Aber der Film ging beim Labor verloren…
Vom Point Sublime nach Osten fotografiert: Contre Jour. M10 mit 21mm Super-Elmar bei f/3.4 1/2000s ISO 200

Nach der Gewitternacht war das Licht am Point Sublime sehr wechselhaft. Die Wolken hingen noch dicht über dem Tal, aber gelegentlich brachen Sonnenstrahlen durch und dann wurde alles sehr plastisch. Nach Osten (Tarnaufwärts) gab es natürlich ordentlich Gegenlicht, aber das muss ja kein Hinderungsgrund sein. Ich postierte die Hasselblad und füllte eine Rolle Kodak Portra. Zum Glück machte ich auch einige Aufnahmen mit der M10. Weil nämlich diese Rolle bei Pixel-Grain verschütt ging. Sie kam nicht wieder, ich hatte sie mit einigen Kleinbildfilmen zusammen eingeschickt (ja, ich habe wie immer auch viel analog fotografiert, kann aber noch nichts davon zeigen, weil ich keine Zeit hatte, die Negative einzuscannen). Das ist leider vermutlich der Anlass für mich, Pixelgrain den Rücken zu kehren. Es hätte ja was Wichtiges sein können auf den Negativen. So bin ich nur umsonst ca. 100km durch die Berge gekurvt. O.k., die digitalen Dateien habe ich, aber das ist nicht dasselbe. Ich wollte 6X6 Negative von der Szene.

Kein Südfrankreich-Besuch ohne Höhle! Die Aven Armand fehlte mir in der Sammlung, also schnappte ich die perfekte Höhlenkamera – die Leica Q – und begab mich ins Erdinnere. Ein riesiger Raum voller Stalagmiten/Stalagtiten. Etwas jenseits des guten Geschmacks war die bunte Beleuchtung und gelegentliche Laserschow, aber trotzdem war die Höhle beeindruckend. Die Cave Dargilan in der Nähe finde ich persönlich schöner (wir waren vor zwei Jahren dort), aber das kann an der Beleuchtung gelegen haben.

In der Grotte Armand. Beeindruckend, aber die Illumination ist jenseits des guten Geschmacks. Leica Q bei f/1.7 1/15s ISO 320. Bei solchen Verhältnissen ist die Bildstabilisierung ein Traum.

In den Cevennen: Am Jonte

Das Städtchen Meyrueis im Abendlicht. Leica Q

Nach ein paar Tagen versetzte ich nach Meyrueis, um mit dem Fahrrad einen anderen Radius zu erschliessen. Ich kannte dort von vor zwei Jahren einen wunderbar ruhigen und schön gelegenen Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt. Zu der führt ein kleiner Wanderweg über die malerische Brücke „Pont des Six Liards“ aus dem 11. Jahrhundert.

Le Pont des Six Liards. Leica Q

Der Jonte ist heute ein Rinnsal, das eine ungeheure Schlucht gegraben hat. Mächtige Felsformationen überall sorgen fast für Reizüberflutung. Hierzulande macht man gleich eine Touristenattraktion aus ein paar Brocken, die irgendwo herausgucken, dort liegen bombastische Gebilde am Strassenrand, auf die keiner mehr achtet.

Die Schlucht des Jonte. Nur 10 Minuten mit dem Rad vom Campingplatz entfernt sowas: Nicht mal als Aussichtspunkt gekennzeichnet.

Nicht allzuweit von Meyrueis liegt zum Beispiel der Felsenpark „Chaos de Montpellier le vieux“. Eine verrückte Ansammlung bizarrer Felsen, durch die Wanderwege führen. Ich fuhr mit dem Rennrad hin und irrte den halben Tag fasziniert durch eine Art Monument Valley. Die grossen Felsformationen hatten fantasievolle Namen, aber ich hatte eigene Vorstellungen. Die „Sphinx“ zum Beispiel war eindeutig Godzilla und  der „Roc Camparolie“ war ganz klar Dagobert Duck.

Die Sphinx. Von wegen! Ganz klar: Godzilla! M10 mit 35mm Summicron
Das „Tor von Mykene“. Leica M10 mit 35mm Summicron

In diesem Teil der Cevennen findet man kaum noch deutsche Touristen, selbst die in Südfrankreich überall gut vertretenen Niederländer dünnen sich gewaltig aus (und nichts gegen Niederländer, absolut angenehme Campingnachbarn, freundlich, hilfsbereit und sie vertragen ihr Bier, ohne auffällig zu werden). Einmal auf der Hochebene stiess ich auf einen einsam geparkten Bulli aus Lippe, der meine Neugier weckte. Aber aus dem nahen Wäldchen trat ein älteres Paar, das das dahinter gelegene Lavendelfeld fotografiert hatte. Wie sich herausstellte, kamen sie aus Detmold. Wie es sich unter Ostwestfalen in der Fremde gehört, verglichen wir unsere Reiseerfahrungen.

So sieht es auf der Hochebene bei Lanuejols aus.
Landschaft mit Lämmergeier. Am Col de Perjuret. Leica Q

Eine andere nette Begegnung hatte ich, als ich eines morgens den Col de Perjuret erklommen hatte und ein Stück zurück am Rand der Schlucht einen wenig bekannten Aussichtspunkt besuchte. Ich wusste, dass in der Gegend Lämmergeier wieder ausgesiedelt worden waren und war verblüfft, als dort wirklich drei dieser Riesenvögel kreisten. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, sonst hätte ich doch mal eine längere Brennweite eingesteckt. So musste die Leica Q herhalten. Die Vögel sind nur winzig, aber als Erinnerung reichts. Ich war zunächst allein dort, bis ein Kleinwagen mit einem Pärchen hielt. Sie stiegen aus, bewunderten die Aussicht und fragten mich, was das für riesige Vögel seien. Die Frau sprach mich auf französisch an und ich antwortete auch in der Sprache, bis ich merkte, dass sie ihrem Mann alles auf Englisch übersetzte. Ich machte ihr ein Kompliment zu ihrem guten Englisch (ganz ehrlich, im allgemeinen ist das nicht eine Stärke der Franzosen…). Es stellte sich heraus, dass sie als Französin in New York wohnte und mit ihrem (amerikanischen) Mann Frankreich besuchte. Wir hatten jedenfalls ein sehr angeregtes Gespräch und verbesserten die internationalen Beziehungen zwischen Frankreich, USA und Deutschland. Zur Vogelfrage fiel mir zum Glück noch ein, dass Lämmergeier auf englisch „Beardet Vulture“ heisst.

Es gibt mehr zu erzählen, aber das sprengt den Rahmen.

Die Ferienmusikwerkstatt

M10 mit 50mm Summilux bei f/1.4 1/90s ISO 250. Alle Bilder übrigens in LR nach Schwarzweiss konvertiert.

Nach einer Woche Cevennen kam ich gerade rechtzeitig Zuhause wieder an, um den Abschlusstag der Ferienmusikwerkstatt (hier Blog 2017, hier Blog 2016) zu erleben. Alle Gruppen fassen zusammen und zeigen, was sie innerhalb der Woche erarbeitet haben, das nimmt den ganzen Nachmittag in Anspruch. Das fotografische Highlight ist immer die Barockoper, die am späteren Abend zur Aufführung kommt. Walter Waidosch, sein Barockorchester und die Gesangssolisten hatten diesmal Händels Oper „Almira, Königin von Kastilien“ einstudiert. Die übrigen Teilnehmer der Ferienmusikwerkstatt stellten die Handlung wie gewohnt pantomimisch dar. Wie immer hatte man sich einige Freiheiten mit dem Libretto erlaubt. Aber ganz ehrlich: Die Libretti der meisten dieser Barock-Opern sind so hanebüchen, dass sie zum verulken geradezu einladen. Diesmal diskutierte eine fiktive Gruppe von Regiesseurin und Produzenten der Oper die feministischen Aspekte der Handlung und wie sie politisch korrekt zu verbessern sei. Dabei machten die Darsteller immer „Freeze“. Die beiden Männer versuchten ausserdem immer, die Bestrebungen der Regiesseurin völlig machomäßig zu hintertreiben.

Ich schaffe es leider diesmal nicht, die Handlung im einzelnen wiederzugeben, aber im Slider finden sich ein paar Bilder vom Ablauf. Man bekommt einen Eindruck. Vor allem kommt herüber, wie viel Spass es allen gemacht hat.

Mein übliches Werkzeug war die M10 mit 50mm Summilux, die Leica Q, aber auch die M6 mit 35mm Summilux und Kodak TMax 400 geladen (aber die Bilder sind leider noch nicht gescannt).

Im Slider: Einige Szenen aus der Oper. Alle Bilder mit Leica M10 und 50mm Summilux bzw. 90mm Summarit oder Leica Q

Puh, das war doch jetzt mehr, als ich vorhatte, aber jetzt muss ich mich erst mal eine Weile wieder abmelden. Ich habe im Augenblick so viel ausserhalb der virtuellen Welt des Blogs zu tun, dass das hintenanstehen muss. Ein Landschaftskalender von Vlotho erscheint wieder und geht gerade in Druck, nächst Woche ist er bei den Händlern. Der Erlös ist für „meinen“ Förderverein“ für die Kirchenmusik an St. Stephan. Da muss ich eine grosse Sitzung mit Satzungsänderung vorbereiten, das ist mit einer unglaublichen Menge an Vereins-rechtlichen Finessen verbunden. Unser Flötenquartett bereitet ein Konzert im November vor, dafür muss ich auch kräftig üben. Und dann hatte ich da noch so einen Job….was war das noch? Irgendwas mit Zähnen?

8 Kommentare

  1. Lieber Claus,

    ich bin eher zur stillen Mitleserin Deiner Seite geworden. Heute melde ich mich mal wieder um Dir, Deiner Familie und allen Mitlesern hier ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen und natürlich ein gesundes Jahr 2020!
    Ich lerne hier bei Dir immer ein wenig mit, auch wenn ich nie eine Leica besitzen werde, was einerseits finanzielle Gründe hat, aber auch daran liegt, dass ich mich zu sehr an mein „Schätzchen“ gewöhnt habe und einfach wirklich zufrieden bin.
    Was mir nach wie vor aber besonders gut gefällt sind Deine Bilder! Besondere Lichtstimmungen und Sichtweisen (deswegen kommentiere ich auch mitten im Winter auf einen Sommerblog – man darf ja mal ein wenig Sehnsucht haben…) Einfach spüren, dass die Aufmerksamkeit für das Schöne in der Welt nicht verloren geht; leider findet man solche Bilder im Netz immer weniger. Davon wünsche ich mir im nächsten Jahr wieder ganz viel von Dir – wenn ich es mir denn wünschen darf, aber es ist ja Weihnachten und da bin ich mal ganz zuversichtlich 🙂

    Alles Liebe und schöne Feiertage
    Christiane

    • Claus Sassenberg

      Liebe Christiane,

      ich bin auch jedesmal erstaunt, wenn ich Bilder aus dem Sommer ansehe, und jetzt aus dem Fenster schaue. Wo sind die Farben, wo das Licht?

      Im Übrigen ist es ja meine ewige Leier, dass man keine Leica braucht, wenn man nur sonst weiß, worauf es ankommt. Deine Fujifilm XT-2 ist ein Super-Werkzeug (frag mal Jürgen) und die Objektive dazu lassen jeden Spielraum für Kreativität. Über die du als künstlerisch veranlagter Mensch (und Super-Musikerin!) in Mengen verfügst.

      Liebe Grüße und schöne Weihnachten,

      Claus

  2. Heinz-Peter Achnitz

    Hallo,
    ich lese gern hin und wieder Ihren Blog, so auch jetzt…
    Da Sie den Eigendruck erwähnen und einen Tipp zum Papier geben, wie sieht es mit einem parallelen Tipp für einen aktuellen Drucker aus (A 4 ggf. auch bis A 3)? Mein Drucker (Epson) kommt in die Jahre, und außerdem werde ich ofenbar ungeduldiger…
    Weiter eine gute Woche,
    Hp. Achnitz

    • Claus Sassenberg

      Guten Morgen,

      zum Drucker kann ich keine „glühende“ Empfehlung abgeben, aber ich bin mit meinem Epson Stylus 1500w (druckt bis DIN A3+) durchaus zufrieden. Er benutzt spezielle „Dry-Ink“ („Claria“) Farben, die es auch verzeihen, wenn man mal länger nichts druckt.
      Zur Wirtschaftlichkeit mag ich nichts sagen, aber die Druckqualität ist sehr hoch und beständig (wenn man das gute Fotopapier verwendet).

      Viele Grüße,

      Claus

  3. Lieber Claus,
    irgendwie ist das ja schon fast so, dass man sich bei Freunden meldet, sobald man wieder aus dem Urlaub zurück ist:-) Und so war ich auch neugierig, wo Du Deine Zeit mit der Familie verbracht hast. So manches Mal haben sich unsere Wege in den Letzten Wochen gekreuzt, beispielsweise in Minden und bei Leica in Wetzlar.
    In Wetzlar hat mich die Ausstellung „Augen auf“ mit wirklich weltberühmten Fotografien tief berührt. Sie läuft wohl noch bis Ende Oktober und wird in dieser Form dann nicht mehr zu sehen sein.
    Vor einigen Jahren habe ich in Salzburg gearbeitet und diese Stadt als sehr besonders abgespeichert. Ein ganz eigenes Thema ist in der Stadt übrigens die Außenwerbung, Du wirst kaum woanders eine so kunstvolle Werbung für eine amerikanische Fastfood-Kette entdecken wie hier. Denn die Gestaltung an den Geschäften ist (zum Vorteil der Stadt) streng vorgegeben und ausnahmslos schön anzusehen.
    Aber ich habe auch oft an Euch gedacht mit dem Unglück in Ardeche, wo Ihr Eure Freizeiten regelmäßig macht. So kann es eben manchmal auch gehen und es bleibt eben für Menschen, die selbst Jugendarbeit und Freizeiten machen, immer nur ein stilles Gedenken.
    Nun werde ich mich mal wieder den vielen Bildern von Gotland widmen und anschließend denen von Åland, wo ich eine berührende Verabredung mit dem Besitzer der größten fototechnischen Sammlung Nordeuropas hatte. Die Inhaber sind einer der Hauptgründe, wieder nach Åland zu reisen.
    Ich freu mich, wieder neues von Dir zu sehen und zu lesen.

  4. Konstantin Hilkert

    Die Mainschleife dort ist schon schön. Ich freue mich jedes Jahr immer auf die Touren im fränkischen Weingebiet mit unseren alten Saab. Die fränkische Schweiz direkt vor meiner Haustüre finde ich aber toller! Fuji muss noch warten. Der Preis war teurer als ich ihn in Erinnerung hatte.

    Grüße Konstantin

  5. Günther Rötter

    Lieber Dr. Sassenberg,

    das sind wirklich sehr schöne Fotos, Weitwinkel steht bei den Aufnahmen im Vordergrund. Ich habe dieses Jahr wegen eines Umzugs keine Möglichkeit eines Urlaubs, aber das KDW in Berlin hat für mich ein M Elmarit 28 mm Asph reserviert, mein erstes Weitwinkelobjektiv (für die nächsten Urlaube…). Ich hätte noch eine Frage: Wenn Sie ein richtig gutes Foto als „Hardcopy“ haben wollen, wo lassen Sie es dann herstellen? Oder haben Sie einen Fotodrucker?

    Herzl. Grüße

    Günther Rötter

    • Claus Sassenberg

      Hallo Herr Rötter,

      das 28mm Elmarit ist ein tolles Teil, Superoptik, dabei klein und ist vor den Leica M’s schön zu tragen (Balance). Vor Leica-Q-Zeiten war das eines meiner am meisten benutzten Objektive.

      Ich drucke bis DIN A3+ mit meinem Epson-Drucker selbst aus, sonst gehe ich zu einem in Vlotho ansässigen Fotogeschäft (die einen der ganz grossen Epsons haben). Aber im Netz wimmelt es ja von Angeboten für Print/Ausbelichtung.

      Der beste Tipp, den ich Ihnen geben kann: Der tollste Drucker taugt nichts, wenn man Billig-Fotopapier verwendet. Ich benutze Sihl-Masterclass Fotopapiere (kein Dogma, es gibt auch andere, die gutes Papier vertreiben). Zum Beispiel sind die S/W-Ausdrucke auf Baryt-Papier sehr hochwertig und beständig. Zuletzt hatte ich eine Serie der Bilder von „Don Quichote“ ausgedruckt, ich sehe sie mir immer wieder an und bin fasziniert, wie viel schöner und detailreicher die Ausdrucke sind als das Bild auf dem Monitor.

      Dazu kommt, dass bei analogen Fotos seltsamerweise die Körnung auf dem Computerbildschirm überproportional dargestellt wird, im Print ist das völlig anders. Selbst bei Kodak Tri-X muss man sehr genau schauen, bis man die Körnung entdeckt!

      Schönes Wochenende,

      Claus Sassenberg

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