Our methods may seem strange and indirect. Even incomprehensible. But I assure you we know what we’re doing.
Philip K. Dick, „Adjustment Team“, Kurzgeschichte von 1954. Zufällig dasselbe Jahr, in dem Leica die M3 vorstellte…
Das oben stehende Zitat müsste eigentlich jeder, der mit irgendeiner Leica-M fotografiert, in grossen Lettern auf dem T-Shirt gedruckt tragen. Die wenigsten unserer Mitmenschen können etwas mit dem Begriff „Messsucher“ anfangen, und das macht auch gar nichts. Gar nicht so selten führt die „Gestalt“ der Kamera zu interessierten Nachfragen von Zeitgenossen, die ansonsten an den üblichen Boliden von Canikon achtlos vorüberlaufen. So, als wäre in einer langen Reihe von Mähdreschern plötzlich ein Jaguar E-Type dazwischen.
Ich hab gar nichts gegen die Mähdrescher. Sie sind praktisch und an den Job angepasst, den sie erfüllen sollen. Aber macht es Spass, damit zu fahren? Sind sie…schön? Oder besser, ästhetisch? Einfach und intuitiv zu bedienen? …Genau.
Ein Neubeginn
Als die Leica M9 neu war, legte ich meine Vollformat-DSLR zur Seite und habe seither nicht zurückgeblickt. Ich fange jetzt nicht an, Leica-Merketing nachzuplappern (das „Wesentliche“ u.s.w.), aber während die meisten (fernöstlichen) Hersteller versuchen, in ihre Spitzenmodelle (mit oder ohne Spiegel) alles reinzupacken, was nur geht, macht es Leica umgekehrt. Statt durch immer mehr Einstell-Optionen Menüs zu erschaffen, gegen die sich der Fiebertraum eines LSD-Junkies noch übersichtlich ausnimmt. Eine Kamera ist eine Kamera ist eine Kamera, um mal Getrude Stein ein bisschen abzuwandeln…
Wer mit Schaum vor dem Mund zusammenbricht, wenn ihm klar wird, dass eine Leica-Messsucherkamera weder Autofokus, Bildstabilisierung, Lächel-Erkennung noch ein Klappdisplay aufweist, ist möglicherweise in der falschen Zielgruppe. Medizinisch angeraten ist, solche Leute vorsichtig an die simple Wahrheit heranzuführen. Die plötzliche Erkenntnis, dass bei jedem Foto eigentlich nur Blende, Belichtungszeit und ISO eingestellt werden müssen, könnte das Zentralnervensystem, ohnehin angeschlagen durch den vergeblichen Versuch, die Logik in telefonbuchdicken Bedienungsanleitungen zu finden, vollends destabilisieren. Da auch niedere Hirnfunktionen betroffen sind, ist mit Übelkeit, Erbrechen, Inkontinenz, Sehstörungen, Ohrensausen, Zahnfleischbluten und Haarausfall zu rechnen. Mittlerweile wird der Formenkreis als Post-Exposure-Sony-Trauma (PEST) zusammengefasst…
Die Meisten können sich nicht vorstellen, mit einer (fast) manuellen Kamera einer Vielzahl an Situationen gerecht zu werden. Aber die Meisten können sich auch nicht vorstellen, wie man auf der Querflöte eine Bach-Sonate spielt – und es geht trotzdem.
Eine konsequente Entwicklung
Nachdem ich fast vier Jahre die M240 in Gebrauch hatte (und davor die M9), flatterte mir im Januar 2017 die M10 ins Haus. Sofern ein solch massiver Klotz aus Messing, Glas und Magnesium-Druckguss flattern kann. Die „Dichte“ war weniger überraschend als die deutliche Veränderung der Haptik im Vergleich zur M240 durch die paar Millimeter, die an der Tiefe des Gehäuses eingespart worden waren. Sie hatte nun fast wieder die Dimensionen einer analogen M und das war irgendwie…schön.
Ich sehe schon die hämisch verzogenen Mundwinkel der Spötter. Jahrelange Entwicklung, und das Gehäuse ist flacher. Grossartig. Aber da war noch mehr. Oder besser gesagt: Weniger. Nämlich Knöpfe. Und Video. Und damit Menüpunkte. „Truth is ever to be found in simplicity, and not in the multiplicity and confusion of things.“ Das hat Sir Isaac Newton gesagt. Gäbe es eine göttliche Strafe für die, die gegen diesen Grundsatz verstossen, sässe die Mehrzahl der Kamera-Entwickler im tiefsten Schlund der Hölle. Für jeden „frei belegbaren“ Knopf hundert Jahre länger braten…
Aber natürlich war der Sensor eine Neuentwicklung und braucht nur noch eine Handvoll Photonen, um daraus ein banding-freies Signal zu machen. Basis-ISO ist um die Hälfte weniger als bei der M240, das erspart in vielen Fällen einen ND-Filter und damit lästiges Geschraube. Der Messsucher war plötzlich noch grösser und heller, wer hätte damit gerechnet?
Update, 23.01.2019: Die Basis ISO der M10 ist 200, ISO 100 ist leider ein Pull-Wert mit Dynamik-Verlust gegenüber 200. Trotzdem hat der Sensor andere erstaunliche Eigenschaften, die mir da noch nicht klar waren. Mehr dazu im Blog „Die Sensoren der Leica M10 und Q – Schawarze Magie?“
Und einen Drehknopf mehr gab’s doch – wo früher mal die Rückspul-Kurbel für den Film war, fand sich jetzt ein ISO-Wahlrad, gut gesichert gegen versehentliches verstellen. Und entgegen der Stimmen einiger, die immer was zu nörgeln suchen, finde ich ihn da gut platziert. Wo sollte er auch sonst sein? In der Mitte der Rückwand, wo bei analogen Kameras die Empfindlichkeit des Belichtungsmessers eingestellt wurde, befindet sich ein Monitor. Und der gehört bei einer digitalen Kiste auch dahin! Schliesslich will man doch mal die Komposition prüfen, das Histogramm sehen oder Live-View benutzen. Der aufsteckbare Sucher (auch „Warze“ genannt) mag ja nicht schlecht sein, ist mir aber zu viel Gefummel und bläht die Kamera unschön auf.
Die M10 knüpfte nahtlos an den Gebrauch der M240 an, die mir sehr gute Dienste geleistet hat. Es ist natürlich angenehm, den grösseren Messsucher zu nutzen oder mehr „Luft nach oben“ für ISO zu haben, aber nicht nur das, all die kleinen Verbesserungen machen in der Summe sehr viel aus.
Ausdauer
Sie ist ein echtes Schmuckstück, aber ich bin kein Vitrinen-Fetischist. Sie muss bei mir unter allen Umweltbedingungen „abliefern“, zum kuscheln ist sie sowieso zu hart. Sachen wie Halfcases oder modische Trageriemen nerven mich. Sie muss es aushalten, in den Mountainbike-Rucksack gestopft zu werden oder in einen Beutel hinter den Sitz eines Wildwasser-Kanus. Den schottischen Regen am Ben Nevis machte sie genau so mit wie die Hitze am Gardasee oder Minustemperaturen in den Alpen. Wenn es schnell gehen sollte bei Konzerten oder Events wurde sie oft unsanft behandelt. Stösse und heftiges Schütteln ertrug sie ohne murren, wie alle ihre Vorgänger.
Etwas übertrieben habe ich vielleicht, als ich sie im Juni „volle Lotte“ und mit Schwung aufs Strassenpflaster knallen liess. Das dabei entstehende Trägheitsmoment hätte bei der Masse der Kamera bestenfalls Star-Trek-Technologie ausgeglichen. Der Sensor zeigte danach nur noch ein Motiv… und das war irgendwie ein furchtbarer Schneesturm. Nach Murphy’s Gesetz war das natürlich nur wenige Tage vor der Hochzeit eines guten Freundes, die zu fotografieren ich versprochen hatte. Der Customer Care nahm das Unfallopfer in Gewahrsam und stellte mir von einem Tag auf den anderen für die Zeit der Reparatur kostenlos einen neues M10-Gehäuse zur Verfügung!
Bei Durchsicht der Fotos aus der M10 des letzten Jahres wurde mir (mal wieder) klar, was alles mit einer Messsucherkamera möglich ist, wenn man sich darauf einlassen will. Reportage, Street, Landschafts-, Architektur-, Reise-, Porträt, Low-Light-, Event-, Konzert- oder Hochzeitsfotografie sind sichere Punkte. Aber selbst bei Gelegenheiten, bei denen man normalerweise mit Autofokus besser bedient ist, kann man das Manko mit etwas Erfahrung ausgleichen. Zugegeben, zum manuellen Fokussieren müssen die Augen gut funktionieren. Das Messfeld im Sucher verzeiht keine Fehler, ausser man fotografiert grundsätzlich mit Blende 16 (nicht zu empfehlen).
Und ausserhalb all dieser Amateur-Aktivitäten hat die M10 die Familie im Alltag, in Urlauben oder bei besonderen Anlässen begleitet. Zum Beispiel bei den Feierlichkeiten rund um die Abi-Entlassung meiner älteren Tochter. Das alles wird Ende jedes Jahres in einem Foto-Buch gesammelt und dient als Chronik der Familie.
Vielseitig und Kompakt
Das Adjektiv „vielseitig“ im Zusammenhang mit einer Leica-M zu verwenden, ist schon gewagt. Aber für mich ist sie das. So mancher DSLR-, Sony- oder Fuji-Fan wird da milde hinter vorgehaltener Hand hüsteln und damit leichte Zweifel anmelden (wenn wir mal die wohlerzogenen Vertreter dieser Spezies nehmen, die anderen werden vermutlich entrüstet schnauben oder hämisch lachen). Aber ich brauche die M10 eben nicht für „spray and pray“, nicht für Sportarten, bei denen ich weit weg vom Geschehen bin, nicht für Flugshows (die in Deutschland seit dem Unglück von Ramstein kaum stattfinden), ich bin kein Vogelkundler oder Paparazzo.
Ich lege viel Wert auf die Kompaktheit der Kamera und des Systems überhaupt. Gewicht hin oder her, die Kamera mit den manuellen Objektiven ist so klein, dass man sie mühelos den ganzen Tag dabei haben kann, in Städten, beim Wandern, Mountainbiken oder ähnlichen Aktivitäten. Sie ist diskret: Bei klassischen Konzerten ist der Geräuschpegel des Verschlusses kein Störfaktor (und wenn ich absolute Lautlosigkeit brauche, gibt’s die Q), und einen Blitz benutze ich persönlich gar nicht. Sie wirkt auf Fremde nicht so bedrohlich wie die meisten anderen Vollformat-Teile. Vor allem, wenn noch ein dickes Zoom davor ist, das man unwillkürlich mit einem Raketenwerfer assoziiert.
Analoge Kontrollen
Des weiteren liebe ich die „analogen“ Kontrollen. Ich brauche einfach den Blendenring am Objektiv, die Tiefenschärfe-Markierungen, das Zeitenrad. Ein Blick auf die Kamera, ein- oder ausgeschaltet, ich weiss immer, wie ich dran bin. Für mich ist die Bedienung intuitiv, sie „verschwindet“ beim fotografieren. Mit der Q ist es genauso. Und durchaus auch bei Fuji (aber kein Vollformat, und der X-Trans-Sensor macht laut Sean Reid immer noch Probleme). Aber so viel mehr gibt’s da nicht. Selbst die neue CL ist nichts für mich. Und M-Objektive an anderen Kameras? Die Leica CL und SL sind als Plattform o.k., aber der Vorgang des Fokussierens mit Fokus-Peaking zeitraubend. Noch schlechter sieht’s bei Fremd-Marken aus. Sobald man mit Brennweiten unter 50mm arbeiten will, muss man neben der umständlichen Entfernungseinstellung mehr und mehr Abstriche bei der Bildqualität ausserhalb der Bildmitte machen.
Ich lese mir die letzten Abschnitte durch und stutze. Wo habe ich das schon mal gelesen? Natürlich bei praktisch jedem, den das Messsucher-Fieber gepackt hat. Aber auch, wenn wir das alles gebetsmühlenartig herunter rattern oder wie eine kaputte Schallplatte klingen, ist das deswegen nicht weniger wahr.
…und unterm Strich?
Und mein Fazit nach einem Jahr, in Anbetracht der Tatsache, das in bestenfalls drei bis vier Jahren mal eine M11 herauskommt? Völlig entspannt. Im Gegenteil, ich bin froh, mich nicht von den hektischen Modellzyklen anderer Hersteller kirre machen zu lassen. Denn eins ist ganz klar: Wenn von einer Kamera jedes Jahr (oder sogar häufiger) ein „verbessertes“ Modell herauskommt, ist das nur Abzocke der Naivlinge, die glauben, sie müssten immer „the latest and greatest“ haben. Wer wird denn plötzlich zum besseren Fotografen, nur weil er marginal mehr Sensordynamik oder höhere ISO nutzen kann?
Wenn mir heute einer eine M9 in die Hand drücken würde, eine Kamera, die mittlerweile gut 10 Jahre alt ist, könnte ich auch damit bestens leben. Sicher, kein Live-View, weniger ISO, der Sensor ist laut DxO qualitativ weit abgeschlagen… na und? Wenn man mit so einem Teil umzugehen weiss, braucht man auch heute keinen Vergleich zu scheuen. Wer jedoch der Meinung ist, er müsse seine Kamera nach dem letzten DxO-Ranking aussuchen, der gehört zu denen, die immer noch nicht gemerkt haben, dass der Kaiser keine Kleider anhat.
Das erste Jahr ist um. Ich sehe mir die Bilder an und frage mich: Was will ich mehr? Sicher kann man immer was verbessern. Elektronischer Verschluss, Bildstabilisierung, ein zweiter Speicherkarten-Slot? Keine Ahnung, mit der M10 komme ich jedenfalls noch lange klar.
Hier noch eine Galerie mit Bildern von allen möglichen Gelegenheiten aus dem letzten Jahr:
Hallo Claus,
Mein Beitrag kommt ziemlich spät im Vergleich zu den vielen anderen. Ich hatte bis vor anderthalb Jahren noch eine M240 und habe dann aufgerüstet zur M10. Vom Technischen her bin damit voll zufrieden. Die Bildqualität von den technischen Daten sprechen auch für sich. Der Bildeindruck im ganzen wirkt auch moderner, wie auch bei deinen Bildern gut zu erkennen ist. Allerdings habe ich den Eindruck bei den RAW s in Lightroom der M10 wesentlich flacher wirken. Ich muss mehr an den Reglern schrauben, bis das Ergebnis passt. Das ist auch erstmal kein Problem, daran habe ich mich gewöhnt und die RAWs bieten auch ordentlich Bearbeitungsspielraum. Mein Problem sind die Grüntöne. ( Bäume Gras Büschwerks usw.) Da habe ich den Eindruck, dass diese bei der M240, leuchtender, schärfer, mit mehr Microkontrasten schon out off cam kamen. Bei der M10 bekomme ich das nicht so hin.Wirkt bei mir immer wie Grün angestrichen. Ich sehe aber, dass du das wirklich gut hinbekommen hast bei deinen Landschaften, das Grün sieht sogar besser aus als die deiner M240 Bilder. Darf ich fragen, wie du das hinbekommen hast? Wenn mir das gelingt, bin ich wirklich bei der M10 angekommen. Sonst ist alles besser. Vielleicht kannst du mir helfen.
Herzliche Grüße aus Berlin
Klaus
Hallo Klaus,
du hast schon recht mit den „flacheren“ DNG’s bei der M10, aber das ist eigentlich eine gute Sache, denn es steckt mehr Bearbeitungsspielraum darin. Aber das ist ja auch für dich gar kein Problem.
Das andere sind die Grüntöne – wiederum: fein beobachtet. Geht mir genauso. Meist ist die einfache Lösung, den Cyan-Anteil (in LR unter „Farbe“, Slider „Tönung“) manchmal deutlich zu erhöhen, das bewirkt quasi eine „Tonwertrennung“ ansonsten ziemlich gleichartiger Grüntöne.
In schwereren Fällen griff ich tatsächlich zu DxO-Filmpack 4, das ich noch hatte. Einfach die Filmemulation von Kodak-Portra darüber gelegt („generic“, d.h. nur das Farbprofil wird genommen, keine Körnung oder andere „fake-analog“ Effekte). Seltsamerweise trennten sich dann die Grüntöne auch besser auf, ohne dass es dem Bild schadet oder irgendwie „über-bearbeitet“ aussieht. Aber da ist halt auch nicht viel passiert, ausser dass dadurch zugrundeliegende Farbprofil die Grüntöne besser trennt. Habe ich aber nur bei Landschaftsbildern mit viel Grün so gemacht.
Sonst bin ich nicht der Typ, der sich Farbprofile selbst strickt. Meistens kam ich schon mit „mehr Cyan“ klar, und das ist sogar bis heute bei der M11 so.
Hoffe, das hilft dir weiter (sonst M10: Immer noch top und ein großer Fortschritt gegenüber der M240), viele Grüße,
Claus
Hallo Claus,
Danke für die schnelle Antwort. Ich werde das mal testen.
Lieber Rene
Claus sei Dank, bin ich auf dich aufmerksam geworden. Deine Reportage über den Werkplatz Schweiz gefällt mir sehr gut, Blick auf die Details, das Wichtige ohne das langweilige Drumherum. Dynamik in SW. Ich selber bin an einem Lanzeitprojekt, eine Reportage über Münchenbuchsee, das Dorf in dem ich lebe.
Werde in Zukunft öfters auf deiner Seite zu Besuch sein, so wie ich den Blog von Claus fast täglich besuche :-). Bei Claus gibt es immer wieder Interessantes, Amüsantes, Witziges und viel zum Schmunzeln.
LG aus Buchsi
Lieber Claus
Wie immer ein guter und ausgewogener Bericht. Nach 9 Monaten würde ich meine M10 niemals hergeben. Kompakt und unauffällig. Zuverlässig für alle meine Einsätze von der Fabrikhalle bis zum erklimmen von Gipfeln der Schweizer Alpen.
Dank Deinem Blog habe ich mich nicht nur für die M10 entschieden, auch konnte ich die richtigen Linsen kaufen.
Danke!
René
PS: Hier eine kleine Arbeit, dank Deiner Hilfe…
https://blog.leica-camera.ch/de/2018/02/11/die-m10-im-einsatz-am-werkplatz-schweiz/
Lieber René,
danke für diese nette Rückmeldung! Ich freue mich ehrlich, dass die Arbeit, die ich mir mit meiner Webseite mache, für andere eine Hilfe zur Meinungsbildung ist. Nicht nur plattes Fanboy-Gequatsche oder nachplappern von Leica-Marketing.
Ich freue mich insbesondere, weil ich bereits zuvor dein Projekt im Schweizer Leica-Blog gesehen und für mich gedacht habe: Hier ist jemand, der mit seinem Werkzeug wirklich umgehen kann! Und wie immer: Du könntest das auch mit einer anderen Kamera und gutem Glas schaffen, denn der Fotograf macht die Bilder! Aber zumindest für mich muss ich sagen, dass es mit der M10 halt mehr Freude macht!
Viel Erfolg weiterhin, immer eine Hand am Berg (und eine an der Kamera),
Claus
Ja, der Fotograf muss diskret dabei sein, die M baumelt unter dem Jackett, vielleicht mit dem Elmarit-M 28mm, man lässt dich gewähren, man nimmt dich nicht so richtig ernst und schon hast du ein mehr an Spielraum. So konnte ich den gare du Nord in Paris ungestört fotografieren, fast 90 Minuten habe im 1. Stock entscheide Momente abgewartet, um Aufnahmen zu machen, die erstaunen lassen. Der gare du Nord ist im übrigen auf meiner Homepage: http://www.joachimstorch.de zu sehen, aufnahmeobjektiv 18mm. Im übrigen hat die Polizei meinen Galeristen, der mit großer fotobagage ausstaffiert sich als Fotograf versuchen wollte, schlichtweg aufgefordert, das fotoequipment wieder einzupacken, er war einfach zu auffällig. Herzlich Joachim Storch, Düsseldorf
Hallo Claus,
hat mal wieder Spaß gemacht, bei Dir zu lesen. Ich teile auch Deine Einschätzung. Nur in einem Punkt habe ich bei der M10 ein (kleines) Störgefühl: Nur ein Kartenslot wäre mir für den professionellen Einsatz zu unsicher. Jetzt kann man sicherlich argumentieren, dass dafür kein Platz mehr in dieser kompakten Kamera ist. Aber der zweite Slot ist nun einmal Standard, zumal es bei Leica ja Probleme mit der Bildaufzeichnung gegeben hatte, was ich bei der M10 auch bemerkt hatte.
Ist das ein no go? Natürlich nicht, die M10 ist eine tolle Kamera, für die ich das (kleine) Risiko des fehlenden zweiten Kartenslots eingehe. Das würde ich nicht für jede Kamera tun
LG von Thomas
Hallo Thomas,
doch, vom professionellen Standpunkt aus ist der fehlende 2. Slot wirklich ein Problem. Als Hochzeitsfotograf z.B. würde mich das echt nervös machen. Aber das gilt natürlich für jeden Auftrags-Job.
Für die M10 ist der Zug hardwaremässig abgefahren, möglicherweise könnte man ein Backup mit W-Lan laufen lassen, aber das kostet reichlich Akku. Also, no risk, no fun…
Viele Grüße,
Claus
Die M7 und die M10 sind die einzigen noch neu ab Werk erhältlichen Messsucherkameras ihrer Gattung mit den Alleinstellungsmerkmalen:
klein – schnell – einfach
Ausgestattet mit einem Weitwinkelobjektiv agiert der Fotograf mitten im Geschehen, intuitiv und ohne die Szene zu verändern.
Lieber Claus
Ein toller Jahresrückblick mit deiner M10. Danke, ist immer ein Freude Deine Artikel zu lesen.
Als Q Besitzer schätze ich die schon für mich die Vorzüge einer Leica und bin erst daran, mich mit dem Messsuchersystem anzufreunden. Dafür habe ich im Moment eine M5 eines guten Freundes ausgeliehen bekommen. Dort ist noch die Belichtungsmessung aber etwas anders. Sichtbar ist diese unten im Messsucher inkl. Messleiste mit Messnadel, Nachführzeiger und Messlineal. Nicht ganz einfach, aber ich bin mir sicher damit Erfahrungen zu sammeln, falls sich doch noch in der Zukunft eine zusätzliche Messsucherkamera dazugesellt.
Du schreibst oben in Deinem Artikel, dass du in den Städten ein Mini Stativ benützt. Da ich erst seit kurzem mit meiner Q ein Pol, ND Filter sowie ein leichtes Reisestativ benütze und bald München und Kopenhagen besuchen werde, wollte ich Dich fragen, was für ein Mini-Stativ Du in Städten benützt und wo in Deinen Augen die Vorteile oder Nachteile zwischen einem leichtem Reisestativ (circa 1.3 kg) und einem Mini-Stativ liegen.
Einen lieben Gruss aus der kalten und trüben Schweiz
Maurizio
Hallo Maurizio,
der Vorteil bei dem kleinen Manfrotto-Mini-Stativ ist einfach, dass es unten in der Vortasche meiner Hadley Digital seinen festen Platz hat. Kurz: Ich habe es immer dabei, es belastet mich überhaupt nicht. Wenn sich plötzlich der Drang einstellt, ein Foto mit minimaler ISO zu machen, das die Belichtungszeit des aus der Hand machbaren überschreitet, genügt ein Griff in die Tasche. In Städten findet sich in der Regel eine Mauer, Brüstung oder ein Geländer.
Nichts gegen Reisestative, ich habe auch eins, aber das Ding kann noch so klein sein, man hat es nicht „zufällig“ dabei.
Ich habe vor einigen Jahren das Manfrotto Mini-Stativ 709B gekauft, es wurde mit einem kleinen Kugelkopf geliefert. Du siehst hier ein Bild (unten in dem dem Beitrag Paris im August 2015) auf dem die M240 darauf montiert ist. Das war auch so eine Gelegenheit: Ich konnte Kamera und Ministativ durch das Gitter auf die Brüstung des Triumphbogens schieben und so mit Live View Fotos machen. Die „grossen“ Stative hingen alle vor dem Gitter fest!
Ich habe mal kurz nachgesehen: Manfrotto bietet das Stativ in der Form nicht mehr an, aber das „Untergerüst“ (ohne den kleinen Kugelkopf). Man könnte das nehmen und sich einen Kugelkopf dazu suchen, oder eines der „moderneren“ Mini-Stative. Für mich ist das Teil, was ich habe, ideal: Es ist total starr, wenn ausgeklappt, ganz aus Metall (ziemlich unzerstörbar) und hält wegen der breiten Spreizung der Füsse selbst schwere DSLR’s.
Viele Grüße aus dem ebenso trüben Ostwestfalen,
Claus
Lieber Claus
Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Text und rasche Antwort. Dieses passt wirklich in jede Tasche. Werde mir ein solches Mini Stativ mal anschauen.
Einen Gruss aus der Schweiz
Maurizio
Hallo Claus,
sehr schöner Jahresrückblick! Und bei jedem Bild hast Du die wichtigsten DREI zusammengeführt:
1. zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein
2. als Fotograf Dein Handwerk perfekt zu verstehen
3. und eine Kamera dabei, mit der Du Dich wohl fühlst!
Für den dritten Punkt hast Du mit der M10 einen würdigen Kandidaten gefunden. Bin gespannt auf Dein Fotojahr 2018!
Jürgen
Auch Henri Cartier-Bresson probierte anfänglich eine einfache Brownie Box, eine 9×12 cm Kraus und eine 6×6 cm Rolleiflex in den ersten zehn Jahren aus; bevor er seiner favorisierten 35 mm Kamera dauerhaft treu blieb.
Hallo und guten Abend,
ich liebe Ihre Berichte und Erfahrungen, sie zu lesen ist immer wieder ein Hochgenuss! Chapeau….
Vielen Dank und ich kann immer davon profitieren.
Herzliche Grüße vom Tegernsee
Andreas
Lieber Claus,
als meine Frau mir zu Weihnachten das Buch „Meine Erfahrungen mit der Leica“ von Dr. Paul Wolf schenkte ( er ist mit den ersten Leicas aufgewachsen und hat sie mit den damaligen Objektiven beschrieben, sozusagen ähnlich Deinem Blog in Buchformat um 1925), schrieb meine Frau mir folgendes Zitat ins Buch: „Ja, ich bin ein Träumer,…denn nur Träumer finden ihren Weg durchs Mondlicht und erleben die Morgendämmerung bevor die Welt erwacht.“ Es stammt von Oscar Wilde.
Sagt das nicht schon alles über das Fotografieren mit einer Leica? Vielleicht gibt es Leica-Sammler und Technik-Fetischisten mit Kameras, die demnächst völlig autonom durch die Stadt sich bewegen und selbst entscheiden, was sie fotografieren, die genau deswegen nicht mit einer Leica M fotografieren, weil sie nicht träumen können? Ohne Traum kein lebendiges Motiv? Menschen, die sich hinter etwas verstecken, um von ihrer Unfähigkeit abzulenken?
Ist es nicht so, das Kameras, die alles und noch mehr können, die eigentliche Fotografie zunehmend zerstören?
Es ist einfach schön, eine Leica vors Auge zu halten und sich Zeit zu nehmen für ein Motiv, um es zu fühlen. Und dabei zu riskieren, dass man es verpasst.
Liebe Gedanken von Kai
Lieber Claus,
wie wahr, wie wahr …
Neulich war ich seit langem in einem Fotogeschäft und habe dabei die für mich „alten“ DSLR-Gehäuse im Schaukasten gesehen – klobig, schwer und auffällig.
Wo ich nun auch auf fast zwei Jahre Leica M-Nutzung zurück blicken darf, verlocken jene mich nicht mehr mit einem „haben-will“-Wunsch. Ganz im Gegenteil, seit die Leica M mich begleitet, interessieren mich Neuauflagen jedwelcher Kameras, auch der M10, nicht mehr.
Absolute Zufriedenheit mit dem System lässt nur noch den Wunsch nach dem einen oder anderen weiteren Objektiv aufkommen.
Sollte jedoch die M(240) irgendwann auch bei mir den Dienst erfolgreich vollbracht haben, wird einer M10 oder Nachfolgerin wohl kaum etwas im Wege stehen.
M – mehr braucht´s nicht …
Herzliche Grüße,
Martin