Seit dem 11. Dezember werden die Raw-Dateien aus der Leica D-Lux 7 offiziell in Lightroom unterstützt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich aus gegebenen Anlass und auch jahreszeitlich bedingt sehr viele Low-Light Fotos gemacht. In Farbe konnte ich sie allerdings bis dahin nur als JPG aus der Kamera nutzen (siehe voriger Blog-Beitrag).
Nachdem nun die RWL-Dateien der D-Lux endlich voll verfügbar waren, prüfte ich sie in Bezug auf Rauschverhalten und Dynamik. Eins ist ganz klar: Die Bildqualität von Vollformat-Kameras wie der M10 oder der Q können sie nicht erreichen. Aber die D-Lux 7 schlägt sich verblüffend gut, wenn das auch ein Äpfel-mit-Birnen-Vergleich ist.
In die eigene Falle getappt: Ich hatte manuell 1/125s eingestellt, aber die ISO bei 3200 begrenzt. Dieses Foto war als JPG aus der Kamera nicht zu gebrauchen, weil unterbelichtet, die RWL-Datei hingegen konnte ich auf die passende Helligkeit einstellen. immerhin entspricht das ISO 12500! Alle Fotos in diesem Beitrag sind ohne Rauschunterdrückung.
Man braucht sich keine Illusionen darüber zu machen, dass auch Raw-Dateien nicht etwa „pure“ Sensordaten sind, sondern der Hersteller durch die Firmware schon sehr stark modifiziert, was man da präsentiert bekommt. Verzeichnung, Chromatische Aberration, Farbschema (nicht zu verwechseln mit „Farbraum“, den man selbst festlegt) sind klar dabei, aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung auch Rauschunterdrückung bei den hohen ISO-Werten, wenn auch diskret.
Beim experimentieren mit den Raw’s der D-Lux 7 kam mir ein Verdacht, den ich vor ein paar Tagen bestätigt sah, als der Review der Panasonic DC-LX100 II auf Dpreview herauskam. Beim Test der Sensordynamik kam nämlich zum Vorschein, dass dieser die Eigenschaft der „Invarianz“ aufweist, und was das ist, darüber habe ich schon vor längerer Zeit ein Tutorial geschrieben.
Trotzdem kurz zusammengefasst: Ein solcher Sensor wird bei allen ISO-Werten immer gleich angesteuert, die Raw-Datei (und natürlich das Kamera-JPG) wird von der Kamerasoftware „hochgezogen“. Man spricht auch von „ISO-losen“ Sensoren. Die M10 und die Q gehören nicht zu der Kategorie! Ein interessantes Zwischending ist zum Beispiel der CCD-Sensor der M9, darüber ist hier zu lesen.
Eine ganze Reihe Sony-Sensoren sind so geartet (tauchen auch in diversen Nikons auf), ebenso die X-Trans-Sensoren von Fuji. Meine letzte invariante Kamera war die Fuji X100T, auch die hatte ich mal daraufhin getestet.
Nun also die D-Lux 7. Das ist schon gut zu wissen, weil es durchaus Konsequenzen für die „Taktik“ der Belichtung bei Low-Light gibt. Man kann die ISO eher niedrig halten, tendenziell unterbelichten (vor allem, wenn man möglichst kurze Belichtungszeiten einsetzen möchte) und die Raw’s ohne Strafe in Form von Rauschen im Raw-Konverter auf den passenden Wert hochziehen. Vorteil ist vor allem die Schonung der Highlights. Nun macht auch ein im Menü verborgenes Detail Sinn, es nennt sich i.Dynamik (intelligente Dynamik?). Es wird nur kurz erklärt (Seite 173 der Bedienungsanleitung), dass Kontrast und Belichtung automatisch angepasst werden, wenn der Helligkeitsunterschied zwischen Motiv und Hintergrund groß ist. Man kann verschieden „starke“ Stufen einstellen, oder „Auto“. Ich würde sagen, wir haben es hier mit derselben Funktion zu tun, die bei Fuji-Kameras „DR 200, DR 400 oder DR Auto gennant wird (da diese Fujis auch Invariant sind).
Gestern Abend besuchte ich den Weihnachtsmarkt in Minden mit der alleinigen Zielsetzung, die D-Lux 7 in dieser Hinsicht zu testen. Das Wetter war denkbar schlecht, die meiste Zeit regnete es.
Das Verhalten der resultierenden RWL-Dateien in LR war erwartungsgemäss, die 2 bis 3 EV unterbelichteten Bilder liessen sich ohne weiteres auf den richtigen Wert ziehen. ISO 400 auf +3 EV korrigiert entspricht ISO 3200 bei etwa gleichem Rauschverhalten.
Es versteht sich von selbst, dass alle hier gezeigten Bilder ohne Rauschunterdrückung aus LR exportiert wurden.
Um das Ganze noch etwas systematischer anzugehen, machte ich noch eine Belichtungsreihe unter „kontrollierten Bedingungen“.
Bei diesen Belichtungsreihen (ich machte noch mehrere bei unterschiedlichen Belichtungszeiten) fiel mir auf, dass ISO 25000 sich nicht wesentlich von ISO 12500 unterscheidet (?). Man kann wohl annehmen, dass mit steigender ISO die Raw-Datei mehr und mehr modifiziert wird. Bei Fuji läuft das meines Wissens genauso (Quelle: Sean Reid).
Fazit: Die Leica D-Lux 7 hat zwischen ISO 1600 und 400 einen Belichtungsspielraum von ca. +2 bis +4 EV, allerdings hängt das auch vom real vorhandenen Licht ab. Wenn man normalerweise mit ISO 3200 oder ISO 6400 bei 1/60s „richtig“ belichten würde, kann man bei gleicher Blende und Zeit getrost auf ISO 400 oder 800 stellen. Highlights und möglicherweise auch Farbdynamik werden besser erhalten, bei gleichem oder sogar weniger Rauschen.
Aber Vorsicht: Zum einen ist die Bandbreite bei dem kleinen Sensor nicht so gross wie bei ISO-losen Vollformat-Sensoren (die man bis +5 EV ziehen kann), zum anderen gilt: Je mehr wirklich dunkle Bereiche im Bild sind, desto mehr fängt man sich dort Rauschen ein. Ich würde empfehlen, die Belichtungszeit oder Blende so zu wählen, dass das Raw-Bild nicht mehr als +2 oder +3 EV korrigiert werden muss.
Gestärkt durch diese Erkenntnisse machte ich gestern Abend noch einige Bilder auf dem Weihnachtsmarkt von Bad Salzuflen, den wir als Familie besuchten. Es regnete mal wieder in Strömen, was dem Andrang (wie man sieht) nicht schadete. Das witzige war, dass man aus aufgefangenen Gesprächsfetzen schliessen konnte, dass alle sich über die Menschenmenge wunderten, weil sie fest damit gerechnet hatten, bei diesem Sch… Wetter allein zu sein. Die D-Lux ist ja nicht Spritzwassergeschützt, aber der Regen machte ihr nichts aus (und ich hielt sie natürlich so trocken wie möglich). Ich fühlte mich mal wieder bestätigt, konsequent die Frontlinse mit einem B+W 007 Neutral-Filter zu schützen, der sich leicht (und ohne Skrupel) auch mal mit einem Papiertaschentuch von Wassertropfen befreien lässt. Die Low-Light-Regeln bei invarianten Kameras zu beachten, ist nicht schwer: Ich machte die Blende soweit auf, wie möglich, stellte auf 400 oder 800 ISO, und wählte die Belichtungszeit nach Bedarf (zwischen 1/30 und 1/250s). Im Slider ein paar Fotos von da, auch alle ohne Rauschunterdrückung. Dabei kann man bei Bedarf ohne besonderen Detailverlust das Luminanzrauschen in LR reduzieren (dazu reicht schon ein Wert von 14 bis 28 am Schieberegler).
Wenn ich auch nie zur D-Lux greifen würde, wenn ich von vornherein wüsste, dass ich die ultimative Low-Light-Performance brauche, muss ich sagen, dass ich mit ihren Qualitäten als „immer dabei“-Kamera mehr als zufrieden bin.
Ich wünsche allen Freunden dieses Blogs schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Sehr lehrreicher Beitrag
Pingback:Gibt es Unterschiede zwischen der Leica D-Lux 7 und der Panasonic Lumix LX-100 II ? | dokumentarfotografie von mahlke - street62
Klasse Artikel, habe was gelernt und wünsche mir noch viele Artikel zu dieser schönen Kamera. Alles Gute für nächstes Jahr!
Oh, Claus,
ein wenig Wehmut kommt auf bei den Gedanken an meine Zeit in Minden, an die hier gezeigte Kirche, die ich Sonntags besuchte. Habe nur fünf Minuten von ihr gewohnt.
Ich wünsche mir vom Weihnachtsmann, dass er mir im nächsten Jahr weiter Deine Bilder und Gedanken schenkt.
Ich weiß, dass Du zu den heute wenigen gehörst, die Weihnachten als Weihnachten wahrnehmen und so wünsche ich Dir und Deiner Familie, dass Euch Weihnachten auch dieses Jahr reich beschenkt mit Augenblicken, die vielleicht nur 1/1000 Sekunde dauern, aber sich für 1000 Tage einbrennen.
Ganz herzliche Grüße von Kai
Als ich dort war, habe ich tatsächlich an dich gedacht. Minden ist immer einen Besuch wert und hat vor allem Lebensqualität. Ich könnte mir auch vorstellen, dort zu wohnen.
Ich wünsche dir und deiner Familie auch ein gesegnetes Weihnachtsfest. Vergiss nicht (auch wenn es Bilder „nur für’s Herz“ gibt) ein paar Erinnerungsbilder zu machen. Die flüchtigen Augenblicke können 20 Jahre später wertvoll sein.
Claus