Im Sommer des Jahres 2024 stand, was sonst, ein Roadtrip im Südwesten der USA auf dem Programm. Der Ausgangspunkt war wie immer San Diego.
Dieses Mal hatten wir einen Flug von Frankfurt über Vancouver mit Air Canada gebucht, AC 839. Der aufgerufene Preis war unschlagbar.
Vorher muß ich kurz erzählen, wie gedankenlos man sich bei der Buchung der Tickets anstellen kann. Wir haben einen Nachnamen mit Umlaut und mit diesem Umlaut-Namen hatten wir gebucht. Dabei wissen womöglich alle außer uns, daß auf den untersten beiden Zeilen eines Reisepasses, der Name in maschinenlesbarer Schrift vermerkt ist, wenig überraschend ohne Umlaut.
Nun ja, eine ausgesprochen nette und kompetente Dame bei Air Canada hat mir 1 Tag vor dem Abflug den Namen in den Tickets geändert. Aufgefallen war uns das, weil die Namen in ETA und ESTA in der korrekten Schreibweise waren und ich nicht elektronisch einchecken konnte, da der Buchungscomputer ETA und ESTA nicht finden konnte.
(ETA = Electronic Travel Authorization für Canada, ähnlich wie das US ESTA, jedoch 5 Jahre gültig; ein must have.)
Vancouver
In 9,5 h brachte uns die 787 nach Vancouver. Wer noch nie über Canada in die USA gereist ist; die US-Immigration findet in Canada statt.
Bis hierher lief alles nach Plan, bisher… Leider war unser Flugzeug für den Anschlußflug defekt. Koffer holen, „aus den USA“ nach Canada „einreisen“ und zum Air Canada-Schalter gehen.
Einer der Gründe, weshalb wir immer versuchen, Linie zu fliegen; wir bekamen eine Umbuchung für einen Abendflug nach San Diego, unserem eigentlichen Ziel und wurden nicht, wie bei Billigfliegern üblich, schlicht stehen gelassen.
Mit Gutscheinen versehen haben wir 6 Stunden am Flughafen „totgeschlagen“.
Läßt sich Pech steigern? Claudia hatte ihr iPad im Flieger vergessen. Wir haben mit einem „lost item file“ bei Air Canada unser Glück versucht, doch dazu später.
Ein kleines Flugzeug mit nur 40 Passagieren startete mit uns in den Sonnenuntergang, raus auf den Pazifik. Schnell war es Nacht. Der Flieger bot nicht den Service, die Strecke auf einem Monitor verfolgen zu können. Das versuchten wir, anhand der beleuchteten Orte am Boden zu erraten. Die vielen, hellen Lichter an Backbord mußten Los Angeles gewesen sein, weil es danach sehr dunkel wurde = Camp Pendleton, Sinkflug, hell an Backbord = La Jolla und dann hatten wir auf Steuerbord den Blick auf Downtown San Diego und die Coronado Bridge. Zweimal 90° nach rechts drehen und wir sind im Endteil des Anfluges.
Tatsächlich haben wir vor Mitternacht San Diego erreicht, unser Mietauto abgeholt und sind in den Supermarkt gefahren. Um 00:30 Uhr, nach über 30h Stunden waren wir endlich in der Casita, dem Gästehaus bei der Familie.
San Diego, Tag 1
Nach ein paar Stunden Schlaf hatten wir einen nächsten Mammuttag vor uns, Tuna Harbor, Kinder und Enkelkind abholen, Mietauto tauschen, Dinner für 28 Personen ausrichten.
Hat schon mal jemand mit einem Kartoffelsalat morgens um 05:00 Uhr angefangen?
Dazu sollte es Fisch geben, also nicht zum Kartoffelsalat. San Diego hat am Samstag von 08:00 – 12:00 Uhr einen Fischmarkt, den Tuna Harbor Dockside Market. Frischer geht es nicht und wer Seafood im weiteren Sinne mag; geht dorthin und staunt.
Wir erstanden Yellowfin Tuna und eine ordentliche Portion Mahi Mahi, auch Goldmakrele oder Dorado genannt. Den Cooler hatten wir im Auto und eine ordentliche Portion Eis gab es für den Transport gratis.
Claudia habe ich danach am Flughafen abgesetzt und ich bin zum Rental Car Center gefahren, um das Auto zu tauschen. Wie zu erwarten, war das gebuchte nicht verfügbar und wir landeten in einem riesigen Chevy Traverse. Claudia was not amused.
Die Kinder und Claudia waren auch bald da, deren Auto abgeholt und ab nach La Jolla. Schließlich hatten wir ein Dinner vorzubereiten. Unser Schwiegersohn ist Italiener mit einem schicken Restaurant in Berlin. Er übernahm die Führung beim Fisch; danke Davide, Claudia und Anna kümmerten sich um den Kartoffelsalat und die Pasta Bolognese.
Um es kurz zu machen; wir hatten einen wunderbaren Abend mit den vielen Leuten und vom Essen ist bis auf ein bißchen Kartoffelsalat und Pasta nichts übrig geblieben.
San Diego, Tag 2
Heute passiert nicht viel. Morgenspaziergang und danach geht es in die Las America Outlets an der mexikanischen Grenze, gegenüber von Tijuana.
Unbedingt empfehlenswert sind die Food Trucks, die auf dem großen Parkplatz aufgereiht sind. Wir lieben mexikanisches Essen.
Auf dem Rückweg machen wir für unsere jungen Leute einen Umweg über Coronado. Dieser kleine Teil von San Diego spiegelt für uns die heile, amerikanische Welt.
Ein kurzer Abstecher zu Scoops in La Jolla und dann fordern die vergangenen Tage ihren Tribut in Form eines Mittagschlafes.
Der Abend verspricht einen schönen Sonnenuntergang über dem Pazifik. Den genießen wir gemeinsam am Glider Port in La Jolla.
Eine Mail von Air Canada teilt uns mit, daß Claudias iPad gefunden wurde. Gegen die kleine Summe von CAN $142 lassen wir es nach San Diego schicken.
Morgen geht es auf den Roadtrip…
Roadtrip, Tag 1
Auf dem heutigen Plan steht die Fahrt von San Diego nach Holbrook in Arizona, ca. 560 mls.
Bei Ralph’s in La Jolla kaufen wir für die Reise ein und befüllen unseren Cooler mit Eis. Das wird ein langer Tag.
Auf dem Interstate 8 überqueren wir die Berge hinter der Küste und erreichen das Imperial Valley; einer der wärmsten Orte im August. Entlang der Grenze zu Mexiko führt uns die Straße zunächst über Yuma bis zu einem Tankstop in Dateland, wo einzig die Photovoltaik-Dächer eines Tesla-Chargers ein bißchen Schatten bieten.
In Gila Bend verlassen wir den I-8 Richtung Phoenix, nutzen allerdings den Stopp, uns das Heimatmuseum anzuschauen, in dem Wissen, daß es dort eine ordentliche Toilette gibt.
Über den Verkehr in und um Phoenix gibt es nicht viel zu sagen. Wenn man bei einem Limit von 65 mls/h schon 80 fährt und ein Verkehrshindernis darstellt, fragen wir uns, wo die strengen Regeln von früher geblieben sind.
Bald geht es auf der 87 Richtung Nordosten hinauf in die Berge. Langsam sinken die Temperaturen, aber wahrlich nur langsam. Über diesen Bergen sehen wir die ersten Schauer- und Gewitterwolken des Southwest Monsoon. Wir sind im Tonto National Forest. In Payson biegen wir auf die 260 ab. Die mittlerweile heftigen Gewitter erwischen uns zum Glück nicht voll. Die Blitzshow ist zugegebenermaßen sehenswert.
Die Vegetation hat sich merklich von Wüste zu Wald verändert. Nach einem längeren Aufenthalt im Stau erklimmt das Auto den Mogollon Rim /ˌmoʊ.gəˈyoʊn ˈrɪm/ und wir sind im Apache-Sitgreaves National Forest. Der untere Rand des Colorado Hochplateau ist erreicht. Auf der 377 gelangen wir nach Holbrook in unser Hotel GreenTree Inn. Eine lange Fahrt liegt hinter uns und irgendwie haben wir das Gefühl, die Reise habe jetzt wirklich begonnen.
Für eine Fahrt zur Painted Desert ist es leider schon zu spät, weil der Park 30 min vor Sonnenuntergang schließt und, ehrlich, müde sind wir auch. Für einen kleinen Abstecher in die Stadt reicht es natürlich noch.
So, Licht aus.
Roadtrip, Tag 2
Holbrook -Chinle
Seit gestern haben wir die weiten Strecken bis auf weiteres hinter uns gebracht. Das heutige, erste Ziel ist der Petrified Forest National Park. Hier kaufen wir uns den Eagle Pass oder America the Beautiful genannt. Er kostet $80 und berechtigt den Zutritt zu allen National Parks und National Monuments für ein ganzes Jahr.
Gestern war für die Amerikaner der „Back to School“ Tag. Die Masse der Touristen ist weg und wir haben den Petrified Forest fast für uns allein.
Leider läßt das Licht zu wünschen übrig. Von den gestrigen, heftigen Gewittern hängt eine dichte Wolkendecke über uns, aus der manchmal sogar ein paar Tropfen fallen.
Der Park hat seinen Namen von versteinerten Bäumen, die vor ca. 225 Mio Jahren, im Trias, am Ufer eines Sees oder Flusses gestanden haben müssen. Fallen diese Bäume in den Schlamm oder Ähnliches und werden von der Zufuhr von Sauerstoff abgeschnitten, können sie nicht verrotten und das biologische Material wird im Laufe von Millionen von Jahren durch SiO2 aus kieselsäure-haltigem Grundwasser ersetzt. Die vielen verschiedenen Färbungen der Stämme entstehen durch alle möglichen Oxide, die im Wasser enthalten waren.
Man sollte unbedingt das Visitor Center besuchen und den Crystal Forest Trail laufen. Das ist logischerweise davon abhängig, wie viel Zeit eingeplant ist und wie hoch die Temperaturen sind.
Außerdem finden sich in diesem Park Spuren der indianischen Bewohner, deren Grundmauern von Häusern und Petroglyphs (Steinzeichnungen -ritzungen). Die Petroglyphs begleiten uns auf dem gesamten Colorado Plateau. Die meisten sind ca. 500 – 700 Jahre alt.
Die Fahrt geht weiter nach Window Rock. Diese kleine Stadt ist die Hauptstadt der Navajo-Nation, dem Volk der Diné. Ihren Namen hat sie von einem Felsen mit einem Loch, einem Window.
Im Ort finden sich Verwaltungsgebäude, eine Uni und, unmittelbar vor dem Window Rock, das Denkmal für die Navjo-Code-Talker. Der 14.August ist der Code-Talker-Day, bei dem diese besonderen Marine-Infanteristen geehrt werden. Aufgrund der Idee eines Linguisten hat das US-Marine Corps im Verlaufe des 2. Weltkrieges mehr als 400 Navajo ausgebildet und eingesetzt.
Die komplexe und ungeschriebene Sprache dieses Volkes wurde benutzt, um eine für die Japaner nicht zu entschlüsselnde Code-Sprache zu entwickeln, die per offenem Sprechfunk übertragen wurde und nicht zeitaufwendig ver- und entschlüsselt werden mußte; 20 s gegen 30 min für 3 Zeilen Text.
Wir fahren weiter Richtung Chinle. Im Nachhinein sind wir heilfroh, nicht, wie geplant, über Fort Defiance und Sawmill gefahren sind. Ein Teil dieser Strecke wäre unbefestigt gewesen; keine gute Idee nach den Regenfällen. Unterwegs steht unverhofft ein Rind mitten auf der Straße und bewegt sich trotz Hupen des Gegenverkehrs nicht weg. Immer gut aufpassen!
Das Ziel in Chinle ist der Canyon de Chelly. Praktischerweise liegt unser Hotel, die Thunderbird Lodge, unmittelbar an dessen Eingang. Dieses Resort ist unbedingt zu empfehlen. Es wird von Navajo geleitet und gehört mal nicht zu einer der großen Ketten.
Nachmittags ist der Südrand des Canyons lichttechnisch die bessere Wahl. An vielen Stellen führen Stichstraßen den Rand des Canyons. Hinein kommt man nur mit einer geführten Tour, für die wir leider keine Zeit haben. Das Tal ist in privatem Besitz und Navajo haben und wünschen großen Respekt vor Privatsphäre.
Das Highlight ist Spider Rock, zwei 240 m hohe Felsnadeln. Der Sage nach wohnt dort Spider Woman, die Spinnenfrau, die die Navajo die Kunst des Webens gelehrt hat.
Vor den Navajo lebten die Anasazi und später die Hopi auf dem Boden des Canyons.
Roadtrip, Tag 3
Chinle – Moab
Nach den gestrigen Gewittern begrüßt uns der neue Tag mit frischer, sauberer Luft und reichlich Sonnenschein. An der Rezeption bekommen wir einen Kaffee und sehen ein Auto, welches über die gestern erwähnte Indian Route gekommen ist. Der Pickup-Truck ist komplett mit rotem Schlamm bedeckt. Das hätte der Traverse mit Sicherheit nicht geschafft.
Wir wollen heute einen Umweg fahren und so sind 250 mls auf dem Plan. Auf unserem 2019er Road Trip sind wir in einiger Entfernung an Ship Rock vorbeigefahren. Dieser Felsen, vulkanischen Ursprungs, steht markant und weit sichtbar in der Landschaft und er besitzt seine Sage in der Kultur der Navajo.
Los geht’s am Nordrand des Canyon de Chelly entlang zu den Lukachukai Mountains. Die Straße folgt den Wellen dem Terrain. Alles ist grün und naß. Viele der Pflanzen sind Wacholder-Büsche.
Am Fuße der Berge machen wir einen kurzen Halt. Neben der Fahrbahn sind unsere Reifen sofort von einer dicken, nassen Schicht der roten Erde bedeckt.
Die Straße windet sich bald steil in die Berge hinauf. Sie ist die kürzeste Verbindung von Chinle nach Shiprock und weiter bis Farmington. Wir haben gelesen, daß sie im Winter nach Schneefällen nur spät geräumt und unpassierbar wird. Fahrt sie und ihr wißt warum und achtet bitte auf freilaufende Rinder.
Hinter dem Pass finden wir einen Aussichtspunkt und haben einen einmaligen Anblick. Die Spitze von Ship Rock schaut aus einer dichten Nebeldecke. Ein echter Wow-Moment.
Ship Rock
Die Sonne hat mittlerweile den Nebel aufgelöst. Wir frühstücken am Rand des Vulkangrates, der bis zum Ship Rock reicht. Die Stille wird nur von wenigen, vorbeifahrenden Autos gestört.
Tsé Bitʼaʼí, „rock with wings“ ist der Navajo-Name des Berges. Der Sage nach wurde das Volk der Diné aus dem Norden auf dem Rücken eines Vogels hierher gebracht, der danach auf der Ebene blieb.
Der Felsen ist ihnen heilig. Leider wird oft von Kletterern erfolglos versucht, den Gipfel zu erreichen. Als Folge dessen genügt nicht nur ein Medizinmann nötig, um die Totengeister zu vertreiben.
Nach unserem Frühstück fahren wir auf der 13 bis zur Einmündung auf die 491 Richtung Norden. Sie führt uns durch Shiprock NM und weiter sodann Colorado hinein. Das nächste Ziel ist Cortez in Colorado. Vor dort könnte man die San Juan Mountains erreichen.
Cortez – Moab / Arches NP
Wir wollen dagegen nur Einkaufen, weil wir danach für 6 Nächte in Utah sein werden. Dort ist die Beschaffung alkoholhaltiger Getränke etwas mühselig. Claudia ist leicht irritiert, als sie feststellt, daß man in Colorado offen Waffen tragen darf und wir wahrhaftig kleinere und größere Exemplare an verschiedenen Gürteln erblicken.
Durch landwirtschaftlich geprägte Landschaft geht es weiter in nördlicher Richtung bis die 491 bei Monticello, Utah, auf die 191 trifft. Rechts abbiegen und wir sind auf bekannten Pfaden. Es folgt ein Pflichtstopp am Wilson Arch und kurz darauf biegen wir auf die Parkfläche des Scenic View and Inn in Moab.
Arches NP
Der Arches NP hat bis 16:00 Uhr die Pflicht für ein „timed entry ticket“. Punkt 16:00 Uhr rollen wir auf den Parkplatz des Visitor Center.
Arches NP hatten wir im letzten Jahr besucht, uns diesmal aber andere Arches vorgenommen.
Als erstes besuchen wir den Double Arch, riesengroß und eindrucksvoll. Leider sind zu viele Menschen unterwegs, um gute Fotos zu machen.
Heute wollen wir bis ans Ende der Straße zum Devils Garden fahren. Dort machen wir eine kleine Wanderung bis zum Landscape Arch Trail Viewpoint. Apropos, die am häufigsten vertretenen Sprachen sind italienisch und deutsch.
Für die goldene Stunde sind wir erst am Fiery Furnace und später am Salt Valley Overlook. Balanced Rock und ähnliche Punkte lassen wir diesmal aus.
In Moab sind die Lichter an, als wir aus dem Park kommen. Das gibt dem Ort seinen bemerkenswerten Charme.
Roadtrip, Tag 4
Canyonlands NP; ein Teil dieses Parks ist von Moab leicht zu erreichen. Island in the Sky werden wir heute besuchen. Die anderen Abschnitte, The Needles und The Maze sind unzugänglicher. Insbesondere The Maze ist ein richtiges Abenteuer für einen 4Wheel und Verzicht auf Zivilisation.
Bevor wir Island in the Sky erreichen, biegen wir links ab und besuchen den Dead Horse Point State Park. Den muß man, weil ein Utah State Park, zwar extra bezahlen, aber das lohnt sich definitiv. Wir sind sehr früh gestartet und erleben die Aussichten auf den Colorado und die Potash Fields in kühler und klarer Luft.
Weiter geht es zum Visitor Center von Canyonlands. Die Italiener aus Arches scheinen heute alle hier zu sein. Aber, es gibt Briefmarken. Damit sind die Postkarten schon fast auf dem Weg.
Next Stop, Shafer Trail Viewpoint. Der Trail ist eine unbefestigte Straße, die hinab bis zum Colorado führt. Wir fahren sie nicht hinunter. Der Blick von oben ist imposant genug. Angelegt wurde dieser Pfad, um Vieh von den Sommer- zu den Winterweiden und umgekehrt zu bewegen. Den heutigen, komfortablen Ausbau hat er dem Uranbergbau in der Gegend zu verdanken. Mit der Schaffung des Parks wurde dieses Kapitel geschlossen.
Der nächste Halt gilt einem der bekanntesten Arches. Vermutlich haben die meisten Menschen schon mal ein Foto vom Mesa Arch gesehen. Den Plan, das zum Sonnenaufgang zu verwirklichen, hatte ich aus Faulheit verworfen. Wir bekommen unsere Bilder und dank des rücksichtsvollen Umganges der Besucher miteinander sogar ohne Besucher.
Leider ist der Grandview Point, die spektakulärste Aussicht, wegen Bauarbeiten komplett geschlossen. So endet die Fahrt an den Orange Cliffs.
Auf dem Rückweg biegen wir links ab und fahren zum Trailhead des Upheaval Dome. Mittlerweile ist es brutal heiß. Es gibt kaum Schatten, aber wir schaffen den Weg zu diesem Aussichtspunkt.
Canyonlands im August ist definitiv bullig heiß und für heute haben wir hier erstmal genug.
Auf dem Rückweg biegen wir vor Moab rechts ab und folgen der Potash Road. Wir wollen zum Thelma und Louise Point. Selbige Straße folgt am rechten Ufer dem Lauf des Colorado River. Vor den Potash Fields wird die Straße so unangenehm, daß wir uns zur Umkehr entschließen.
Dafür entdecken wir auf dem Heimweg weitere Petroglyphs, die in die Sandsteinfelsen geritzt sind.
Ich fahre am Abend wieder nach Arches hinein. Gestern hatten wir einen Felsen neben der Straße entdeckt, von dem aus man den Balanced Rock im letzten Licht würde fotografieren können. Das habe ich genutzt und damit ist das Kapitel Arches und Moab für diesen Trip abgeschlossen.
Roadtrip, Tag 5
Moab – Torrey
Heute wollen wir von Moab nach Torrey in Utah fahren. Die kürzeste Strecke wäre über den Interstate 70. Für uns geht es indessen wieder auf die 191 Richtung Süden bis nach Blanding.
Wir sind diese Straße bis hinter Blanding 2023 gefahren.
In Monticello stocken wir in einem kleinen Supermarkt unsere Vorräte auf und füllen den Tank. Von Blanding auf der 95 bis nach Hanksville gibt es keine Tankstelle und das sind immerhin 121 mls.
Wie schon im letzten Jahr stoppen wir an der Combs Ridge. Den Anblick und die Stille darf man nicht verpassen.
Vorbei am Natural Bridges National Monument erreichen wir durch imposante Landschaft fahrend den Colorado River am Nordende des Lake Powell bei Hite. Der Fluß wird durch eine Brücke aus einer Stahlkonstruktion überspannt. Die nächste Querung flußabwärts ist der Glen Canyon Dam in Page, flußaufwärts in Moab. Diese Dimensionen sollte man immer im Vergleich zu Europa im Kopf behalten.
Kurz nach der Brücke gibt es einen Aussichtspunkt von dem aus sowohl der Colorado River als auch die Brücke gut sichtbar sind.
Eine weitere Stunde später erreichen wir Hanksville. Hier endet die 95. Die Stadt ist ein typisch amerikanisches Produkt einer wichtigen Straßenkreuzung – gabelung. Es gibt Hotels, Motel, Tankstellen, Burger Buden, Autowerkstätten und Bootsbauer. Die Letzteren sind hier, weil das Befahren des Colorado mit allerlei Gefährten ein beliebtes Freizeitvergnügen ist.
Wir tanken wieder voll, trinken einen Kaffee und folgen dem Fremont River und der 24 Richtung Westen. Die Landschaft erinnert uns an eine Mondlandschaft; in den USA nennt man das Badlands.
Nach einer Weile ist zumindest die unmittelbare Flußumgebung landwirtschaftlich genutzt.
Immer wieder stößt auf man auf die Bezeichnung „Homestead“ Wen es interessiert; der Homestead-Act ist aus dem Jahr 1862. Danach konnte ein Siedler für sich knapp 65 ha Land eintragen lassen, das er nachweislich zu einem Teil 5 Jahre lang landwirtschaftlich Bewirtschaften mußte. Nach Ablauf dieser Frist gehörte das Land dem Siedler. Dieses Gesetz wurde 1976 durch ein anderes außer Kraft gesetzt. Dieser Act war die Grundlage der Landnahme in den USA. Ähnliche Gesetze gab es ebenso in Europa, auch in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg.
Die Landschaft und die Farben der Felsen ändern sich unablässig. Dann erreichen wir den Eingang zum Capitol Reef National Park.
Unser erster Stop ist Fruita. Hier haben Mormonen-Siedler eine Obstplantage errichtet. Alle Früchte, Äpfel, die in der Plantage gepflückt und gegessen werden sind „free of charge“. Wer sich etwas mitnehmen möchte, findet am Ausgang eine Waage nebst Kasse; $2/lb.
Ein Stück weiter finden sich wieder Petroglyphs. Kurz danach ist das Visitor Center erreicht. Hier haben wir Pech und eine der Hauptattraktionen, der Scenic Drive, ist geschlossen.
Ein Ranger im Visitor Center rät uns von der für den nächsten Tag geplanten Cathedral Valley Loop Tour ab. Die Furt durch den Fremont River ist wegen des vielen Regens nicht sicher passierbar. Außerdem sind für den kommenden Tag ab dem späten Vormittag wieder Regenfälle vorhergesagt. Schweren Herzens siegt die Vernunft.
Wir fahren weiter zum Hotel in Torrey, dem Broken Spur Inn and Steakhouse.
Abends bleibt uns eine kurze Fahrt zum Panorama Point und zu dem Parkplatz für den Gooseneck Overlook und den Sunset Point.
Am Sunset Point bleiben wir, bis die Sonne tief hinter die Felsen gesunken ist und werden mit unvergleichlichen Bildern belohnt. Ein isländischer Pensionär hat zufällig die gleiche Kamera und ich bekomme Gelegenheit, ihm seine zu erklären. Crazy World.
Roadtrip, Tag 6
Der Morgen startet mit einem Gewitter und bestätigt unseren gestrigen Entschluß, auf die 65 mls Loop-Tour zu verzichten.
Kein Problem, gleich am Hotel geht die 12 nach Süden an den Fisher Mountains entlang. Auf ihr fahren wir durch heftigen Regen bis Boulder und dann links raus auf den Burr Trail.
Die Farbe der Felsen kommt uns bekannt vor. Goldrichtig, wir sind in Staircase Escalante. Diese Tour ist absolut empfehlenswert. Die Straße ist bis zum Ende des Long Canyon befestigt. Mittlerweile scheint wieder die Sonne und die Temperaturen steigen schnell nach oben.
Den Singing Canyon auf der linken Seite darf man auf keinen Fall verpassen. Das Echo ist eindrucksvoll und … wir sind allein.
Das Sonnenlicht, welches auf die nach Süden zeigenden Felsen fällt, wird auf die Gegenseite reflektiert und läßt diese tiefrot glühen.
Nach einigen Meilen erreicht man einen Overlook mit einem formidablen Ausblick auf Capitol Reef NP. Die Abenteuerlustigen fahren jetzt weiter, durch das weite Teil über die Serpentinen, bis der Burr Trail die Notom-Bullfrog-Road erreicht. Richtung Norden kommt man so durch das Waterpocket Fold zurück zur 24 oder folgt dem Burr Trail bis zum Lake Powell. Beides sind Dinge, die wir nur erfahrenen Touristen empfehlen. Alles sind unbefestigte Straßen, kein Mobilempfang, Hilfe nur nach Tagen.
Wir treffen abermals unseren Isländer von gestern.
Da aus südlicher Richtung wieder dunkle Wolken aufziehen, machen wir uns auf den Rückweg. Zurück in Torrey schauen wir in den örtlichen Tante-Emma-Supermarkt. Einen Wochenmarkt gibt es in diesem Städtchen ebenfalls. Die anwesenden Einheimischen erfüllen alle gängigen Klischees.
Anyway, das Gewitter hat Torrey erreicht. In der Regenvorschau ist sichtbar, daß es für Stunden anhalten wird und so nutzen wir die Zeit zu einem ausgiebigen Schläfchen.
In den vergangenen Tagen sind wir über 1500 mls oder 2500 km gefahren. Da tut ein halber Ruhetag mehr als gut, ein Fakt, den wir in zukünftigen Planungen berücksichtigen werden.
Der fotografische Hammer des Tages kommt mit dem Abzug des Gewitters. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Sonne unter die Wolkenkante im Westen gerutscht und erzeugt den leuchtendsten Regenbogen, den wir je erlebt haben.
Den Abend verbringen wir vor dem Fernseher mit einer langen Doku über die Wahl 1968, zwischen Nixon/Humphrey/Wallace; letzterer ein Vollnazi, über Gen. Westmoreland, die Schlachten um Ke San, Hue und das Erreichen des Mondorbits durch Apollo 8.
Roadtrip, Tag 7
Torrey – Kanab
Der neue Tag startet mit einem tollen Sonnenaufgang. Nach einem kurzen Frühstück sind wir wieder auf der 12 gen Süden. Hinter Boulder wird die Straße teilweise abenteuerlich schmal. Im Winter möchte ich hier nicht fahren müssen.
Am Head of the Rocks gibt es unseren obligatorischen Stop. Hier waren wir zuletzt 2022. Der Blick geht über die gelblich – weißen Sandsteine der Navajo-Formation.
Bei Utah Canyons and Outdoor in Escalante holen wir uns einen Kaffee, der, wie wir wissen, richtig gut ist.
Weiter geht es auf der 12, entlang des Escalante River, Henrieville, Tropic bis wir zum Abzweig zum Bryce Canyon kommen. Na klar fahren wir in den Park hinein. Nach dem langen Besuch 2022 wissen wir, wo es hingeht und was wir auf die Schnelle sehen wollen.
Vertrieben werden wir vom nächsten Gewitter, Regen und wenig sommerlichen Temperaturen. Blitze am Rim-Walk des Bryce Canyon sind nicht witzig.
Auf dem weiteren Weg halten wir an den Red Rocks und am Sevier River. Für ein schönes Panorama finde ich leider keinen passenden Spot.
Kurz nach 15:00 Uhr rollen wir bei den Kanab Suites auf den Hof. Bedauerlicherweise hat Honey’s Market zum Einkaufen heute, weil Sonntag, geschlossen, morgen.
Es gibt Bolognese und später phantastisches Licht für einen vortrefflichen Fotowalk durch Kanab.
Roadtrip, Tag 6
Grand Canyon North Rim
Heute geht es zum North Rim, erster Stop wird Point Imperial, 81 mls oder 2,5 Stunden. Das ist der Grund, warum wir wieder früh starten.
Vor uns liegt das Kaibab Plateau. Wir halten am Aufstieg am Le Fevre Overlook. Von dort reicht der Blick gen Norden auf die Vermillion Cliffs, Staircase Escalante und weit im Hintergrund, Bryce Canyon. In Jacob Lake biegt man nach Süden auf die 67.
Die Straße geht stetig bergauf und passiert einen Bereich, der bei einem großen Feuer 2011 vernichtet wurde. Erstaunlich ist es, wie weit die Natur sich regeneriert und wie die Pflanzen und Tiere an die veränderte Umgebung angepaßt sind. Irgendwann wird es wieder brennen und der Zyklus beginnt von Neuem.
Nach bezaubernden Wiesen und Wäldern fahren wir durch den Parkeingang und später links zunächst zum Point Imperial, dem höchsten Punkt im Park. Hier, am Anfang, hat der Grand Canyon eine Nord-Süd-Ausrichtung. Könnten wir uns doch die Namen der ganzen Felsformationen merken.
Die folgenden Stationen am North Rim sind üblicherweise Roosevelt Point Overlook, Angels Windows bevor man zum Bright Angel Point und der Lodge fährt. Hier sind deutlich mehr Menschen unterwegs; laut Parkservice sind es am gegenüberliegenden South Rim 10 mal mehr im Sommer. Das Teilgebiet des North Rim schließt im Oktober. Nach dem ersten Schneefall wird die Zufahrtsstraße ebenso gesperrt. Kaum vorstellbar, daß hier in 8 Wochen Stille sein wird.
Wenn man weiß, wohin man schauen muß, läßt sich am South Rim der markante Desert View Tower entdecken. Der Navajo Mountain ist Richtung Nordosten zu erahnen.
Roadtrip, Tag 9
Kanab – San Diego
Heute sind 526 mls auf dem Programm.
Die Luft ist kühl und klar. Bye bye Kanab , see you next time.
Wir diskutieren über North Rim vs. South Rim und kommen zu der einhelligen Meinung, daß das South Rim der schönere Teil des Parks ist, abgesehen von dem Fakt, daß wir uns bisher nie bis zum Toroweap Overlook getraut haben.
Ein letzter Blick auf die rollende Graslandschaft, die Vermillion Cliffs und das Kaibab Plateau und dann biegen wir bei St. George auf I-15 Richtung Las Vegas.
In Vegas tanken wir Benzin und Kaffee und fahren weiter durch die Wüste, Primm, Baker, Barstow.
Hinter Barstow, ab Victorville, wird der Verkehr dichter. San Bernadino, Riverside, Temecula usw.
Wir sind heilfroh, letztlich in San Diego angekommen zu sein. Die Sonne scheint, es ist nicht heiß und über den Bergen entlädt sich ein Gewitter.
Das verlorene iPad liegt im Zimmer und ist dank Flugmodus nicht mal völlig entladen.
Der Abend beschert uns mit einem prachtvollen Sunset a la California.
Morgen tauschen wir unseren Che
Roadtrip, Tage 10 – 12
An den folgenden Tagen treiben wir uns in San Diego und Umgebung herum. Darüber gibt es nicht viel zu berichten und es hat nichts mehr mit einem Road Trip zu tun.
Und immer wieder fällt es uns schwer, San Diego zu verlassen; See You in April
Dieser Blog heißt Messsucherwelt; da wir bisher nichts von Kameras und verwendeter Technik geschrieben haben, kommt hier eine Aufzählung:
Leica Q (Typ 116), M10, 35mm Summicron, 21mm Color Skopar, Nikon D850 mit 24-70mm.
Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, welche Kamera benutzt und mit auf einen Transatlantikflug genommen wird. Da ich gern Gigapixel-Panoramen fotografiere, hatte ich die D850 und den Benro-Polaris Kopf dabei. Beim Smartphone als Kamera für einen solchen Trip sind wir raus.
Ergänzung
Der gestrige Kommentar brachte mich darauf, eine Quelle unserer Inspiration für die Fotoziele hinzuzufügen.
Es gibt für den Südwesten der USA 3 Bücher von Laurent Martrés: Volume 1 – Southern Utah, Volume 2 – Arizona, Volume 3 – Colorado & New Mexico
In diesen Büchern findet der Foto-Interessierte unzählige, weniger bekannte Fotospots, inklusive präzisen Ortsangaben und Wanderrouten und Hinweisen für die lichttechnisch besten Besuchszeiten.
Wir stehen lieber allein im Singing Canyon, einem Seitenarm des Burr-Trail, als in der Warteschlange für einen Shuttle-Bus vom Parkplatz in den Zion NP.
Viel Spaß beim Stöbern in den Büchern und beim Austüfteln einer Roadtrip-Route. (Wir wollen unbedingt noch nach White Sands NM)
Vielen Dank, Herr Saeger, dass Sie uns mit auf Ihre Reise genommen haben. Einen Teil dieser Orte kenne ich auch, in jedem Fall beneide ich Sie (Außer um die Flugverbindung, da hätte ich für San Diego immer einen direkten Flug nach Lons Angeles genommen und wäre „den Rest“ mit dem Auto gefahren.) und bin inspiriert.
Hallo Herr Reichardt,
vielen Dank für den Kommentar. Die Flugverbindung…, wir fliegen fast immer am Freitag von FRA, mit der Wahl, früh oder spät nach LA, bedeutet das nach ca. 20 h auf den Beinen 3-4h durch die Rush-Hour nach San Diego zu fahren. Haben wir gemacht und dann muß man auf dem Rückweg wieder nach LA fahren, um das Auto abzugeben. Dann schon lieber FRA-MUC-SAN, mit dem Nachteil, daß MUC-SAN 11:30h dauert und mindestens das Doppelte kostet. So sind es meist 20min vom Rental Car Center „nach Hause“.
Es lohnt sich unbedingt abseits der allseits bekannten Ziele durch den Südwesten zu streifen und für das was wir gern noch sehen möchten, wird die Zeit kaum reichen.
Viele Grüße
Dirk
Ich stimme Ihnen zu, Herr Saeger, Roadtrips abseits der „klassischen Routen oder Zielen“ sind sehr lohnenswert.
Meine Lebensgefährtin und ich haben mehrere dieser Art Reisen durch die USA gemacht, immer mit diesen Grundregeln: Keine Nutzung der Interstates, Befahren von Highways oder Nebenstrecken und Navigation mit einem gewöhnlichen Straßenatlas. Auf diese Weise haben wir nahezu täglich spannende Orte und Begegnungen gesehen/gehabt.
Lieber Herr Reichardt,
aufgrund Ihrer Kommentare habe ich den Beitrag am Ende mit einer Quelle unserer Inspirationen für Fotoziele ergänzt.
Viele Grüße
Dirk