Pixi-Bücher kennen wir alle, die sind ja ganz niedlich für die Kleinen. Über die Pixii-Kamera wird allenfalls in NerdFachkreisen geraunt. Ist es die Baby-Leica? In freier Wildbahn wurde sie bisher kaum je gesehen, aber sie ist real. So real, dass den erwähnten Kreisen hier nun endlich mal ein umfassender Pixii Messsucherkamera Test zur Verfügung gestellt werden kann.
Was für ein Vorhaben! Eine komplett neue Messsucherkamera; ein völlig eigenständiges Design, ein frischer Ansatz; Tradition und Moderne zu verbinden. Und zugleich dank M-Bajonett ein nahtloser Anschluss an 70 Jahre Tradition. All das verspricht die Messsucherkamera Pixii. Sie ist jetzt in ihrer dritten Version erhältlich, dem Modell A2572, mit einem 26 MP APS-C-Sensor. Ich konnte sie für diesen Test mehrere Wochen lang benutzen. Alle technischen Daten finden sich hier.
Um es gleich zu sagen: Ich habe die Pixii als Leihgabe vom Hersteller, Pixii SAS in Frankreich, erhalten. Es waren keine Bedingungen daran geknüpft, und niemand hat versucht, auf diese Review Einfluss zu nehmen. Zugleich war das Pixii-Team sehr hilfsbereit bei der Beantwortung einiger Fragen, die sich mir im Laufe der Zeit stellten.
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Auch wenn ich sonst Leihgeräte von der Industrie skeptisch sehe und meine Unabhängigkeit so weit es irgend möglich ist wahren will, kann ich reinen Herzens sagen: Was jetzt kommt, ist ein unvoreingenommener Test. Und – ich bin wirklich berührt, von dem großen Vertrauen, das mir das Pixii-Team in vielerlei Hinsicht entgegengebracht hat.
1. Einleitung: Was kann ein Pixii Messsucherkamera Test leisten?
Die Pixii ist in gewisser Weise die modernste Messsucherkamera, die man sich vorstellen kann. Beim Design des Gehäuses gab es keine Altlasten zu berücksichtigen, Stichwort abnehmbare Bodenplatte und so. Die équipe Pixii konnte bei Null anfangen, und das Team hat die Herausforderung mit viel Mut angenommen. Es habt nicht versucht, eine Leica zu imitieren, aber es hat auch nicht vergessen, dass es eine gute Idee ist, eine Messsucherkamera so aussehen zu lassen, wie die Zielgruppe es von einer Messsucherkamera erwartet.
Die Pixii ist die modernste Antwort auf eine bald 100 Jahre alte Frage
Natürlich kann auch ein umfassender Pixii Messsucherkamera Test die Erfahrung aus jahrelanger Benutzung nicht ersetzen. Aber schon der erste Eindruck der Pixii zeigt die Richtung auf: Wir haben es hier mit einer recht modern aussehenden Kamera zu tun, die einige klassische Tugenden aber nicht vergessen hat. Das Metallgehäuse fühlt sich super solide an, das M -Bajonett wirkt top verarbeitet, ebenso wie der optische Sucher mit der gewohnten Art der Fokussierung via Misch-/Schnittbild. Die Pixii hat nur sehr wenige Bedienelemente und fühlt sich noch puristischer an als eine Leica M.
Der APS-C-Sensor erhält Bestnoten
Während Leicas M-Reihe seit der M9 auf Vollformat setzt, verwendet die Pixii einen viel gepriesenen Sensor in APS-C-Größe. Ich habe bei einem überaus interessanten Treffen den Pixii-Gründer David Barth gefragt, wie sie diesen Sensor rangekommen sind. Und so offen er auch sonst in allen Punkten war, da war er schweigsam. Es war nicht die übliche Start-Up-Folklore, sondern da ging es erkennbar um ein Firmengeheimnis.
Halten wir also an das, was wir wissen. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es sich nicht um denselben Sensor handelt, den Leica in den Digitalkameras CL und TL2 verwendete. Die Pixii hat 26MP im Gegensatz zu den 24MP der Leica. Und die Pixii hat ein Bayer-Filter und nicht die X-Trans-Technologie von Fujifilm, wo ja ebenfalls 26MP-APS-C-Sensoren zum Einsatz kommen. Und den mechanischen Verschluss von weiteren Kameras mit scheinbar ähnlichen Leistungsdaten gibt es an der Pixii gleich gar nicht.
Ohne die App ergibt die Pixii nicht so richtig viel Sinn
Der Pixii setzt extrem auf Konnektivität. Um die Kamera voll nutzen zu können, muss man die Pixii-App auf dem Smartphone installieren. Die Verbindung erfolgt dann über Bluetooth oder vorzugsweise über ein (bestehendes) drahtloses Netzwerk (WLAN/WiFi). Außerdem ist es erforderlich, die Kamera mit dem Computer zu verbinden, um große Mengen an Bildern herunterladen zu können. Denn: Die Pixii hat ja weder ein Display auf der Rückseite noch einen elektronischen Sucher, um das Bildergebnis zu sehen – und Speicherkarten kennt sie auch nicht, sondern nur einen fest eingebauten Speicher.
2. Pixii Messsucherkamera Test, die äußeren Werte: Mechanik und Ergonomie
Als ich die Pixii aus ihrer sehr stilvollen Verpackung (Apple lässt grüßen) nahm, erinnerte sie mich sofort an die Konica Hexar RF, eine der fortschrittlichsten Messsucherkameras, die je hergestellt wurden. Die Pixii vermittelt das gleiche Gefühl von Dichte und Qualität. Sogar der Formfaktor ist sehr ähnlich, mit einem anerkennenden, aber niemals anbiedernden Kopfnicken in Richtung Leica. Die wenigen Bedienelemente sind gut verarbeitet und fühlen sich solide an. Die Klappe für einen Speicherkartensteckplatz fällt ganz weg, das Batteriefach ist mit einer abnehmbaren Abdeckung verschlossen, die ebenfalls gut gemacht scheint. Alles wirkt das sehr gut verarbeitet. Da fühlt sich nichts nach Prototyp oder Bastelei an.
Tolle Technik in einem schlanken Gehäuse
Die Objektive werden wie gewohnt mit einem M-Mount-Bajonett befestigt. Das funktioniert ohne irgendwelches Hakeln, und die Pixii-Techniker scheinen das Geschäft mit den Zehntel- und Hundertstelmillimetern zu beherrschen. David Barth erzählte mir, dass er das Unternehmen unter anderem wegen der dortigen Uhrmachertradition in Besançon gegründet hat: Da gibt es noch richtige Fachkräfte.
Zurück zu den äußeren Werten: Die Pixii funktioniert am besten mit kleinen bis mittelgroßen M-Mount-Objektiven. Die größten (in Bezug auf den Durchmesser) blockieren den Strahlengang des Entfernungsmessers und machen es unmöglich, zu fokussieren. Das recht massive Zeiss Distagon 1.4/35 ZM funktioniert gerade noch, ebenso wie die meisten Leica M-Objektive. Das Summilux 21 ist dagegen zu groß, ebenso das Zeiss Distagon 4.0/18.
Schlechte Nachrichten für Weitwinkelfans: Das 28er wird zum 42er
Da es sich um eine Kamera mit APS-C-Sensor handelt, ist ein Crop-Faktor von 1,5 zu berücksichtigen. Die Kamera kann Rahmenlinien für 28-, 35-, 40- und 50-mm-Objektive anzeigen, aber wohlgemerkt im Vollformat. Das bedeutet einen effektiven Bildwinkel von 42, 52,5, 60 und 75 Millimetern. Wer es weiter haben will, braucht ein Vollformatobjektiv mit sehr kurzer Brennweite plus einen externen Sucher. Im Menü der Pixii lassen sich übrigens auch viele Brennweiten unter 28 mm auswählen, allerdings nur für die EXIF-Daten (wobei dies überaus nützlich ist).
Einige der neuen Weitwinkel scheinen wie geschaffen für die Pixii
Bei weiteren Bildwinkeln hat die Pixii also ihre Grenzen, vor allem wegen ihres APS-C-Sensors. Andererseits sind in den letzten Jahren eine Reihe von Super-Weitwinkelobjektiven auf den Markt gekommen, von denen viele recht erschwinglich und relativ lichtstark sind. Und da die Kamera nur den inneren Bereich des Bildkreises nutzt, fallen die oft schwächeren Ecken solcher Objektive nicht ins Gewicht. Mechanisch steht dem Einsatz von Superweitwinkelobjektiven in der Pixii nichts im Wege, solange sie nicht zu groß sind.
Etwas schlanker und deutlich leichter als eine Leica M
Das Gehäuse der Pixii-Messsucherkamera ist weder besonders klein noch besonders groß. Es misst 138x79x33 Millimeter (ohne das leicht vorstehende Okular, die hinteren Bedienelemente und den Bajonettanschluss). Im Vergleich dazu ist die Leica M11 mit 139x80x38,5 mm etwas dicker. Wenn man die Pixii und die M10 nebeneinander benutzt, scheinen sie jedoch sehr ähnlich groß zu sein. Die Pixii wiegt 460 Gramm mit Akku, die M11 530 (schwarz) und 640 (silber) Gramm, die Pixii ist also deutlich leichter. Die Farbe – es gibt space grey und Schwarz – hat keinen Einfluss auf das Gewicht der Pixii.
3. Pixii Messsucherkamera Test, die inneren Werte: Bildqualität
Nun zur Mutter aller Fragen: Wie gut sind sie nun, die Bilder aus der Pixii? Die Antwort kommt in mehreren Schritten. Zunächst geht’s um die Farben, den Weißabgleich, die Belichtung und die Leistung bei hohen und niedrigen ISO-Werten, um zu sehen, ob sich die hervorragenden Ergebnisse des DXO-Rankings auch praktisch bestätigen. Dann kommt der Schwarz-Weiß-Modus an die Reihe, bevor ich noch ein paar Spezialthemen wie Rolling Shutter behandle. Ich hatte im Vorwege via Macfilos zu Fragen aufgerufen und hoffe, die meisten nun tatsächlich beantworten zu können.
Hohe Erwartungen an einen DXO-geadelten Sensor
Der Sensor des aktuellen Modells der Pixii-Messsucherkamera, der A2572, erreichte bei DXO bemerkenswerte 90 Punkte (man lasse sich nicht durch die falsche Modellbezeichnung in die Irre leiten). Damit war er zum Zeitpunkt des Tests er der beste Sensor, der je in einer Messsucherkamera verwendet wurde, einschließlich der Leica M10. Allerdings übertrifft die Leica M11 die Pixii mit unglaublichen 100 Punkten nochmals erheblich. Aber auch so scheint der Pixii-Sensor mit seinen 26 MP (6228×4136 Pixel) mehr als vielversprechend.
Die Pixii-Messsucherkamera hat einen beeindruckenden Dynamikumfang
In der Praxis ist der Dynamikbereich, gelinde gesagt, beeindruckend. DXO ermittelte bis zu 13,5 Blenden, was mir tatsächlich realistisch erscheint. Selbst stark unterbelichtete Bilder können im DNG-Workflow ohne sichtbaren Verlust gerettet werden. Ausgebrannte Lichter bleiben ein Thema, aber das Risiko ist viel geringer als bei der (einschlägig berüchtigten) M10. Im Grunde genommen braucht man keine Angst vor schlecht belichteten Bildern zu haben, da sich fast alles in der Nachbearbeitung korrigieren lässt. Bei kontrastreichen Bildern ist es auch möglich, einen HDR-ähnlichen Effekt zu erzeugen (wenn man möchte, mir gefällt’s nicht).
Für eine optimale Bildqualität: Verschlusszeiten kurz halten!
Angesichts der High-ISO-Qualitäten der Pixii sind Nutzer gut beraten, auf möglichst kurze Belichtungszeit abzustellen. Die enorme Pixeldichte kann unbarmherzig sein, auf der anderen Seite ist die Offenblende dank des gut justierten Entfernungsmessers kein Schreckgespenst. Zur Erinnerung: An ultrahochauflösenden Sensoren kann selbst minimales Verwackeln zu einem ernsthaften Problem werden. Es ist also keine schlechte Idee, mit einem 50-mm-Objektiv eine Verschlusszeit von 1/500 anzustreben.
Belichtungsmessung: mittenbetont wird’s deutlich besser
Man könnte auch sagen: Der enorme Dynamikbereich ist wegen der Pixii-Belichtungsmessung auch notwendig. Der gewichtete Messmodus lieferte krass uneinheitliche Ergebnisse. Zwei mehr oder weniger identische Aufnahmen, die innerhalb einer Sekunde oder weniger gemacht wurden, konnten sich um mehrere Blendenstufen unterscheiden. Dies scheint ein Software-Problem zu sein, da die gesamte Belichtungsmessung direkt vom Sensor übernommen wird. Die mittenbetonte Messung führte dann zu wesentlich besseren Ergebnissen. Vielleicht ist es aber auch nur Gewohnheit nach zehntausenden Aufnahmen mit M240 und M10.
DNG-Dateien aus der Pixii sind großartig, aber…
Farbwiedergabe und Weißabgleich sind eng miteinander verbunden, und was ich gesehen habe, war meist sehr gut, direkt aus der Kamera heraus. Allerdings ist bei RAW-Aufnahmen alles ein wenig provisorisch, da die „Entwicklung“ der Bilder ja erst auf dem Computer stattfindet. Das Standard-Adobe-Profil funktionierte gut, lieferte mir aber Bilder mit einer deutlich wärmeren Wiedergabe, als ich es von der digitalen Leica M gewohnt bin. Dies galt insbesondere für die Zeiss ZM-Objektive.
… JPGs können furchtbar sein
Apropos Bilddateien: Die JPGs, die die Pixii auf Wunsch produziert, sind kritisch. Vor allem in sehr hellen Bereichen können Artefakte auftreten, die das Bild ruinieren. Das war leider auch nach einem größeren Software-Update der Kamera der Fall. So gut die RAW-Dateien auch sind, die JPGs sind fehleranfällig. Andererseits: Wenn eine Kamera das universelle DNG-Format unterstützt, warum sollte man überhaupt auf JPG setzen?
Schwarz-Weiß-DNGs? Kommen sehr schön aus der Kamera
Noch ein Wort zum Schwarz-Weiß-Modus. Dieser wird vom Pixii-Team ja massiv beworben. Versprochen werden exzellente Schwarz-Weiß-DNG-Dateien, und das Ergebnis ist tatsächlich gut. Aber: Auch die Pixii kann die Physik nicht aushebeln. Ihre Schwarz-Weiß-DNGs sind nun mal nicht mehr als konvertierte Farbbilder. Der Sensor der Pixii hat einen Bayer-Filter, das ist Fakt. Der Hauptunterschied besteht also darin, dass die Kamera die S/W-Bilder im DNG-Format speichern kann. Einen möglicherweise etwa größeren Dynamikbereich bezahlt man aber damit, dass man sich sein eigenes Schwarzweißbild nicht mehr aus dem farbigen Original erstellen kann. Wenn schon Farb-Kamera, würde ich sagen, dann sollte man auch die Magie des Kanalmixers im Bildbearbeitungsprogramm ausreizen.
Die Pixii kann es nicht mit einer Leica Monochrom aufnehmen
Der Moment der Wahrheit war die Verwendung eines Orangefilters im Monochrom-Modus. Während dieser bei der M10 Monochrom die Ergebnisse stark beeinflusst (und oft verbessert), scheint er bei der Pixii praktisch keinen Unterschied zu machen. Meine Erklärung ist, dass die Kamera den Filter irgendwie kompensiert und ihn somit mehr oder weniger nutzlos macht. In Summe spielen die Schwarz-Weiß-Bilder einer echten Monochrom-Kamera in einer anderen Liga als die der Pixii. Also nochmals: Pixii besser im Farbmodus belassen, DNG wählen und dann rein in die Nachbearbeitung.
Rolling Shutter? Die Pixii hat es sehr ordentlich im Griff
Es gibt noch viele andere Aspekte rund um Sensor/Bildprozessor, die für die Bildqualität wichtig sind, hier nur ein paar davon. Die Sensor-Auslesegeschwindigkeit scheint außergewöhnlich schnell zu sein; ich konnte wenig Rolling-Shutter-Effekte feststellen. Das ist eine gute Nachricht, denn nach meinen Erfahrungen mit der Sigma fp-Lhatte ich das Vertrauen in einen vollelektronischen Verschluss etwas verloren. Bei der Aufnahme von vorbeifahrenden Autos aus nächster Nähe und bei fluoreszierendem (Neon-)Licht konnte ich was rauskitzeln – aber alles in allem ist die Leistung beeindruckend. Der Sensor muss rasant sein, vielleicht ist das aber auch ein Verdienst des 64-Bit-Prozessors.
Blitzen? Geht mit der Pixii gar nicht
Zum rein elektronischen Verschluss sei auch noch gesagt, dass die Pixii keinerlei Möglichkeit bietet, einen Blitz anzuschließen. Der Zubehörschuh hat nur mechanische Funktion und bietet keinerlei elektrische Kontakte. Messsucherfotografie und Blitz passen für viele Leute ja eh nicht zusammen, und die LED-basierten Dauerlichtquellen werden immer besser. Ich finde es dennoch ein Manko. Und dass sich rein elektronischer Verschluss und schnelle Blitzsynchronisation nicht ausschließen, ist spätestens seit der Nikon Z9 ja auch bewiesen.
Kaum Probleme mit Farbabweichungen oder Matsch an den Bildrändern
Eine andere Frage ist, wie sehr ein dickes Filterpaket vor dem Sensor und/oder sehr tiefe pixel wells die Bildqualität mindern. Man denke nur an ältere Weitwinkel mit einem hinteren Nodalpunkt fast auf dem am Sensor (die Sony A7 lässt grüßen). In dieser Hinsicht hat die Pixii kaum Probleme. Sogar mit berüchtigten Objektiven wie dem Zeiss 2.8/35 oder dem Voigtländer 21/4 konnte ich kein Verschmieren der Ecken und nur wenig colour drift feststellen. Letzterer Effekt ist freilich unberechenbar. Und natürlich nutzt der APS-C-Sensor der Pixii nur den mittleren Teil eines Vollformat-Objektivs, so dass die Lichtstrahlen schon allein aus physikalischen Gründen in einem günstigeren Winkel auf den Sensor treffen.
4. Im riesigen M-Mount-Universum: Was sind gute Objektive für die Pixii?
Die Welt der Objektive ist fast unendlich groß – die M-Files zeigen es ja auf. Es ist mithin unmöglich, eine endgültige Liste der besten Objektive zur Pixii zu erstellen. Ich persönlich habe mich mit 28- bis 50-mm-Objektiven am wohlsten gefühlt, da ich so nicht mit einem externen Sucher hantieren musste. Kleinere Objektive passen meiner Meinung nach besser zu dem kompakten Gehäuse. Das vorausgeschickt, habe ich die Kamera mit einer breiten Palette von Objektiven getestet und fand einige besonders gut.
Günstigere Kamera = minderwertige Objektive? Besser nicht
Wer annimmt, dass ein minderwertiges Objektiv für die günstigere (im Vergleich zu einer neuen digitalen Messsucherkamera von Leica) Pixii ausreicht, liegt falsch. Wer es genauer wissen will, kann es hier bei Roger Cicala genau nachlesen. Fakt ist: Der 26 MP APS-C-Sensor ist sehr anspruchsvoll. Er hat einen sehr kleinen Pixelabstand von 3,76µm. Das entspricht rechnerisch einem 61-MP-Vollformatsensor, und bei einer solchen Kamera sollte man jetzt eher nicht an den Objektiven sparen. Andererseits nutzt die Pixii nur den Bereich, in dem die meisten Objektive am besten abbilden. Es geht also definitiv ohne APO-Summicron.
Zeiss ZM-Objektive passen super zur Pixii-Messsucherkamera
Ein robustes Streulichtverhalten ist ein wesentlicher Schlüssel für scharfe, kontrastreiche Ergebnisse. Die Zeiss T*-Vergütung ist hier Weltklasse, schon deshalb kann ich die Zeiss ZM-Objektive für die Pixii sehr empfehlen. Das Biogon 28/2,8 erwies sich als ausgezeichnet. Im Vollformat hat es eine ziemliche Vignettierung, aber auf dem APS-C-Sensor verschwindet sie fast. Das C Biogon 2.8/35 ist eine weitere wunderbare Option; die Auflösung ist legendär, und colour drift fällt durch den kleineren Sensor weniger ins Gewicht. Das Planar 2.0/50 bietet eine ähnlich hervorragende Schärfe. Und das Beste von allem: Alle diese Objektive sind erschwinglich. Mehr zu ihnen gibt es in den M-Files: Teil 5 für das 2.0/50 und das 2.8/35 sowie Teil 12 für das 2.8/28, mehr dazu auch direkt im Menü der Seite.
Voigtländer, Minolta, Leitz: viele weitere Objektivoptionen für die Pixii
Zu den anderen Objektiven, die ich mit gutem Erfolg eingesetzt habe, gehört das kleine und beeindruckende Voigtländer Ultron 2.0/35, das mit dem anspruchsvollen Sensor problemlos zurechtkommt und zweifellos eine bessere Leistung abliefert als das Nokton 1.4/35, das dafür aber lichtstark und kompakt ist. Um bei den kleinen Objektiven zu bleiben, habe ich auch das Minolta M-Rokkor 2.8/28 verwendet, ein oft unterschätztes Objektiv, das einst für die Minolta CLE hergestellt wurde (hier gibt es das Review in den M-Files). Wer eines ohne den berüchtigten Kittschaden auf der Innenseite der Vorderlinse entdeckt, sollte sofort zugreifen! Pixii-Gründer David Barth hatte übrigens das Leitz C-Summicron 2.0/40 an seiner eigenen Kamera und sagt, dass es ihm Bilder voller Charakter liefert.
Ein Superweitwinkelobjektiv kann für die Pixii unerlässlich sein
Es liegt auf der Hand, dass Superweitwinkelobjektive für die Pixii Messsucherkamera besonders interessant sind. Das 21er habe ich für den beschränkten Test-Zeitraum übersprungen, weil mir 31,5 Millimeter Brennweite das Gefummel mit einem externen Sucher nicht wert waren. Aus dem Zeiss 18 wurde immerhin ein 27er. Ich konnte mir dann bei Lichtblick in Konstanz das Laowa 4.0/14 mit M-Anschluss ausleihen, ein sehr erschwingliches Vollformat-Objektiv, das als „21er“ annehmbare Ergebnisse liefert. Die Schärfe ist in Ordnung, die Farben tendieren aber zu rötlich. Ich konnte auch kurz das Voigtländer 5.6/12 Version II, ausprobieren (später kam noch eine verbesserte Version III, aber die ist auch schon wieder eingestellt), das ein brauchbares 18-mm-Äquivalent zu sein scheint. Das spannende Voigtländer 10/5,6 würde ein beeindruckendes 15mm ergeben, aber das lief mir nicht über den Weg.
Top-Ergebnisse mit Leica Objektiven zwischen 28 und 50 mm
Bei den Leica-Objektiven habe ich, kaum überraschend, das APO-Summicron 50 mit hervorragenden Ergebnissen verwendet. Tatsächlich war es für den Pixii Messsucherkamera Test sogar der Ausgangspunkt – einfach um sicherzugehen, dass es in gar keinem Fall das Objektiv ist, sollte das Ergebnis enttäuschend ausfallen. Weiter ging es mit dem Summicron 28 und ähnlich hervorragenden Ergebnissen (es ist ein brillantes Objektiv), dem Summicron 35 ASPH I. und dem kleinen Elmarit 28 (erste ASPH. Version). Ich würde jedes dieser Leica-Objektive für den Einsatz an der Pixii empfehlen. Aber wer sich ein Summicron leisten kann, könnte vielleicht auch zu einer gebrauchten Leica-Vollformatkamera greifen.
Kein Schummeln möglich: Die Pixii hat keine Korrekturprofile
In jedem Fall sollten man, auch beim Betrachten der Bilder hier, an eines denken: Hier geht um die reine optische Leistung des Objektivs! Die Pixii nimmt keine internen Korrekturen vor. Es gibt keine Objektivprofile, und die Kamera kann nicht erkennen oder erfahren, welches Objektiv gerade aufgesetzt ist. Alles, was die Benutzer tun, ist, die Brennweite auszuwählen. Natürlich gibt es viele und gute Korrekturprofile in Lightroom. Ich habe für den Pixii Messsucherkamera Test aber bewusst darauf verzichtet, um die Bilder so zu belassen, wie sie aus der Kamera kamen. Stichwort: Stunde der Wahrheit.
5. Konnektivität: Eine Pixii bleibt ungern alleine
Für den praktischen Einsatz der Pixii sind noch weitere Punkte zu beachten. Zum Beispiel ist das Thema Konnektivität ein entscheidender Aspekt, und da gibt es Licht und Schatten. Die Pixii-App ist intuitiv. Auf dem iPhone 11 lief sie top; da spürt man David Barths Erfahrung in der Software-Entwicklung. Er sagte mir, dass er vor allem mit Blick auf iOS entwickelt. Über die Android-Version der App kann ich auch gar nichts sagen.
Pixii-Nutzer haben die Wahl: OLED auf der Kamera oder lieber der interaktive Sucher?
Die Bluetooth-Verbindung ist einfach einzurichten und zuverlässig, aber natürlich ist sie viel zu langsam, um große DNG-Bilddateien aufs Smartphone zu übertragen. Immerhin ist es aber möglich, alle Parameter der Pixii einzustellen, ohne an der Kamera herumzufuhrwerken. Das ist hilfreich, aber ich muss zugeben, dass mir auch das Menü der Pixii gut gefallen hat. Die Einstellungen kann man sowohl über das OLED-Display oben auf der Kamera als auch über die elektronisch eingespiegelten Informationen im einzigartigen interaktiven Sucher vornehmen..
Mit WLAN geht es deutlich besser – im Prinzip…
Nun kommt die WLAN-Verbindung ins Spiel. Im Pixii Messsucherkamera Test funktionierte das zu Hause anfänglich sehr gut, zumindest dort, wo das Signal stark ist. Man kann das soeben aufgenommene Bild fast in Echtzeit sehen und die DNG-Dateien zur weiteren Verarbeitung auf dem Gerät herunterladen. Es gibt sogar eine Live-View-Funktion mit Fernsteuerung. Nach einem Software-Update der Kamera wurde die WLAN-Verbindung allerdings eher instabil. Und jegliche Versuche schlugen fehl, die Pixii mit einem vom iPhone selbst eingerichteten WLAN zu verbinden (und das wäre unterwegs ja schon wichtig). David Barth sagte, dass sie daran arbeiten.
Am USB-C-Anschluss kommt es auch auf das Kabel an
Wer mit den Bildern aus der Pixii etwas anfangen will, muss sie auf den Computer bekommen, und da empfiehlt sich wirklich ein hochwertiges Kabel. Mit dem MacBook und einem echten Thunderbolt-Kabel ging es super. Billige USB-C-Ladekabel funktionierten dagegen nicht. Das MacBook erkannte die Pixii zuverlässig als Laufwerk, und nach entsprechender Einstellung im Kameramenü ließen sich Dateien flott und sicher auf den Computer übertragen. Die Option, einen USB-Speicherstick direkt an die Kamera anzuschließen, um die Bilder zu speichern, erschien zwar im Menü, wurde aber von der Software deaktiviert, wie David sagte. Wäre schön, wenn das nach einem Update wieder ginge, zum Beispiel auf Reisen wäre es praktisch.
6. Zuverlässigkeit: Auf die Pixii kann man sich verlassen – fast immer
Eine Frage, die sich in jedem Pixii Messsucherkamera Test zwangsläufig stellt, ist die: Ist die Pixii eine zuverlässige Kamera? Im Allgemeinen würde ich sagen: ja. Selbst in der Kälte und anderen widrigen Bedingungen ließen sich die paar auftretenden Fehler leicht beheben. Vereinzelt war die Software eingefroren, aber das löst sich mit der Methode Akku raus, Akku wieder rein. Bei meinem Testexemplar war der interne Batteriespeicher defekt, so dass ich die Pixii für die Zeitinformationen anschließend wieder mit der App verbinden musste. Das ist lästig, und ich persönlich finde, dass jedes Mal, wenn die Kamera einfriert, eines zu viel ist. Aber ich weiß auch, dass dies auch Leica M11-Besitzern schon passiert ist.
Die Pixii hungrig, und der Akku ist klein
Für entspanntes und sicheres Fotografieren sind mehrere (!) Ersatzakkus unabdingbar. Die Kamera verwendet Sony NP50 und baugleiche Batterien. Einerseits sind sie billig und leicht erhältlich, aber andererseits haben sie eine sehr begrenzte Kapazität. Ich kam auf so 120 Bilder, weiß aber nicht, wie alt die Akkus schon waren. Pixii räumt offen ein, dass die Akkulaufzeit schlecht ist. Man sollte sich das ein bisschen wie in der analogen Fotografie vorstellen, wo man ja unter Umständen auch mehrmals am Tag einen neuen Film einlegt. Kann man so sehen. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, die Akkus warm zu halten und sich gerade im Winter darauf einzurichten, dass die Pixii sie schnell wieder leer macht. Sicherlich nicht die größte Stärke dieser Kamera.
7. Mensch-Maschine-Kommunikation: Sucher, Display, Menü
In Ermangelung eines rückseitigen Bildschirms sind der Sucher und das obere Display die einzigen Schnittstellen zwischen der Kamera und dem Benutzer (abgesehen vom Smartphone). Also kommt’s auf diese beiden Bauteile besonders an, und es wirklich klasse, wie überzeugend die Pixii gerade hier ist. Zumindest, wenn man ein paar Dinge entdeckt hat, die nicht im Handbuch stehen. Zum Beispiel, dass das kleine Menü-Einstell-Rad hinten zwei Klicks statt eines benötigt, um weiterzuschalten.
Ein Meisterwerk optischer Präzision
Der Sucher selbst ist ein klassischer optischer Leuchtrahmen-Messsucher mit dem bekannten Messfeld, Prallaxenausgleich und einer Naheinstellgrenze von 70 cm. Seine Vergrößerung beträgt 0,67-fach. Er ist etwas kleiner als bei der Leica M, aber groß genug; er ist sehr hell und recht unempfindlich gegen Streulicht. Der Messsucher war bei meinem Exemplar top justiert, ich konnte mit dem anspruchsvollen 50er APO-Summicron bei Blende 2 präzise und reproduzierbar fokussieren. Die elektronisch erzeugten Rahmenlinien für Objektive zwischen 28 und 50 mm (im Vollformat) sind klar zu erkennen, aber ich fand sie nie zu hell. Leider gibt es keine Dioptrienkorrektur für den Sucher.
Der interaktive Sucher ist der Clou an der Pixii
Was die Pixii gegenüber Leica-Kameras auszeichnet, das sind die zusätzlichen Informationen, die in den Sucher eingeblendet werden. In Form einer Punktmatrix werden Belichtungszeit, verbleibende Aufnahmen, ISO, Belichtungssteuerung und mehr in verschiedenen Kombinationen angezeigt. Dieser Info-Bildschirm, wie Pixii ihn nennt, ist extrem nützlich! Mit ein wenig Übung kann man fast blind Menüeinstellungen vornehmen (z. B. Farbe/Schwarz-Weiß, ISO, Belichtungssteuerung), ohne das Auge von der Kamera zu nehmen.
Die OLED-Anzeige ist die konventionellere Option
Die andere Option ist der OLED-Bildschirm auf der Deckelplatte. Der ist ziemlich selbsterklärend, und nach ein paar Tagen oder Wochen mit der Pixii hat man das Menü im Blut. Es gibt ja auch gar nicht allzu viele Optionen, und man kann leicht mit dem Drehrad navigieren. Ich musste freilich aufpassen, dass ich nichts versehentlich verstellte, denn mein rechter Daumen kam genau auf dem Rad und der kombinierten Ein/Aus- und Menütaste zu liegen. Was Letztere betrifft: Ich finde es toll, dass Pixii die Anzahl der Bedienelemente radikal begrenzt. Aber meiner Meinung nach wäre es doch besser gewesen, einen eigenen Ein-/Ausschalter und eine separate Menütaste zu haben.
Ganz oben auf meiner Wunschliste für die Benutzerfreundlichkeit: Auto-ISO
Das Menü kann sich mit Software-Updates ändern, und daran knüpfe ich einige Hoffnungen. Eine programmierbare fn-Funktion (Doppelklick auf die Menütaste) wurde kürzlich hinzugefügt, wie David sagte. Ich würde auf jeden Fall sehr bald auch eine ISO-Automatik einbauen. Es ist in der Tat die Funktion, die ich mir persönlich am meisten wünschen würde. Was es dagegen schon gibt, ist eine clevere und extrem nützliche A-Verschlusszeitensperre, die ein versehentliches Umschalten von Automatik auf manuell verhindert.
8. Was ein Pixii Messsucherkamera Test nicht verschweigen sollte
Also, die Pixii ist spannend, sie hat noch viel ungehobenes Potenzial, und sie macht Spaß. Doch was steht im Kleingedruckten? Hier kommen ein paar Punkte, die ich aus Erfahrung und auch nach mehreren Kontakten zu Pixii-Mitarbeitern nach bestem Wissen und Gewissen weitergebe. Wer aber schon am „Jetzt kaufen“-Button zuckt, sollte auf jeden Fall nochmals den aktuellen Stand nachsehen.
Die Pixii Messsucherkamera kostet weit weniger als jede neue Leica
Zunächst zu Preis und Verfügbarkeit: Die Pixii kostet weit weniger als jede andere neue Messsucherkamera. Das aktuelle Modell beginnt bei 2.699 Euro für die Version mit 16 GB internem Speicher. Aber: Dies ist „hors taxe“ ist, wie die Franzosen sagen. Kunden in der EU müssen die Mehrwertsteuer hinzurechnen; wer von außerhalb bestellt, muss sich auf Gebühren, Abgaben, Zölle und Einfuhrumsatzsteuer einstellen. In Deutschland zum Beispiel kostet die Pixii für Endkunden ab 3211 Euro. Die Lieferung ist immerhin kostenlos.
Speichergrößen von 16 bis 128 GB, je nach Bedarf
Es gibt auch Modelle mit 32, 64 oder 128 GB internem Speicherplatz, was sich auf den Preis niederschlägt. Wem 16 GB (entspricht etwa 360 DNG, die Größe variiert aber) zu klein sind, kann auf 32 GB für etwa 800 DNG-Dateien (2899 Euro netto, 3450 mit plus Steuern), 64 GB für 1600 DNG-Dateien (2999/3569 Euro) oder gleich auf 128-GB für 3200 DNG-Dateien hochgehen (3150/3749 Euro). Die Zahl der JPGs ist jeweils etwa doppelt so hoch. Ich persönlich würde die 32-GB-Version nehmen. Sie bietet eine vernünftige Reichweite, auch wenn man ohne Computer unterwegs ist.
Alle Pixii-Messsucherkameras werden in Frankreich von Hand gebaut
Alle Pixii-Kameras werden in Besançon, Frankreich, handgefertigt, wie mir David Barth sagte. Damit wird verständlich, warum eigentlich nie Kameras direkt ab Lager verfügbar sind. Sechs Wochen oder auch mehr müssen Kunden an Geduld mitbringen. Ach ja, aktuell (April 2023) hat Pixii keine Händler (und die Kunden keinen derartigen Service), und es scheint, dass sie weiterhin alle Kameras selbst verkaufen werden.
Händler sind Fehlanzeige, Pixii verkauft die Kameras lieber selbst
Das wirft nun die Frage nach dem Kundendienst auf. Das Pixii-Team beteuert, dass sie gerne allen Kunden helfen. Das glaube ich ihnen gerne, aber ganz ehrlich: Sie wirken enorm beschäftigt, und es kann eine ziemliche Weile dauern, bis man eine Antwort auf eine E-Mail erhält. Es scheint, dass der gesamte Kundendienst auf wenigen Schultern lastet und dies auch in absehbarer Zukunft so bleiben wird. Wer eine Reparatur braucht, wird wohl auf lange Zeit hinaus ein Paket nach Besançon schicken und dann eben warten müssen
Das modulare Konzept der Pixii macht Hardware-Upgrades möglich
Ein weiterer Grund für die Rücksendung der Pixii nach Frankreich könnte freilich auch ein Hardware-Upgrade sein. So wie es Leica einst für Schraubgewinde- und frühe M-Kameras anbot, wo aus einer M1 auch mal eine M3 wurde. Viele Komponenten der Pixii sind bewusst austauchbar konzipiert, sagte mir David Barth. Zum Beispiel können die (wenigen) Käufer der ersten beiden Pixii-Versionen zu einem wirklich günstigen Preis auf den neuen 64-Bit-Bildprozessor aufrüsten. Dies soll in Zukunft auch für andere Komponenten gelten. Ich könnte mir vorstellen, sogar für den Sensor – das Pixii-Team scheint es mit der Nachhaltigkeit ernst zu meinen.
Software-Upgrades für Kamera und App sind einfach
Kunden können sich überdies darauf verlassen, dass sie kostenlose Software-Upgrades erhalten – wenn gewünscht, lädt das Pixii diese sogar eigenständig herunter und installiert sie, während sie mit einem WiFi-Netzwerk verbunden ist. Diese „Over the Air“-Technologie funktioniert super. Ein Blog auf der Pixii-Homepagehält die Kunden auf dem Laufenden, und alle Updates sind transparent dokumentiert.
9. Nach dem wochenlangen Pixii Messsucherkamera Text: Mein Fazit
Kommen wir also zur zentralen Frage. Ist es eine gute Idee, eine Pixii zu kaufen? Nachdem ich die Kamera fünf Wochen lang benutzt und über 700 Bilder aufgenommen habe, kann unnd muss ich diese Frage differenziert beantworten. Denn es kommt auf die Nutzer an: Es hängt von der individuellen Art des Fotografierens, dem eigenen Vorwissen und der Hingabe ab, mit an und mit einer Kamera zu lernen und zu wachsen. Es geht also auch ein wenig um die Bereitschaft zu einem kleinen Abenteuer. Sagen wir es mal so:
Von der Pixii könnte enttäuscht sein, wer…
… sich nicht wirklich engagieren und eine Herausforderung vermeiden möchte.
… eine unkomplizierte Kamera sucht, die den größten Teil der Arbeit erledigt.
… nicht bereit für einen DNG-Workflow ist und perfekte JPGs aus der Kamera will.
… ganz neu ins Fotografieren einsteigt und keine Grundkenntnisse mitbringt.
… auf knackige Weitwinkel- oder längere Telebrennweiten steht.
… einfach nur eine billigere Alternative zur Leica M sucht und in der Pixii nicht so richtig eine eigenständige Kamera sieht.
Mit der Pixii kann sehr glücklich werden, wer…
… von einem ongoing project fasziniert ist und die Kamera in den eigenen Händen wachsen sehen will.
… von einem Produkt, das gerade den Status eines Prototyps hinter sich gelassen hat, begeistert und nicht angenervt ist
… zur intensiven Nachbearbeitung der eigenen Bilder im Dunkelkammer-Stil bereit ist und keine Angst vor Experimenten hat.
… sich mit Brennweiten zwischen 40 bis 75 Millimetern in der praktischen Fotografie besonders wohl fühlt
… exzellente Bildqualität zu schätzen weiß und idealerweise die Tricks kennt, wie man diese gut zur Geltung bringt.
… Erfahrung in oder Leidenschaft für die analoge Fotografie mitbringt und dies in die digitale Welt übertragen will.
Wie viel Herausforderung darf’s sein?
Und dann muss jede und jeder selbst entscheiden. Wer die Pixii kauft, kann sich darauf verlassen, super Hardware zu bekommen, das ist eine gute Nachricht. Software-Fehler lassen sich schließlich leichter beheben. Man kann sich also durchaus der Herausforderung stellen und mit dem Kauf einer Pixii einem großartigen Projekt zum Wachstum verhelfen. Oder man kann mit dem gleichen Recht einen einfacheren Weg in die digitale Messsucherfotografie wählen und für das gleiche Geld oder sogar etwas weniger eine gebrauchte Leica M240 kaufen.
Man kann sich sagen: „Wie schön, dass ich mit meiner Leica M so gut ausgestattet bin.“ (Das ist meine persönliche Position im Moment.) Oder man könnte sagen: „Wie schön, dass ein kleines Start-up es so weit gebracht hat, und ich freue mich, Teil dieser Reise zu sein.“ (So geht es wahrscheinlich vielen Pixii-Käufern.) In jedem Fall möchte ich allen Menschen, die hinter der Pixii stehen, meinen großen, aufrichtigen Respekt zollen und David Barth mit seinem Team ein herzliches Dankeschön sagen. Ich bin, und das soll das letzte, wichtigste, Wort sein, ehrlich beeindruckt.
Sehr geehrter Herr Rau,
vielen Dank für diesen ausführlichen Test. Selten habe ich eine so gute Dokumentation einer Kamera gesehen. Insbesondere die vorher-nachher Bilder sind als Medium der Erklärung gut gelungen. Und auch der Blick auf geeignete Objektive, zusammen mit den M-Files, ist sehr lesenswert. Wäre es möglich ein oder zwei mit der Pixii gemachte Bilder im Originalformat zu erhalten, die aus Ihrer Sicht am besten gelungen sind? Darüber würde ich mich freuen. Mit freundlichen Grüßen Thorsten
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Ich verfolge das Projekt auch schon lange Zeit mit Interesse. Die Frage die mich umtreibt ist aber, was kann diese Kamera besser als meine Leica? Schön ist sie. Und das Projekt ist mutig. Ich wünsche der Firma viel Erfolg. Für Menschen, die in die Messsucherfotografie einsteigen wollen , scheint sie eine gute Entscheidung zu sein. Bei mir ist noch kein „Muss ich haben“ Gefühl da.
Vielen Dank für den Test!!
Lieber Uwe Hofacker, vielen Dank für die Rückmeldung. Und ich sehe es ähnlich. Wer schon eine digitale M hat, wird allenfalls im Fotografieren ohne Display noch einen besonderen Reiz finden (der tatsächlich nicht zu unterschätzen ist). Ich werde das Projekt weiterhin wohlwollend im Auge behalten. Grüße aus Jörg-Peter
Hallo Jörg Peter!
Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen Artikel zu einer spannenden Kamera. Im Gegensatz zu vielen anderen „Reviews“ im Internet hebt sich dieser durch Dein wirklich großes Wissen im Bereich M-Mount ab, da kann man ganz Deiner Expertise trauen.
Viele haben die Entwicklung der PIXII sicher mit großem Interesse verfolgt, allerdings fehlt mir eindeutig der „USP“ im Vergleich zu z.B. einer gebrauchten M10, die selbst mit wenigen Auslösungen mittlerweile für um die 4000 Euro zu bekommen ist. Auch wenn formell absolut nichts gegen einen APS-C Sensor einzuwenden ist, behaupte ich jetzt einfach, dass das Thema eines Sensors kleiner als Vollformat im Premiumbereich komplett durch ist.
Steve Jobs sagte einmal, dass das Einfache schwieriger sein kann als das Komplexe und man müsse hart daran arbeiten Dinge einfach zu machen. Allein beim Punkt „Konnektivität“ wird die PIXII viele verschrecken. Für elementare Funktionen, wie z.B. eben mal kurz die korrekte Belichtung oder den Fokus zu überprüfen, ein Smartphone zu benötigen ist in meinen Augen einfach Murks. Die Geschmäcker mögen da verschieden sein, aber Du hattest ja ausreichend beschrieben, dass es bei der Kamera natürlich Licht und Schatten gibt.
Was bleibt, ist das Gefühl Beta Tester für ein noch nicht 100% fertiges Produkt zu einem selbstbewussten Preis zu sein. Gerade was den After-Sales Support angeht, ist unser bevorzugter Hersteller aus Wetzlar durchaus vorbildlich. Die Anzahl der Updates und ein schneller Service bei Problemen sind in diesem Preissegment unabdingbar. Das musste schon so mancher japanische Hersteller schmerzhaft lernen.
Ich wünsche PIXII natürlich trotzdem alles Gute für die Zukunft. Vielleicht bringt diese Kamera auch den ein oder andern Stein in Wetzlar ins Rollen.
Grüße
Andy
Lieber Andy,
vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ob man für die Nutzung der Pixii die App wirklich zwingend braucht, war auf Macfilos, wo mein Review auf Englisch erscheinen ist, recht umstritten. Natürlich geht es auch weitgehend ohne, aber ich sehe es wie Du: Sinnvoll ist es nicht, weil ich es für einen großen Fortschritt halte, sofort Belichtung und Schärfe beurteilen zu können. Ich kann auch ohne diese Möglichkeiten gute Bilder machen (die Beispiele in diesem Beitrag zeigen es hoffenlich so einigermaßen), aber für einen zeitgemäßen Workflow ist zweifellos es besser mit. Tatsächlich verwende ich für viele berufliche Aufgaben auch spiegellose Kameras mit elektronischem Sucher, da muss ich die Kamera nicht einmal vom Auge nehmen, um zu sehen, ob die Aufnahme passt. Aber: Die Geschmäcker und Anfoderungen sind zum Glück sehr verschieden, und ja, der Pixii ist vorbehaltlos viel Glück zu wünschen. Wenn sie dem Beta-Test-Stadium endgültig entwachsen ist, finde ich übrigens auch das Preis-Leistungs-Verhältnis durchaus attraktiv. Und wer lieber etwas anderes will: Mit einer gebrauchten M10 macht man in der Tat überhaupt gar nichts falsch, das ist eine wunderbare Kamera.
Grüße, Jörg-Peter
Danke, Adrian, für die Rückmeldung. Freut mich, wenn ich der Kamera auch in den Augen eines erfahreneren Benutzers gerecht werden konnte. Grüße, J-P
Lieber J-P Rau,
vielen Dank für diesen hervorragenden Testbericht – hier stimmt jedes Wort!
Ich besaß die PIXII selbst und habe ganz genau dieselben Erfahrungen gemacht.
Viele Grüße,
Adrian