Heranziehende Unwetter sind dramatische Landschaftsmotive, allerdings mit dem kleinen Nachteil behaftet, dass sie unberechenbar sind und ausserdem der Fotograf sich selbst und seine Ausrüstung irgendwie vor den Elementen schützen muss.
Erste Voraussetzung ist also: Ein sicherer Standort mit Schutz vor Starkregen oder zumindest der Möglichkeit, schnell einen geeigneten Unterstand zu erreichen. Denn wenn das Unwetter da ist (über einem), braucht man nicht mehr zu fotografieren. Dann (oder besser vorher) muss man einen sicheren Ort aufsuchen. Das kann z.B. ein Auto sein (Stichwort: Faradayscher Käfig). Das obige Bild (Gewitter über Vlotho) z.B. habe ich aus dem Seitenfenster meines VW T5 gemacht, was zudem den Vorteil hatte, mich vor dem Regen zu schützen, der ziemlich stark war (daher sieht das Bild auch ein bisschen „weichgezeichnet“ aus).
Wer sich ungeschützt auf Bergkuppen stellt und wohlmöglich noch ein metallenes Stativ verwendet, sollte dies nur tun, wenn er zum Selbstmord entschlossen ist.
Bei den Beitragsbildern am See stand ich auf einem Steg, mein Stativ besteht aus Carbon, es waren mehrere metallene Flaggenmasten in meiner weiteren Umgebung (und wesentlich höher als ich), ausserdem zogen die Gewitter in einiger Entfernung vorbei, was sowieso die Voraussetzung ist, sie zu fotografieren.
Hat man einen sicheren Standort gefunden, muss er noch so liegen, dass das Gewitter im geeigneten Winkel zur Landschaft stattfindet, die man von dort übersehen kann. Und Landschaft sollte dabei sein. Einfach nur in den Himmel hinein zu fotografieren mag zwar auch eindrucksvolle Ergebnisse erzeugen, aber ein Gewitterbild ist sicher immer interessanter, wenn man einen Bezug zur Umgebung herstellen kann.
Was ist aber technisch wichtig, hat man erst einmal den sicheren Standort gefunden, Landschaft und Gewitter vor sich?
- Ein Stativ, möglichst standsicher und vibrationsarm. Ggf. etwas Schweres daran hängen, damit es nicht durch Windböen erzittert.
- Objektiv-Brennweite eher im weiten Bereich, ich verwende 28 oder (wie hier) 21mm. Man hat einfach auch mehr Himmel im Sichtfeld, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen Blitz „einzufangen“.
- Kameraeinstellung: Basis-Iso des Sensors einstellen (bei der M9 ISO 160, bei der M ISO 200)
- Belichtungsautomatik bei Blendenvorwahl durchaus sinnvoll, dabei aber die Belichtungskorrektur 1 – 2 Blendendstufen nach unten korrigieren.
- Bei Tage: ND (Neutraler Graufilter) von wenigstens 6 Blendenstufen notwendig. Besser 10 Blendendstufen, denn es muss eine Belichtungszeit von ein paar Sekunden erreicht werden. Bei Dunkelheit nicht notwendig, lange Belichtungszeiten ergeben sich sowieso.
- Blende nicht zu weit offen (vor allem bei lichtstarken Objektiven), eher so im Bereich f/4.0 bis f/8.0 bleiben. Dort ist auch bei den meisten Objektiven der „Sweet Spot“.
- Um Erschütterungen zu vermeiden, entweder mit Fernauslöser oder Selbstauslöser arbeiten. Bei der M stelle ich immer auf zwei Sekunden ein.
Praktische Vorgehensweise:
Zieht eine Gewitterfront auf, beginnt man, Langzeitbelichtungen zu machen. Die Belichtungskorrektur wird deswegen nach unten verstellt, weil die Kamera die Belichtung natürlich vor dem Auslösen misst und ein Blitz die Lichtmenge deutlich erhöht, was in Überbelichtung resultiert. Bei Belichtungsautomatik also Korrektur nach unten. Bei manueller Belichtung kann man nach Gefühl und Wellenschlag vorgehen. Bei Feuerwerken mache ich das so, bei Gewitter aber bevorzuge ich die Automatik.
Jetzt braucht man also eine Portion Glück, dass erstens überhaupt ein Blitz stattfindet und zweitens auch noch an der richtigen Stelle erscheint. Kommt kein Blitz, bleibt man auf einer unterbelichteten Datei sitzen, die man verwerfen kann.
Die Bilder sind von zwei verschiedenen Gewittern am Ossiacher See. Ich war im Urlaub dort, bei hochsommerlicher Hitze bildeten sich dort fast jeden Abend Gewitter.