Es war eine Überraschung: Als niemand mehr glaubte, dass Messsucherkameras eine große Zukunft haben, betrat das neue Contax G-System die Bühne. Ein völlig neuer Ansatz für dieses Marktsegment, mit einem neuen Anschluss, Autofokus, Belichtungsautomatik, automatischem Filmtransport und Carl Zeiss-Objektiven. Yashica Kyocera, die Eigentümer der Marke Contax, schienen alle Register gezogen zu haben. Umso tragischer ist die kurze Lebensdauer des Contax G-Systems.
Diese Kamera kam, als man sie am wenigsten erwartete. Im Jahr 1994 benutzte die ganze Welt entweder Spiegelreflexkameras jeglicher Art oder eine der mehr oder weniger ausgefeilten Point-and-Shoot-Kameras. Kyocera bediente bereits beide Marktsegmente, aber aus welchem Grund auch immer ließ sich das Unternehmen auf ein echtes Abenteuer ein: ein völlig neues Messsucherkamera-System!
Was für ein Schritt das war, wird schon an einem Detail deutlich: Es war das erste neue Messsucher-System mit Wechseloptiken seit der Einführung der Leica M im Jahr 1954. Und sie wollten alles anders machen bei Kyocera, und zwar mit zu ziemlich dem Modernsten, was die 1990er-Jahre zu bieten hatten. Schließlich wurde 32 Jahre zuvor mit der Contax IIIa die letzte der klassischen, in Deutschland hergestellten Contax-Messsucherkameras eingestellt und dieser Markt ausschließlich Leica überlassen.
Das Contax G-System: Ein kühner Schritt im Jahr 1994
Den Anfang machte 1994 die Contax G1. Sie war keine Contax-Messsucherkamera im herkömmlichen Sinne: Sie verwendete weder den alt-ehrwürdigen Bajonettanschluss des damals revolutionären (technologisch: Vorkriegs-) Messsuchersystems von Contax. Aber sie hatte auch nichts mit dem zu tun, was inzwischen aus dem Leica M-System geworden war. Man vergleiche nur Leicas damaliges Spitzenmodell, die M6 (langsamer Textilverschluss, manuell Fokussierung, manueller Filmtransport, manuelle Belichtung), mit der G1 (schneller Metalllamellenverschluss, Autofokus, Winder, Belichtungsautomatik). Bis zur M7 von Leica sollte es damals noch acht Jahre dauern, und die Konica Hexar RF (von vielen als „die bessere M7“ erachtet) kam erst 1999 auf den Markt.
Mit der G1 wurden vier Objektive vorgestellt: Das 2,0/45, ein Planar-Objektiv, war die Standard-Optik und wurde auch als Kit-Objektiv angeboten. Das 2,8/28 war ein Biogon (ziemlich symmetrisches Design mit einem hinteren Nodalpunkt nahe der Filmebene). Das dritte Objektiv in der Startaufstellung war ein Sonnar 2,8/90 Sonnar. Diese Objektive trugen den Markennamen Carl Zeiss, wurden aber in Japan hergestellt, vielleicht von Kyocera selbst. Mit dieser Ausstattung konnte Kyocera die meisten Wünsche von Messsucherfotografen schon mal erfüllen. Das Hologon 16/8 fügte der anfänglichen Reihe einen exotischen Touch hinzu (mehr zu diesem Objektiv weiter unten). Allerdings fehlten super-lichtstarke Objektive.
Nach nur zwei Jahren bringt Contax eine zweite Kamera auf den Markt
Aber sie meinten es ernst bei Kyocera mit dem Projekt Contax G-System. Nur zwei Jahre folgte eine stark verbesserte Kamera. Die Contax G2 hatte einen noch schnelleren Verschluss (bis zu 1/6000 Sek.), einen besseren Autofokus (jetzt ein hybrides passiv-aktives System) und sollte mechanisch zuverlässiger sein. Mit der G2 kamen neue Objektive auf den Markt, vor allem, wenngleich mit einiger Verzögerung, eine Weltpremiere: Das 3,5-5,6/35-70 von 1999 war das erste Zoom für eine Messsucherkamera überhaupt. Und es nutzte die Vorteile des innovativen Contax-Suchers voll aus. Anders als der Leica-Sucher mit fester Vergrößerung und seinen Rahmenlinien für bestimmte Brennweiten, konnte der Contax-Sucher zoomen und die Parallaxe automatisch ausgleichen.
Andererseits sind die Gehäuse des Contax G-Systems durchaus echte Messsucherkameras. Ihr Autofokussystem funktioniert genau so, wie es ein herkömmlicher Messsucher tun würde. Nur das Messsucherfeld im Sucher fehlt. Wer also manuell fokussieren will, muss die Entfernung schätzen. Der eingestellte Wert wird zwar über ein LC-Display im Sucher angezeigt, aber das ist nicht annähernd so intuitiv wie das Fokussieren mit einer Leica M und ihrem Mischbild.
Das Contax G-System wächst mit weiteren Objektiven
Zu diesem Zweck verbindet sich das Zoomobjektiv über sieben elektrische Kontakte mit der Kamera, was das Zoom mit dem ursprünglichen G1-Gehäuse inkompatibel macht (es hat nur fünf Kontakte). Und die Palette der Objektive wuchs. Das 2,0/35 war eine weitere Doppel-Gauß-Planar-Konstruktion und konnte an G1-Gehäusen verwendet werden – war nur, wenn diese vom Werkskundendienst mit neuen elektronischen Komponenten modifiziert worden waren (ein grüner Aufkleber im Filmpatronenfach wies darauf hin). Das 21/2.8 schließlich war eine weitere Biogon-Konstruktion und benötigte einen aufsteckbaren Sucher sowie ebenfalls das erwähnte Update für G1-Gehäuse.
Und das Hologon 16/8 war ja bereits mit der G1 zurückgekommen! Es griff eine Idee von vor Jahrzehnten auf: Ein extremes Weitwinkelobjektiv mit fester Blende ohne Blende. Das Zeiss Hologon 15 (nur etwas weitwinkliger) von 1972 für die Leica M ist unter Sammlern sehr bekannt. Die Idee einer zeitgemäßen Neuauflage dieses Objektivs mit allen modernen Möglichkeiten war also durchaus vielversprechend. Trotzdem kommt es und besonders überholt vor – im Weitwinkel-Bereich ist einfach extrem viel passiert seither.
Das Contax-Autofokussystem führt in die Sackgasse
Letztendlich bestand die Produktpalette aus zwei Kameras (G1 und G2) und sieben Objektiven (16, 21, 28, 35, 45, 90 und 35-70). Bis auf das 16er hatten alle Objektive einen Autofokus, der durch einen Motor im Kameragehäuse und eine schraubenzieher-artige mechanische Verbindung (ähnlich wie bei frühen Nikon-AF-Spiegelreflexkameras) angetrieben wurde. Aus diesem Grund gibt es an den Objektiven auch keinen Fokussierring. Wenn man manuell fokussieren wollte, geschah dies „by wire“ über ein Einstellrad an der Kamera selbst.
Für die Überlebenschancen der Objektive wurde genau dies zum erheblichen Problem, dazu später mehr. Alle Objektive trugen den Carl-Zeiss-Markennamen und die weltspitzenmäßige T*-Vergütung. Sie wurden in Japan hergestellt, mit Ausnahme des 16ers, das eine Made in Germany-Gravur trägt.
Zahlreiche Zubehörteile machen das Contax G-System komplett
Das Contax G-System hatte jedoch mehr zu bieten als Kameras und Objektive. Für beide Gehäuse gab es Datenrückteile; Contax / Kyocera hatte dafür einen guten Ruf aus der RTF-SLR-Serie. Beide Aufsteckblitze waren, wie es in den 1990er Jahren bei allen Marken außer Leica längst zum Stand der Technik geworden war, TTL-gesteuert. Man konnte auch die größeren Contax SLR-Blitzgeräte verwenden.
Mit einem Adapter war es sogar möglich, Contax/Yashica-Spiegelreflexobjektive an den Contax G-System-Kameras anzubringen. Streulichtblenden, Taschen, Filter und weiteres Zubehör rundeten das Programm ab. Ein begehrtes Sammlerstück ist ein Spezialkoffer. Einige der Contax G-System-Komponenten waren auch in Schwarz erhältlich, die Standardfarbe war ein leicht warmtönig wirkendes Silber.
Wo blieben die Profis, die das Contax G-System ansprechen sollte?
Obwohl das Contax G-System für den anspruchsvollen Amateur attraktiv war (und ist), konnte es die Zielgruppe, für die es ursprünglich gedacht war, nie überzeugen: Ich habe nur ein einziges Mal einen professionellen Fotografen getroffen, der eine Contax G besaß, und das war hauptsächlich für die private Arbeit gedacht. Nur wenige Jahre nach der Einführung des G-Systems setzte die digitale Revolution ein, und niemand wollte etwas so Altmodisches wie analoge Messsucherkameras kaufen. Und die wenigen, die es trotzdem wollten, entschieden sich natürlich für Leica.
Der Rest ist bekannt: Leica führte 2002 die M7 als erste M mit automatischer Belichtung ein, deren großer Vorteil die Kompatibilität mit fast allen jemals hergestellten M-Mount-Objektiven war. Als Leica 2006 die M8 als erstes digitales M-Gehäuse auf den Markt brachte (aber wohlgemerkt nicht als erste digitale M-Mount Messsucherkamera überhaupt), hatte Kyocera bereits alle Aktivitäten auf dem Fotomarkt eingestellt. Das Contax G-System endete 2005 in einer Sackgasse.
Nicht gerade Leica-Preise, aber immer noch teuer
Wie viele Contax G-Kameras und -Objektive jemals verkauft wurden, ist nicht bekannt. Was wir aber wissen, ist, dass es ein teures System war. Die G1 hatte einen Preis von 1.498 DM und die G2 kostete Mitte der 1990er-Jahre 2.498 DM. Das war mehr als viele High-End-Spiegelreflexkameras in diesen Tagen. Zum Vergleich: Der Verkaufspreis für eine Leica M 6 lag damals laut diesem Artikel bei 4.398 DM. Die Objektive kosteten 698 DM (45er), 1.098 DM (28er, 35er und 90er), 1.998 DM (das 21er) oder sogar die ziemlich unverschämte Summe von 4.798 DM (Hologon 16).
Heute sind Contax G-Kameras und -Objektive auf dem Gebrauchtwarenmarkt ziemlich weit verbreitet. Sie erzielen jedoch allmählich Sammlerpreise, und es birgt ein gewisses Risiko, sich jetzt für das Contax G-System zu entscheiden. Ersatzteile sind schwer zu finden, und es gibt nicht mehr viele Experten, die ein so komplexes Stück Technik reparieren können.
Fürs Weiterleben der Objektive gibt es einen Techart-Adapter, der einen Autofokus-Antrieb enthält, wenn sie an einer modernen spiegellosen Kamera (Nikon Z oder Sony E; leider gibt es noch keinen Adapter für L-Mount) angebracht werden. Nach allem, was ich gehört habe, funktioniert dieser Adapter recht gut, aber man sollte sicherstellen, dass Ihre Objektive in einem sehr guten Zustand sind. Andernfalls könnte der starke Motor des Adapters die Einstellmechanik des Objektivs zerstören, was nichts weniger als tragisch wäre.
Umrüstungen von Contax G auf Leica M sind möglich, aber…
Die andere Möglichkeit ist die Umrüstung der hervorragenden Contax G-System-Objektive auf M-Mount. Dies ist nicht trivial, da natürlich eine komplett neue Fokussiereinheit benötigt wird (die Contax G-Objektive arbeiten ja ausschließlich mit motorischer Fokussierung). Funleader bietet Selbstbau-Kits und komplette Objektive des Planar 2,0/45 und des Planar 2,0/35 an, beides abhängig von der Verfügbarkeit (die in letzter Zeit schwierig geworden ist). Das 45 Planar ist Thema in diesem Artikel von Claus Sassenberg und auch in dieser Folge der M-Files. Es gibt/gab auch einen Bausatz für die Konversion des 16-Millimeter-Hologon auf M-Bajonett. Für das 21er, das 28er und das 90er sind mir keine solchen Kits bekannt. Und das Zoom kann aus offensichtlichen Gründen überhaupt gar nicht für die Leica M umgebaut werden.
Und wenn wir schon dabei sind: Manchmal liest man, dass die modernen Zeiss-Objektive für Leica M-Mount im Grunde die Contax G-Objektive in einem anderen Gehäuse seien. Ich denke, das stimmt so nicht. Die neueren Zeiss ZM-Objektive werden von Cosina hergestellt, und man kann davon ausgehen, dass sie mit Blick auf die Anforderungen digitaler Sensoren entwickelt wurden (insbesondere Lichtabfall zu den Bildrändern hin). Die Contax-Objektive sind auch wesentlich leichter (35/2: 150 Gramm für die Contax G und 230 Gramm für die ZM-Optik), und man kann in den Querschnitten teils auch recht unterschiedliche Konstruktionen erkennen.
Das Contax G System war modern – vielleicht zu modern, um zu bestehen
Auf jeden Fall kann man mit dem Contax G System wunderbare Fotografier-Erlebnisse haben. Ganz zu schweigen von dem Gefühl, eine wirklich exotische Kamera zu benutzen, die als eine der letzten einen geschichtsträchtigen Namen trägt: Contax. In der Geschichte der Fototechnik mag das Contax G-System nicht viel mehr als eine Fußnote sein. Aber als solche ist sie es wert, dass man sich an sie erinnert.
Contax ging in den 1990er-Jahren ein echtes Wagnis ein und hatte damit keinen wirklichen Erfolg. Ironischerweise erlitt die Contax G, die bei ihrer Einführung vor 30 Jahren eigentlich so fortschrittlich war, gerade deshalb ihr Schicksal, weil sie der weiteren technischen Entwicklung dann schnell nicht mehr standhalten konnte. Was kurz modern ist, kann eben schnell auch überholt sein. Der Sensor wurde zum Standard-Aufnahmemedium anstelle von Film, und neue Konstruktionsprinzipien setzen sich vor allem für Superweitwinkelobjektive durch.
Was wäre, wenn… Contax eine digitale Messsucherkamera gebaut hätte?
Und wir können nur spekulieren, was passiert wäre, wenn Kyocera beschlossen hätte, die erste digitale Vollformat-Messsucherkamera anstelle der ersten Vollformat-DSLR (der fast vergessenen Contax N Digital) zu entwickeln. Hätten sie eine Lösung für einen Sensor gefunden, der gut mit Weitwinkelobjektiven funktioniert, die zwar wunderbar für die Verwendung mit Film geeignet sind, aber so tief im analogen Zeitalter verwurzelt sind, dass sie selbst einen modernen Sensor herausfordern würden?
Die Frage bleibt müßig. Aber die Produkte – wenn man das Glück hat, eine funktionierende Kamera zu finden – sind auch heute noch schön. Ganz zu schweigen von den Bildern…
Besten Dank für den Bericht! Tatsächlich habe ich eine G2 mit einigen Objektiven und bin richtig happy damit! Ein tolles System!
Gerne möchte ich einige Ergänzungen machen:
– es gibt einen Konversionssatz für das Contax G 90/2.8, funktioniert bestens und meines Wissens wurde dies von einem Ebay Anbieter ‚reworks‘ vertrieben. Einen kritischen Bericht gibt es von Hamish Gill aus 35mm.com ; auch Chris Andreyo von Skyllaney Optics hat eine perfekt funktionierende Konversion angeboten, die aber extrem teuer ist. Als Rehousing in einem Leica Objektivtubus.
– meines Wissens hat Jürgen Teller (und andere) professionell mit diesem System gearbeitet.
Besten Dank und Viele Grüsse!
Vielen Dank für die Rückmeldung und die Ergänzungen. Wie gut, dass diese schönen Objektive doch immer wieder eine neue Chance bekommen. Von Skyllaney habe ich einen Umbau des Planar 1.4/50 aus dem Contax SLR-System, auch ein ganz großartiges Objektiv (vom Bokeh bei 2.8 und 4 mal abgesehen). Die Arbeit von Chris und seinem Team ist fabelhaft! Im M-Files Navigator ist die Folge leicht zu finden. Viele Grüße, Jörg-Peter Rau
Die Contax G1 begleitete mich in den 90ziger bis weit in die 2000er Jahre auf vielen Reisen rund um den Globus. Auch ich wollte Autofocus und kompaktes Gehäuse mit Fujichrome, hatte es satt die manuelle Nikon SLR mitzuschleppen. Aber dann fiel auch sie dem digitalen Siegeszug zum Opfer. Egal, sie war Wegbereiterin zur Leica Q, als ich es wiederum satt hatte die digitale Nikon SLR mitzuschleppen. Sowohl die Contax G1 wie die die Leica Q sind für mich der Inbegriff des unbeschwerten Fotografierens auf Reisen.
Grüsse, Markus
Danke, Markus,
für diese schöne Rückmeldung. Kann ich alles sofort nachvollziehen! Ich verwende die Q sehr gerne auch für Reportagen, da ist der Autofocus und elektronische Sucher (im Vergleich zur M) doch eine große Hilfe. Und das 28er sorgt fast automatisch dafür, dass man Robert Capa berücksichtigt: „If your pictures aren’t good enough, you’re not close enough“. In diesem Sinne viel Spaß unterwegs, und wenn die G1 nicht verkauft oder kaputt ist – sie verdient es, mal wiedererweckt zu werden.
Viele Grüße, Jörg-Peter
Schöner Bericht, Herr Rau. Danke!
Contax, Yashica, Kyocera, wie auch immer, hat damals das gemacht, was Leica einmal mehr verpennt hat, und bis heute verpennt…, nun man erinnert sich, „Unsere Kundschaft kann fokussieren“…. Ich hatte damals eine G2 und habe sie leider im Zuge des Goingdigital-Wahns verkauft. Schade, schade.
Heute habe ich eine M10 und einige VM- und ZM-Objektive. Beides schätze ich sehr. Aber gelegentlich wird mir das Scharfstellen mit dem Messsucher zu unsicher; ich hoffe auf einen elektronischen Sucher… Aber eben, „Unsere Kundschaft kann fokussieren“… Ich hoffe, der Sinneswandel kommt nicht zu spät, weil ich glaube, das Eis für Leica wird dünner… Von der Vitrinen-Kundschaft lässt sich längerfristig schwer leben. Das ambitionöse (bis grössenwahnsinnge) Gehabe mit Kompakt-, MFT-, APS-C- und Mittelformatkameras hat bereits ein klägliches Ende gefunden. Leider.
Hallo, Herr Huser.
Leica M gibt es noch. Contax nicht mehr. Und die Geschäftszahlen von Leica sind gut.
Leica hat durchaus nicht-größenwahnsinnige Angebote gemacht. Das digitale CL-System mit L-Mount hatte einen sehr guten APS-Sensor, hatte eine breite Palette von Autofokus-Objektiven und die Option, M-Mount anzuschließen, hatte die Möglichkeit, zu filmen und den elektronischen Sucher. Aber der Markt hat das nicht gewollt. Genauso wenig wie die für Leica-Verhältnisse wirklich bezahlbaren und sehr guten Summarits…
Heute gibt es mit allen Möglichkeiten die SL. Mit einem sehr guten elektronischen Sucher.
Ansonsten gibt es fast in M-Größe das Fuji-System.
Der optische Messsucher hat seine absolute Berechtigung. Ich arbeite mit beidem und ich möchte gerade den optischen Messsucher nicht missen. Denn es gibt nicht selten Gelegenheiten, in denen ich den Messsucher unbedingt dem optischen bevorzuge und wo ich lieber manuell fokussiere als automatisch. Dabei gibt es ja nun auch für die M den aufsteckbaren elektronischen Sucher, der zudem ein oft gefordertes Klappdisplay sogar überflüssig macht. Der Markt gibt ja heute wirklich für jeden etwas her.
Ich hatte damals mich von meiner riesigen Autofokus-Ausrüstung (voller Fotorucksack mit allem zwischen 19 und 300mm) verabschiedet und stand vor der Wahl zwischen Contax G und der neuen Leica R8. Das war mein Einstieg für Leica und ich hab das nie bereut. Die Leica M6 ist heute mein Traum mit geplanter Realisierung. Weil ich mich befreit fühle von einer erschlagenden und beliebigen Welt der digitalen Möglichkeiten mit allem Zeitdruck, wenn es um das Abliefern von Bildern geht.
Lieber Herr Huser, vielen Dank.
Ja, es stimmt, dass Leica zeitweise eine Produktpalette hatte, über die man sich angesichts der Marktanteile nur wundern konnte. Dass das jetzt gestrafft wird, muss noch nichts Böses heißen. Ich gehe auch davon aus, dass im „Einstiegs“-Bereich in diesem Jahr noch etwas kommt. Bei der Frage nach einer M mit elektronischem Sucher dagegen wird man wohl bis auf weiteres auf die SL verwiesen werden. Oder man kann sich selbst mal die Panasonic S5 ansehen, eine der unterschätztesten Kameras derzeit.
Grüße, Jörg-Peter Rau
Lieber Herr Rau
Als ich noch gearbeitet habe – also vor meiner Pension – hatte ich für den beruflichen Alltag eine SL und später zusätzlich eine S5. Beides tolle Kameras. Nur: die SL(2 und 3) ist das, was man in Deutschland als Klopper bezeichnen würde. Mit den adaptierten M-Objektiven tut das schon weh… Die S5 liefert ebenfalls ab, ist mir aber mit den vielen Knöpfen und dem Plastikgefühl nicht so recht ans Herz gewachsen. Beide Kameras haben inzwischen den Besitzer gewechsel und ich bin zurück in der analogen Welt (Rolleiflex 6008, Nikon F3 je mit Glas). Die M10 bleibt, sie ist einfach eine Klasse für sich – und so hoffe ich, dass Wetzlar dereinst mein Flehen erhört und eine Kamera mit M-Bajonett und elektronischem Sucher bringt. Ich bin sicher, das wäre ein Hit.