Anmerkung des Verfassers, 2022: Silver Efex benutze ich seit langem nicht mehr, sondern mache meine Konversionen in Lightroom. Die gewünschten Ergebnisse sind dort leichter zu erzielen, dazu ohne die Notwendigkeit, in ein anderes Programm zu wechseln.
Die Bildbearbeitung in speziellen Schwarzweiß-Programmen liefert Ergebnisse, die dem „echten“ alten Schwarzweiss-Filmlook sehr nahe kommt. Wie „digital“ das entsprechend bearbeitete Foto noch wirkt, ist geschmacklichen Erwägungen überlassen. Ich gebe hier ein einfaches Beispiel wieder, in dem ich eine (Farb-) Raw-Datei aus der M 240 in Silver Efex mit einer Emulation von Kodak Tri-X bearbeite.
Anhand dieses (obigen) Fotos will ich die Schritte erläutern, die für das editieren erforderlich sind.
Es ist mit dem 90mm Macro-Elmar entstanden, das auf der Ardèche-Fahrt 2015 zum ersten Mal seit ich es hatte so richtig glänzen konnte. Denn bei solchen Fotos im Schwall braucht man nun mal doch etwas Reichweite. Wenn ich auch sonst immer von „nah rangehen“ predige und Robert Capa zitiere, gibt es halt Gelegenheiten, bei denen man notgedrungen Abstand hat. Also sind dort das 75er Apo-Summicron und das 90er Makro meine bevorzugten Objektive. Das knifflige ist natürlich das manuelle fokussieren, aber das ist reine Übungssache. Ich gebe zu, um es mir nicht zu schwer zu machen, wähle ich oft eher eine mittlere Blende, das lässt Spielraum für Fehler, aber insgesamt ist das scharf stellen mit dem Messsucher ein Kinderspiel, selbst mit dem 90er. Von über 600 Bildern im Schwall musste ich nur einen Handvoll aussortieren, die nicht zufriedenstellend scharf waren.
Leica M mit 90mm Macro Elmar bei f/5.6 1/750sec ISO 200
150% – Vergrösserung des Bildes. Schärfe kein Problem, man erkennt jetzt die Körnung der Tri-X Emulation. Trotz der nicht zu grossen Blende fällt bei der Brennweite der Hintergrund schnell ins Unscharfe zurück, ein erwünschter Effekt, aber das bedeutet auch, dass man beim fokussieren nicht zu nachlässig sein darf.
Warum überhaupt die Tri-X Filmemulation?
Natürlich reine Geschmacksache, aber ich finde die normalen Konvertierungen nach S/W manchmal zu perfekt, zu „digital“. Bei Landschaften bin ich da nicht so fanatisch, aber wenn Personen im Spiel sind, bevorzuge ich den Look eines klassischen S/W-Films, das muss nicht zwangsläufig der Tri-X sein. Gerade, wenn man mal einen etwas grösser-formatigen Print macht, wirkt die Körnung so schön „retro“. Ich gebe ganz bewusst etwas von der digitalen Perfektion auf, aber das Bild wirkt stilvoller.
Wie fange ich an?
Wenn mir ein Foto „würdig“ erscheint, korrigiere ich zunächst die Tonwerte in Lightroom, denn die Software ist ein sehr viel mächtigeres Tool dazu als Silver Efex. Tatsächlich ist es ein guter Ansatz, bei einem normal belichteten Foto (das heisst: Tageslicht, kein Gegenlicht, kein available Light oder low-Light-Foto) einfach mal den Button „Autom.“ unter der Rubrik Tonwerte zu drücken, das Programm macht meist schon einen validen Vorschlag, von dem man ausgehen kann. In der Regel nehme ich die Highlights mehr zurück, aber oft ist das schon alles, was in LR passiert. Dann wird die Datei als Tiff nach Silver Efex transportiert.
So erscheint die Datei in Silver Efex, einfach in Grauwerte konvertiert. Wer Grauwerte mit Schwarzweiss verwechselt, verschenkt viel Potential. Solche Bilder sind sehr „flach“.
Eigentlich habe ich ein Preset für Tri-X fix und fertig, das ich nur einmal klicken muss und das Bild ist fertig bearbeitet. Aber hier gehts jetzt einmal hübsch der Reihe nach. Zunächst rechte Seitenleiste Mitte unter „Filmtypen“ im Drop-down-Menü „Kodak Tri-X wählen:
Hat so schon deutlich mehr „punch“, Körnung ist auch dabei, aber entspricht noch nicht ganz dem, was ich als Look bei Tri-X in Erinnerung habe (da ich mit dem „real thing“ schliesslich auch noch fotografiere, bilde ich mir ein, eine Vorstellung davon zu haben). Also werden jetzt noch ein paar Slider bewegt, die mich der Sache näher bringen. Im wesentlichen geht es darum, Kontrast zu verstärken. Hier sind die entsprechenden Einstellungen:
Lächerlich wenig, aber das ist schon alles in diesem Fall. Tonwerte müssen nicht korrigiert werden, das habe ich schliesslich schon in LR getan. Achtung beim Slider „weicher Kontrast“, sehr mächtig, wenn man es ins negative übertreibt, bekommen die Fotos einen HDR-Look, aber auch Artefakte kommen schnell zustande. Ich spare mir auch die selektiven Anpassungen, das führt hier zu weit. Wer im übrigen seine Kenntnisse verbessern will, sollte sich die Tutorials zu Silver Efex auf Youtube anschauen. Dann ist man in Silver Efex fertig und kann die Datei zurück nach LR schicken.
In Lightroom kann man jetzt noch eine abschliessenden Check der Tonwerte vornehmen, die sich durch Silver Efex leicht verändert haben. Ich klicke meist noch mal „Autom.“ (wohlgemerkt: Nur sinnvoll bei normalen Belichtungen), meist will aber LR die Schatten zu sehr anheben, das mache ich mit Doppelklick auf „Tiefen“ rückgängig.
Das der Schwarzpunkt im Histogramm links in den Rand hineinläuft, ist nicht so schlimm, sondern für die meisten S/W-Fotos, bei denen man in Silver Efex Schwarz verstärkt hat, typisch. Die Highlights sollten aber möglichst erhalten bleiben, sonst hat man weisse Bereiche ohne Körnung. Um die Bildkomposition ansprechender zu gestalten, wird es noch etwas beschnitten:
So wird das Bild als JPG exportiert.
Noch mal das fertige Produkt:
Was ich hier in einige Schritte zerlegt habe, bedeutet eigentlich für mich nur ein paar Klicks, denn in Silver Efex habe ich meine Presets alle schon fertig. Ich möchte nicht mehr Zeit als notwendig vor dem Computer verbringen.
Dies ist allerdings nur eine einfache Möglichkeit der S/W-Bearbeitung, oft benutze ich speziell für Landschaft (wie für das Bild von Chateau Salavas ganz oben) spezielle, etwas kompliziertere Editierung mit Farbfiltern. Grün, Gelb, Orange, Rot kommt je nach Landschaft und Licht für die optimale Tonwerttrennung in Frage. Bei Personen (Hauttönen) z.B. ist ein Gelbfilter dienlich, ggf. Gesichter aufzuhellen, dieser Effekt wird nach Rot hin immer extremer.
Bei der Leica-Monochrom muss man physische Filter benutzen wie bei meiner M3, denn es gibt ja in der RAW-Datei keine Farbkanäle. Eine schöne kleine Einführung zum Sinn von Farbfiltern findet sich auf der Webseite von fotologisch.com, von wo ich meist meine Filter beziehe. Ich schäme mich nicht, hier Schleichwerbung zu machen, weil Herr Stier, der Inhaber, eine tolle Webseite geschaffen hat und auch stets bei persönlicher Ansprache mit Rat und Tat zur Seite steht. So was gibt‘s nicht bei Amazon.
Ein paar Tage, nachdem ich dieses Tutorial verfasst hatte, kam mir die Idee, das es vielleicht doch einfacher ist, Bearbeitungsschritte in einem Video zu zeigen (da bin ich ja weissgott nicht der erste, dem das klar wird), also ergänze ich den Beitrag hiermit durch ein Videotutorial zur Bearbeitung von Landschaftsaufnahmen in Schwarzweiss. Damit erspare ich mir gefühlt hundert Screenshots und einen ganzen Roman, der notwendig wäre, das alles in Prosa darzustellen. Es kann oben in der Sidebar angeklickt werden.