Fremdobjektive für Leica mögen gut und erschwinglich sein. Aber sie können nicht mit der Kamera kommunizieren. Und das ist in mehrerlei Hinsicht ein Nachteil. Aber das Problem kann gelöst werden. Hier gibt es Lösungsvorschläge für Besitzer oder potenzielle Käufer von Zeiss-, Voigtländer-, Thypoch-, 7Artisans-, TTArtisans-, Laowa- und anderen Fremdobjektiven. 

Wer die M-Files-Serie bisher verfolgt hat, weiß es: In diesen Beiträgen geht es hauptsächlich um Fremdobjektive für Leica. Viele von ihnen bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und machen so die Messsucherfotografie zugänglicher (was die Serie durchaus befördern soll). Allerdings gibt es bei diesen Fremdobjektiven einige Einschränkungen, wenn es um die Bildbearbeitung (sowohl in der Kamera als auch am Computer) und die Integrität der eigenen Bilddatenbank geht. Dieser Artikel gibt Tipps, wie sich diese überwinden lassen. Auch für Analog-Fotografen, die ihre Negative (oder Dias) scannen oder scannen lassen, gibt es einige hilfreiche Lösungen. 

Produktbild zeigt eines er vielen Fremdobjektive für Leica M mit selbst angebrachter 6-Bit-Codierung.
Ein paar Schritte sind erforderlich, um einen 6-bit-Code auf das Objektiv und alle richtigen Informationen in Lightroom bekommen. Aber es ist nicht so kompliziert, wie man vielleicht denken mag.

Leica Objektiv, Leica Kamera – eine gute Verbindung 

Um mit der einen großen Frage zu beginnen: Sind die originalen Leica M-Objektive die beste Ergänzung der digitalen Leica M-Kamera? Die Antwort lautet zunächst einmal: Ja. Alle neueren Objektive wurden mit Blick auf die hochauflösenden Sensoren entwickelt, bestätigt Peter Karbe von Leica. Und dank der exklusiven 6-Bit-Codierung von Leica weiß die Kamera, welches Objektiv gerade vorne drauf ist, und kann Korrekturprofile anwenden. Puristen werden vielleicht etwas skeptisch sein, aber ich kann aus langjähriger Erfahrung sagen, dass die Korrekturen in den meisten Fällen moderat, aber im Allgemeinen effektiv sind. Bilder, die mit Fremdobjektiven für Leica M aufgenommen wurden, erhalten diese Behandling natürlich nicht. Denn, wie bereits erwähnt, verfügen nur Leicas eigene M-Mount-Objektive über eine 6-Bit-Codierung. Alle Objektive ohne diese Funktion werden zunächst also „unbekannt“ sein.

Ein Hinweis an die Kamera ist immer möglich

Sowohl Leica M- als auch SL-Kameras verfügen über eine Funktion zur manuellen Auswahl des Profils für ein aufgesetztes Objektiv. Dies ist vor allem für ältere Leica M-Mount-Objektive gedacht, die keine 6-Bit-Codierung haben, aber es ist natürlich auch möglich, einem Fremdobjektiv ein solches Profil zuzuweisen – solange das Profil eine Verbesserung der Bildqualität gewährleistet. Für das Konica M-Hexanon 50/2 empfiehlt sich zum Beispiel das Profil des Summicron 50 (Version III, Leica-Artikelnummer 11817). 

Für Nutzer der Leica SL (Version 2 und 3) ist diese Funktion übrigens noch wichtiger, denn die Sensor-Bildstabilisierung (IBIS) funktioniert nur, wenn die Kamera die Brennweite des aufgesetzten Objektivs kennt. Bei modernen, elektronisch gekoppelten AF-Objektiven ist das natürlich kein Problem. Bei älteren Objektiven ist es hingegen nicht so einfach, und bei einem der vielen Fremdobjektive für Leica ist es sogar schwierig.

Funktioniert auch mit L-Mount: Wenn der Original-Leica-Adapter verwendet wird, weiß eine SL, welches Objektiv angebracht ist, solange dieses kodiert ist.

Was ist der 6-Bit-Code, und wie funktioniert er?

Der 6-Bit-Code von Leica lässt sich wohl am besten als ein sehr einfacher Strichcode beschreiben. Er besteht aus sechs Feldern an bestimmten Stellen des Bajonettanschlusses des Objektivs. Diese Felder können entweder weiß oder schwarz sein. Auf diese Weise sind 2x2x2x2x2 oder 2^6 Kombinationen möglich. Die 64 verfügbaren Kombinationen sind bei neueren und einer großen Anzahl historischer Objektive zu zwei Dritteln ausgeschöpft, wie eine Tabelle von Akara Labs zeigt. Auf jeden Fall sollten noch genügend Codes für künftige Objektive übrig sein.

Eine opto-elektronisches Leseeinheit in digitalen Leica M-Kameras kann diese Sequenz lesen und die Informationen in das zugewiesene Objektiv übersetzen. Dies ist notwendig, da es im M-System keine elektronische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera gibt (wer hätte 1954 auch an so etwas denken sollen?). Der 6-Bit-Code „schwarz-weiß-weiß-weiß-weiß-schwarz“ steht zum Beispiel für das Summicron 50, Versionen IV und V. Die Kamera verwendet diese Informationen für die erwähnten Korrekturalgorithmen und für das Hinzufügen der Objektivinformationen in die EXIF-Dateien des Bildes.

Welche Objektive verfügen über eine 6-Bit-Codierung, und kann diese nachträglich hinzugefügt werden?

Alle neueren Leica M-Objektive (etwa seit Zeitpunkt der M8-Einführung, 2006) sind mit einer 6-Bit-Codierung ausgestattet. Um sie haltbar zu machen, fräst Leica sechs kleine Aussparungen ins Bajonett. Diese kleinen Vertiefungen werden dann entweder mit schwarzer oder weißer Farbe gefüllt. So ist sichergestellt, dass der Code beim Drehen des Objektivs im Bajonett nicht abgerieben wird. Ältere Objektive können vom Leica-Kundendienst kodiert werden. Ich habe im März 2022 ein MATE (Tri-Elmar 28-35-50) kodieren lassen. Das kostete € 261,80 inklusive Mehrwertsteuer und einer Objektiv-Reinigung. Ich empfand diesen Preis als sehr fair.

Fit für die Zukunft: Tri-Elmar 28-35-50 nach der 6bit-Codierung im Leica-Werk.

Objektive von Drittanbietern für Leica können von einigen Werkstätten mit dem Code ausgestattet werden. Ich weiß, dass Skyllanney in Schottland diesen Service anbietet, und nachdem ich mich an anderer Stelle von der Qualität dieser Fima überzeugen konnte, bin ich mir sicher, dass sie eine hervorragende Arbeit leisten. Leider bedienen sie aufgrund der Post-Brexit-Zoll-Bürokratie keine internationalen Kunden mehr. Eine weitere Adresse, die häufig genannt wird, sind Will van Manen und Cathy Kuiper in den Niederlanden. Ich habe keine Erfahrung mit ihnen.

Warum ist die 6-Bit-Codierung auch be einem der Fremdobjektive für Leica hilfreich?

Fremdobjektive für Leica werden offensichtlich ohne 6-Bit-Codierung geliefert. Und Leica M-Kameras haben auch gar keine softwarebasierten Korrekturprofile für Objektive anderer Hersteller integriert. Das ist verständlich, warum sollte Leica der Konkurrenz helfen und ein Alleinstellungsmerkmal für die eigenen Objektive verschenken? Und ich denke, nur eine exzellente Kenntnis des Objektivs, idealerweise auf Grundlage der ganzen Entwicklung, führt zu einem perfekten Korrekturprofil.

Produktbild zeigt zwei Fremdobjektive für Leica M
Bei Voigtländer gibt’s keine Vorbereitungen für einen 6-Bit-Code auf dem M-Bajonett. Das umgebaute Contax 45er von Funleader alias Mr Ding hat dagegen sogar eingefräste Vertiefungen für eine Eigenbau-Codierung im Bajonett.

Die Profile von Leica können jedoch eine gute Annäherung sein, um das Beste aus Fremdobjektiven für Leica herauszuholen. Einige von ihnen nämlich sind ähnlich oder haben ähnliche Eigenschaften wie Leica-Objektive. Zeiss hat sogar eine Tabelle herausgegeben, die zeigt, welches Profil für welches ZM-Objektiv empfehlenswert ist. In vielen Fällen kann das berüchtigte „Italian Flag“-Problem, auch colour drift oder Farbverschiebung genannt, stark reduziert werden. Und es gibt noch einen weiteren Grund für die Anbringung des 6-Bit-Codes an Voigtländer-, Zeiss- und anderen Objektiven. Er hilft, den Überblick über Ihre Bilddetails zu behalten. Dazu später mehr.

Was passiert, wenn ich Fremdobjektive für Leica an Kameras anderer Marken verwende?

Wer nur auf Film fotografiert oder M-Mount-Fremdobjektive an einer anderen Digitalkamera als einer Leica M- oder SL verwendet, hat von einem 6-Bit-Code keinen Vorteil. Denn nur der originale Leica M-auf-L-Adapter ist in der Lage, die Objektivinformationen zu lesen und an eine SL-Kamera zu übertragen. Doch schon mit anderen L-Mount-Kameras wie der Panasonic S5 funktioniert das nicht mehr. Der Novoflex und andere Adapter für M-Mount auf Nikon Z, Sony E oder Canon RF unterstützen die Datenübertragung ohnehin nicht. 

So ist die 6-Bit-Codierung also etwas, das nur Leica-Kameras beherrschen. Wer sich sicher ist, dass er oder sie niemals M-Mount-Objektive an einer Leica M oder Leica SL verwenden wird, sondern immer nur an einer Nikon Z zum Beispiel, für den oder die ergibt die 6-Bit-Kodierung keinen Sinn. Wer eine Film- oder Nicht-Leica-Kamera verwenden, kann also die folgenden Abschnitte überspringen und mit den Vorschlägen zur Erzielung korrekter EXIF-Dateien fortfahren.

Wie funktioniert die DIY-Codierung von Fremdobjektiven für Leica M praktisch?

Es wurden schon mehrere Methoden zur Do-it-yourself-Codierung von Objektiven vorgeschlagen. Ich kann den neuen Objektivkodierer von Akara Labs, der vor ein paar Wochen auf Macfilos kurz vorgestellt wurde, sehr empfehlen. Er kommt aus England, und ich habe ihn innerhalb weniger Tage nach meiner Bestellung erhalten. Der Preis von 21,95 Euro schien mir recht akzeptabel. Am Ende waren es dann aber doch 37,63 Euro mit Versand, Einfuhrzöllen und DHL-Bearbeitungsgebühr für einen kleinen Umschlag.

Produktbild zeigt eines der vielen Fremdobjektive für Leica M, an das 6-Bit-Codierung selbst angebracht wird.
Mehr braucht es nicht, um ein Fremdobjektiv für Leica M aufzumotzen: Vorlage, Stift, Objektiv, Anleitung

Was man bekommt, ist super. Die Kodierschablone scheint 3D-gedruckt zu sein, und das auch in top Qualität. Sie hat eine kleine Erhebung, die in eine standardisierte Kerbe auf dem Bajonett leicht einrastet. Dann schaut man nach, welchen Code man verwenden möchte, und füllt die Löcher, in denen die Kodierung schwarz erscheinen soll. Eine weiße Kodierung ist nicht zwingen notwendig, das Silber des Bajonetts wird von der Kamera als weiß gelesen. Akara Labs bietet jedoch auch ein Set mit einem schwarzen und einem weißen Stift an.

Produktbild zeigt eines der vielen Fremdobjektive für Leica M, an das 6-Bit-Codierung selbst angebracht wird.
Einfach die richtigen Kästchen ausfüllen. Und vielleicht doch mal einen feineren Stift probieren…

Ich habe den Stift separat gekauft und mich für den empfohlenen Uni Super Ink Marker PNA-125 entschieden. Das scheint eine sehr haltbare Sache zu sein, die einige Objektivwechsel überstehen wird. Und wenn der Abrieb zu viel Farbe abgetragen hat, kann man das Bajonett vorsichtig mit einem guten Reiniger abwischen und die Farbe erneut auftragen. Der Stift hat eine 0,9-mm-Spitze, die für die kleinen Löcher im Geber ziemlich groß erscheint, aber er funktioniert.

Anstatt das Verfahren hier im Detail zu beschreiben, empfehle ich das Video von Akara Lab, in dem alles in wenigen Minuten erklärt wird. Nachdem man es gesehen hat, kann man sofort loslegen, es ist alles sehr einfach. 

Welchen Code muss ich für welches Objektiv verwenden?

Die Anleitung von Akara Lab enthält einen Vorschlag, welcher Code bei vielen der Fremdobjektive für Leica M-Mount sinnvoll ist. Wörtlich heißt es dort: “If your lens is not listed, find the closest equivalent in focal length and widest aperture” („Wenn Ihr Objektiv nicht aufgelistet ist, suchen Sie das nächstgelegene Äquivalent in Brennweite und größter Blende“). Das recht neue Voigtländer 75/1.5 ist zum Beispiel noch nicht in der Liste. Ich habe es mit dem Code 100011 (für das längst eingestellte, in den technischen Daten ähnliche Summilux 75, schwarz-weiß-weiß-weiß-schwarz-schwarz, immer im Uhrzeigersinn) versucht. Das hat gut funktioniert. 

Wer gerne verschiedene Optionen ausprobieren möchte, bevor der Stift ans Objektiv kommt, denke daran, dass man M-Objektive an der Leica ja auch manuell auswählen kann. Im Falle des Voigtländer 75/1,5 könnte man Sie auch 100100 (Apo-Summicron 75) oder sogar 101101 (Summarit 75/2,5) oder 010011 (Summarit 75/2,4) versuchen. Ein perfekter Versuchsaufbau würde eine gleichmäßig beleuchtete weiße Fläche (zur Kontrolle der Vignettierungskompensation) und ein geometrisches Muster, idealerweise gleichmäßig schachbrettartig, zur Kontrolle der Verzeichnung umfassen.

Was hat der 6-Bit-Code mit EXIF-Daten zu tun?

Wenn alles gut gegangen ist, wird die Leica M- oder SL-Kamera bermerken, dass ein Bild mit dem Voigtländer 75/1.5 „mit einem Leica Summilux 75/1.4“ gemacht wurde. Während das Ergebnis der kamerainternen Bildkorrektur überzeugend sein mag, sind die EXIF-Daten, in denen der Name des verwendeten Objektivs eingebettet ist, falsch. Freilich: Wenn das Fremdobjektiv für Leica M überhaupt nicht codiert ist, bleibt das Feld völlig leer, was sicher nicht viel besser ist. Aber wer keinen Wert auf perfekt korrekte EXIF-Daten legt, ist in diesem Moment fertig. 

Bild zeigt, wie Profile für Fremdobjektive für Leica mit der Software LensTagger ergänzt werden können.
Alles in bester Ordnung: Wer den Objektivnamen für Objektive von Drittanbietern manuell hinzugefügt hat, besitzt einen intakten Lightroom-Katalog und kann problemlos nach Bildern suchen, die mit einem bestimmten Objektiv aufgenommen wurden.

Für den Fall, dass der korrekte Objektivnamen in den EXIF-Informationen gewünscht oder benötigt wird, ist ein weiterer Schritt erforderlich. Nehmen wir mal an, jemand besitzt sowohl das Leica Summicron 35 ASPH als auch das Voigtländer Ultron 35/2. Beide verwenden den gleichen 6-Bit-Code. Das führt dazu, dass Bilder, die mit einem der beiden Objektive gemacht wurden, in derselben Auswahl erscheinen, wenn man in den Metadaten (zum Beispiel in Lightroom) nach dem Objektiv filtert. Wer es nicht irgendwo aufgeschrieben hat oder ein überragendes Gedächtnis besitzt, weiß nach ein paar Monaten oder Jahren vielleicht nicht mehr, welches der beiden Objektive jetzt tatsächlich verwendet wurde. 

Wie kann ich EXIF-Daten erstellen oder ändern?

Und nun kommt das LensTagger-Plugin für Lightroom oder eine andere Software zur Bearbeitung von EXIF-Informationen ins Spiel. Ich habe es in diesem Artikel ausführlich beschrieben, daher werde ich nur die Schritte erwähnen: Alle Bilder auswählen, die mit einem bestimmten Objektiv aufgenommen wurden, Metadaten speichern, LensTagger öffnen, Objektivprofil wählen oder erstellen, Befehl durchlaufen lassen, die geänderten Metadaten wieder laden, und fertig. In diesem Workflow ist das „ähnliche Leica-Objektiv“ also nur ein Platzhalter bis zu dem Moment, in dem das korrekte Objektiv in die EXIF-Informationen eingeschrieben wird. 

Bild zeigt, wie Profile für Fremdobjektive für Leica mit der Software LensTagger ergänzt werden können.
LensTagger ist ein Werkzeug zur Bearbeitung von EXIF-Informationen. Es bietet die Möglichkeit, einer bestehenden Bilddatei eine Objektivinformation hinzuzufügen oder diese zu ändern.

Und wer mit der kamerainternen Objektivkorrektur nicht ganz zufrieden ist, kann diese in Lightroom deaktivieren und eines der von Adobe bereitgestellten Objektivprofile anwenden. Viele Objektive von Drittanbietern für die Leica M sind in der Bibliothek enthalten, darunter die meisten Zeiss ZM- und Voigtländer VM-Objektive, aber leider keines der Konica-, Minolta- oder anderen älteren M-Mount-Objektive, die in unserer M Files-Serie vorgestellt wurden. Bislang (Sommer 2024) fehlen auch Profile für die neueren M-Mount-Objektive aus China, aber vielleicht fügt Adobe sie später noch hinzu.

Wie wichtig ist es, ein auch in den technischen Daten intaktes Bildarchiv zu haben?

Am Ende des von mir beschriebenen Prozesses haben alle, die sich etwas Mühe machen, ein perfekt intaktes digitales Bildarchiv mitsamt den bestmöglichen Objektivkorrekturen. Es scheint eine Menge Arbeit zu sein, dieses Ziel zu erreichen, und die Frage ist naheliegend, man die Zeit nicht besser investieren sollte, um rauszugehen und zu fotografieren. Das muss jeder selbst wissen. Für mich persönlich ist ein intaktes Archiv schon deshalb wichtig, weil ich ja ganz verschiedene Objektive teste. Da könnte ich ohne den beschriebenen Workflow (an den man sich schnell gewöhnt) den Überblick nicht mehr behalten.

Bild zeigt, wie Profile für Fremdobjektive für Leica mit der Software LensTagger ergänzt werden können.
Das Bild wurde mit einem nicht codierten Leica-Objektiv aufgenommen, aber in der Bilddatei fehlt nichts: Bild des Berliner Stadtschlosses nach der Ausführung von LensTagger (und vor dem Hinzufügen eines Korrekturprofils, beachten Sie die vorhandene Vignettierung).

Klar, „unbekanntes Objektiv“ in meinem Lightroom-Katalog ist für mich kein Problem, wenn nur so für mich fotografiere. Wenn ich die Verantwortung für eine Veröffentlichung übernehme, ist das anders, dann muss auch mal etwas nachvollziehen können. Und auch bei meinen gescannten Analog-Fotos speichere ich gerne die Informationen zum verwendeten Objektiv. Statt der Modellbezeichnung des Scanners habe ich jetzt meine korrekte Ultron- oder Biogon- oder M-Hexanon- oder was auch immer-Bezeichnung in meiner Fotobibliothek, dank LensTagger.

Bleibt die Frage: Brauchen Fremdobjektive für Leica diesen Booster? 

Ich habe versucht zu erklären, a) was die 6-Bit-Codierung für M-Objektive ist; b) wie sie funktioniert; c) wozu sie gut ist; d) warum es eine gute Idee sein kann, Fremdobjektive für Leica M mit einer 6-Bit-Codierung zu versehen und e) wie dieser Code als Platzhalter für das tatsächlich verwendete Objektiv genutzt werden kann, um anschließend die korrekte Bezeichnung in die EXIF-Informationen einfügen. Das ist ziemlich technisch oder vielleicht sogar nerdy, ich weiß. Aber es ist schon auch ein wichtiger Teil der Antwort auf die alte Frage, ob man sich für Fremdobjektive entscheiden sollte oder nicht.

Produktbild zeigt einige der vielen Fremdobjektive für Leica M mit selbst angebrachter 6-Bit-Codierung.
Nach der Prozedur: handcodierte M-Mount-Objektive verschiedener Hersteller. Bei der Konica-Konstruktion (unten rechts) liegt die Schraube denkbar ungeschickt.

Im M-Files-Projekt wollen wir ja ganz bewusst weniger exklusive Zugänge Messsucherfotografie aufzeigen. Viele Objektive von Drittanbietern für die Leica M sind sehr erschwinglich und deshalb interessant. Einer ihrer Nachteile aber ist, dass sie nicht mit einer digitalen Leica Kamera kommunizieren können. Ich hoffe, es wurde deutlich, dass sich dies mit überschaubarem Aufwand überwinden lässt. Der Akara Labs Encoder und LensTagger zusammen sind eine echte Verbesserung und setzen, wenn man so will, Fremdobjektive für Leica M auf Steroide.

Hier geht es zum M-Files Navigator, der einen einfachen Zugang zu allen Artikeln auf Deutsch und Englisch und Reviews nach Produkttyp und Marke ermöglicht.

Find out more about the project and get access to all English versions of the M Files episodes (including this article in English) on www.macfilos.com.

9 Kommentare

  1. Jörg-Peter

    Liebe Kommentatoren,

    vielen Dank für die interessanten Beiträge und Ergänzungen! Ich habe weder eine M11 noch fotografiere ich mit der M10 regelmäßig über ISO 3200, so dass ich zum Artefakte-Thema leider rein gar nichts sagen kann. Wer mag, kann mir über Blog-Gastgeber Claus Sassenberg gerne in paar Beispielbilder zukommen lassen, dann schaue ich mir das gerne an.

    Es müssten dann ja eigentlich auch originale Leica-Objektive mit 6-bit-Codierung betroffen sein, oder? In diesem Fall könnte man bei Leica auch mal direkt anfragen. In Standardsituationen halte ich die Profile weiterhin für sinnvoll, zumal wenn man dann den ganzen Workflow durchgeht und auch die EXIF-Informationen noch entsprechend in Ordnung bringt.

    Viele Grüße, Jörg-Peter

    • Claus Sassenberg

      Hallo alle,

      Stefano hat mir Beispielbilder aus der M11-M zukommen lassen (ISO 6400 und 20.000) bei denen man die Artefakte bei in Lightroom eingeschalteten Profilkorrekturen sieht. Habe daraufhin eigene Bilder aus M10-M und M11 mit ISO über 4000 angesehen und in LR geprüft. Die M10-M Bilder zeigen unter bestimmten Bedingungen (deutliches Luminanzrauschen + aktivierte Profilkorrektur) die gleichen Artefakte wie die M11-M, die M11 sowieso.
      Das ganze ist ganz klar ein LR-Problem. Es handelt sich um Muster im Luminanzrauschen, die durch aktivieren der Profilkorrektur entstehen und nicht in der Kamera! Und zwar auch bei Profilkorrekturen von Leica-Objektiven. Bei den Monochrom Kameras M11-M und M10-M ist das Muster wie „kariert“, bei der M11 sind es konzentrische Kreise im Muster.
      Abhilfe: Profilkorrektur in LR ausschalten, den Tiefenslider nicht übermäßig in Anspruch nehmen, ggf. Luminanz-Rauschunterdrückung anwenden.
      Mir ist das bisher nicht aufgefallen, weil ich selten bei so hoher ISO auch noch um mehrere EV die Helligkeit erhöhe bzw. die Tiefen „hole“.
      Das hat (da es bei der M10 und vermutl. auch der M10-R auftritt) nichts mit der Kamera (speziell der mittlerweile vielgescholtenen M11) und den Profilen zu tun, die durch die Firmware angewendet werden, sondern nur mit dem, was in LR passiert.

      Beispielbild 1 von Stefano M11-M ISO 6400
      Beispielbild 2 von Stefano ISO 20.000
      Beispiel M10-M, Tiefen zur Verstärkung des Rauschens und Verdeutlichung des Effekts mehr als nötig geholt
      gleiches Foto wie vorher, nur Profilkorrekturen deaktiviert (Objektiv war Leica 28mm Summicron)
      Leica M11 mit 28mm Summicron: Profilkorrekturen aktiviert (Tiefen zur Verdeutlichung mehr als nötig angehoben)
      Foto wie vorher: M11 + 28er Summicron, Profilkorrektur deaktiviert

      • Lieber Claus, lieber Stefano
        Herzlichen Dank für die illustrativen Beispielbilder – sie haben mich dazu bewogen, bei meinen Aufnahmen über ISO 4000 zu schauen, ob ich das Problem ebenfalls finde. Ich habe dazu 2 Beispiele: Eines mit ISO 12500, das andere mit ISO 50000; beide M11M, Voigtländer 35/2 Lanthar, Belichtungszeit 1/750, EV -⅔ (ja, auch im Dunkeln), Profilkorrektur in LRc Summicron-M 35/2 Asph. Ich kann das von Stefano beschriebene Phänomen „nur“ reproduzieren, wenn ich die Tiefen beinahe extrem nach oben korrigiere. Ich bin deswegen eher der Meinung, dass das Problem (nochmals herzlichen Dank für den Hinweis) eher etwas mit LR resp der Tiefenkorrektur in diesem Program zu tun hat. Selbstverständlich kann ich auch 2 Beispielbilder zeigen, wird aber wahrscheinlich nicht nötig sein …
        PS messsucherwelt.com ist nach wie vor „der Hammer“, wie wir in der Schweiz gerne sagen

      • Stefano Strampelli

        Hallo alle,
        zur Ergänzung: in meinen Beiuspielbildern waren die Tiefen nicht stark nach oben korrigiert. Bei den Tiefen gehe ich meistens nie über +20 hinaus. In bestimmten Fälle gehe ich auf +30. Mehr habe ich mir selbst verboten.

        Die Ursache in meinen Beispielbildern war, dass die Lichtverhältnisse extrem kontrastreich waren und daher habe ich die Bilder unterbellichtet aufgenommen. Bei Bildern mit „Nebel“ im Hintergrund gibt es einen gewissen Luminanzrauschen und die Kombination „globale Aufhellung“ und Nebel/Rauch im Hintergrund hat offensichtlich LR überfordert. Der Riegler für die Tiefen war aber in den zwei Beispielen unschuldig.

  2. Stefano Strampelli

    Ein kleiner Hinweis zu den Profilkorrekturen. Mit der M10 hatte ich das Problem nicht. Mit der M11 (sowohl „normal“ als auch Monochrom) habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie bei höheren ISO-Werten (ungefähr bei ISO 4000) schädlich sind, weil skurrile Artefakte entstehen (in Lightroom; mit Capture One weiß ich nicht). Daher sollte man sie ausschalten und dann hat die Codierung keinen Vorteil mehr. Es ist zwar nur bei höheren ISO-Werten der Fall aber ich dachte, es sei sinnvoll darauf einzugehen.

    Viele Grüße und Danke für den interessanten Beitrag.
    Stefano Strampelli

    PS:bei Interesse teile ich gerne ein Beispiel mit den Artifakten.

    • Wolfgang Eggert

      Hallo Stefano,
      ich habe das gerade mit ISO 400 ausprobiert und die anschließend ausgegebenen JPEGs sind identisch.
      Gibt es bei dir evtl. noch einen anderen Wert, der abweicht?
      Grüße
      Wolfgang

    • Remo Koller

      Hallo Stefano
      Da bei mir sehr viele Bilder mit über 4000 ISO gemacht werden (wahrscheinlich weil ich abends und Nacht mehr Ruhe habe zum Fotografieren) würden mich die geschilderten Artefakte schon interessieren. Zumal ich das in diesem Artikel beschriebene Tool bestellt habe. Herzlichen Dank Remo

  3. Wolfgang Eggert

    Ganz großes DANKE!
    Der Akara Labs Encoder ist bestellt und scheint ja tatsächlich einfach zu funktionieren. Wenn das klappt, gibt es endlich kein Vergessen mehr bei der manuellen Einstellung des Objektivs.

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