Dieses Jahr sollte uns nichts abschrecken, die Dolomiten zu besuchen! Nachdem wir nämlich letztes Jahr den Begriff „mountainbiken“ in Kopenhagen neu definiert hatten, weil das Wetter in Südeuropa so grottenschlecht war, machten mein Freund Jürgen und ich uns diesmal wild entschlossen auf den Weg nach Wolkenstein. Dort waren wir vor drei Jahren schon einmal gewesen und waren damals begeistert von den mannigfaltigen Möglichkeiten, die diese Gegend Wanderern, Bergsteigern und Mountainbikern bietet. Unsere Familien hatten uns mal wieder gnädigerweise ein paar Tage frei gegeben, so dass wir beide völlig ungehemmt unseren Hobbys nachgehen konnten.
Wolkenstein liegt auf ca. 1500m Höhe über N.N. und kuschelt sich zwischen Sellamassiv und Seiser Alm. Die Gegend ist für Ski-Total ausgelegt, man macht dort die berühmte „Sellaronda“, aber im Winter war ich noch nie da. Trotz der vielen Hotels hat der Ort seinen Dorfcharakter bewahrt, Es gibt eine adrette Innenstadt mit ansprechenden Plätzen, Restaurants, Bars, dem gelegentlichen Spar-Markt und den unvermeidlichen Sport-und Bekleidungsgeschäften.
Unser Hotel war am oberen Ortsrand zum Grödner Joch hin gelegen, was uns meist eine Bergankunft auferlegte, lag es doch gut 150m höher als die Dorfmitte im Tal. Das kann hart sein, wenn man schon deutlich über tausend Höhenmeter in den Beinen hat…aber wir hatten dort schon das letzte Mal gewohnt, es war so gut dort gewesen, die Wirtsleute nett, dass ich gar keine Lust auf Experimente hatte. Wir waren an einem Mittwoch Mittag losgefahren, kamen dort Abends um Zehn Uhr an und waren am Donnerstag Morgen frisch für die erste Tour.
Jürgen hatte bereits einige Routenvorschläge zusammengestellt, seit einigen Jahren fahren wir mit GPS-Geräten, das erspart das lästige Geblätter mit der Karte (obwohl wir als „Backup“ immer eine „physische“ Karte dabei haben) und minimiert die Irrtumswahrscheinlichkeit bei Abzweigungen. Wir blieben die meiste Zeit diesseits des Sella-Passes, ausser bei einer Tour von der Seiser Alm durchs Duron Tal, das einen von der anderen Seite zum Pass zurückführt. Ansonsten „frassen“ wir soviel Höhenmeter, dass wir den vierten Tag wandern gingen, um unserer Muskulatur mal eine andere Art der Belastung zu gönnen. Wenn wir uns Abends zum Essen geschleppt hatten, war der Tag um 21.00 Uhr zu Ende. Wir waren dann total ausgepowert. Aber das war ja auch der Zweck der Veranstaltung. Dafür sassen wir aber auch um 8.00 Uhr wieder am Frühstückstisch.
Das erklärt allerdings vielleicht auch, warum ich diesmal nicht eine einzige Nachtaufnahme z.B. von Sternenhimmel der Dolomiten oder von Wolkenstein bei Nacht gemacht habe. Ich konnte mich einfach nicht mehr aufraffen und ausserdem: Nach Paris und solchen Sachen ist man etwas verwöhnt in der Wahl seiner Motive, da reisst mich ein Alpenstädtchen nicht gerade vom Hocker. Ausserdem hatte ich das vor drei Jahren schon gemacht, diesmal sparte ich mir das.
Vor drei Jahren war das Wetter geradezu fantastisch, aber auch diesmal war es recht gut, es gab viele Wolken, aber auch viel Sonnenschein. Nicht mehr so warm, vor allem beim morgendlichen Start musste man sich noch eine Lage mehr anziehen, die aber meist beim ersten Berg wieder weg gepellt wurde.
Eigentlich hatten wir fotografieren zur Nebensache erklärt, aber bei den lohnenden Szenerien, die sich dort boten, hielten wir doch öfter an, als wir ursprünglich vor hatten. Dabei machten wir nicht zwangsläufig die gleichen Bilder, schon allein weil wir durchaus unterschiedliche Objektive benutzten. Ich hatte fast ausschliesslich das 28mm Elmarit dabei, das zusammen mit Kamera den wenigsten Platz in dem doch recht kleinen Rucksack wegnimmt. Jürgen benutzt eine Fuji X-E2, gerne mit den ausgezeichneten 14- oder 23mm-Objektiven. Er ist auch ein geübter Fotograf mit gutem Auge, alle „Fuji“-Bilder in diesem Beitrag (einschliesslich des Beitragsbildes ganz oben) sind natürlich von ihm. Der nette Nebeneffekt ist, dass es auch mal Bilder von mir gibt.
Es gab sogar Tour-Abschnitte, während denen wir es leid waren, ständig die Kameras aus dem Rucksack zu fummeln und sie einfach am Tragriemen umbehielten. Das erscheint vielleicht manchen gewagt, ein Tragriemen kann reissen, die Öse sich lösen oder man fällt schlichtweg mit allem auf die Klappe! Aber wer eine Leica (oder was auch immer für eine Kamera) benutzt und sie nur mit Glacéhandschuhen anfasst, wird nicht viele Bilder machen können. Schon bei der M9 war mein Grundsatz: Die Kamera muss alles mitmachen, sonst kann ich sie nicht gebrauchen. Sie soll professionellen Ansprüchen genügen, also muss sie auch heavy duty aushalten! Das gilt genauso für die M, sogar mehr, denn immerhin ist sie jetzt sogar weather-sealed. Genau wie vorher bei der M9 kommt schon wieder das Messing an den Ecken durch, darum brauche ich auch keine künstlich gealterten Sondermodelle… (Leica Correspndent)
Und wenn doch mal ein Unglück passiert: Eine Kamera in der Preisklasse sollte versichert sein, meine ist es jedenfalls. Wenn Objektive oder Kamera irreparabel beschädigt sind, bekomme ich den Neuwert erstattet. Auf Reisen habe ich ausserdem als minimales Backup immer die Fuji X100T dabei. Da kann man schon was riskieren.
Noch was in dem Zusammenhang: Wenn man unterwegs ist, bleibt der Objektivdeckel in der Tasche! Die Linse ist ausreichend durch den UV-Filter geschützt, den man sich gönnen sollte (Anm.: Nur qualitativ gute Filter kaufen!). Meist kommt plötzlich irgendwas interessantes daher und wenn man abdrückt, geht die Kamera in Langzeitbelichtung, weil man den Deckel mal wieder vergessen hat. So was passiert einem nur als Anfänger!
Am letzten Morgen machte ich auch mal was Blödes: Ich formatierte in geistiger Umnachtung die SD-Karte, als wir zu unserer Wanderung aufbrachen, weil ich viel Platz haben wollte, denn das Licht war ungewöhnlich gut. Dabei legte ich mich aber selbst rein, weil ich nämlich am Vorabend entgegen meiner Gewohnheit nicht alle Bilder auf Macbook und Backup-Festplatte abgeladen hatte. Normalerweise mache ich das am Ende eines „Fototages“. Es war aber so gewesen, dass ich gestern vor dem Abendessen noch kurzentschlossen mit Jürgen mit dem Auto auf den Sellapass gefahren war, um das Abendlicht auszunutzen. Man hat von dort guten Blick auf das Sellamassiv und die „Steinerne Stadt“, das sind Felsbrocken, die den Hang unterhalb des Langkofels übersähen.
Da wir gleich nach diesem „Fotoausflug“ essen gingen und ich danach viel zu müde war, waren diese Fotos noch auf der Karte. Gone with the wind…schön blöd.
Aber eigentlich hätte es schlimmer sein können: Es waren ja nicht alle Fotos vom Vortag, sondern nur die vom Abend, denn die anderen hatte ich schon abgespeichert. Ausserdem war das Licht dort nicht ganz so gut wie erwartet, ich habe viel bessere Fotos von vor drei Jahren. Also schwamm drüber…
Nun könnte man fragen: Warum nehme ich nicht einfach eine grosse Speicherkarte, die mich der Notwendigkeit enthebt, sie fast täglich zu entleeren? Zwei Gründe:
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Ich will nicht so viele Fotos ungesichert auf einer Karte haben, lieber öfter entleeren. Vor ein paar Jahren war mir mal ein ganzer Tag in Schweden mit schönen Motiven verloren gegangen, weil der Controller der CF-Karte den Geist aufgegeben hatte. Konnten auch nicht mehr gerettet werden.
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Die „Startup-Zeit“ der Kamera hängt von der Geschwindigkeit und Grösse der SD-Karte ab. Eine kleine, schnelle Karte minimiert diese, d.h., wenn die Kamera in Standby-Modus gegangen ist, habe ich sie ruckzuck wieder „aufgeweckt“. Offenbar checkt die kamerainterne Software die Karten jedesmal beim hochfahren durch, das dauert um so länger, je grösser die Karte ist. (Konkret benutze ich eine 8 GB-Karte von Sandisc, kleiner muss es nicht sein. Selbstverständlich habe ich noch ein oder zwei Karten dabei zum wechseln).
Am letzten Tag, als wir „zur Entlastung“ mal wandern gingen, war das Licht in der ersten Stunde besonders gut. Ich hatte auch mal ein paar Wechselobjektive dabei, vor allem das 21mm Super-Elmar kam zum Einsatz. Der Weg führte uns durch schroffe Felsformationen über ein Hochplateau zur Puez-Hütte, wo wir rasteten. Danach stiegen wir durchs Langental wieder ab, das genau am Hotel endet. „Entlastung“ kann man aber wirklich in Anführungsstriche setzen, denn fünf bis sechs Stunden waren wir auch unterwegs. Jedenfalls waren dann die Tage in Wolkenstein wie nichts vergangen. Am nächsten Tag war starker Regen gemeldet, so etwas hilft, dass man den Abschied nicht zu sehr bedauert. Sicher ist, dass es eine Menge Gründe gibt, mal wieder hinzufahren, z.B. auch mit Familie.
Zuhause muss man wieder in den Alltag zurückfinden, das geht leider schneller als man denkt. Aber einen Vorteil hat das Fotografieren auch noch, jedenfalls geht es mir so: Beim Aussuchen und Betrachten der Bilder bin ich noch mal ein bisschen im Urlaub, so dass die Eindrücke länger nachwirken.
Hallo Herr Sassenberg,
ich muss gestehen ich lese schon längere Zeit Ihren Blog, habe aber nie etwas kommentiert … Schande über mich.
Ich finde es sind Ihnen wieder sehr gelungene Aufnahmen geglückt, die auch sehr natürlich anmuten. Das mit den verlorenen Bildern ist natürlich ärgerlich, aber ich denke da musste jeder schonmal durch.
Ich wünsche noch einen schönen Rest Sonntag.
LG
Peter
Hallo Herr Eberhard,
danke für die Blumen. Den verlorenen Fotos trauere ich nicht nach. Hätte ich sowas allerdings mit den Paris-Fotos gemacht, hätte ich mich vermutlich in einer Badewanne voll Entwickler ertränkt…
Ich habe ihre Webseite besucht und bin sehr angetan von ihren Architektur-Aufnahmen, aber auch insgesamt von Fotos und Inhalt.
LG
Claus Sassenberg