In vorausgehenden Blog habe ich über die ziemlich schwammige Rechtssicherheit gesprochen, die wir (Hobby-) Fotografen haben, wenn wir Bilder in der Öffentlichkeit machen. Man kann immer nur auf den Goodwill der Abgelichteten hoffen. Aber bei einer Sache kann man beruhigt draufhalten, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen. Wie es so schön im Rechtsdeutsch heisst: Bleibende Werke an öffentlichen Wegen. Genauer festgelegt im sogenannten „Panoramaparagraphen„. Wer da dann zufällig herumsteht, kann sich nicht beschweren, wenn er auf dem Bild landet.
Vor ein paar Tagen hatte ich in Herford (unserer Kreisstadt) zu tun, dort steht seit einiger Zeit (2005) das „Marta“, ein bemerkenswertes Bauwerk des Architekten Frank Gehry. Vor kurzem in Berlin war ich schon an einem seiner Schöpfungen vorbeigekommen, nämlich der DZ Bank am Pariser Platz, neben der amerikanischen Botschaft. Dort war ich zu sehr auf den Besuch im Reichstag fixiert, habe aber schon vorgemerkt, das nächste Mal einen Blick ins Atrium zu werfen. Es gibt sogar noch ein Gebäude von ihm in nächster Nähe von Vlotho, nämlich das Energie-Forum in Bad Oeynhausen.
Das „Marta“
Das Marta also gehört eindeutig zu den „bleibenden Werken“, für die der Panoramaparagraph einen Freibrief ausstellt. Ich hatte natürlich die M10 dabei. Aber statt des üblichen Weitwinkel-Objektivs von 18 bis 28mm bei Architektur-Fotografie nahm ich…das 90mm Macro Elmar. Ich hatte weniger vor, das Bauwerk im Ganzen zu fotografieren (so interessant es ist, wirken solche Fotos eher langweilig dokumentarisch) , sondern war auf Details aus. Das 90er Macro-Elmar zeigt schon bei Blende f/4.0, bei der alle Fotos gemacht wurden, Hochleistung. Ich liebe es wegen seiner kompakten Bauweise, es ist versenkt und ohne Sonnenblende kaum größer als das bisher (bevor es das 28er Summaron gab) kleinste M-Objektiv, das 28er Elmarit.
Und so sieht man hier die Linien, die irgendwann auf dem Reissbrett Frank Gehry’s ihren Ursprung hatten. Von den Fotos geht eine gewisse abstrakte Bildwirkung aus. Entwickelt wieder mal in LR, nur Tonwertkontrolle, Gradationskurve starker Kontrast, Standard-S/W-Mischung mit Blaufilter, Profilkorrektur und Rauschunterdrückung genullt.
Übrigens, ich sah heute zufällig auf die Webseite eines Leica-Stores: Die M10 wird jetzt mit einer Wartezeit von drei bis sechs Monaten geführt. Ich wäre kein Mensch, wenn das bei mir nicht ein Gefühl der Selbstzufriedenheit auslösen würde. Asche auf mein Haupt…
Drei Wochen auf Reisen und dann komme ich wieder und entdecke gleich einen Beitrag nach dem anderen hier, das gefällt mir!
Und ja, das 90er ist ein tolles, ich vermisse es. Hab es gehabt und zu wenig eingesetzt und bin mir nicht im Klaren, ob ich das gleiche wieder nehme oder eben das 2.4 / 90er, letzteres aufgrund der Lichtstärke und des deutlich geringeren Preises.
Jetzt gerade in Südnorwegen habe ich ein Tele schmerzlich vermisst, und ich glaube, gerade verschwinden viele Teleaufnahmen, weil sich der auf Weitwinkel stürzt. Mich inbegriffen. Gerade in der Architektur kann ein Tele bis zu 300mm eine tolle gestauchte Perspektive bieten.
Übrigens war es genau das 90er Elmar Makro, mit dem ich die M-Fotografie entdeckte. Ich habe drei Monate mit nichts anderem fotografiert und genau das war das spannende daran.
Das letzte Motiv (L1034727.jpg) spiegelt im Glas augenscheinlich zwei Fotografen mit unterschiedlicher Kamerahaltung sowie Hintergrund wider?
Mit einer Ausnahme ging es wohl mehr um die Darstellung einiger grafischer Aspekte und weniger um die Identität des Objektes an sich, oder?
Warum gab der Architekt dem Gebäude diese Form und verwendete diese Materialien? In welchem Kontext steht der Bau zu seinem Umfeld und welchen Zweck dient er? Und was zeichnet den Dekonstruktivismus (Architektur) in den gezeigten Fotos aus?
Die zwei Fotografen bin ich…
In der Tat, wie im Blog erwähnt, ging es mir mehr um abstrakte Aspekte als um Dokumentation. Das Marta ist ein Museum (einfach dem Link folgen, dann hat man weitergehende Infos).
Was den Dekonstruktivismus betrifft: Frank Gehry hat dieses Stilmittel hier sicher verwendet. Das macht das Gebäude auch so fotogen.
Die zwei Fotografen bin ich…
… fotografiert im Brennpunkt eines Parabolspiegels!
Diese Perspektive unterstreicht prima die räumliche Illusion des zweidimensonalen Bildes.
Ob die Farbkontraste der gespiegelten Silhuette im Rücken des Fotografen und die Farbgebung des Glasportals eine 3D-Effekt noch vertsärken könnten, wäre eine LR Sitzung wert, oder – etwa mit verpoppten (interpretierende) Farben?