Die Vermessung der Messsucherwelt

Zu Beginn der M-Files habe ich die Artikelserie über diese besonderen Kameras und Objektive als eine Art Reise umschrieben. Nun waren wir also dort unterwegs, wo es schöne Dinge mit M-Bajonett gibt, obwohl sie nicht zum M-System von Leica gehören. Wir haben all die M-Summicrons und -luxes, die M-Kameras und das M-Zubehör sorgsam umkreist. Und was haben wir gesehen? Die Antwort kommt in vier Teilen. 1. Kameras: Ist es eine gute Idee, heute eine „nicht ganz M-Leica“ zu kaufen?
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Sieben Kameras, nach denen man auf dem Gebrauchtmarkt suchen muss und bei denen jede Reparatur zur Zitterpartie werden kann (von links): Konica Hexar RF und Rollei 35 RF (vorn), Leica CL und Zeiss Ikon (Mitte), Bessa T, Minolta CLE und Bessa R4M (hinten).
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Leica war der erste Hersteller, der Kameras für 35-Millimeter-Film in nennenswerten Stückzahlen hergestellt hat. Und ist heute, Ironie des Schicksals, auch der letzte verbleibende. Doch eine neue analoge Leica wie die M-A ist eine heftige Investition – selbst wenn man es auf Jahrzehnte rechnet und den hohen Werterhalt einpreist.
Auch für engagierte und ernsthafte Fotografen ist eine Leica M oft kaum erreichbar. Zumal, wenn, wie Blog-Gastgeber Claus Sassenberg überaus treffend schreibt, die Preise (oder eher die Kunden?) sich „im Höhenrausch“ befinden. Eine neue MP oder M-A (immerhin, Leica stellt als letzter Hersteller noch hochwertige analoge Kleinbild-Kameras her) bleibt für viele ein Wunschtraum. Da rücken Alternativen schnell mal ins Blickfeld. Und das nicht zu Unrecht, wie wir in den M-Files gesehen haben. Viele dieser nicht-Leica-M-Kameras haben einen hohen Gebrauchswert, und Spaß machen sie allemal.  Wer sich für eine dieser Kameras von Voigtländer, Minolta, Konica oder Zeiss entscheidet, muss sich freilich im Klaren darüber sein, dass es sich um ein altes Produkt handelt, auf das der Hersteller keine Garantie mehr gibt. Und irgendwann wird eine Reparatur nötig werden. Da sind die Möglichkeiten schon heute eingeschränkt, und Ersatzteile für eine Konica Hexar RF oder Experten für die Leica CL werden in Zukunft eher noch rarer. Heißt für die Anwender in spe: Entweder relativ teuer von einem Händler kaufen, der sechs oder zwölf Monate Garantie gibt. Oder auf ein echtes Schnäppchen warten und ein überschaubares Risiko in Kauf nehmen.
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Die Konica Hexar RF ist eine tolle Kamera. Was aber ist, wenn eine Reparatur ansteht?
Auch um die Leica-Welt herum steigen die Preise für Messsucherkameras. Im Frühjahr 2021 würde ich sagen: Ein Gehäuse aus den M-Files sollte eher noch dreistellig kosten, Leica CLs gibt es teils deutlich günstiger. Wer eher aufs Sammeln aus ist und makellose Exemplare für die Vitrine sucht, wird mehr anlegen müssen. Ach so – ich ganz persönlich würde mich wohl am ehesten für eine Zeiss Ikon, Minolta CL oder Hexar RF entscheiden (klang sicher auch schon wenig durch, oder?).
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Die gleiche Frage kommt bei der ebenfalls hoch attraktiven Minolta CLE auf.
Den M-6-Hype hat Claus ja schon sehr treffend eingeordnet. Auch ich finde, man sollte sich vor einem Kauf die Frage stellen, ob man an der Messsucherkamera nicht ohne eingebauten Belichtungsmesser auskommt. Es gibt ganz gute Smartphone-Apps für diesen Zweck und natürlich eine breite Palette an Handbelichtungsmessern. Hier finde ich den kleinen, sinnfällig mit einem klassischen Zeiger ausgerüsteten Sekonic L-208 Twinmate sehr empfehlenswert, der neben Objekt- auch Lichtmessung beherrscht.
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Wenn es ohne Belichtungsmesser sein darf, ist auch eine Leica M4 eine sehr gute Option. Hier mit dem preiswerten Voigtländer Color-Skopar 35/2.5 und dem VC-Meter II von Voigtländer. Letzterer ist aber schon Luxus.
Mit etwas Übung und auf einigermaßen nachgiebigem Farbnegativfilm können erfahrene Fotografen auch mal auf ihre eigene Einschätzung vertrauen. Der ausgezeichnete Fotograf und Journalistenkollege Kai-Torsten Steffens, der sich ebenfalls hier in der Messsucherwelt engagiert, erklärt die alte Regel „Sonne lacht, Blende acht“ sehr gut: https://weites.land/blende-acht-die-sonne-lacht-fotografieren-ohne-belichtungsmesser/. Wer an sich zu arbeiten bereit ist, kann statt einer Kamera aus dem M-Files also auch über eine echte Leica in Gestalt einer M4 nachdenken, die im Moment (Frühjahr 2021) noch zu einigermaßen realistischen Preisen gehandelt wird. 2. Objektive: Ist es sinnvoll, heute „nicht ganz Leica“-Optiken zu kaufen? Je länger man sich mit den Objektiven befasst, um die es hier in den M-Files ging, desto deutlicher wird auch, wie extrem teuer die Leica-Optiken sind. Das ist natürlich keine neue Erkenntnis, aber wenn man mal die Ergebnisse in Form der gemachten Bilder vergleicht, bekommt der Preisunterscheid nochmals eine andere Dimension. Also sind Fremdhersteller-Objektive zu Leica vielleicht doch die klügere Wahl?
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Kostet weniger als sein Siebtel des Leica-Objektivs mit gleicher Brennweite und Lichtstärke: Ja, das Voigtländer Nokton 35/1.4 II erreicht nicht die Leistung des aktuellen Summilux. Aber ist es vielleicht einfach gut genug?
Zwei Beispiele: Das aktuelle Summilux 35 kostet siebenmal so viel wie das Nokton 35/1.4 II von Voigtländer. Das Zeiss-Planar kostet nur ein Drittel des Preises des aktuellen 50er Summicron (nicht APO). Das ist schon mal eine Ansage, und nach der bedauerlichen Einstellung der Leica-Einsteigerlinie Summarit gibt es schon handfeste Gründe, bei den Objektiven übers Fremdgehen nachzudenken. Die Fremdobjektive haben von Hause aus keine 6-Bit-Codierung. Das bedeutet bei der Digitalfotografie: Keine Korrektur von Verzerrung und Vignettierung bereits in der Kamera, keine Objektivinformationen in den Exif-Daten. Für letztes ist Lens Tagger ein hilfreiches Plugin für Lightroom. Und für ersteres gilt: Es schlägt dann eben die Stunde der Wahrheit, wenn erst mal keine Elektronik nachhelfen kann (in der Nachbearbeitung der digitalem Bilder geht dann meist schon noch etwas). Analog juckt beides sowieso nicht.
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Freie Auswahl: Das Schöne am M-System ist ja, dass es so unglaublich viele verschiedene Objektive gibt. Auch für überschaubares Budget sind tolle Optiken verfügbar. Und das ist nur der kleine Ausschnitt, den ich für die M-Files betrachtet habe.
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Was bekomme ich für mein Geld? Beim Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Voigtländer 21/4 spitze. Es kostet neu nur einen Bruchteil dessen, was man für ein Zeiss Biogon 21/2.8, ein Leica Super-Angulon 3.4/21, oder ein Leica Elmarit 21/2.8 Asph. (hinten, von links) ausgeben muss.
Es gibt online zahlreiche Quellen, wo passende Korrekturprofile für viele Zeiss- und Voigtländer-Objektive gesammelt sind. Man kann auch versuchen, selbst eine solche Codierung auf dem Bajonett eines Objektivs vorzunehmen. Ich würde das nicht tun und gehe auch nicht weiter auf das Thema Objektivprofile ein, denn der Schwerpunkt der M-Files liegt ja auf der analogen Fotografie.  Drei Fragen, die man sich stellen kann Wenn es darum geht, ob statt eines Leica-Objektivs auch eines von Minolta, Konica, Voigtländer oder Zeiss in Frage kommt, kann man sich (neben einer Klärung des Budgets) drei Fragen stellen: Soll das Objektiv ausschließlich analog verwendet werden oder auch digital? 
  1. Soll das Objektiv ausschließlich analog verwendet werden oder auch digital? 
  2. Was erwarte ich von der gewählten Brennweite ganz genau?
  3. Spielt Werterhalt für mich eine Rolle? 
Nach einjähriger Arbeit an den M-Files würde ich kurz und knapp so antworten: 
  1. Wer es ausschließlich für analoge Fotografie nutzt, wird mit einem Objektiv eines Fremdherstellers vermutlich stets zufrieden sein. 
  2. Bei längeren Brennweiten (35 Millimeter und mehr) sind die neueren Objektive von Zeiss und Voigtländer eine gute Wahl, meist auch für den Digitaleinsatz. 
  3. Ein Zeiss/Voigtländer/ …-Objektiv kauft man zum Benutzen und nicht mit der Option auf einen guten Wiederverkauf. Der Wertverlust ist beträchtlich.
Das in Kürze. Ich führe es im Folgenden noch etwas genauer aus. Das Zeiss ZM 35/2.8 ist vorzüglich, wenn man auf Film fotografiert – aber problematisch auf der digitalen M262. Die digitalen Ränder mit dem Flatfield-Plugin von Lightroom zu korrigieren, ist mühsam. Analoge Fotografie stellt andere Ansprüche an die Objektive Meine Arbeit an den M-Files hat einmal mehr bestätigt, dass Film als Aufzeichnungsmedium gnädiger ist als ein digitaler Sensor. Durch die materielle Beschaffenheit Filmmaterials kommt es weniger darauf an, in welchem Winkel und in exakt welcher Tiefe das Licht auftrifft. Und: Der subjektive Schärfeeindruck ist bei Film wichtiger als die objektive Schärfeleistung, wie man sie in der 1:1-Pixel-Ansicht eines Digitalbildes sieht.
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Wenn man digital mal bei 21 Millimetern angekommen ist (hier: Voigtländer Color Skopar 21/4), werden die Nachteile mancher Optiken schon recht deutlich. Farbfehler kann man korrigieren, Schärfeprobleme nicht.
Sogar ein 24-Megapixel-Sensor stellt meiner Erfahrung nach höhere Ansprüche an die Schärfe und Auflösung eines Objektivs als der Kodak Ektar 100, der als schärfster Farbnegativfilm der Welt beworben wird. Auch mit dem modernen Ektachrome 100 Diafilm zeigt sich das. Oder andersherum: Ältere Objektivrechnungen, die für den legendären Kodakchrome 64 oder ultrahochauflösende Schwarzweiß-Filme gut genug waren, werden für die Arbeit auf Film wohl für immer ausreichend sein. Denn dass da jetzt noch große Qualitätssprünge durch technische Durchbrüche passieren, glaube ich eher nicht. Auf der digitalen Seite dagegen (SL2 und M10-R lassen grüßen) werden die Sensorauflösungen weiter steigen und die Anforderungen an die Objektive erhöhen. Das ist die Strategie einer Industrie, die mangels anderer Ideen auf einem schrumpfenden Markt immer neue Bedürfnisse erzeugen muss. Nicht alle der nicht-Leica-Objektive, die ich benutzt habe, werden da standhalten können (und vielleicht auch nicht alle älteren Optiken von Leica selbst, wobei die Vintage-Versuche von Claus Sassenberg an der Leica M10 Monochrom sehr ermutigend sind).  Je kürzer die Brennweite, desto mehr Vorsicht ist im Digitaleinsatz angebracht Ich bin kein Optik-Wissenschaftler, sondern nur ein fleißiger und kritischer Anwender. Da hat mir meine Arbeit an den M-Files folgenden groben Zusammenhang gezeigt: Je extremer eine Brennweite ist, desto schwieriger ist es, unter allen Umständen und auf allen Medien ein perfektes Bild zu bekommen. Hier in den M-Files geht es ja um Messsucherkameras und folglich um kurze Brennweiten. Aber im (Super-)Telebereich ist es auch nicht wirklich anders.
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Ein kleines Schmuckstück – aber im Wert wird es nicht raufgehen. Trotz des großen Namens Carl Zeiss haben die ZM-Objektive nicht annähernd das Prestige von Leica-Optiken.
Insgesamt habe ich im Bereich von 35 und 50 Millimetern mehr überzeugende Ergebnisse mit nicht-Leica-Objektiven gesehen als im Superweitwinkelbereich. Wer also in Richtung 21 Millimeter tendiert, sollte sich den Kauf einer Fremdhersteller-Optik gut überlegen, wenn digital eine Option sein soll. Vielleicht ist dann das phänomenale Super-Elmar 21/3.4 von Leica doch die bessere Wahl. Für ein 50er dagegen ist das günstige Zeiss Planar eine echte Alternative. Voigtländer und Zeiss: Objektive zum Benutzen und nicht zum Sammeln Die allermeisten Stücke, die ich in den M-Files vorgestellt habe, zeichnen sich (bisher) nicht nur einen besonderen Sammlerwert aus. Sie tragen weder das begehrte „Made in Germany“ noch ein besonderes Markenprestige. Im besten Fall wurden oder werden sie einfach gekauft, um sie für das zu benutzen, wofür sie gedacht sind – zum Fotografieren.
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Das Fotografieren ist nur der erste Schritt. An der analogen Fotografie ist vor allem das Prozesshafte interessant. Keiner der Schritte ist besonders schwierig, also nur Mut zum (Wieder-) Einstieg!
Auf eine Wertsteigerung zu spekulieren – etwas, das bei Leica-Produkten tatsächlich eintreten kann –, wäre vermessen. Es ist eher so, dass immer wieder neuwertige Zeiss- oder Voigtländer-Objektive deutlich unter Neupreis weggehen. Nun ja, des einen Leid, des anderen Freud‘: Wer zum Beispiel neu in die Messsucherwelt einsteigen will, kann auch mit begrenztem Budget gute Optiken erwerben. Eine attraktive Kombo aus 21er, 35er und 75er zum Beispiel kann gebraucht, wenn es nicht unbedingt Leica sein muss, weniger kosten als ein einziges Summicron oder Summilux. 3. Was ist wichtig bei einer Rückkehr in die analoge Welt? Wer jemals auf Film fotografiert hat (oder dies nie aufgehört hat zu tun), weiß: Wenn man analog arbeitet, müssen ein paar Sachen zuverlässig funktionieren. Zunächst muss der Nachschub an Filmen gesichert sein. Nach ein paar Jahren bangen Zweifelns bin ich mir inzwischen recht sicher, dass es auf lange Sicht noch Filme geben wird. Vielleicht in geringerer Vielfalt und sicher zu steigenden Preisen, aber immerhin. Dann braucht man jemanden, der einem die Filme entwickelt. Das kleine Labor oder der kleine Fotoladen um die Ecke sind vielerorts Geschichte. Ob man sich Drogeriemärkten anvertrauen will (und wie lange diese noch Filme annehmen), ist auch so eine Sache. Aber es gibt hervorragende Dienstleister, zu denen man seine Filme einsenden kann. Ich habe beste Erfahrungen mit Jörg Bergs und dem Team von www.meinfilmlab.de gemacht.
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Jede Kamera aus dieser ziemlich einmaligen Runde – in Verbindung mit der Begrenztheit eines 36er-Films – lehrt bewusstes und diszipliniertes Fotografieren. Genau: Erst denken, dann auslösen.
Das schönste Bild ist nicht viel wert, wenn man es nicht gemeinsam betrachten kann. Also braucht der Analog-Fotograf Abzüge (aus dem Labor oder vielleicht sogar aus dem heimischen High End-Drucker), aus denen man übrigens sehr liebevoll ein Fotoalbum gestalten kann. Oder man schaut sich Dias an; gebrauchte Projektoren gibt es zuhauf. Schließlich ist vielleicht auch das eigene Labor eine Option. Zum Entwickeln von Schwarzweiß-Filmen reicht ein Wechselsack, eine Dose, ein paar Hilfsmittel und Chemikalien. Mit einer kleinen, vielleicht auch temporären Dunkelkammer hat man beim Anfertigen von Abzügen auch den letzten Prozessschritt in den eigenen Händen, das ist ein ganz besonderes Vergnügen. Vergrößerer sind gebraucht oft günstig, beim Kauf aber auf ein gutes bis sehr gutes Objektiv achten! Auf den ersten Blick hat das analoge Fotografieren einen stattlichen Preis – ob mit einer Leica oder einer anderen Kamera. Die Digitaltechnik hat den alten Zusammenhang zwischen der Anzahl von Bildern und den Kosten ja weitgehend aufgelöst beziehungsweise verschleiert. Das hat dazu geführt, dass viele von uns irgendwie doch zu Knipsern wurden. Den Preis (und hoffentlich auch den Wert) jedes einzelnen Fotos neu zu erfahren, kann schmerzhaft und heilsam sein. Im besten Fall kommen wir wieder dahin, weniger Bilder zu machen, vor dem Auslösen besser nachzudenken, ein Gespür dafür zu entwickeln, wann es gut ist. Belohnt werden wir dadurch, dass die Bildauswahl im Nachgang viel weniger Arbeit macht. Ja, ich glaube, die Analogkamera kann eine gute Lehrmeisterin sein.
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Sieben Kameras, unzählige Möglichkeiten. Denn es ist ja zum Glück der Fotograf, der die Bilder macht, und nicht der Apparat.
Und jetzt noch ein letzter, unorthodoxer Gedanke. Eine M10 Monochrom kostet derzeit (Frühjahr 2021) 8350 Euro und wird vielleicht 15 Jahre halten. Für 4600 Euro gibt es eine neue analoge MP (man braucht aber Geduld). Mit der Differenz von 3750 Euro kann man sich mindestens 15 Jahre lang mindestens je zehn Schwarzweißfilme kaufen, entwickeln und professionell scannen lassen (zu heutigen Preisen). Die MP wird dann aber noch weitere Jahrzehnte ihre Dienste verrichten. Es ist also diskutabel, ob die analoge Fotografie wirklich teurer ist als die digitale, wenn man das Gesamtpaket betrachtet. Noch krasser fällt die Berechnung aus, wenn man die billigen gebrauchten Spiegelreflexkameras aus den 90ern betrachtet. Und selbst die unsterblichen Klassiker wie Canon AE1, Nikon FM, Olympus OM-1 sind zwar nicht mehr billig, aber immer noch recht erschwinglich. Da kommt man mit schmalem Budget schon ziemlich weit in Sachen Ausrüstung und kann stattdessen in Verbrauchsmaterial investieren. 4. Was hat die Messsucherwelt sonst noch zu bieten?
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Exotisch: Rollei Sonnar 40/2.8 auf Leica SL, hier vor allem zum Testen. Die Messsucherwelt hat natürlich viel mehr zu bieten als Kameras und Objektive mit M-Bajonett. Wie wäre es mit einer alten Contax oder ihrer Wiedergängerin aus dem Hause Yashica-Kyocera?
In den M-Files ging es naturgemäß nur um Kameras und Objektive mit M-Bajonett. Natürlich ist die Messsucherwelt viel größer und vielfältiger. Aus den 30er bis 50er Jahren gibt es zahllose andere Kameras, von bekannten und unbekannten Herstellern gleichermaßen. Von der bahnbrechenden Contax bis zu billigen Schraubleica-Kopien aus Russland ist alles dabei. Auch hier gilt das eingangs Gesagte über das Risiko, das man beim Kauf alter Kameras eingeht. Aber in der Regel ist das finanzielle Wagnis sehr viel geringer. Eine weitere Option ist das moderne G-System von Contax. Es war wirklich ein tapferer Schritt von Yashica-Kyocera, 1994 ein modernes Messsucherkamerasystem als Konkurrenz zur Leica auf den Markt zu bringen. Mit allem, was damals Stand der Technik war – Autofocus, TTL-Blitzen, Zoomsucher und mehr. Die Qualität wird als gut beschrieben, und es gab ein attraktives Programm von Zeiss-Objektiven zur G1 und ihrer Nachfolgerin G2. Trotzdem war die G-Serie von Contax nur eingeschränkt erfolgreich. Nach elf Jahren stellte Yashica-Kyocera sein Messsucherkamera-Programm ein, sicher auch als Antwort auf den rapiden digitalen Wandel dieser Jahre. G-Kameras und -Objektive waren dann jahrelang sehr günstig zu bekommen, erst in letzter Zeit zog es etwas an. Ich habe nie mit einer Contax G fotografiert – aber vielleicht hat einer der Leser hier ja Erfahrungen und ist bereit zu berichten? *** Für mich ist die Reise rund ums Leica-M-System hier nun erst einmal zu Ende. Ja, die M Files haben einen Haufen Arbeit bereitet. Und hätte ich das vorab so gewusst, hätte ich die Aufgabe vielleicht nicht angepackt. Aber Spaß hat es dennoch gemacht, und ich danke Claus Sassenberg dafür, dass er dem Projekt eine deutschsprachige Heimat gegeben hat (die internationale Version ist auf www.macfilos.com zu finden). Auch er hat viel Mühe ins Redigieren und Aufbereiten gesteckt. Danke aber auch an alle interessierten Leser, Kommentatoren und neuen Korrespondenzpartner. Für Sie, für Euch habe ich das, was ich mir in den M Files erarbeitet habe, aufgeschrieben.   Und jetzt gehe ich raus und mache Fotos.
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Sie haben das Ende der M-Files erreicht. Danke für die Aufmerksamkeit sagt deren Autor, der hier gerade eine schöne Minolta CLE mit einem Zeiss Biogon 21/2.8 ZM ausprobiert. © Emanuel Jauch
Zum Ende dieser Serie möchte ich ein letztes Mal betonen, dass meine Arbeit an den M-Files unabhängig von kommerziellen Interessen ist. Ich erhielt und erhalte dafür keinerlei Zuwendungen von den genannten Firmen oder Geschäften. Dennoch bedanke ich mich bei Lichtblick und dem Leica Store Konstanz für Rat und Tat sowie für einige kleinere Zubehör-Leihgaben. Beide Geschäfte sind sehr empfehlenswert. Bitte unterstützen Sie aber vor allem ihren Fotohändler vor Ort, wenn es noch einen gibt. Für alle Anliegen rund um (auch ungewöhnliche) Filter- und Taschenbedürfnisse habe ich immer gerne Detlef und Renate Stier auf von fotologisch.com als gute Anlaufstelle empfohlen. Ihre Internetseite iwar eine tolle Informationsquelle und allemal weit mehr als ein Online-Shop. Leider ist seit Mai 2024 damit Schluss. Alle Informationen, die ich in den M-Files über den praktischen Einsatz von Kameras und Linsen teile, stammen aus eigener Erfahrung. Mit allen Geräten, über die ich schreibe, habe ich persönlich über einen längeren Zeitraum gearbeitet. Die wichtigsten Quellen, die ich für die technischen und historischen Fakten im Projekt M-Files verwendet habe, sind die Anleitungen der Hersteller und weitere Informationen, die von ihnen in Broschüren und online veröffentlicht wurden. Andere sehr hilfreiche Quellen waren: Stephen Gandy (www.cameraquest.com ,weit mehr als ein Onlineshop), Peter Lausch (www.lausch.com, mit Wiener Schmäh, sehr kenntnisreich) und Hamish Gill sowie einige seiner Co-Autoren (www.35mmc.com, ebenfalls eine beachtenswerte Seite). Bei meinen Recherchen entdeckte ich auch KJ Vogelius aus Schweden, der sich sehr gut mit Leica C-, Zeiss ZM- und Voigtländer M-Mount-Objektiven auskennt und coole Bildbeispiele zeigt (http://gear.vogelius.se). Und auch wenn die eigentlichen Leica M-Objektive in den M-Files nur am Rande gestreift wurden, habe ich natürlich auch die umfangreichen Werke des jüngst leider verstorbenen Erwin Puts gelesen, sowohl online als auch in seinen Büchern. Wenn jemand noch tiefer einsteigen will, kann ich überdies Sean Reid (www.reidreviews.com) sehr empfehlen. Seine Seite ist jeden Cent des moderaten Mitgliedsbeitrags wert!

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Die M-Files: M-Mount-Objektive, -Kameras und passendes Zubehör jenseits von Leica M

Die M-Files sind ein Langzeit-Projekt, das sich auf Foto-Ausrüstungsteile mit oder für Leica M-Bajonett konzentriert, die von anderen Firmen als Leica hergestellt wurden oder die nicht zum M-System von Leica gehören. Es verfolgt einen mehr oder weniger enzyklopädischen Ansatz, ohne wissenschaftlich zu sein. Der Schwerpunkt liegt immer auf der praktischen Nutzung von Kameras, Objektiven und anderen Produkten. Zu den in den M-Files besprochenen Produkten gehören Kameras, Objektive, Sucher, Belichtungsmesser und mehr. Einige der Marken auf der wachsenden Liste sind Contax, Konica, Minolta, Rollei, Voigtländer und Zeiss.

Hier geht es zum M-Files Navigator, der einen einfachen Zugang zu allen Artikeln auf Deutsch und Englisch und Reviews nach Produkttyp und Marke ermöglicht.

Find out more about the project and get access to all English versions of the M Files episodes (including this article in English) on www.macfilos.com.

4 Comments

  1. Lieber Jörg-Peter,

    vielen, vielen Dank für die große Mühe, die Du Dir mit diesen sehr umfangreichen Darstellungen gemacht hast. Es war eine Freude, alles zu lesen und hat mich an vielen Stellen inspiriert, wieder mit analogen Kameras zu fotografieren. Die ersten 3 Filme sind im Labor in Leipzig und ich habe gerade die Entwicklung bezahlt. Sobald sie zurück sind, geht es ans Digitalisieren. Ich werde Claus berichten, da er mich freundlicherweise mit einem ES-2 versehen hat.

    Dank der Epidemie und den Folgen des „Eingesperrtsein“ scheinen viele Fotografen auf den Weg der analogen Bilder und insbesondere auf alte Kameras und Objektive zurück zu kommen. Das lese ich an den Preisen ab, die auf eBay für einige Dinge erzielt werden können. Ob die dann noch weiter steigen, wird die Zeit zeigen. Das ist eine Anregung für Dich, vielleicht in 5 Jahren noch mal eine Nachbetrachtung der Entwicklung zu machen.
    Auf jeden Fall kann ich für mich jetzt schon sagen, daß die M10 und die analogen Kameras meine Herangehensweise beeinflußt haben. Ich mache weniger Bilder, bewußtere Bilder und das Aussuchen der guten ist noch schwieriger geworden.

    In diesem Sinne, vielen Dank, bleib gesund bzw. negativ und hab viel Spaß beim Fotografieren.
    Viele Grüße,
    Dirk

    • Jörg-Peter Rau

      Lieber Dirk,
      ich freue mich, wenn Du die M-Files gerne gelesen hast. Dafür habe ich sie ja geschrieben. Und besonders glücklich bin ich, wenn jemand das Gelesene gleich die Tat umsetzt, wie Du es gemacht hast. Auch ich nehme ein wieder steigendes Interesse an der analogen Fotografie wahr, und sowohl mein Fotohändler auch das Minilab hier in Konstanz bestätigen das. Mal sehen, ob es ein Hype ist. Ich habe mir das Thema jedenfalls für 2026 auf Wiedervorlage genommen :-). Nein, im Ernst, bei den gebrauchten Leica-Sachen könnte es sich schon auch zu einer Blase entwickeln. Aber das Schöne ist in jedem Fall, dass der return on invest als Benutzer- und Besitzerstolz und in Form einer eigenen fotograisch/künstlerischen Weiterentwicklung zuverlässig kommt (wenn man sich darauf einlässt).
      Also viel Spaß am Fotografieren auch für Dich, alles Gute, Jörg-Peter

  2. Volker Brockmann

    Hallo Jörg-Peter,
    vielen Dank für dieses in allen Teilen lesenswerte Mammut-Projekt. Eine tolle Darstellung der Nicht-Leica-Welt mit ihren vielen Facetten! Prima, dass das Fotografieren mit diesen Geräten im Vordergrund stand. Schön zu sehen, dass es zumindest mit Einschränkungen und für Film noch interessante Alternativen zu den M’s gibt. Obwohl mich Qualität und Leistungsvermögen der Leica’s überzeugen und auch reizen, gehöre ich zu denen, die sich den Wechsel nicht leisten wollen. Wie Du sagst macht ja nicht die Kamera die Fotos. Meine Favoriten wären die Hexar RF und die Minolta CLE. Aber die Elektronik … Ich habe mir vorgenommen bei kostspieligeren Kameras auf Elektronik zu verzichten. Ein langes Kameraleben ist wahrscheinlicher, so lange es gute Feinmechaniker gibt. Deine Sichtweise zu den Kosten der analogen Fotografie teile ich voll und ganz. Die Betrachtung lässt sich gut auf das Mittelformat mit 120er Rollfilm übertragen. Wenn man auch erst einmal schluckt, wo der Preis pro Bild bei professioneller Entwicklung mit Scan liegt, stellt sich doch schnell wieder Gelassenheit ein, sobald man einen Blick auf die Preisschilder der digitalen Kameras geworfen hat. Da sind wie beim Kleinbildfilm und Leica seeehr viele schöne Bilder möglich…

    Grüße an den Bodensee
    Volker

    • Jörg-Peter Rau

      Lieber Volker,
      vielen Dank für die Rückmeldung. Ich freue mich immer, wenn jemand – und sei es nur aus einer Laune heraus – analog fotografiert. Man kann dabei, aber muss keinesfalls, hohe Summen in Ausrüstung investieren, das macht es ja so interessant. Elektronische Bauteile sind dabei oft das Problem; oft aber auch nicht. Wenn man nicht viel investiert hat, kommt zur persönlichen Enttäuschung kein hoher Verlust. Bei ganz hochwertigen Kameras würde ich aber auch eher zu mechanischen Modellen neigen.
      Dir weiterhin viel Spaß mit welcher Kamera auch immer,
      Jörg-Peter

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