La Forge: Everything was normal and then, suddenly it’s like the laws of physics went right out the window.
Q: And why shouldn’t they? They’re so inconvenient.
Star Trek, Staffel 6, Episode 6: „True Q“
Die Rückkehr der… Leica Q3
Vor gut einem Jahr verkaufte ich meine Leica Q-P im Wahn. Sie fiel als Kollateralschaden einer Säuberungsaktion zum Opfer, die in bester McCarthy-Manier durch meine hypertrophe Kollektion von analogen Kameras fegte. Auf den zaghaften Hinweis der Q, sie sei doch schliesslich digital, verzog der Vorsitzende des „Komitees für un-digitale Umtriebe“ nur hämisch die Mundwinkel und liess den Hammer fallen. Ab ging’s in Arbeitslager in der E-Bucht. Die Leica M’s hatten sich zu der Zeit auf die Seite des Komitees geschlagen. Böse Zungen behaupten, sie seien ausserdem einfach neidisch auf die Q gewesen.
Tatsächlich stellte sich später heraus, dass es nur darum ging, mit neuen Objektiven aufzurüsten. Eine Art „Deep-State“-Verschwörung der M’s, die das zwar bis heute abstreiten, aber nach dem alten Grundsatz „Cui bono?“ als einzige Drahtzieher für die Gründung des berüchtigten Komitees in Frage kommen.
Die Zeit verging und mehr und mehr wurde mir die tiefe Wahrheit bewusst, die in Claudias vielzitierten abgewandelten Loriot-Zitat „ein Leben ohne Leica Q ist möglich, aber sinnlos“ liegt. Ich wartete auf die Q3, wann immer die erscheinen sollte. Dann kam der bewusste Tag. Ich war gerade dabei, Jono’s Review (den er mir zwei Tage vorher geschickt hatte) zu veröffentlichen, da trudelte die Mail von dem kleinen Fotogeschäft (beim Ku’damm um die Ecke) ein, sie hätten eine für mich reserviert und ob ich sie haben wolle. Ich wollte schon zurück fragen, ob die Erde eine Kugel sei.
Der Vertrauensvorschuss
Bisher hatte ich immer darauf vertraut, dass neue Leica-M oder -Q-Modelle mich nicht enttäuschen würden, und das war auch diesmal so. Dank des analogen „Oskar-Barnack-Gens“ in der Leica-DNA, ein Pendant zum Neandertal-Gen der Europäer. Ähnlich wie letzteres vermindert das Oskar-Barnack-Gen die Anfälligkeiten für bestimmte Krankheiten, die in der Kamerawelt umgehen. Vor allem der berüchtigte Bedien-Knopf-Ausschlag (Urtikaria Sonyferum) ist da zu nennen. Betroffenen Geräte spriessen immer mehr Knöpfe, deren Bezeichnung oft unzutreffend erscheint, weil sie zunehmen frei belegbar sind und am Ende kein Schwein mehr weiß, was wo geregelt wird. Dazu verzweigen sich die Menüstrukturen wie Krampfadern an Tante Trudes Wade.
Eine weitere Geissel sind Automatiken, heutzutage mit einem „touch“ KI. Sowas breitet sich zunehmend aus (selbst die Q3 kann sich davon nicht freisprechen, s.u.) und das mag ein Segen sein für die User, deren eigener IQ nicht den eines Toasters überschreitet. Für die meisten anderen ist hochgradig irritierend, wenn die Kamera einem das Denken abnehmen will. Denn eigentlich ist die auch dumm wie ein Brot. Gefährlich ist das für die, denen das nicht klar ist. Lässt man der Kamera ihren Willen, sind neurologische Probleme nicht auszuschliessen. Die Synapsen platzen nur so weg und im Schädel hört es sich an wie ein Beutel Popcorn in der Mikrowelle.
Erste Einstellungen
Die Q3 traf eines Nachmittags ein und das erste, was ich machte (nein, kein Unboxing-Video, so tief bin ich noch nicht gesunken), war, sie mit der USB-C Buchse an das Ladegerät meines iPad Pro zu hängen (wo die M11 auch immer ihren Saft herkriegt). Während die Kamera lud, nahm ich die Änderungen in der Morphologie in Augenschein und stellte nebenbei das Menü nach meinen Gewohnheiten um.
Im Kern sind das folgende Punkte: Dateiformat nur DNG (L-DNG), Autom. Weissabgleich, Belichtungs-Messmethode „Helle Bereiche betont“, AF-Modus „Feld“ (oder „Spot“, je nachdem), Bildstabilisierung „Auto“, Verschlusstyp Hybrid, Perspektivkorrektur aus, Autom. Wiedergabe aus, Im Display sollte unbedingt Wasserwaage, Histogramm und Highlight-Clipping angezeigt werden, Max. ISO Wert (erst mal) 25.000
Ich stellte den Dioptrienausgleich am Sucher ein (etwas fummelig), der im Menü auf „EVF erweitert“ steht, das heisst, das Display zeigt kein Live-View, auch wenn ich kein Auge am Sucher habe. Es zeigt bei Bedarf die Bildrückschau oder das Menü. Clever ist, dass das Sucherbild auf dem Display erscheint, sobald man es abklappt.
Die Leica Q3 hat weiterhin eine beruhigend geringe Anzahl von Bedienelementen. Wirklich geändert hat sich nur die Rückseite, um Platz für das Klapp-Display zu schaffen. Ich war überrascht, wie schnell ich die Nützlichkeit dieser Ergänzung schätzen lernte. Ich erspare mir hier die genaue Beschreibung der Unterschiede zur Q oder Q2 (ist erschöpfend in Jono’s Review zu finden), wichtig ist, dass die wesentlichen (pun intended) Foto-Funktionen und vor allem die manuellen Kontrollen gleich geblieben sind.
Die Belegung der Funktionstasten
Davon gibt es glücklicherweise eine überschaubare Menge. Weil man irgendwann wirklich nicht mehr weiss, wo was liegt, wenn man mal so eine „Viele-Optionen-Kamera“ anderer Marken zwei Wochen nicht benutzt hat. Bei der Q habe ich die zwei Tasten links neben der Daumenmulde anders als die Werkseinstellung belegt. Ich brauche machmal AE-L, um die Belichtung woanders als direkt im Motiv zu speichern, dann zu verschwenken, zu fokussieren und mit halbem Auslöser zu halten, nochmal zu rekomponieren und schliesslich auszulösen. Klingt kompliziert, „isses aber nich“. AE-L liegt auf dem rechten der beiden Knöpfe. Links liegt Werksseitig die Auswahl für die Sucherrahmen, aber das brauche ich nicht. Stattdessen vergrößere ich damit das Bild bei manueller Entfernungseinstellung. Wenn das automatisch (bei Drehen des Distanzrings) eingestellt ist, irritiert mich das immer. Ich stelle meist erst nach Sicht scharf und mache dann eine Feineinstellung bei Vergrößerung (und ohne Fokuspeaking, stört mich auch mehr, als es mir nützt).
Das Daumenrad bleibt für die Belichtungskorrektur (bei der „Klassik“-Q war es etwas schöner zu erreichen, aber vielleicht habe ich komisch angebrachte Daumen) und die Taste darauf regelt ISO-Werte.
Ein Blick in die Bedienungsanleitung
Normalerweise ist das ja bei M- oder Q- Leicas so, dass man kaum die überraschend umfangreiche Bedienungsanleitung frequentieren muss. Was nicht selbsterklärend ist, kennt man von den Vorgängermodellen. Aber manchmal ändert sich auch was oder es kommt was neues dazu und dann ist es falsche Arroganz, die Punkte nicht nachzulesen. Ich empfehle in der Hinsicht ein compartmentalizing. Also Sachen, die man persönlich braucht, zu studieren und den Rest einfach zu ignorieren (z.B. ist das bei mir alles, was mit Video zusammenhängt, das ist schon ein Großteil der Anleitung).
Beim Blick durch den Sucher (die Bildqualität ist enorm) versuchte ich, alle Ikons zu identifizieren, die am unteren und oberen Rand angezeigt werden. Bei zweien blinkten bei mir Fragezeichen über dem Kopf und das war das Stichwort für die Bedienungsanleitung. Das erste Symbol war „iAF“ und siehe da, der Autofokus der Kamera ist nicht nur gedankenschnell (das stimmt) sondern jetzt auch intelligent! Leider checkte er nicht meine Methode, mit Feld oder Spot mein Motiv anzuvisieren, den Fokus zu halten und dann zur gedachten Bildkomposition zu verschwenken. Der „intelligente“ Fokus denkt dann, das Motiv bewegt sich und beginnt es zu verfolgen, was meist damit endet, dass der Fokus nach der gewohnten Rekomposition daneben liegt. Habe ich sofort gekillt (offenbar Werkseinstellung) und gegen AFs ersetzt. Wenn ich was anderes brauche, ist das ja im Schnellzugriff-Menü (sehr nützliches Feature!) sofort erreichbar.
Man sollte also ein gesundes Misstrauen zu Funktionen entwickeln, denen ein kleines „i“ vorangestellt ist. Das ging gleich weiter mit iDR, auf ähnlicher Schiene, wenn auch nicht so destruktiv. Eine Funktion, die laut Anleitung angeblich nur für JPG’s gilt, nämlich wenn die dynamische Breite des Motivs die des Sensors überschreitet. Auch dieses Symbol leuchtete im Display und als ich es nachschlug wunderte ich mich, dass es überhaupt da war (wenn es doch nur JPG’s betrifft), weil ich als Output von jeher nur DNG’s eingestellt habe. Und wie bei der M gibt es ja mittlerweile zur Schonung der Highlights die Belichtungs-Messmethode „Helle Bereiche betont“.
Die Wahrheit ist: iDR wirkt sich in jedem Fall auf die Entscheidung der Kamera zu den Belichtungsparametern aus! Auch wenn „nur DNG“ eingestellt ist. Eine kurze Testreihe zeigte bei gleichem Motiv (mit sehr hellen und dunklen Bereichen), dass mit oder ohne iDR andere ISO (bei Auto-ISO) und Zeitwerte (bei Blendenpriorität) gewählt wurden. Da die Rückschaubilder von der JPG-Engine der Kamera generiert werden, sah man auch, dass die Schatten deutlich angehoben waren, wenn iDR an war. Das funktioniert also, bloss ist die Information, dass DNG’s nicht betroffen sind, leider Blödsinn. Übrigens scheint iDR sich noch mehr um die Schonung der Highlights zu bemühen, denn um die Schatten braucht man sich bei dem Sensor keine Sorgen zu machen. Die JPG-Engine hebt die bei eingeschalteter iDR einfach mehr an.
Ich habe iDR erst mal an gelassen, es kann nicht schaden, aber die Aussage, die Funktion beträfe nur JPG’s, ist nicht korrekt.
Nachdem das geklärt und die Kamera ausreichend geladen war, ging ich nach draussen um zu fotografieren. Abends machte ich Fotos vom Sonnenuntergang, sorry, so beliebig, aber ein guter Test für die Fähigkeiten des Sensors.
Ein kurzer Sensor-Check
Und der enttäuschte mich (verwöhnt, wie ich von der M11 bin) nicht. In LR konnte ich an den Schatten ziehen, bis es (das Bild) gruselig wurde. Am nächsten Tag machte ich einen kurzen Sensortest „indoors“. Ich stellte die Q3 auf ein Stativ und fotografiert die X-Rite Colorchecker Karte ab. Zunächst wegen Base-ISO.
Der niedrigste einstellbare ISO-Wert der Q3 ist 50. Man kann zwar gleich annehmen, das dies ein Pull-Wert ist (also niedriger als der für die Dynamik des Sensors optimale Wert), aber extra erwähnt wird das in der Bedienungsanleitung mit keiner Silbe. Dass Auto-ISO mit ISO 100 beginnt, spricht aber schon Bände. Ein einfacher Test bestätigte meine Annahme: Zwei Fotos, eines bei ISO 50, absichtlich deutlich überbelichtet (mit ausgebrannten Bildanteilen), das zweite bei ISO 100 mit gleicher Blende und halber Belichtungszeit (also äquivalenter Belichtung). Beide Fotos (DNG’s) in LR geöffnet, die Highlights werden so weit wie möglich zurückgenommen. Beim ISO 50-Foto ist deutlich weniger Rückgewinnung möglich als bei dem gleichartig belichteten 100 ISO-Foto, das demzufolge die bessere Dynamik hat. ISO 100 ist also entweder Base-ISO oder diesem Wert sehr nahe. Das könnte man in der Bedienungsanleitung (oder den technischen Daten, wo es auch keinen Hinweis gibt) ruhig mal erwähnen.
Ich möchte echt mal wissen, warum man in Wetzlar solche wichtigen Informationen nicht ganz klar offenlegt. Bei der M10 hat es fast zwei Jahre gedauert, bis man gemerkt hat, was Base ISO war (200, nicht 100) und bis dahin haben sicher viele Dynamik unnötig „verschenkt“. Bei der M10-M ist Base-ISO nicht 160 sondern irgendwo gegen ISO 400 und herausfinden muss man sowas durch reverse engineering. Ist doch traurig.
Der zweite, eigentlich wichtigere Test ist angelegt, den Sensor auf die Eigenschaft der „Invarianz“ oder ISO-Losigkeit zu prüfen. Bei ISO 100 wird das erste Foto „normal“ belichtet und dann eine Belichtungsreihe erstellt: In diesem Fall sieben Fotos mit -1 EV bis -7 EV Abstand. Anschliessend werden die DNG’s in LR um die entsprechenden Belichtungswerte wieder „hochgezogen“ (Slider „Belichtung“), -6 und -7 EV mit Maske, weil der Bel.-Slider nur bis +5 EV geht.
Der Test zeigte, dass der Sensor ein riesiges Potential in den Schatten hat und man darum lieber sparsam belichtet, um die wesentlich empfindlicheren Highlights zu erhalten. Die Schatten kann man holen, ohne sich nennenswert Rauschen einzufangen. Mit steigender ISO geht das natürlich verloren. Das Ergebnis hatte ich auch erwartet, denn es handelt sich vermutlich um einen ähnlichen Sensor wie bei der M11. Aber keine Q hatte jemals so ein Power-Paket hinter der Linse. Welche, nebenbei (siehe Siemensstern auf der Whibal-Karte im Bild oben), mit der Auflösung kein Problem hat und gewohnt gute Abbildungsqualität aufweist, wenn auch mit etwas Einsatz von Software (SDC=Software-Distortion-Correction), um die Baugröße zu ermöglichen. „Triple Resolution“ habe ich übrigens schon seit der M11 abgehakt. Es erzeugt keine Vorteile, mit niedrigeren Auflösungen zu arbeiten, ich bleibe immer bei L-DNG.
Über all diese Feinheiten wird man mit Sicherheit bald erschöpfend bei Sean Reid lesen können.
Der ultimative Praxis-Test
Ist ja schön und gut, sowas im stillen Kämmerlein zu testen, aber grottenlangweilig. Als die Q2 neu war, war zufällig gerade „Der Hermann leuchtet“ und das war gleich eine würdige „Challenge“ (bei der sie sich sehr gut behauptete). Der leuchtende Schwertheini war nun keine Option, aber in Herford war letzte Woche das „Hoeker-Fest“, ein Volksfest in der ganzen Innenstadt mit vielen Bühnen und Vorführungen. Dort machte ich mich am Freitag Abend auf die Suche nach Motiven, vorzugsweise bei Low-Light, aber da muss man Anfang Juni schon Geduld haben. Bis 22.00 Uhr zog mich auch nichts so richtig vom Hocker, aber dann begann auf dem Rathausplatz „open air“ die Ballett-Aufführung der „Deutschen Tanzcompanie“ nach Musik der „Carmina Burana“ von Carl Orff. Ein Hammerstück, die Musik sowieso. „O Fortuna“ ist Heavy-Metal für Chorsänger (wie mich).
Ich hatte mich frühzeitig in einer der vorderen Reihen positioniert, aber es war gar nicht nötig, stationär zu bleiben. Viele Zuschauer „fluktuierten“ um die Bühne und es störte nicht, die Perspektive zu wechseln. Es wurde nach Zehn endlich zunehmend dunkel, aber der Himmel hatte noch lange „Restlicht“.
Ich fotografiere gewohnheitsmässig immer im „A“-Modus (also „Aperture“-, Blenden-Priorität, wie bei der M11). Jetzt aber nicht. Ich stellte auf Blende f/1.7 und wegen der Spots auf der Bühne die Belichtungskorrektur auf -1EV. Ich ging dann am Zeitenrad auf 1/125s, war also jetzt voll Manuell unterwegs, im „M“-Modus. Eigentlich gemogelt, denn eine Sache blieb auf „Auto“: Nämlich ISO. Erstens wollte ich die Lichtstärke der Linse ausnutzen und auch eine gewisse Freistellung der anvisierten Motive, zweitens wollte ich 1/125s nicht unterschreiten. Diese Zeit deshalb, weil sie kurz genug ist, um die Tänzer „einzufangen“, aber doch so lang, dass hier und da eine erwünschte Bewegungsunschärfe resultiert, die mehr Dynamik (im motorischen Sinn) in die Fotos bringt.
Was die Tänzer boten, war großartig. Das Licht wechselte ständig, und das war die erwünschte Herausforderung. Ich musste wiederholt eine Belichtungskorrektur nach unten (und zurück) machen, vor allem, als die Bühne ganz dunkel wurden und die Tänzer Licht in der Hand hielten. Da war -3 EV angesagt. Ich hätte natürlich auch die ISO in dem Moment fest einstellen können, aber dies erschien mir einfacher.
Den Autofokus hatte ich auf AFs und den Modus auf „Feld“ stehen. Ich zielte, rekomponierte ggf. (wenn Zeit war!) und drückte ab. Trotz der relativ schlechten Lichtverhältnisse nagelte die Kamera das anvisierte Motiv teilweise schneller fest, als ich gucken konnte. Die Tänzer huschten vorbei, ich „knipste“ drauflos und das Ergebnis war scharf. Sicher mag es noch schnellere Kameras geben, ich hatte aber noch keine solche in der Hand. Einige der eingefangenen Szenen hätte ich mit der M11 wohl kaum hinbekommen.
Das Klapp-Display kam häufig zum Einsatz. Auch nach dem Ballett, als ich noch am Neuen Markt vorbeikam, wo ich ohne Chance, näher an die Bühne zu kommen, damit die klassische Perspektive bei Rock-Konzerten erreichen konnte. Nämlich mit Kamera hoch über dem Kopf gehalten.
Noch etwas: Die Batterie war ja schon von Jono recht positiv beurteilt worden, aber ich hatte vorsichtshalber eine kleine Power-Bank (5000mAH) dabei, um ggf. „im Feld“ nachzuladen. Das war total überflüssig. Ich brachte 500 L-DNG’s nach Hause und der Akku war nicht ganz zu einem Viertel (!!) verbraucht. Gut, EVF erweitert, Bluetooth aus (ich wollte vorsichtshalber auf Verbraucher verzichten), aber ich hatte das Klapp-Display oft draussen und die Kamera fast durchgehend an. Einen zweiten Akku kann man sich definitiv sparen (und wenn nötig, tut’s eine kleine Powerbank für 12,50 Euro).
Ach ja, Bluetooth: Wenn einmal verbunden (und das geht schnell) funktioniert das Geotagging auch ohne geöffnete Fotos App ausgezeichnet und ich werde das normal anlassen. Auch bei der M11 erzeugt das keinen nennenswerten Stromverbrauch.
Ich kam nach Mitternacht nach Hause und musste mir einfach noch die Fotos ansehen. Die DNG’s sind in Lightroom selbst bei hohen ISO-Werten sehr flexibel (wenn nötig), aber brauchen kaum Bearbeitung ausserhalb der Tonwerte (Helligkeit, Lichter, Schwarz-, und Weisspunkt, ggf. etwas Rauschunterdrückung). Bei der stark wechselnden farbigen Beleuchtung hat der automatische Weissabgleich einen guten Job gemacht. Die Farben sind Leica-mäßig und passen besten zur M11 (oder M10, vermutlich auch SL), falls man mal Events mit mehreren Apparaten fotografiert.
Nach meinem improvisierten „Studio-Test“ hatte ich eine relativ hohe Erwartungshaltung, aber die Ergebnisse unter „real live“-Bedingungen enttäuschten mich nicht. Kurz gesagt, die Bildqualität der Kombination des 60MP CMOS BSI Sensors mit dem 28mm Summilux toppt alles, was bisher aus einem Q-Modell kam, und das war auch schon nicht schlecht.
Am Samstag machte ich eine längere Radtour durch Lippe und hatte die Q3 dabei. Es gab Mohnfelder, Markt in Lemgo und eine Besuch im Hexenbürgermeisterhaus, die Externsteine, bestes Wetter… und genug Motive. Die Q3 lieferte ab.
Schlusswort
Ich liebe die Messsucherfotografie und habe die auch seit der Trennung von der Leica Q-P exzessiv mit Leica M11, M10-M und M6 betrieben. Es ist nicht gleich so, dass ich mich um die Kamera krümme und mit heiserer Stimme „mein Schatzzz“ röchele, dennoch macht mir die Q3 jetzt wieder viel Spass und ich geniesse es auch mal, mit Autofokus zu fotografieren. Zudem ist die Q zwar alles andere als hohl (sie wirkt sehr dicht und liegt gut in der Hand), aber wer die digitalen M’s sonst schwenkt, empfindet die Q im Vergleich als „leicht“. Schon früher habe ich sie gern bei Wanderungen, auf dem Fahrrad etc. mitgenommen und das kommt jetzt wieder.
Ausserdem ist eine Q die ideale Kamera für Familienfeste oder auch mal, wenn man sie jemand völlig „Unbedarften“ in die Hand drückt. Sie verwandelt sich sofort in eine „Point and Shoot“. Für den Kenner hat sie dabei jede Menge kreatives Potential.
Noch ein paar Bilder vom Ballett:
Ich hatte es schon mal angekündigt, aber in den nächsten Wochen werde ich mich aus persönlichen Gründen nicht wie gewohnt um die „Messsucherwelt“ kümmern können. Ich versuche dennoch, zeitnah E-Mails oder Kommentare zu beantworten. Was Beiträge betrifft, haben meine Mitstreiter, allen voran Jörg-Peter, einiges in der Pipeline.
An sich ein informativer Artikel. Die Beispielbilder werden der Kamera allerdings erschreckend wenig gerecht. Das möchte ich nur mal angemerkt haben. Wenn es darum geht eine Kamera vorzustellen, dann sollten die persönlichen Vorlieben der Bildnachbearbeitung besser hinten anstehen. Denn so entsteht der Eindruck als ob die Kamera grundsätzlich mit einem Farbstich behaftet sei. Scharf ist auch keines. Das ist aber nicht nur in Ihrem Review so, auf diversen Seiten finden sich fast ausschließlich bearbeitete Bilder der Q3. Beispielbilder die tatsächlich einen guten Eindruck vermitteln, die muß man schon wie die Stecknadel im Heu suchen.
Letzten Endes bin ich auch fündig geworden.
Dennoch vielen Dank für den Artikel.
Lese hier immer wieder gerne.
Gruß in meine alte Heimat.
Ich muss sagen, Ihre Kritik halte ich für ungerechtfertigt.
Wie Sie auf die Schärfe von Beispielbildern zurückschliessen wollen, die technisch bedingt (Ladezeiten) in geringer Auflösung eingestellt werden, ist mir ein Rätsel. Ihre Behauptung, kein Bild sei scharf, ist unhaltbar und offensichtlich falsch.
Ich versichere Ihnen, die sind (bis auf die mit intentioneller Bewegungsunschärfe) alle scharf. Sollten Sie das wirklich beurteilen wollen, müssten Sie sich schon ein paar in voller Auflösung anfordern. Im übrigen sind sie minimal bearbeitet, was bei Raw-Dateien klar notwendig ist. Selbstverständlich muss man die Tonwerte bei DNG’s einstellen, mehr ist auch nicht passiert. Und man kauft sich auch keine solche Kamera, damit JPG’s zu machen.
Hallo Claus,
zunächst besten Dank für den wunderbar informativen wie unterhaltsamen Artikel.
Meine Frage zielt auf die Belichtungs-Messmethode „Helle Bereiche betont“, eine Ihrer ersten Veränderungen bei den Einstellungen. Sind Sie durchgängig dabei geblieben und wie sind die Erfahrungen? Meine Tests (Q3 / DNG) waren zumindest teilweise durchwachsen, weil die Schatten oft doch etwas zu stark nach unten gingen und die Aufhellung bei der Bearbeitung nicht immer optimal ablief. Ich bin dankbar für, wenn es einen Kniff gäbe, denn der Grundgedanke der Funktion ist natürlich ein ganz großer.
Grüße aus dem Thüringer Wald
Thomas Hertha
Hallo Thomas,
ich habe „Helle Bereiche betont“ weiterhin in Gebrauch, jedoch „iDR“ bei den JPG-Einstellungen deaktiviert. Zwei Automatiken, die dasselbe machen sollen, sind wie Wechselwirkungen zwischen Medikamenten: Unvorhersehbar.
Es kann sein, dass diese Messmethode (helle Bereiche bet.) trotzdem manchmal über das Ziel hinausschießt. Wenn mir bei halbem Druck auf den Auslöser die Belichtungsvorschau zu dunkel erscheint, werfe ich schnell einen Blick aufs Histogramm und ebenso schnell ist ein Dreh am Daumenrad gemacht, um eine positive Belichtungskorrektur durchzuführen.
Ich kann nicht sagen, dass das ständig vorkommt, sonst wäre ich schon auf „Mehrfeld“ zurückgegangen. Wenn es dich nervt, solltest du das vielleicht tun. Der Blick aufs Histogramm ist aber bei jeder Messmethode empfehlenswert.
Viele Grüße,
Claus
Hallo Claus,
ich werde die Tipps und Erfahrungen beherzigen. Vielen Dank für die Hilfe!
Grüße
Thomas
Moin!
Tolle Kamera, allerdings liegt bei meiner Q3 der Wert des AWB-Wert ca. 1.000 Kelvin daneben, sodass in Lightroom eine sinnvolle Bearbeitung des Weißabgleichs fast nicht möglich ist. Liegt es an meinem Modell, oder ist das bei allen Q3 so?
Arne
Moin zurück,
nee, das ist mir auch schon aufgefallen, die Kelvin-Werte der Q3 liegen ca. um 1000 höher bei gleicher visuell empfundener „Wärme“ eines M10 oder M11-DNG’s. Keine Ahnung, was das soll, allerdings finde ich vom (irritierendem) Zahlenwert abgesehen den Weissabgleich in sich ok, ausser dass ich oft (auch bei den M’s) z.B. bei Landschaftsfotos etwas von Grün nach Cyan gehe, aber nach Gefühl und Wellenschlag.
Kurz gesagt, Fotos bei Sonnenlicht aus der M11 liegen vielleicht bei 5300K und das gleiche aus der Q3 bei über 6000K. Seltsam.
Viele Grüße, Claus
Guten Tag Herr Sassenberg,
zuerst mal vielen Dank für die immer wieder interessanten Beiträge.
Ich habe eine Bemerkung / Frage, die sowohl die Q3 als auch die M11 betrifft, resp. die unterschiedliche Auflösung der DNG-Dateien (L, M, S). Wenn es darum geht, ob die geringere Auflösung (M oder S) Sinn macht, kommen als Argumente immer wieder Grösse der Datei und Rauschverhalten. Auch ich habe keine markanten Unterschiede beim Rauschen feststellen können. Hingegen habe ich noch nichts gelesen zum Nutzen einer geringeren Auflösung zur Vermeidung von Bewegungsunschärfe. Je kleiner die Pixel, desto grösser die Gefahr unerwünschter Bewegungsunschärfe. Ich habe ein paar Test mit bewegten Objekten gemacht, die mir gezeigt haben, dass die Bewegungsunschärfe abnimmt, resp. die Schärfe zunimmt, wenn man DNG-M statt DNG-L wählt. Eigentlich zu erwarten. Aber ich habe weder in den Leica-Unterlagen noch sonst wo etwas zu diesem Thema gefunden. Haben Sie diesbezüglich Ähnliches festgestellt?
Hallo Herr Hintermann,
das ist auf jeden Fall ein Aspekt, der beachtenswert ist und das wirklich einzige Argument, ggf. mit der Auflösung herunterzugehen! Ich selbst hatte ja schon bei Einführung der M10-R (und als ich die M10-M erwarb) Sorge, dass die Verwackelungsgefahr deutlich erhöht ist, weshalb ich mir als eigene „Schallmauer“ als längste Zeit 1/125s (bei „mittlerer“ Brennweite, so 35-40mm) gesetzt habe, die ich bis heute (für mich) auch bei der M11 als praktikabel erachte.
Aber muss man (oder will man) aus irgendwelchen Gründen längere Zeiten benutzen und verfällt nicht gerade zufällig in Rigor Mortis, ist man gut beraten, sich Gedanken über die Auflösung zu machen. Und bei welchen Kameras hat man schon so eine Option?
Bei der Q3 gibt es zumindest den Vorteil der kürzeren Brennweite und der Bildstabilisierung, was den Effekt abschwächt.
Und Leica… wird aus Marketing-Gründen niemals auf solche mit der hohen Auflösung erkauften Nachteile hinweisen, ebensowenig, wie sie transparent mit nativen ISO-Werten von Sensoren umgehen. Aber ich erinnere mich, dass auch die Nikon-Leute das selbst lernen mussten, als vor Jahren die 800 mit 36MP herauskam und man schon unterhalb einer 1/200s Schwierigkeiten hatte, weil der Spiegel zusätzlich für Unruhe sorgte. Das sind einfach unpopuläre Tatsachen.
Viele Grüße aus dem heissen Weserbergland,
Claus
guten Tag, ich bin bedingt durch eine kurze Abwesenheit (Urlaub in Prag) erst heute dazu gekommen den Bericht zu lesen. Ich muss ehrlich gestehen – so geschmunzelt bzw. gelacht habe ich selten.
Das mit dem Aufräumen kann ich verstehen. Meine SL2s samt der dazugehörigen Objektive habe ich vor kurzem bei dem kleinen Geschäft umme Ecke Kurfürstendamm abgegeben. Zu schwer zu wenig im Einsatz. Schade aber notwendig.
Dieses Schicksal wird wohl jetzt meine Q2 teilen 🙁 den sie wird der neuen Schwester weichen müssen. Das hat mehrere Gründe. Einer dieser Gründe ist dieser Sensor der mich so fasziniert. Ich liebe den in meiner M11 und ich freue mich einfach das in der Q3 zu haben. Bestellt ist sie und nun heißt es warten.
Ich wollte mich nochmals ausdrücklich für die viele Arbeit die Du Dir machst bedanken. Einfach genial und immer wieder ein Quell der Freude diese Geschichten zu lesen. Danke !!
Hallo Frank,
vielen Dank und ich hoffe, die Q3 trudelt bald bei dir ein!
Viele Grüße,
Claus
Sie ist da. Gestern erreichte mich dieses Wunderwerk der Technik. Ich freue mich wie Bolle und nun ran an die Erprobung.
Grüße und ein tolles Wochenende
Wenn ich das so lese… Ich glaube ihr braucht eine Therapie!
Werde gleich mal meine M-P fragen 😀
Hallo Claus,
sei ehrlich der Schaltzug ist Dir absichtlich gerissen, damit Dein Muskelaufbau startet.
Danke für den amüsanten Bericht zur Q3 und Danke Hans Peter Rau für die Fortsetzung und Entwicklung des M-Navigators. Da ist viel Leidenschaft und Wissenswertes drin. Weiter so.
Sehr gut beschrieben es ist eine Freude die Berichte zu lesen , habe auch eine Q 3 bestellt muss noch warten , was ein Glück das es die Messsucherwelt gibt einfach Danke !
Mensch, mensch, mensch … lieber Claus.
Jetzt sprecht ihr auch noch mit Euren Leicas. Ob das mal gut geht … ich streichle meine Q2 Monochrom nur.
Viel Spass mit der neuen Q3 wünscht Dir
Martin
Streicheln… das treibt den Antropomorphismus auf die Spitze! Mit sowas darf ich auf keine Fall anfangen, dann ist mein Rennrad beleidigt. Das ist sowieso schon angefressen, gestern ist kurz vor Detmold der hintere Schaltzug gerissen und ich sollte 60km in einem Riesengang über die Berge ächzen. Wenn das kein Schuss vor den Bug war… Es ist heute zu Tode beleidigt, weil ich daraufhin ein Stück Holz in den Umwerfer geklemmt habe und so wenigsten auf der Mitte der Kassette landete.
Liebe Grüße und gutes Licht für deine Q2-M,
Claus
Wissensvermittlung und Unterhalt vom besten! Danke.
Meine M240 und die Sony RX1R und die Lumix S5 sind Diven. Aber ich glaube, ich muss mich ernsthaft mit ihnen unterhalten. Ihr Artikel und die Sehnsucht nach Einfachheit machen Mut….
Bleiben sicher die M2 und ein wenig Glas…
Danke auf jeden Fall für Ihren Bericht; grossartig!
DANKE!
Selten wurde ich so gut unterhalten.
Ich habe vorsichtshalber die Neuanschaffung mit meiner M11 besprochen, kein Problem sacht se….
Gruß aus Hessen,
Uli
Gerne!
Da hast du ja ’ne tolerante M11. Meine M’s benehmen sich gerade der Q3 gegenüber wie Cinderellas Stiefschwestern. Arrogantes Pack.
Grüße aus dem Weserbergland,
Claus