Mit den Taschen ist es ja so eine Sache. Manche Fotografen haben genau eine, bei anderen kommt doch eine gewisse Kollektion zusammen. Für die Freunde der Messsucherfotografie hatte und hat Leica einiges im Programm. Aber was gibt es, ganz im Sinne der M-Files, drumherum? Denn die perfekte Fototasche für Leica M wird ja immer mal wieder ausgerufen. 

Fotografen und ihre Taschen: Das ist oft eine komplizierte und überaus persönliche Beziehung. Einige von uns sind lebenslange Verbindungen eingegangen, und wenn der Tod (der Tasche) diese Traumpaare scheidet, ist das Drama groß. Viele andere aber sind eher promiskuitiv unterwegs und probieren mal dies, mal das. Und sei es nur, weil man ja in der Regel kein Purist ist, der Tag und Nacht das Mantra „Das Wesentliche“ murmelt und somit eben nicht immer genau die gleichen Sachen einpacken will.

Die perfekte Fototasche für Leica und andere M-Ausrüstung? Da wird’s subjektiv

In den M-Files geht es gelegentlich nicht nur um Kameras und Objektive, sondern auch ein wenig um Zubehör rund ums M-Universum. Leica-Produkte bleiben auch hier außen vor. Bei den Taschen liegt es in der Natur der Sache – siehe oben –, dass es nun subjektiv wird. Damit es nicht auch noch ausufernd wird, konzentriere ich mich überdies auf drei Anwendungsfälle: Minimalistische Ausrüstung, also Kamera und ein angesetztes Objektiv; kleine Ausrüstung mit einem Gehäuse, drei Objektiven und etwas Zubehör; mittlere Ausrüstung mit je einem digitalen und analogen Gehäuse, insgesamt vier Objektiven und etwas mehr Zubehör. In allen Fällen sollen auch ein Ersatzakku, ein handliches Handy, ein Notizbuch und ein Kugelschreiber mit rein.

Und nun, Trommelwirbel: Welches ist sie nun, die perfekte Fototasche für Leica M?

Auch Leica selbst hat im Laufe der Jahre zahlreiche Taschen angeboten

Natürlich hat Leica selbst jahrzehntelang an einer Antwort auf diese Frage gearbeitet. Und ich bin sicher, dass sie sich tausende Male gefragt haben, was die perfekte Tasche für Leica M ist. Jedenfalls sind Taschen seit langem im Programm. Manche waren genial, wie die Systemtasche für die kleine CL aus den frühen 70er-Jahren. Andere wirkten eher uninspiriert, wie die Kombitaschen für das R-System. Erkennbar ist aber doch, dass all diese Taschen einen guten Kompromiss zwischen Praktikabilität und Eleganz erreichen sollten. Und sie spiegeln die Ästhetik ihrer Zeit wider. 

Einige aktuellere Leica-Taschen sind unten zu sehen. Es versteht sich von selbst, dass diese Artikel kaum von Leica selbst gefertigt wurden. Eine neuere Tasche, die speziell fürs M-System gedacht ist, kommt von Billingham. Dafür muss sich Leica ganz gewiss nicht schämen. Eine weitere Kooperation besteht (oder bestand) mit dem US-Hersteller ONA. Der jüngste Zuwachs im Leica-Taschensortiment, eine schlichte Tasche aus Glattleder, kommt allerdings von einem nicht näher genannten Lieferanten. Aber wir sind hier ja bei den M-Files, also wenden wir uns den Nicht-Leica-Produkten zu. 

Dreimal drei perfekte Fototaschen für die Leica M: drei Größen, drei Materialien

Aus Gründen der Lesbarkeit konzentriere ich mich hier auf drei Arten von Taschen, die ich in einer Dimension als „mini“ (Gehäuse mit einem Objektiv), „klein“ (ein Gehäuse mit Objektiv und zwei zusätzlichen Objektiven) und „mittel“ (zwei Gehäuse und eine Handvoll Objektive) einordne. In der anderen Dimension ist meine Skala „elegant“ (Leder), „klassisch“ (Segeltuch) und „technisch“ (Nylon und ähnliches). 

Natürlich hätte so etwas wie Jono Slacks wunderbare Taschen-Typologie viel auch Spaß gemacht. Und die größten Pleiten beim Taschenkauf wären eine unterhaltsame Geschichte für sich (gerne in den Kommentaren unten davon berichten!). Aber hier soll es nicht um Taschen gehen, die man nicht nutzt. Und was auch noch gesagt sein soll: Natürlich kann eine Nicht-Leder-Tasche ebenso elegant sein, wie eine Tasche aus Canvas hochtechnisch sein kann. 

In diesen Kategorien möchte ich Produkte vorstellen, die mich persönlich überzeugen. Einige davon sind teuer, andere nicht. Am Ende ist die billigste Tasche diejenige, die man jahrelang benutzt, und die teuerste ist eine, die herumliegt, weil die erste Benutzung auch gleich schon die letzte war. Insofern sind die Preise relativ. Und das umso mehr, wenn man ihn in Relation zum Wert dessen setzt, was drin ist. 


Die perfekte Fototasche für Leica M und Co., Teil 1: mini

Die kleinste denkbare M-Ausrüstung besteht einer Kamera und einem Objektiv. Und da kommen selbst die geräumigsten Manteltaschen an ihre Grenzen. Eine Kamera mit Vollformatsensor bzw. -film und das Objektiv dazu haben technisch bestimmte Mindestgrößen. Als Referenz habe ich mich bei der Mini-Ausrüstung für meine gute alte Leica M (Typ 262) und das klassische Summicron 50 entschieden. Beides, Kamera und Objektiv, ist etwas größer als die aktuellen Modelle M10 und M11 und die meisten anderen M-Objektive. Wo sie hineinpassen, findet also fast jede andere Ein-Kamera-ein-Objektiv-Kombination Platz, wenn es sich nicht gerade um die stattlichen Weitwinkel-Summiluxe oder Teleobjektive geht. Hinzu kommt, was ich beim Fotografieren immer dabeihabe: Notizbuch, Stift, Handy.

Technisch: LowePro Film-Organizer AW

Die überraschendste Lösung für dieses Mini-Kit dürfte für manche Leserinnen und Leser eine Tasche sein, die schon lange nicht mehr hergestellt wird, mir aber umso mehr ans Herz gewachsen ist. Sie heißt, kein Scherz, „Film Organizer“ und wurde von LowePro verkauft. Eigentlich sollte sie zur Aufbewahrung von Filmen dienen, aber ihre Unterteilungen machen sie auch zu einer super-kleinen Fototasche. Achtung, sie ist nicht wirklich gepolstert, aber die integrierte Regenhülle im Bodenfach dämpft immerhin den einen oder anderen Stoß von unten einigermaßen gut ab. 

Und diese Tasche ist ein Raumwunder. Ich habe darin schon eine Olympus OM-2 mit zwei kleinen Zusatzobjektiven auf tagelangen Bergtouren transportiert! Die Regenhülle (daher das AW=all weather) macht die Tasche einigermaßen wasserdicht. Der Film Organizer wiegt leer nur 265 Gramm, was ihn zur ersten Wahl für Outdoor-Aktivitäten macht. Ein Gurt zum Tragen über der Schulter ist nicht dabei, aber für die beiden soliden D-Ringe findet sich leicht etwas. Es ist zu schade, dass man den LowePro Film Organizer nicht mehr neu kaufen kann. Ich habe bisher keinen wirklichen Ersatz für ihn gefunden.

Klassisch: ONA Bond Street

Die Bond Street ist, glaube ich, die kleinste Tasche von ONA. Es gibt sie in Leder oder gewachster Baumwolle aka Canvas. Ich habe mich für Canvas entschieden und finde die blaue Farbe in der Tat auch außerordentlich schön. Der gewachste Stoff ist gröber gewebt als bei Billingham, aber ebenfalls sehr robust. Die Tasche ist sehr weich gepolstert und auf der Innenseite mit einem weichen Stoff gefüttert. Kratzer an der Ausrüstung sollten daher kein Risiko darstellen. Die Tasche wird mit einer Trennwand geliefert, so dass man zwei Fächer schaffen kann – sogar für eine zweite Optik neben der Kamera mit angesetztem Objektiv. Für alle anderen wichtigen Utensilien ist dann allerdings nicht mehr viel Platz. 

Eine geschützte, geräumige Vordertasche und eine offene Rücktasche bieten Platz für dies und das. An den Seiten befinden sich zwei weitere kleine Taschen, die aber schmal und tief sind, so dass man sie nur für lange Kleinteile wie Stifte oder so nutzen kann. Die Schnalle an einem verstellbaren Lederriemen lässt sich leicht und leise öffnen und schließen. Der Schulterriemen aus Textil ist über eine Art Karabiner abnehmbar. Die Tasche wiegt 679 Gramm und ist auch für Nicht-Foto-Utensilien bestens geeignet. Sie kostet etwa 190 Dollar, aber ich weiß nicht, ob ONA sie weiterhin produziert.

Elegant: Oberwerth Boulevard Compact

Oberwerth ist ein Unternehmen aus Koblenz, das in Deutschland luxuriöse Ledertaschen herstellt, insbesondere für Leica-Benutzer. Manche ihrer Taschen kosten tatsächlich eine Summe, die andere für eine Kamera ausgeben. Die Boulevard Compact ist noch eines der erschwinglicheren Produkte, und sie kommt mit einem wunderbar feinen Leder, das an Handschuhe erinnert. Ich zögere noch, dieses schöne Stück mit in raue Gefilde zu nehmen. Ich bin sicher, dass die Tasche das abkann, aber sie wird danach nicht mehr so elegant aussehen. 

Die Boulevard Compact ist innerhalb der „Miniatur“-Serie eher groß, aber mit ihren zwei Fächern bietet sie optimal Platz für eine M-Kamera mit Objektiv und ein paar Zubehörteilen. Der textile, schwarz-rote Trageriemen (leider ohne Schulterpolster) ist fest mit der Tasche verbunden und fühlt sich weich und robust zugleich an. Unter der großzügigen Klappe befindet sich eine geräumige Fronttasche. Verschlossen wird die Tasche mit schönen Loxx-Knöpfen, „bekannt von historischen Porsche-Cabriolets“, wie Oberwerth sagt. Klar, das kennt ja wohl jeder. Die Boulevard Compact bringt 450 Gramm auf die Waage und ist für rund 450 Euro im Handel noch zu haben. Sie scheint ausgelaufen zu sein, aber andere Oberwerth-Optionen sind vielfältig.


Die perfekte Fototasche für Leica M und Co., Teil 2: klein

Die nächstgrößere Ausrüstung ist das, was ich so etwa am häufigsten mitnehme: Eine Kamera mit einem angesetzten Objektiv und zwei weiteren in der Tasche, hier eine M10 Monochrom mit dem Summicron 50, plus dem Summicron 28 und dem Summarit 90 in der Tasche. Mit dabei sind auch zwei Filter und ein Ersatzakku. Damit kommt man in Messsucherfotografie schon ziemlich weit. Da die meisten M-Mount-Objektive kleiner sind als die Kandidaten, die ich hier gewählt habe, ist jede der drei folgenden Taschen auf jeden Fall für eine Kamera und drei Objektive geeignet. Das Zubehör ist wie üblich.

Technisch: ThinkTank SpeedChanger V 2.0

ThinkTank hat sich innerhalb weniger Jahre mit besonders gut durchdachten, benutzerfreundlichen Fototaschen einen Namen gemacht. Viele von ihnen sind als Teil eines Systems gedacht, funktionieren aber meist auch im Stand-Alone-Modus. Der große Vorteil des SpeedChanger V 2.0 ist die sehr geräumige Fronttasche, zu der noch mehrere kleinere Fächer dazukommen. Das unterscheidet die (den?) SpeedChanger vom „mini“ LowePro Film Organizer, der ansonsten ähnlich groß ist. In den vorderen Fächern kann man problemlos alles andere als Kamera und Objektive unterbringen.

Leider ist die SpeedChanger eher für das Tragen am Gürtel und weniger für einen Schultergurt gedacht. Man muss also einen Gurt mit zuverlässigen Haken finden. Die Gurtösen neben dem Tragegriff sind dafür nicht ideal platziert, aber es funktioniert. Meine Tasche wiegt 327 Gramm inklusive eingebauter Regenhülle, was ich ziemlich leicht finde. Die SpeedChanger ist jetzt in der Version 3.0 als Teil des ThinkTank-Gürteltragesystems erhältlich und kostet – wenn er verfügbar ist – etwa 75 €, einschließlich der festen Regenhülle. 

Klassisch: Billingham Hadley Digital

Muss man überhaupt noch ein einziges Wort über diesen Klassiker verlieren? Billingham-Taschen, made in England, genießen seit langem einen fast legendären Ruf. Sie werden in der Regel aus Canvas gefertigt, manchmal aber auch aus einem etwas leichteren, aber dennoch strapazierfähigen Synthetikgewebe namens FibreNyte. Die Billingham Hadley Digital ist eine der kleinsten Taschen des Herstellers und erweist sich als wahres Platzwunder. Kamera und Objektive passen in das Hauptfach, das sich mit Hilfe von Trennwänden geschickt anpassen lässt, der Rest kommt in das äußerst geräumige Frontfach. 

Der verstellbare Verschluss mit einem einfachen, aber effizienten Lederriemen bietet die nötige Flexibilität. Die Objektive können auf einer Seite übereinander oder auf beiden Seiten nebeneinander verstaut werden, je nachdem, ob das Gehäuse mit dem Objektiv nach unten oder aufrecht mit dem Objektiv nach vorn in die Tasche kommt. Die Hadley Digital wiegt etwa 530 Gramm in Canvas und geringfügig weniger in FibreNyte. Sie ist in verschiedenen Farben ab 189 Euro inklusive Mehrwertsteuer erhältlich. Eine sehr empfehlenswerte Quelle war über lange Zeit fotologisch.com. Detlef Stier trotzte mit seiner Treue zu Billingham dem Brexit, und seine Seite war eine wahre Fundgrube für Informationen rund diese englischen Taschen. Leider war zum 1. Mai 2024 damit Schluss.

Elegant: ONA The Bowery

Die ONA The Bowery Bag ist wahrscheinlich das bekannteste Modell der Firma. Die Tasche hat eine ziemlich markante, längliche und flache Form. Es scheint tatsächlich so, als hätten die Designer die Leica M und andere Messsucherkameras im Kopf gehabt, als sie die Bowery entwickelten. Wenn dem so ist, haben sie aber leider eine zweite Trennwand vergessen. So hat die Tasche nur zwei und dafür relativ große Fächer, in die jeweils eine Kamera mit angesetztem Objektiv passt. Wenn sich aber zwei Objektive eines der Fächer teilen sollen, ist es sinnvoll, eines davon in einen Mikrofaserbeutel oder Ähnliches zu packen, damit sie sich nicht gegenseitig beschädigen.

Die Verarbeitung der ONA Ledertasche wirkt einwandfrei. Das leicht gewachste Leder fühlt sich sehr robust und gleichzeitig weich an. Das Gleiche gilt für den Schultergurt. Er kann abgenommen werden, um die Tasche zum Beispiel in einem größeren Gepäckstück zu transportieren. Ansonsten ist die Tasche schlicht gehalten, mit einem großen Frontfach und einem Verschluss mit klassischer Schnalle an einem verstellbaren Riemen. Die ONA The Bowery in Leder ist mit 960 Gramm vergleichsweise schwer. Sie kostet beim Hersteller direkt rund 329 $ in Leder oder 209 $ in Canvas, ist aber auch manchmal bei deutschen Händlern am Lager (etwa 200/350 Euro)  


Die perfekte Fototasche für Leica M und Co., Teil 3: mittel

Eine analoge und eine digitale Kamera, vier Objektive, Filme, Sucher, ein aufsteckbarer Belichtungsmesser und ein Ladegerät – mehr Ausrüstung braucht man auch auf einer langen Reise kaum. Ich habe eine Leica M4 und eine Leica M10 Monochrom in die Tasche gepackt, die eine mit dem Summicron 50, die andere mit dem handlichen Voigtländer Ultron 35, dazu das Summarit 2,5/90 und das Super-Elmar 3,4/21, den elektronischen Sucher Visoflex 020 und den hervorragenden optischen 21-Millimeter-Sucher von Zeiss. Der Belichtungsmesser ist der kleine aufsteckbare Hedeco Lime Two. Also eine Ausrüstung für so ziemlich alle fotografischen Zwecke. Natürlich passt auch jedes andere Leica-Gehäuse hinein und die meisten anderen M-Mount-Objektive ebenso. Auch hier gehört das übliche Zubehör noch dazu. In der Annahme, dass diese Ausrüstung mit auf eine längere Reise geht, habe ich ein Ladegerät plus Kabel für die M10 hinzugefügt.

Technisch: ThinkTank Speedtop 15

Die ThinkTank Speedtop Taschenserie ist wohl die modernste in dieser Auswahl. Diese Umhängetaschen können auf verschiedene Weise getragen werden. Ihr auffälligstes Merkmal ist jedoch der Deckel, der sich, anders als bei den meisten anderen Taschen, vom Körper weg öffnet. Das mag seltsam klingen, bietet aber in Kombination mit einem beeindruckend gut durchdachten Magnetverschluss einen superschnellen Zugriff auf die Kamera. Die ThinkTank15 ist die zweitkleinste Tasche der Serie, verfügt aber schon über einen Handgriff und zwei erweiterbare Seitentaschen. Diese werden nicht vom Deckel geschützt, aber man kann darin alle Gegenstände verstauen, die nass oder staubig werden können, etwa eine kleine Trinkflasche.

Die Speedtop 15 ist vielleicht ein paar Zentimeter zu hoch für die meisten Messsucherkameras, aber sie bietet bei überschaubaren Außenmaßen mehr Platz als alle anderen Taschen, die ich in diesem Artikel vorstelle. Der Innenraum kann auf verschiedene Weise organisiert werden, und mehrere kleine Fächer nehmen den Kleinkram auf. Die beiden Fächer im Deckel haben sich hier als besonders hilfreich erwiesen. Ein weiches Polster an der Körperseite sowie ein guter Gurt machen die Tasche angenehm zu tragen, und mit 800 Gramm ist sie nicht schwer. Die Speedtop15 wird mit einer Regenhülle geliefert und kostet ca. 135 €, die Straßenpreise liegen oft etwas darunter.

Klassisch: Billingham Hadley Small 

Auch die Hadley Small ist ein echter Billingham-Klassiker. Es gibt sie schon seit vielen Jahren, und sie fasst perfekt eine M-Ausrüstung mit zwei Kameras. Die zusätzlichen Objektive finden gestapelt im mittleren Fach ihren Platz. Der ganze Einsatz kann übrigens herausgenommen (was die Tasche zu einem schicken Begleiter für nicht-fotografische Ausflüge macht) und separat gekauft werden. Theoretisch könnte man sogar mehrere Einsätze mit unterschiedlichen Layouts/Bestückungen haben und nur denjenigen in die Tasche stecken, der gerade benötigt wird. Die exzellenten Fronttaschen bieten ausreichend Platz für das gesamte gezeigte Zubehör.  Auch hier ist die Tasche in Canvas oder FibreNyte erhältlich. Ich habe beides ausprobiert, und beides hat sich auch unter den widrigsten Bedingungen als robust erwiesen. 

In meinem Anwendungsfall ist die Tasche schon ziemlich voll, so dass andere vielleicht lieber etwas weniger einpacken oder die nächstgrößere Billingham-Tasche, die Hadley Pro, wählen. Die Hadley Small (681 Gramm in FibreNyte, etwas mehr in Canvas, plus 85 Gramm für das optionale, 53 Euro teure, Schulterpolster) ist in verschiedenen Farben erhältlich, darunter auch das kultige Khaki. Sie ist vereinzelt noch für etwas über 200 Euro im Handel zu finden. Die neuere Version, Small Pro, verfügt über einen Tragegriff (sehr, sehr, sehr hilfreich!), eine flache Rückentasche und einen abnehmbaren Schultergurt. Wer neu einsteigt, sollte diese Version kaufen. Die Hadley Small Pro kostete bei Erstellung des Beitrags bei Detlef Stier ab 269 Euro. Der Mehrpreis ist mehr als gut investiert!

Elegant: Rock’n’Roll Havana Small in Leder

Rock’n’Roll Bags ist das Projekt eines echten Leica-Liebhabers, Evris Papanikolas, ein Filmregisseur und Fotograf. Er begann eher zufällig mit der Herstellung von Kameragurten, nachdem er eine Leine für seinen Hund gebraucht hatte. Er fand, wie er selbst berichtet, eine schöne Leine aus gewachstem Leder, ließ sie beim Schuhmacher kurzerhand abändern und mit zwei Schlüsselringen versehen. Inzwischen bietet Evris eine erstaunliche Auswahl an Kameragurten an und hat auch ein sehr schönes Sortiment an Kamerataschen aufgebaut. Die Havana Small ist in M-Dimensionen gemessen eher mittelgroß und wird sowohl in Canvas als auch in Leder geliefert. Das Leder ist von hervorragender Qualität, und die ganze Tasche strahlt echte Robustheit aus. Ich zögere noch ein wenig, sie den Elementen auszusetzen, aber ich weiß von Jono Slack, dass diese Taschen einen perfekten Schutz für jede Kamera bieten. Hier gibt es seine Review auf Macfilos zu lesen; ich selbst plane einen Langzeittest dieser Tasche übers Jahr 2024.

Die Tasche wird mit zwei Lederriemen sicher verschlossen, die ähnlich wie die von Billingham funktionieren. Mit dem gezeigten Inhalt ist die Havana Small an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, und da sich die beiden Objektive ein Fach teilen, ist auch hier wieder ein Mikrofaserbeutel ratsam. Das Notizbuch muss in die hintere Tasche, die nicht regengeschützt ist. Die Havana Small ist mit Baumwolle (und nicht mit Mikrofaser) gefüttert, also nicht so weich wie andere Taschen, dafür aber mutmaßlich robuster. Die Havana Small ist ab 235 € in Canvas und für 295 € in Leder, jeweils plus Mehrwertsteuer erhältlich. Sie wiegt 960 Gramm (200 mehr als die Canvas-Version). Man achte gerne auch auf die Sonderangebote in Evris‘ Onlineshop! 


Die perfekte Fototasche für Leica M und Co., Teil 4: groß

Kommt da nicht noch was nach „mittel“? Im Prinzip natürlich ja. Aber einer der wichtigsten Pluspunkte des M-Systems (ob es nun Leica-Produkte sind oder nicht) ist ja die Handlichkeit. Das definiert auch die Kategorien für Taschen. Wo „mittel“ auf dieser Skala endet, beginnt für viele andere Systeme tatsächlich „klein“. Die perfekte Tasche für Leica M kann also gar nicht „groß“ sein.

Und noch etwas: Diese Taschen funktionieren natürlich auch für viele andere Kameras! Ähnlich groß wie M-System-Produkte sind Kameras und Objektive von Fujifilm. Sogar für Micro Four Thirds dürften sich einige der hier vorgestellten Taschen gut eignen (was einmal mehr beweist, wie kompakt M-Mount-Kameras und -Objektive sind, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Vollformat-System handelt). Andererseits haben meine gute alte Olympus OM-1 und die Zuiko-Objektive auch ungefähr die gleichen Abmessungen (so kompakt war das OM-System). 


Also: Gibt es die perfekte Tasche für Leica M und Co.? Es gibt viele!

Bei der Verheißung von Allheilmitteln sollte man ja aus guten Gründen skeptisch sein. Und die Bedürfnisse, Arbeitsweisen, Präferenzen von Fotografen sind vielfältig. Somit – Achtung: jetzt kommt der Kübel Eiswasser! – kann es die eine perfekte Tasche für Leica M und all die anderen schönen Dinge aus dem M-Mount-Universum gar nicht geben. Es fängt bei der Frage an, ob man die Kamera hochkant, mit dem Boden nach unten oder mit dem Rücken nach oben am liebsten in der Tasche hat – und hört nicht bei der Frage auf, ob man die Tasche vorzugsweise ganz genau groß genug (also: keinen Zentimeter zu ausladend) haben will oder ob ein bisschen Spiel auch ganz schön ist. 

Und dann gibt es ja auch so viele unterschiedliche Anlässe. Bei der Hochzeit oder beim Abschlussball möchte man vielleicht nicht mit der Tasche auflaufen, die schon einen Sandsturm überstanden hat. Und beim Bergsteigen zählt vielleicht jedes Gramm, beim Roadtrip dagegen eher weniger. Schließlich soll es ja auch Leute geben, die auch auf das Aussehen ihrer Fototasche achten …

Aber welche Tasche würde ich nun auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen? Ich denke, es wäre die ONA Bond Street, wenn ich etwas Kleines brauche.  Die Billingham Hadley Digital, wenn ich etwas mehr Material dabeihätte. Für gediegenere Momente wäre die Rock’n’Roll Havana Small meine erste Wahl. Aber das ist rein subjektiv. Die Auswahl ist riesig … quod erat demonstrandum


Die M-Files: M-Mount-Objektive, -Kameras und passendes Zubehör jenseits von Leica M

Die M-Files sind ein Langzeit-Projekt. Es konzentriert sich auf Foto-Ausrüstungsteile mit oder für Leica M-Bajonett von anderen Firmen als Leica oder die nicht zum M-System von Leica gehören. Es verfolgt einen mehr oder weniger enzyklopädischen Ansatz, ohne wissenschaftlich zu sein. Der Schwerpunkt liegt immer auf der praktischen Nutzung von Kameras, Objektiven und anderen Produkten. Zu den in den M-Files besprochenen Ausrüstungsteilen gehören Kameras, Objektive, Sucher, Belichtungsmesser und mehr. Einige der Marken auf der wachsenden Liste sind Billingham, Contax, Gossen, Konica, Minolta, Rollei, Sekonic, Voigtländer und Zeiss.

Hier geht es zum M-Files Navigator, der einen einfachen Zugang zu allen Artikeln auf Deutsch und Englisch und Reviews nach Produkttyp und Marke ermöglicht.

Find out more about the project and get access to all English versions of the M Files episodes (including this article in English) on www.macfilos.com.

11 Kommentare

  1. Claus Wöhnke

    Ich kann den Kommentar von Heinz Pürcher nur bestätigen. Die metallische Verriegelung des Schultergurtes z.B. bei der „Bowery“ von ONA hat sich auch bei mir zweimal geöffnet und die Tasche ist mitsamt Equipment abgerauscht…… Das Verschlußsystem des Schultergurtes wird bei fast allen ONA-Taschen verbaut und ist eine absolute Schwachstelle. Mein Tip wäre Lowepro. Bezahlbare verschließbare Toploader und Schultertaschen in allen Größen und Variationen mit Reißverschlusssystem, individueller Aufteilung und gut gesicherten Tragesystemen. Für meine M10 mit drei Objektiven und etwas Kleinkram (Akkus, Speicherkarte, Reinigungstuch, Notizblock, Stift…) ist z.B. die Nova 170 AW II Schultertasche perfekt…
    Gruß – Claus

  2. Heinz Pürcher

    Anmerkung zu den ONA Taschen: Ich besitze auch eine kleine ONA und bei einem Ausflug hat sich der Gurt von der Tasche plötzlich gelöst und die Tasche viel samt Kamera (Q3) auf den Boden – Dieses Verschlusssystem ist leider eine große Schwachstelle!
    Kann ebenfalls die Billingham empfehlen.
    LG aus Schladming

  3. Pingback:Eine Billingham-Tasche behält man ein Leben lang…aber nur fast! | Alex Reiterer | Fotografie | Blog

  4. Anderl Querengässer

    Servus,

    Ich bin ja ein Verfechter jedesmal wenn was neues einzieht ewig rumzusuchen✌ Nun mein Anspruch (Umhängetaschen) was das angeht ist sehr penibel Bei mir san vor kurzem nen M6 aus 98 und die M240 eingezogen und die zwei sollten schon in eine reinpassen welche nicht so groß ist und eben auch nicht zu klein Eben genau richtig. Im übrigen ist Compagnon auch nicht verkehrt. Was ich mal anfragen wollt, Du hast mal einen Artikel über auch die M Typ 240 geschrieben. hier ist es ja möglioch auch nicht M Objektive anzustöpseln Habe noch zwei aus der ganz alten Serie dem Biotar Red T 2/5.8cm von 1946 und dem Primoplan Red V 1.9/58 von 1951 beides für M42. Nun die Frage gibt’s dazu auch die passenden Adapter?
    Besten Dank für Deinen Beitrag

    Lg Anderl

    • Jörg-Peter

      Hallo Anderl, danke für Deine Rückmeldung! stimmt, das mit den Taschen kann eine Wissenschaft für sich sein. Zu der Frage: Ja, an die M 240 kann man auch andere Objektive via Adapter ansetzen. Allerdings kann man dann nicht mehr mit dem Messsucher scharfstellen, sondern nur mit Live-View (Display oder aufgesetzter elektronischer Sucher, nicht verfügbar bei der M Typ 262). Einen Adapter für M42-Objektive mit Gewindesteigung 1,0 auf Leica M gibt es bei Novoflex. Der Hersteller ist für hohe Präzision bekannt. Grüße Jörg-Peter

  5. Reiner Völksen

    Lieber Herr Rau,

    Wieder einmal ein gelungener Beitrag von Ihnen. Ich denke das es wohl nie die richtige Tasche geben wird. Jeder hat andere Vorstellungen, Anforderungen und Wünsche, und wenn man sie dann mal hat, ist sie zu klein, weil man immer mehr mitnehmen möchte als man braucht – so zumindest in meinem Fall, aber daraus lernt man und beschränkt sich auf das wesentliche. Die Grundeinstellung eines jeden einzelnen sagt aber auch ob es eine kleine, mittlere oder größere Variante werden soll, auch diesen Aspekt haben Sie wunderbar gefiltert. Ich habe mich nach einer längeren Findungsphase zu einer Ona Bond Street in Leder entschieden, der Riemen als auch deren Befestigung ist technisch und qualitativ verbessungswürdig, das Leder ist super und hat bereits einige Regenschauer schadlos überstanden, da ich sie täglich nutze. Ich verwende aber auch sehr gerne nur einen Rucksack von Fjällraven mit einem Fotoeinsatz, sehr unauffällig, ein Überbleibsel aus der Fujizeit. Zum Glück gibt es zahlreiche sehr gute Anbieter, sodass jeder etwas finden sollte.

    Ich wünsche Ihnen ein paar besinnliche Festtage, einen guten Rutsch ins neue Jahr, und sage Danke für mein erstes Jahr als Leser hier. Der Dank als auch die Grüße gelten natürlich allen hier, die zu den vielen hochqualifizierten Beiträgen und Information beigetragen haben. Bleiben Sie alle Gesund, und bitte weiter so!

    Vielleicht trifft man sich ja mal wieder in der „Blende 8“ zum smalltalk.

    Alles Gute aus Bad Saulgau
    Reiner

    • Lieber Reiner Völksen, es stimmt, das mit den Taschen kann in der Tat sehr kompliziert oder auch sehr einfach sein. Mit der ONA wünsche ich weiterhin viel Spaß – und über ein Wiedersehen würde ich mich freuen. Für jetzt aber erst mal frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Jörg-Peter

  6. Vielen Dank für diesen Überblick.
    Aus eigener Erfahrung kann ich vor ONA-Taschen aber nur warnen. Sie sind schick bis ins Detail. Aber der Tragegurt ist mit einem simplen Federverschluss an die Ösen der Taschen angesetzt, der es Trickdieben nicht einfacher machen kann. Ebenso kann sich versehentlich der Verschluss des Gurtes aus gleichem Grund lösen und die Taschen nach unten rauschen. Zumindest bei der kleinen ONA, die ich habe, kommt noch eine Fehlkonstruktion dazu. Das ist der Verschluss. Will man also die Kamera oder ein Objektiv unterwegs in die Tasche tun, so knallt der Verschluss aufgrund seines Gewichtes ins innere der Tasche und man muss jedes Mal akribisch darauf achten, dass sie dabei nicht auf Kamera oder Objektiv knallt. In meinen Augen hat diese Tasche niemand vom Einkauf bei Leica mal wirklich getestet.

    ebenso gibt es einen hier nicht aufgeführten kleinen Reportagerucksack von Loewe. Eine an sich gute Marke, doch in meinen Augen auch mit diesem Produkt eine Fehlkonstruktion. Schafft man es in der Schnelle einer Reportage nicht, den Reisverschluss gänzlich zu schließen, knallen die Objektive ungebremst auf den Boden. Diese Tasche hat mich etwa 1500 EUR gekostet. Nach dem ersten Einsatz.

    Wirklich empfehlen kann ich Billingham. Ein durchdachtes System, welches Design wirklich mit „Form folgt Funktion“ interpretiert- bis ins Detail.

    Liebe Grüße an alle Messsuchenden verbunden mit einem hoffentlich SINN-lichen Weihnachtsfest.
    Kai

    • Hallo Kai, vielen Dank für diese Ergänzung. So schlechte Erfahrungen habe ich auch in mehreren Jahren nicht machen müssen. Gleichwohl kann ich mir gut vorstellen, dass die Verbindung von Trageriemen zu Tasche bei ONA eine Schwachstelle sein kann. Das hat Billingham besser gelöst: Entweder der Gurt ist einfach fest vernäht oder mit einem sehr stabilen Mechanismus abnehmbar verbunden. Und ich stimme auch zu, dass es erstaunlich viele Fehlkonstruktionen am Markt gibt… Für jetzt aber beste Grüße und frohe Weihnachten sowie einen guten Start ins Jahr 2024! Jörg-Peter

  7. Ingo rei hardt

    Lieber Herr Rau
    ich benutze eine schw. IKEA-Tasche, unauffällig und billig. 2 Gehäuse, 3 Objektive und mac air seit Jahren. Kamera und Objektive in
    weiche Fensterleder eingewickelt. War ein Tipp v. leider verstorbenen Borell.
    LG aus Graz

    • Auch eine gute Idee, eine komplett andere und unauffällige Tasche zu nehmen. Wenn das weitere Ein- und Auspacken nicht zu viel Zeit kostet, ist das echt bedenkenswert. Für meine Arbeitsweise würde es vermutlich weniger passen, aber da ist es ja auch okay, wenn die Ansprüche unterschiedlich sind. Herzliche Grüße, besten Dank für die Ergänzung und ein frohes Weihnachtsfest sowie alles Gute für 2024..

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