“The only way to get rid of a temptation is to yield to it.“

Oscar Wilde

English version of this article here

In diesem Blog geht es eigentlich um das Jahreskonzert der Musikschule Porta, jedes Jahr ein fotografisches Highlight. Das liegt vor allem am kreativen Musikschul-Kollegium, das sich wirklich jedes Jahr etwas Neues einfallen lässt. Ein „statisches“ Konzert, in dem nacheinander jede Gruppe brav seine Stücke vordudelt, ist für sie undenkbar. „Think great“ ist ihr Motto, und auch diesmal wurde ein Instrumenten-Gattung und Generationen übergreifendes Event auf die Beine gestellt. Das Thema war diesmal „Feuer, Wasser, Erde, Luft“ und die „Elemente“ wurden von einer grossen Zahl an Vorschulkindern dargestellt, eingefügt in eine kleine Rahmenhandlung, selbstverständlich mit viel Musik.

Musikschule Porta
Leica M6 TTL mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/125sec, Kodak TMax 400

Seit einigen Jahren nun fotografiere ich für die Musikschule, aber sollte ich mal verhindert sein, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Denn Christiane (selbst Lehrerin dort) und ihre Nichte Stephanie sind selbst fähige Fotografinnen. Auf Christianes Blog finden sich einige schöne (alternative) Bildeindrücke von den Proben und vom Konzert nebst mehr „Background-Information“ zu der Veranstaltung.

Nach dem Motto „never change a winning team“ waren meine Hauptwerkzeuge die Leica M10 mit 50mm Summilux und die Leica Q. Wie die beiden zusammen funktionieren habe ich bereits so oft beschrieben, dass ich mir das jetzt erspare. Es sei nur kurz gesagt, dass ich mit den beiden Brennweiten alle Situationen dort abdecken kann und mir zudem zeitraubendes und Sensor-Staub förderndes wechseln der Objektive erspare. Die „Ernte“ aus diesen beiden Kameras findet sich inzwischen auf der Webseite der Musikschule.

Leica M6TTL mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/250sec, Kodak TMax 400

Eine analoge Kamera musste auch dabei sein, selbstverständlich mein Favorit, die M6 TTL mit 35mm Summilux und Kodak TMax400 geladen. Aber es gab auch noch einen Joker… und dessen Anwesenheit macht eine kleine Vorgeschichte erforderlich:

Im letzten Beitrag übersetzte ich Mike’s Artikel über die Inspektion der Leitz-Werke durch eine britische Delegation im Jahr 1946. Dabei, und in dem Originalbericht des „British  Intelligence Objectives Sub-Kommittee“ drehte sich fast alles um die Produktion der damals aktuellen Leica IIIc. William Fagan, Sammler und Spezialist für historische Leica-Modelle, hatte einige Bilder von Leica III-Exemplaren beigesteuert.

Musikschule Porta
Leica M6 TTL mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/125sec Kodak TMax 400

Normalerweise brauche ich zur Übersetzung kameraspezifischer Fachbegriffe aus dem Englischen nirgends nachsehen, sämtliches Vokabular in Zusammenhang mit Messsucherkameras ist mir vertraut. Aber schon bei der Unterschrift des ersten Bildes begegnete mir eine „Stepper“ und Non-Stepper“-Version der IIIc. Ich war perplex. Gab es ein Fred-Astaire-Sondermodell? Die Zeit passte ja…

Mir wurde schmerzlich bewusst (und es wurmte mich!), dass ich bisher jedes tiefergehende Wissen um Schraubleicas als redundant abgetan hatte, weil mich nun mal auf die M-Bajonett-Modelle spezialisiert habe. Beim betrachten der Bilder einiger Schraubleicas fielen mir zudem ein paar Knöpfe und Hebel auf, deren Funktion ich nicht zuordnen (nur vermuten) konnte. Das, was ich nicht über Schraubleicas wusste, hätte Bibliotheken füllen können. Aber jetzt packte mich der Ehrgeiz.

Musikschule Porta
Leica M6 TTL mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/125sec Kodak TMax 400

Wegen der „Stepper“ und Non-Stepper“-Sache wurde ich schnell fündig (ich glaube, im Leica-Wiki). Ich hätte natürlich auch einfach William fragen können, wollte ihn aber damit nicht gleich nerven. Es handelt sich schlicht um eine Modifikation der oberen Deckplatte. Bei den früheren Modellen der IIIc sitzt der Hebel für die Rückspul-Freigabe auf einer kleinen Stufe, später eben nicht. Rätsel gelöst.

Nächster Schritt in meiner Agenda zur Behebung der Schraubleica-Unwissenheit: Intensives Studium einer Leica IIIf-Bedienungsanleitung (Quelle auch Leica-Wiki). Dann Web-Recherche zu Schraubleicas, die mich unter anderem zu der super-informativen Seite von Karl Schmidt (aka „Kalleleica“) führte, die er „Meine Schraubleica-Geschichte“ nennt.

Musikschule Porta
Leica M6 TTL mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/125sec Kodak TMax 400

Jetzt hätte mich selbst die Sphinx über Schraubleicas befragen können, alles war sonnenklar. Nur… ich war in meine selbst gestellte Falle gestolpert. Diese ganze Aktion hatte mich extrem neugierig gemacht, wie es wohl wäre, so ein Teil „in Echt“ zu bedienen. Ich weiss nicht, ob es eine Art posthypnotischer Befehl war, jedenfalls erwischte ich mich während der Web-Recherche dabei, wie ich plötzlich nach käuflich zu erwerbenden Schraubleica-Exemplaren Ausschau hielt. Wie immer gab es Modelle in jeder Erhaltungsstufe und Preisklasse. Mir klappte die Kinnlade herunter, als mir bei eBay eine Leica IIIc „Luftwaffe“ Version für 10 000 Euro begegnete (aber auch besonders guter Zustand). William hatte zwei von den Dingern! Das wollte ich definitiv nicht investieren, nur um mein Ego zu streicheln.

Bevor jetzt der Verdacht aufkommt, dass ich mich in eine Art fotografischen „Benjamin Button“ verwandele und demnächst wie Joseph Nicéphore Niépce Platten mit lichtempfindlichen Asphalt beschichte, gebe ich hier zu Protokoll, dass ich (zunächst) nicht vorhabe, mich weiter „zurück zu entwickeln“ (Wortspiel beabsichtigt). Falls ich es mir anders überlege, hier schon mal Adenauers bekanntes Zitat zu solchen Situationen: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Nichts hindert mich, weiser zu werden.“

Die Leica IIIf mit 5cm Summitar
Musikschule Porta
Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400

Ich fand ein schönes, gut erhaltenes Stück (beim Leica Shop in Wien) für 590 Euro. Das war insofern ein guter Preis, als ein Objektiv dabei war, und zwar nicht irgendeins. Ich hatte zuvor eine Reihe wesentlich schlechterer Gehäuse ohne Objektiv für mehr Geld gesehen. Ich erwarb also eine Leica IIIf „Black Dial“ von 1951 mit einem 5cm Summitar f/2.0. Das Objektiv, ein direkter Vorläufer des Summicron, wird zwar als „tricky“ eingestuft, reizte mich aber auch wegen seiner Lichtstärke im Gegensatz zum gebräuchlicheren 5cm Elmar f/3.5.

Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400
Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400

Der erste Einsatz für die „neue“ Schraubleica

Die Kamera traf am Samstagvormittag ein, dem Tag des Konzerts. Ich wickelte sie aus dem Verpackungsmaterial und da waren sie wieder: Die typischen Leica-Vibrations, die man spürt, wenn man eine in der Hand hält. Wie ich es von meinen M-Kameras kenne. Aber… normalerweise empfinde ich eine M-Leica schon als kompakt gegenüber den Boliden, die heute so kursieren, doch dieses Ding ist geradezu mini! Das Gegenteil von Texas: Alles ist viel kleiner!

Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400
Leica IIIf mit 5cm Summitar

Ein schnelles durchchecken der Funktionen ergab schon mal keinen erkennbaren Mangel. Die Zeiten (vor allem die langsamen) liefen sauber ab, ohne dass der Verschluss hing. Alle Knöpfe und Hebel gingen weder zu leicht, noch klemmte etwas. Das Objektiv war klar und frei von Pilz oder Staubeinlagerungen, Blenden- und Distanzring liefen mit dem richtigen Widerstand. Der Sucher war hell und klar. Der Messsucher (er hat ein Extra-Fenster)  zeigte ein gut unterscheidbares Doppelbild. Sucher und Messsucher sind ebenso mini wie die Kamera… um das Messsucher-Erlebnis bei einer Leica III zu simulieren, einfach eine „normale“  M mit dem Sucher vor ein Schlüsselloch halten und durchsehen – voila, der Tunnelblick ergibt sofort das Schraubleica-Feeling (Anmerkung: Das ist nur ein Scherz!).

Leica IIIf mit 5cm Summitar

Ich hatte meine Kameras für den Nachmittag schon in die Hadley Small gepackt. Meine „Arbeitspferde“ Leica Q und M10. Ferner die M6 TTL, mit der ich schon am Vortag bei der Probe einen halben Film belichtet hatte. Kurzentschlossen legte ich einen Kodak TMax 400 in die Leica IIIf. Das ist übrigens ein ziemlicher Akt, weil man den Filmanfang auf bestimmte Weise zuschneiden muss. Ignoriert man dies, wird man Oskar Barnacks Rache zum Opfer fallen… sprich, der Film verhakt sich, transportiert nicht oder „tut nur so“ und man steht hinterher mit leeren Händen da.

Leica IIIf mit 5cm Summitar

Wie auch immer, der Film war drin aber ich hatte nicht vor, mit der Kamera irgendwas „essentielles“ zu fotografieren. Erst mal wurde der Film in der TTL fertig belichtet. M10 und Q hatten Vorrang, damit musste ich den Verlauf des Konzerts dokumentieren. Aber immer, wenn ich zwischendurch konnte, schnappte ich die Leica IIIf und knipste ins Getümmel. Die Belichtungszeit hatte ich mit der TTL (einmal!) gemessen, mit dem 400 ASA-Film (ich liess Gelb- oder Orange-Filter weg, ich hatte sowieso noch keinen für das Objektiv) kam ich bei f/2 auf 1/60 Sekunde, das reichte mir. Bei bewegten Szenen hielt ich mich zurück. Ich hätte ja den Film auch auf 800 oder gar 1600 ASA pushen können, aber als ich die ersten Fotos machte, wusste ich nicht, ob ich den Film ganz füllen würde. Und schliesslich wollte ich nicht gleich in Größenwahn verfallen, sondern erst mal mit der Kamera warm werden.

Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400
Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400

Aber das ging erstaunlich schnell. Nach kurzer Zeit hatte ich den Ablauf geschnallt. Objektiv war ausgezogen, Deckel ab, Blende auf 2, Zeitenknopf auf 1/60 (kann man nur im gespannten Zustand einstellen, er dreht sich beim Verschlussablauf mit. Putzig… sagt der Ostwestfale und meint „kurios“), Verschluss aufgezogen, Entfernung durch den Messsucher checken, einstellen… dann Bildkomposition durch den Sucher und dann (keuch!) endlich auslösen! Wenn man da schnelle Motive hat, muss man schon auf hohem Level organisiert sein… da arbeite ich noch dran. Sicher ist auf alle Fälle, dass ich mit meiner M6 TTL dagegen gedankenschnell bin.

Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/2.0 1/60sec Kodak TMax 400

Heute kam der mit Spannung erwartete entwickelte Film. 37 Aufnahmen, fast alle was geworden. Ausschuss: drei, vier verwackelt (1/60 Sekiunde bei 50mm ist eben doch nicht sehr kurz), mehrere, wo ich das gleiche Motiv zur Sicherheit doppelt abgelichtet hatte und ein paar, wo die Akteure plötzlich wegschauten oder ähnliches. Das Summitar selbst offenbart bei f/2 seinen eigenwilligen Charakter: Es ist in der Mitte ziemlich scharf und fällt zum Rand deutlich ab. Interessantes Bokeh. Das deckte sich alles mit dem, was ich über das Ding gelesen hatte. Der „Vintage“-Effekt der Fotos kommt deutlich heraus, wenn man sie mit ein paar der f/1.4-Bilder aus dem 35er Summilux vergleicht. Die moderne Linse ergibt bei voller Öffnung (noch größere!) Schärfe über das ganze Bild, das Bokeh irgendwie „ruhiger“. Mit der Kamera hat das wenig zu tun. Hätte ich eine ähnliche Hochleistungsoptik für die Leica IIIf, könnte man an den Fotos nicht erkennen, mit welcher Kamera was gemacht ist.

Aber gerade, dass ich überhaupt eine Reihe absolut brauchbarer Fotos herausbekommen habe, erfreut mich natürlich besonders. Schliesslich darf man nicht vergessen, dass ich die Kamera knapp einen halben Tag hatte, nicht wusste, ob der Verschluss o.k. ist, der Messsucher recht ungewohnt war, das Objektiv eine unbekannte Größe etc., etc. Ich kann nur sagen: Schwein gehabt! Ebensogut hätte ich auf einem Haufen überbelichteter, völlig unscharfer Negative sitzen können.

Leica IIIf mit 5cm Summitar bei f/5.6 1/500sec Kodak TMax 400, handgehaltener Orange-Filter vor dem Objektiv

Das Summitar wird abgeblendet über die ganze Fläche deutlich besser. Ein einziges Bild hatte ich Mittags vor dem Konzert gemacht, von Vlotho Innenstadt. Es zeigt, dass die Optik dann klinisch scharf ist.

Leica IIIf mit 5cm Summitar f/2

Aber irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass die Kamera mich nicht enttäuschen würde. Und weil 50mm nicht meine Standard-Brennweite ist, habe ich mir noch ein Summaron 3,5cm f/3.5 besorgt. Dazu den Universalsucher VIOOH, beides in sehr gutem Zustand. Ausserdem brauche ich immer Filter. Für das Summitar, das einen total eigenartigen Gewinde-Anschluss vor der Frontlinse hat, bekam ich einen Adapter, so dass ich E39-Filter (von denen ich mehrere habe) davor bekomme und für das Summaron ein Orangefilter A36. Kurioserweise sass der eBay-Händler, bei dem ich es fand, in Herford, das ist nur ein Katzensprung von Vlotho. Ich fuhr am gleichen Tag hin und holte es. Er hingegen fand es kurios, dass ich mit der IIIf wirklich fotografierte. Nach seiner Wahrnehmung wurden die nur zum sammeln gesucht…

Leica IIIf mit 3,5cm Summaron f/3.5

 

Leica IIIf mit 3,5cm Summaron, Universalsucher, Orange-Filter und Okaro

Und noch ein kleines Teil kam dazu, das ich am Tag des Konzerts nicht hatte. Ein Okaro.“Ein was??“, wird man sofort fragen. Das ist ein Orange-Filter, das vor eine der Einlassfenster des Messsuchers gesteckt wird, um den Kontrast zu verbessern. Funktioniert bestens. Und für solche Tipps und lehrreiche Erläuterungen zu Schraubleicas muss ich mich bei „Kalleleica“ aka Karl Schmidt bedanken, der die umfangreiche Seite über den Gebrauch von Schraubleicas erstellt hat (bereits weiter oben verlinkt). Für mich funktioniert der Okaro übrigens auch am besten vor dem (von vorne) rechten Fenster, dass ist nämlich ein Gegenstand erbitterten Disputs… wohl so ähnlich wie der Streit zwischen Liliput und Blefusku, ob man ein Ei besser am runden oder am spitzen Ende öffnet…

Die Schraubleica fasziniert mich. Sie wird mit Sicherheit wie die M6TTL, Die Q und natürlich die M10 ein fester Teil meiner Ausrüstung. Das ich nicht alles mit mir herumschleppe, versteht sich von selbst! Je länger ich mich mit Fotografie beschäftige, desto leichter fällt es mir, nur eine Kamera mit ein, zwei Objektiven mitzunehmen. Aber die ganze letzte Woche… Schraubleica.

Hier noch ein paar Bilder aus der M6 TTL mit dem 35mm Summilux bei f/1.4

8 Comments

  1. Michael

    Schöne Bilder. Besonders gefallen mir einige von denen, bei denen selektive Schärfe ins Spiel kommt. Da scheint selbst mit dem aufgeblendeten Normalobjektiv eine Menge machbar.
    1953/54 nannte Richard Grittner in seinem drei Finger dicken „Handbuch der Kamerakunde“ (kurz vor dem Erscheinen der M-Leica) die Leica IIIf „das Spitzenmodell“. Die kleine, ungemein formschöne und unauffällige Schraubleica hat mir – auch wenn ich leider nie eine besessen habe – immer gut gefallen.

    Heute taugt für fotografierende Meßsucher-Interessierte, die sich eine Leica-Ausrüstung aber ob der derzeitigen Gebrauchtmarktpreise nicht leisten können, die damalige Konkurrentin der Schraubleica immer noch als gute Alternative: Die Contax von Zeiss Ikon lässt sich ab der Version II von 1936 praktikabel nutzen, besonders als leichte und vielseitige Reisekamera.
    Zwar schickte die Leica M die Contax 1954 aufs Altenteil, besonders was den Meßsucher angeht. Da die Contax aber heute unter dem Radar der internationalen Sammler segelt, bekommt man sie zu einem konkurrenzlosen Preis/Leistungs-Verhältnis: viel „Kamera“ und gute Zeiss-Objektive für wenig Geld. Die Nachkriegsverschlüsse sind sogar noch leiser als der Verschluss der Leica M2. Interessant ist der revolverförmige Zeiss-Ikon-Universalsucher, da er anders als der Leitz-Sucher im Telebereich das Bild nicht beschneidet, sondern passend vergrößert.
    Bekannt wurde die Contax u.a., als Robert Capa mit ihr am D-Day 1944 die landenden GIs im deutschen MG-Feuer an Omaha Beach fotografierte: die legendären „Magnificent Eleven“.

  2. Maurizio

    Hallo Claus
    Wirklich tolle Fotos und kompliment. Ich glaube, dass man heutzutage einfach gewohnt ist, nur knack scharfe Bilder zu sehen mit einem fast schon klinischen Look. Klar sind die neuen Linsen mit den heutigen modernen Leica Bodys perfekt abgestimmt und eben sehr scharf. Allerdings vergisst man oft, dass man mit den alten Linsen und Kameras eben einen bestimmen Look bekommt, der mit den heutigen Linsen und Kameras nicht reproduzierbar ist. Ich finde deinen Weg und damit dazugewonnen Erfahrungen mit der Analogfotografie super interessant. Du hast jederzeit die Wahl bestimmen zu können, mit welchem Werkzeug du fotografieren willst und bist immer wieder aufs Neue gefordert, ohne den Spass dabei zu verlieren. Ein grosses Dankeschön, dass wir dich dabei begleiten können. Ich hatte selber kürzlich die Leica IIIf von einem sehr guten Freund zum Fotografieren ausgeliehen bekommen. Beim Besuch in meinem Leica Shop vor Ort konnte man zwar den Film einlegen, aber leider wurde dieser nicht transportiert. Verdacht auf Standschaden. Vielleicht hing es damit zusammen, dass man wie du den Film entsprechen zuschneiden musste. Anschliessend bin ich enttäuscht wieder mit dem Stück aus dem Laden. Allerdings bezweifle ich, dass mir solche schöne Fotos gelungen wären. Chapeau.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Maurizio,

      das fotografieren mit Film ist sicher „Bewusstseinserweiternd“ (allerdings auf andere Weise als bei LSD…), dennoch würde ich nicht so weit gehen, dass das jeder ausprobieren muss. Und, wie ich schon oft vorher schrieb, von gewohnter „digitalen“ Schärfe-und Auflösungsvorstellungen muss man sich befreien. Der Unterschied eines gescannten Films zu den Super-Dateien, zum Beispiel aus einer Q ist schon deutlich. Aber die Bildwirkung ist es, die’s macht. Sozusagen das Ganze, nicht die 100%-Vergrößerung. Und wenn man sich über all das im Klaren ist, dann sollte man das Experiment ruhig mal wagen und zu einer alten Kamera greifen.

      Darum tut es mir leid, von der Sache mit der IIIf und dem nicht transportierenden Film zu hören. Könnte es nicht wirklich sein, dass die im Leica Shop (ich will denen nichts nachsagen) doch einen leichten Mangel an Expertise in der Hinsicht hatten? Der Filmanfang muss getrimmt werden, sonst verhakt er sich! Das könnte die Diagnose „Standschaden“ evtl.ins Reich der Fantasie verweisen. Möglicherweise solltest du dir die Schraubleica noch mal ausleihen, Kalleleicas Seite aufrufen und den Film selbst nach Anleitung dort einlegen.

      Viele Grüße,

      Claus

      P.S. check vor dem Filmeinlegen alle Zeiten (vor allem die langsamen) einmal durch, dass der Verschluss nicht irgendwo hängt! Und evtl. damit rechnen, dass insbesondere die kurzen Belichtungszeiten in Wirklichkeit eher länger sind, z.B. die 1/1000s nur 1/750s u.s.w. Trotzdem würde dass einen Negativfilm kaum kratzen, der Belichtungsspielraum ist enorm.

  3. Tolle Fotos – genau im richtigen Moment aus passender Perspektive ausgelöst. Und das noch auf „Film“! Das können heutzutage nur noch die wenigsten. Das Filmkorn gibt vielen Aufnahmen so etwas authentisches, zeitloses. Ein Sammlung für sich.
    Für weitergehende Verwendung – ausserhalb aller Fotobegeisterten – kommt man aus meiner Sicht nicht mehr an digitaler Variante vorbei. Ist doch feiner und universeller. Q und M10 sind schon ein „muss“. Kann mir vorstellen, dass Du da noch mehr als genug „keeper“ dabei hast.

    Jürgen

    • Claus Sassenberg

      Völlig korrekt.

      Darum zitiere jetzt mal Wikipedia „Analogfotografie„: „Für den Betrachter spielt die Aufnahmetechnik inzwischen kaum noch eine Rolle.“

      Exakt, es interessiert keine Sau, ob ein Bild digital oder analog ist, Hauptsache, es ist gut.

      Allerdings weiter: „Für den Erzeuger des Bildes spielt es sehr wohl eine Rolle, ob er ein einmalig vorhandenes Original (das Dia bzw. Negativ) in Händen hält oder eine binärcodierte Beschreibung dessen, was als Bild erst wiederhergestellt werden muss.“

      Der Erzeuger, das bin ich. Und ich lege großen Wert auf die Bildwirkung speziell von Silberhalogenid. Und wenn ich mir die Mühe mache und der Scan leidlich gut ist, steht es jedem ebenso leicht zur Verfügung wie ein von vornherein digitales Bild. Die Arbeit nehme ich gern auf mich, sonst dürfte das ja keinen stören.

      Bei analogen Bildern müssen wir uns natürlich von „Schärfe“ und „Auflösung“, wie wir es heutzutage von digitalen Dateien kennen, verabschieden. Andererseits erinnere ich mich deutlich, dass die Fotowelt sich einig ist, dass diese technischen Kriterien ganz zuletzt kommen, wenn es darum geht, ob ein Foto gut ist (=für den Betrachter fesselnd, interessant) oder nicht.

      Zuletzt: Es macht mir einfach Freude, mit den alten Kameras umzugehen. Man möge mir meine Schrullen verzeihen.

      Claus

      • Moin, Jürgen, moin Claus,
        sicherlich eine ganz spannende Diskussion, ohne dabei zu sehr ideologisch behaftet zu sein.
        Mir ist nur aufgefallen, dass sich hochwertige Magazine und wertige Broschüren sehr um den analogen Look bemühen, wenn nicht sogar Bildstrecken wieder analog machen. Lexington, eine schwedisch-amerikanische Lifestyle-Marke hat bisher zumindest Teile der Werbebilder mit dem Kodak Portra fotografiert. Aus dem Werbefotos sind mittlerweile sogar drei Bücher entstanden. Oft wird sogar der Lomo-Style zumindest nachempfunden oder mit Polaroid oder Instax gearbeitet. Sogar einige Modestrecken entstehen analog,
        Ich selbst bekomme hin und wieder ein kleines Projekt, weil ich analog fotografiere. Und weil man genau diesen Stil haben will.
        Umgekehrt in der privaten Fotografie. Hier wird sehr auf Schärfe geachtet. Und da stelle ich mir schon die Frage, wie produziere ich technisch ein Bild und welcher Bilderstil berührt mich selbst aber emotional mehr. Nun stehe ich der analogen Fotografie sehr nahe, aber davon frei frage ich mich schon, wie diese Diskrepanz zustande kommt. Der Kodak Portra ist da eine ganz besondere Brücke und vielleicht deswegen auch erfolgreich, weil er als Film für die digitale Verarbeitung konzipiert worden ist.
        Von daher glaube ich gar nicht, dass die Analoge Fotografie nur dem privaten zugedacht ist, sondern als Nische auch im gestalterischen Bereich beibehalten oder sogar Anteile zurück gewinnen wird.

      • Hallo Claus,
        also, deine „Schrullen“ (und das, was dabei heraus kommt) sind ziemlich großartig und machen diese Seite authentisch.

        Liebe Grüße von Christiane

  4. Nein, nein, alt ist sie nicht, die Kamera, sie ist frisch. Die meisten wesentlich jüngeren Pendants sehen wesentlich älter aus.
    Ich hatte sie auch mal in der Hand, diese legendäre Leica III f. Und war versucht, sie zu behalten. An Ergonomie sind die Leicas einfach Klasse. In meinen Augen fühlt sie sich ähnlich an wie die aktuelle analoge Leica MP. Und wieder zeigt es sich, dass sie immer noch funktionieren, viel zu schade also für die Vitrine.
    Ich bin allerdings überrascht, wie die Bilder auch ohne Orangefilter geworden sind, vermissen würde ich ihn jetzt nicht unbedingt.
    Insgesamt straft der Artikel die Leica Basher wieder Lügen. Denn wer mit ihnen kann, dem schenken sie ein ansteckendes Lächeln.
    Lieber Gruß
    Kai

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