Es war 2009, da kam ich auf die Idee, eine Fotografie-Webseite zu erstellen. Zu der Zeit hatte ich mir in meiner Heimatstadt bereits einen Namen als Landschaftsfotograf gemacht. Ich hatte viel von anderen Foto-Enthusiasten im Net gelernt und fühlte mich bereit, etwas von meinem erworbenen Wissen und Erfahrungen weiterzugeben. Ich nutzte MobileMe und iWeb, um mir einen Webseite zu basteln. Das Design erscheint heute altbacken, damals war es ganz ansprechend. Eine „learning curve“ begann, die bis heute anhält.  Schaue ich mir heute die ältesten Beiträge an (die nicht mehr online sind), erröte ich ein wenig ob einer gewissen Naivität und der Steifheit des Schreibstils. Von den Fotos ganz zu schweigen, denn was ich damals unter „Postprocessing“ verstand, würde ich heute als Vandalismus bezeichnen. Zum Glück machte ich schon da seit Jahren Raw-Bilder, viele der alten Aufnahmen können im neuen Glanz erstrahlen.

Canon 5D Mark II mit EF 24-105mm f/8 1/125sec ISO 100

Südtirol, auf dem Ritten. Foto mit der Canon 5D Mark II

 

Einer der Hauptwendepunkte in meinem „fotografischen“ Leben (nach dem Wechsel zur digitalen Fotografie in 2001) war die Entdeckung der M9 in 2010. Ich weiß noch, dass ich vor meinem Monitor saß und nicht glauben konnte, dass es sich um eine neue Kamera handelt (zu der Zeit hatte ich die Canon 5D II). Und doch… ich vermute, irgendein genetisches Gedächtnis musste es verursacht haben (oder vielleicht ein posthypnotischer Befehl),  jedenfalls dauerte es nicht lang, und ich hielt sie in meiner Hand.

Leica M9

Meine M9, die mir treu gedient hat.

 

Ich weiß nicht mit was für unsichtbaren Drogen Leica die Oberfläche der Kameras behandelt, aber von dem Moment an, als ich die M9 das erste Mal in Händen hielt, fand ich mich in einem neuen Universum wieder. Größer, schöner… und mit Sucherrahmen versehen!

Das spiegelte sich natürlich im Blog wieder, ich begann, meine „Messsucherwelt“ zu erforschen. Je mehr ich mich mit Leica beschäftigte, desto neugieriger wurde ich auf die analogen Vorgänger meiner M9. Als ich eine M3 angeboten bekam, griff ich zu, dazu fand ich ein versenkbares 50mm Elmarit-Objektiv. Als jemand, der noch zur Zeit analoger Fotografie grossgeworden ist, geniesse ich es manchmal, eine Rolle Film einzulegen und dem Tuchverschluss der M3 zu lauschen. In der Diskussion um analog oder digital werde ich keine Stellung nehmen, weil ich mich in beiden Lagern befinde! Beides hat seinen Wert.

Meine M3 (Bj. 1955) mit 50mm Elmar (Bj. 1963), versenkbar.

Meine M3 (Bj. 1955) mit 50mm Elmar (Bj. 1963), versenkbar.

 

Andere Kameras inspirierten mich auch, die Fuji X100 in ihren verschiedenen Versionen oder die X-Pro1. Ich schrieb auch einiges über sie, um zu zeigen, dass es auch andere gute Kamerahersteller gibt.

Aber „Panta Rhei“, Alles ist im Fluss. Die M240 kam, und ich war ein „Early Adopter“. Ich gehörte zu denen, die ohne Bedauern die neuen Möglichkeiten annahmen. Blog und Inhalte wuchsen und Google Analytics zeigte, dass es „da draussen“ tatsächlich Leute gab, die meine Webseite lasen. Ich lernte viele interessante und nette Menschen dadurch kennen.

Leica M9 mit 28mm Summicron asph.

Eines meiner ersten M9-Bilder in Berlin

Letztes Jahr wurde mir der Umgang mit iWeb endgültig zu mühsam (dauernd musste ich die Spinnweben wegwischen), ich „switchte“ zu einer WordPress-basierten Webseite in neuem, coolem Design.

Der jüngste Meilenstein ist die Leica Q, die ich erst nach langem Zögern erwarb. Als ich sie dann hatte, wurde mit klar, dass ich ihren Gebrauchswert total unterschätzt habe (oder hat Leica neue, noch perfidere Drogen zur Gehäusebehandlung entwickelt?). Jedenfalls benutze ich sie gleichberechtigt mit der M, und das konnte bisher keine Kamera schaffen.

Aber jetzt… der eigentliche Grund für diesen historischen Abriss. Vor ein paar Tagen kontaktierte mich Mike Evans, der die grosse, englischsprachige, in London basierte Webseite Macfilos betreibt. Mike spricht gut Deutsch und hat meinen Blog seit einiger Zeit verfolgt. Er kam auf die Idee, meine Inhalte auch seinem Publikum zugänglich zu machen (verlinken war keine Option, da er seinen Lesern keine deutschsprachige Seite anbieten kann), daher schlug er vor, bestimmte Blog-Beiträge zu übersetzen und auf seiner Seite zu präsentieren.

Macfilos

 

Nachdem ich meine Hyperventilation einigermassen im Griff hatte (denn Macfilos hat ein riesiges Publikum, sie erreicht fast eine Million Zugriffe im Jahr), fand ich die Idee grossartig, vor allem, weil ich im Austausch Beiträge von Macfilos ins Deutsche übersetze und hier veröffentliche, vielleicht zum Vorteil derjenigen, die aus verschiedenen Gründen nicht so flüssige Leser von englischen Webseiten sind. Macfilos ist wie meine Seite Non-Kommerziell und beschäftigt sich mit Apple, Leica und Fuji, was so ziemlich exakt auch meine technischen Neigungen widerspiegelt. Als Einstands-Artikel habe ich Mikes Review zur M 262 herausgesucht und übersetzt, ich bin sicher, dass dieses Thema für meine Leser von Interesse ist. Eventuell folgt bald etwas über die Fuji X-Pro2, die uns Leica-User gleichsam anspricht.

Mike, danke dass du mich für „würdig“ erachtest, zu deinen illustren Autoren zu gehören! Ich wäre ein verdammter Heuchler, nicht zuzugeben, das so etwas auch das Ego streichelt. Ich sehe der Kooperation gespannt und optimistisch entgegen!

 

Wegen des Beitrag-Bildes, kleines Kuriosum zum Schluss: Im Januar machte ich ein paar Landschaftsbilder vom Hof der Burg Vlotho, ein klassischer Ausblick über das Wesertal. Hier einmal das identische Motiv, einmal mit der Leica Q und einmal mit der M240 und dem 28mm Summicron.  Neben geringen Unterschieden in der Farbgebung (die Farben der Q sind „intensiver“, ich glich das M240 Bild durch leichte Erhöhung der Dynamik in LR an) und der Form der Sonne (wegen der unterschiedlichen Blendenlamellen) fällt etwas besonders auf: Die Bildränder! Die Q hat eine etwas weitere Ansicht als das 28er Summicron. Liegt die Q in Wirklichkeit bei 26 oder 27mm Brennweite, um die kamerainterne Kompensation der optischen Distortion auszugleichen? Keine Ahnung, aber irgendwas wird es sein… da fällt mir ein: Das Summicron hat natürlich ebenfalls in der M ein Korrekturmodul. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das Bild aus der optisch (viel besser als der Q) korrigierten Linse so weit beschnitten wird. Aber eigentlich juckt es mich wenig, ich sehe nur, dass ich mit beiden Bildern gut leben kann.

Leica M (Typ 240) mit 28mm Summicron asph. bei f/11 1/60sec ISO 200

Bild oben mit der Leica M und 28er Summicron

Bild unten mit Leica Q

Leica Q (Typ 116) 28mm Summilux f/8.0 1/60sec ISO 125

5 Comments

  1. Wolfgang Eggert

    Herzlichen Glückwunsch zur Kooperation! Das ist für beide ein Gewinn und der Leser freut sich zudem.

    Und schon lange einmal „nötig“: Vielen, vielen Dank für die immer sehr interessanten Beiträge.

    • Claus Sassenberg

      Vielen Dank für die Glückwünsche!

      Das Übersetzen macht einen Riesenspass und ist auch eine gewisse (neue) Herausforderung. Ich weiß, dass es Mike ebenso geht.
      Im Augenblick wähle ich meist Fuji-bezogene Artikel aus, weil ich zur Zeit selbst keine Kamera von Fuji habe (die arme X100T musste ja der Q weichen. Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich sie nicht doch hätte behalten sollen, aber zu spät…) und es ein Naturgesetz zu sein scheint, dass Leica-Fans Fuji mögen und umgekehrt.
      Aber es gibt mehr interessante Beiträge auch von Mikes Co-Autoren und zu anderen Themen, als ich Zeit habe zu übersetzen. Ich versuche, dran zu bleiben!

      Schöne Ostertage,

      Claus

  2. Hallo Claus,

    das hört sich interessant an, dass Du mit Mike Evans übereingekommen bist, Blogbeiträge gegenseitig übersetzt zu übernehmen. Diese Seite ist mir bekannt. Dies wird mit Sicherheit den Informationsumfang beider Blog´s steigern.

    In Deinem historischen Abriss wird mir unter Berücksichtigung Deiner bisherigen Artikel auch nunmehr immer deutlicher, was mich bisher am Umstieg zur Leica M (240) gehindert hat. Schön, dass es gerade diese Artikel genau jetzt gibt, wo ich gerade gestern die Leica Ausstellung „100 Jahre Leica“ in München mit einer Kurator-Führung absolut genossen habe. Rund 40 Personen, die meisten von Ihnen hatten Leica´s unterschiedlicher Ausführungen umhängen, gaben dem Ganzen dadurch noch einen besonderen „Spirit“.

    Hierbei wurde nochmals deutlich, wofür die Leica Messsucherkamera und deren Folgemodelle bis hin zur M (240) in erster Regel mit geschaffen wurden: Zur Reportagefotografie mit einem Leica-System der besonderen Art. Dafür ist sie prädestiniert, ist erste Wahl. Dies zeigt sich auch in Deinen Aufnahmen (Landschaftsaufnahmen ausgenommen).

    Das schliesst natürlich nicht aus, auch hervorragende und wertvolle Landschaftsaufnahmen mit ihr zu machen, wie auch Du in Deinem Blog in bemerkenswerter Weise zeigst.

    Hier jedoch zeigen sich für meine Art der Fotografie mit Schwerpunkt Landschaftsfotografie ernste Hindernisse auf:
    1. Gerade in Situationen, in denen der Dynamikumfang des Motivs deutlich größer ist als der des Sensors, ist für mich der Einsatz unterschiedlicher Grauverlaufsfilter absolut wichtig. Hier lege ich Wert auf ein weitestgehend technisch einwandfrei belichtetes Foto. Die Gefahr, bei vergrößertem Dynamikumfang ausgefressene oder abgesoffene Bereiche zu erzeugen, entgegne ich bei Filtereinsatz bereits zu Anfang des „Gesamtprozesses“ einer Aufnahme eines Fotos.
    Alternative Bildbearbeitungsmöglichkeiten zur Regelung des Dynamikumfangs im Nachhinein entfallen dann fast vollständig. Mehrfachbelichtung mit anschliessendem Überlagern der Aufnahmen werden in der Regel unnötig. Dies scheint mir mit der M (240) nicht ganz so einfach zu handhaben. Wenn auch nicht besonders stark ausgeprägt, so kann man es doch bei Deinen Bildern von der Burg Vlotho erkennen. Hier liegen aber, wie ich es einschätze, Deine Schwerpunkte anders.
    2. Der Liveview ermöglicht zwar ein Hineinzoomen ins Bild, jedoch kein „Wandern des gezoomten Ausschnittes“ zur Belichtungsmessung und Bestimmung des Dynamikumfanges. Gerade bei Arbeiten mit dem Stativ in Situationen von Available Light sowie bei kontrastreichen Tageslicht, wie ich es bevorzuge, fehlt mir diese Funktion.

    Ich bin dennoch großer Hoffnung, das Leica bei einen seiner kommenden Modellupgrades hier nachliefert. Dann wäre eine solche Leica M(???) mit den kleinen, manuell einzustellenden Objektiven wohl geradezu eine Offenbarung hinsichtlich Gewicht, Form- und Spassfaktor.
    Spätestens dann würde ich mit beginnen, mit den Füßen zu scharren … um meinen Traum von einer M mit zwei, drei Objektiven Wirklichkeit werden zu lassen

    Sollte etwas hinsichtlich meinen Eindrücken nicht stimmen oder alternativ lösbar sein, so lasse ich mich gerne belehren.

    Herzliche Grüße nach Vlotho,

    Martin

    • Claus Sassenberg

      Hallo Martin,

      deine Feststellung, dass die M-Reihe für die Reportagefotografie geschaffen wurde, ist völlig korrekt und in diesem Bereich setzte ich sie meist ein. Denn die Landschaftsfotografie ist bei mir mehr und mehr zur Nebensache geworden. Allerdings würde ich nicht sagen, dass die M9 oder die M dafür ungeeignet sind, das ginge denn doch zu weit. Wenn ich mal Bildbereiche überbelichte, liegt das mehr an meiner Faulheit, entsprechende Filter (die ich habe) vorzuschrauben. Bei der M240 lassen die sich auch problemlos anwenden. Der Dynamikumfang machte mir nicht einmal bei der M9 (die laut DxO unterirdisch war) Sorgen.

      Aber all das, was du sagst, ist vollkommen richtig, für reine Landschaftsaufnahmen sind andere Kameras vermutlich besser. Nur sind mir die Eigenschaften als Messsucherkamera ungefähr 10 000 mal wichtiger als der Rest. Dann die Weltklasse-Objektive, die auf keiner anderen Plattform so gut funktionieren. Und das ist eben der Punkt: Jeder muss seine eigenen Schwerpunkte setzen.

      Also, Martin, keine Belehrung, denn dein Standpunkt ist völlig nachvollziehbar, ein Werkzeug muss eben dem entsprechen, was man damit bearbeiten will…

      Liebe Grüße,

      Claus

      • Hallo Claus,

        natürlich sind weder die M9 noch die M ungeeignet für die Landschaftsfotografie, genauso wie ich Deine Ausführungen ausdrücklich nicht als belehrend empfinde – ganz im Gegenteil!

        Davon ganz abgesehen bin ich absolut begeistert von einer Leica M, welchen Typs auch immer und der Leica Q. Deshalb fällt mir eine entsprechende Entscheidung hin zum Systemwechsel nach Leica zur Zeit auch absolut schwer.
        Wegen der von mir aufgezeigten Punkte jedoch würde sie bei mir im Moment eher als „sehr gute“ Zweite fungieren, welches einerseits meinen Rahmen sprengen würde, andererseits meine Einstellung hin zu nur einem System widersprechen würde. Würden meine fotografischer Schwerpunkt wie bei Dir gelagert sein, wäre meine Entscheidung hin zur Leica M schon gefallen und umgesetzt.

        Für mich gilt es hier einfach noch etwas zu warten und zu hoffen, dass Leica entsprechend die vermissten Eigenschaften einfügt. Gut Ding will halt immer noch Weile haben … 🙂

        Liebe Grüße,

        Martin

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